Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Romans I. Buch.
zu Unehren gebrauchet werde. Dein unverschämtes Hertz muß
nicht zu ergründen seyn/ welches sich nicht scheuet/ diesen Mor-
gen dieses Leinen Geräthe zu der züchtigen Romana zu schicken/
und ihr andeuten zu lassen/ daß du diese künfftige Nacht zu ihr
kommen/ und deine Unzucht mit ihr treiben wollest. Hierauf
beschriebe er ihm alle Umstände/ wie ihm solche die liflige Roma-
na
vorgestellet hatte.

Leonardo nahm das Geräthe zu sich/ fiel dem Pater zu Fuß/
und sprach: Nun/ so sehe ich/ daß noch ein guter Engel über mich
wachet/ weil alle meine böse Anschläge zuruck gehen müssen/ um
meine Seele zu retten. Er stellete sich ferner/ als hätte er über-
auß grosse Reue wegen deß Vorgangenen/ und versprach dem
Pater, sich zu bessern/ und der Romana gäntzlich müssig zu gehen/
ja/ wofern sie ihn noch einmahl verklagen würde/ solle er Macht
und Recht haben/ ihn in der Justitz Hände zu lieffern/ und ihm
sein Recht thun lassen. Solche Poenitentz gefiele dem Pater
überauß wol/ absolvirte ihn demnach/ segnete ihn/ und ließ ihn
mit dem schönen Leinen-Geräthe hinwandern/ welches er also-
bald anlegete/ und gegen die Nacht an obbeschriebenem Ort sich
einstellete/ den Baum hinauf stieg/ und das Fenster offen fande/
er stieg in die Kammer/ und ward von der Romana mit beyden
Armen empfangen/ köstlich tractiret/ und hernach zu Bette ge-
führet/ darinn sie deß München Eyfer und Thorheit von Her-
tzen lacheten/ auch so offt zusammen kamen/ als es die Gelegen-
heit zuliesse. Aber bey dem Münch kam deßfalls keine Klage ein/
welcher den Leonardo hernach für den frömmesten Edelmann
hielte. Nach etwa einem halben Jahr starb dieser Seiden-
Weber/ welcher von seiner Frauen so artlich betrogen/ und nach
Massa verschicket worden/ und weil Romana an Statt der Kin-
der lauter Gold und grossen Reichthum von ihm geerbet/ nahm
sie Leonardo zur Ehe/ um nicht allein zu Mitteln zu gelangen/
sondern auch die begangene Schande durch sothanes heiliges
Band einiger Massen wieder abzuwischen.

Das XXIV. Capitul/

Die Margara ist bedacht/ dem Troll einen Possen zu spielen
Der Printz wird von einem Edelmann herrlich tractiret/ worbey sich ge-
lehrtes Frauenzimmer einfindet. Man hat allwege gelehrtes Frauen-
zimmer unter den Alten gefunden.

ALs Klingenfeld außgeredet hatte/ musten es die
andern mit einander bekennen/ daß diese Ro-
mana
ein Außbund kluger und verschlagener

Damen

Romans I. Buch.
zu Unehren gebrauchet werde. Dein unverſchaͤmtes Hertz muß
nicht zu ergruͤnden ſeyn/ welches ſich nicht ſcheuet/ dieſen Mor-
gen dieſes Leinen Geraͤthe zu der zuͤchtigen Romana zu ſchicken/
und ihr andeuten zu laſſen/ daß du dieſe kuͤnfftige Nacht zu ihr
kommen/ und deine Unzucht mit ihr treiben wolleſt. Hierauf
beſchriebe er ihm alle Umſtaͤnde/ wie ihm ſolche die liflige Roma-
na
vorgeſtellet hatte.

Leonardo nahm das Geraͤthe zu ſich/ fiel dem Pater zu Fuß/
und ſprach: Nun/ ſo ſehe ich/ daß noch ein guter Engel uͤber mich
wachet/ weil alle meine boͤſe Anſchlaͤge zuruck gehen muͤſſen/ um
meine Seele zu retten. Er ſtellete ſich ferner/ als haͤtte er uͤber-
auß groſſe Reue wegen deß Vorgangenen/ und verſprach dem
Pater, ſich zu beſſern/ und der Romana gaͤntzlich muͤſſig zu gehen/
ja/ wofern ſie ihn noch einmahl verklagen wuͤrde/ ſolle er Macht
und Recht haben/ ihn in der Juſtitz Haͤnde zu lieffern/ und ihm
ſein Recht thun laſſen. Solche Pœnitentz gefiele dem Pater
uͤberauß wol/ abſolvirte ihn demnach/ ſegnete ihn/ und ließ ihn
mit dem ſchoͤnen Leinen-Geraͤthe hinwandern/ welches er alſo-
bald anlegete/ und gegen die Nacht an obbeſchriebenem Ort ſich
einſtellete/ den Baum hinauf ſtieg/ und das Fenſter offen fande/
er ſtieg in die Kammer/ und ward von der Romana mit beyden
Armen empfangen/ koͤſtlich tractiret/ und hernach zu Bette ge-
fuͤhret/ darinn ſie deß Muͤnchen Eyfer und Thorheit von Her-
tzen lacheten/ auch ſo offt zuſammen kamen/ als es die Gelegen-
heit zulieſſe. Aber bey dem Muͤnch kam deßfalls keine Klage ein/
welcher den Leonardo hernach fuͤr den froͤmmeſten Edelmann
hielte. Nach etwa einem halben Jahr ſtarb dieſer Seiden-
Weber/ welcher von ſeiner Frauen ſo artlich betrogen/ und nach
Maſſa verſchicket worden/ und weil Romana an Statt der Kin-
der lauter Gold und groſſen Reichthum von ihm geerbet/ nahm
ſie Leonardo zur Ehe/ um nicht allein zu Mitteln zu gelangen/
ſondern auch die begangene Schande durch ſothanes heiliges
Band einiger Maſſen wieder abzuwiſchen.

Das XXIV. Capitul/

Die Margara iſt bedacht/ dem Troll einen Poſſen zu ſpielen
Der Printz wird von einem Edelmann herꝛlich tractiret/ worbey ſich ge-
lehrtes Frauenzimmer einfindet. Man hat allwege gelehrtes Frauen-
zimmer unter den Alten gefunden.

ALs Klingenfeld außgeredet hatte/ muſten es die
andern mit einander bekennen/ daß dieſe Ro-
mana
ein Außbund kluger und verſchlagener

Damen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0281" n="269"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Romans <hi rendition="#aq">I.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
zu Unehren gebrauchet werde. Dein unver&#x017F;cha&#x0364;mtes Hertz muß<lb/>
nicht zu ergru&#x0364;nden &#x017F;eyn/ welches &#x017F;ich nicht &#x017F;cheuet/ die&#x017F;en Mor-<lb/>
gen die&#x017F;es Leinen Gera&#x0364;the zu der zu&#x0364;chtigen <hi rendition="#aq">Romana</hi> zu &#x017F;chicken/<lb/>
und ihr andeuten zu la&#x017F;&#x017F;en/ daß du die&#x017F;e ku&#x0364;nfftige Nacht zu ihr<lb/>
kommen/ und deine Unzucht mit ihr treiben wolle&#x017F;t. Hierauf<lb/>
be&#x017F;chriebe er ihm alle Um&#x017F;ta&#x0364;nde/ wie ihm &#x017F;olche die liflige <hi rendition="#aq">Roma-<lb/>
na</hi> vorge&#x017F;tellet hatte.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Leonardo</hi> nahm das Gera&#x0364;the zu &#x017F;ich/ fiel dem <hi rendition="#aq">Pater</hi> zu Fuß/<lb/>
und &#x017F;prach: Nun/ &#x017F;o &#x017F;ehe ich/ daß noch ein guter Engel u&#x0364;ber mich<lb/>
wachet/ weil alle meine bo&#x0364;&#x017F;e An&#x017F;chla&#x0364;ge zuruck gehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ um<lb/>
meine Seele zu retten. Er &#x017F;tellete &#x017F;ich ferner/ als ha&#x0364;tte er u&#x0364;ber-<lb/>
auß gro&#x017F;&#x017F;e Reue wegen deß Vorgangenen/ und ver&#x017F;prach dem<lb/><hi rendition="#aq">Pater,</hi> &#x017F;ich zu be&#x017F;&#x017F;ern/ und der <hi rendition="#aq">Romana</hi> ga&#x0364;ntzlich mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig zu gehen/<lb/>
ja/ wofern &#x017F;ie ihn noch einmahl verklagen wu&#x0364;rde/ &#x017F;olle er Macht<lb/>
und Recht haben/ ihn in der <hi rendition="#aq">Ju&#x017F;ti</hi>tz Ha&#x0364;nde zu lieffern/ und ihm<lb/>
&#x017F;ein Recht thun la&#x017F;&#x017F;en. Solche <hi rendition="#aq">P&#x0153;niten</hi>tz gefiele dem <hi rendition="#aq">Pater</hi><lb/>
u&#x0364;berauß wol/ <hi rendition="#aq">ab&#x017F;olvi</hi>rte ihn demnach/ &#x017F;egnete ihn/ und ließ ihn<lb/>
mit dem &#x017F;cho&#x0364;nen Leinen-Gera&#x0364;the hinwandern/ welches er al&#x017F;o-<lb/>
bald anlegete/ und gegen die Nacht an obbe&#x017F;chriebenem Ort &#x017F;ich<lb/>
ein&#x017F;tellete/ den Baum hinauf &#x017F;tieg/ und das Fen&#x017F;ter offen fande/<lb/>
er &#x017F;tieg in die Kammer/ und ward von der <hi rendition="#aq">Romana</hi> mit beyden<lb/>
Armen empfangen/ ko&#x0364;&#x017F;tlich <hi rendition="#aq">tracti</hi>ret/ und hernach zu Bette ge-<lb/>
fu&#x0364;hret/ darinn &#x017F;ie deß Mu&#x0364;nchen Eyfer und Thorheit von Her-<lb/>
tzen lacheten/ auch &#x017F;o offt zu&#x017F;ammen kamen/ als es <choice><sic>bie</sic><corr>die</corr></choice> Gelegen-<lb/>
heit zulie&#x017F;&#x017F;e. Aber bey dem Mu&#x0364;nch kam deßfalls keine Klage ein/<lb/>
welcher den <hi rendition="#aq">Leonardo</hi> hernach fu&#x0364;r den fro&#x0364;mme&#x017F;ten Edelmann<lb/>
hielte. Nach etwa einem halben Jahr &#x017F;tarb die&#x017F;er Seiden-<lb/>
Weber/ welcher von &#x017F;einer Frauen &#x017F;o artlich betrogen/ und nach<lb/><hi rendition="#aq">Ma&#x017F;&#x017F;a</hi> ver&#x017F;chicket worden/ und weil <hi rendition="#aq">Romana</hi> an Statt der Kin-<lb/>
der lauter Gold und gro&#x017F;&#x017F;en Reichthum von ihm geerbet/ nahm<lb/>
&#x017F;ie <hi rendition="#aq">Leonardo</hi> zur Ehe/ um nicht allein zu Mitteln zu gelangen/<lb/>
&#x017F;ondern auch die begangene Schande durch &#x017F;othanes heiliges<lb/>
Band einiger Ma&#x017F;&#x017F;en wieder abzuwi&#x017F;chen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XXIV.</hi></hi> Capitul/</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p>Die <hi rendition="#aq">Margara</hi> i&#x017F;t bedacht/ dem Troll einen Po&#x017F;&#x017F;en zu &#x017F;pielen<lb/>
Der Printz wird von einem Edelmann her&#xA75B;lich tractiret/ worbey &#x017F;ich ge-<lb/>
lehrtes Frauenzimmer einfindet. Man hat allwege gelehrtes Frauen-<lb/>
zimmer unter den Alten gefunden.</p>
          </argument><lb/>
          <p><hi rendition="#in">A</hi>Ls Klingenfeld außgeredet hatte/ mu&#x017F;ten es die<lb/>
andern mit einander bekennen/ daß die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Ro-<lb/>
mana</hi> ein Außbund kluger und ver&#x017F;chlagener<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Dam</hi>en</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[269/0281] Romans I. Buch. zu Unehren gebrauchet werde. Dein unverſchaͤmtes Hertz muß nicht zu ergruͤnden ſeyn/ welches ſich nicht ſcheuet/ dieſen Mor- gen dieſes Leinen Geraͤthe zu der zuͤchtigen Romana zu ſchicken/ und ihr andeuten zu laſſen/ daß du dieſe kuͤnfftige Nacht zu ihr kommen/ und deine Unzucht mit ihr treiben wolleſt. Hierauf beſchriebe er ihm alle Umſtaͤnde/ wie ihm ſolche die liflige Roma- na vorgeſtellet hatte. Leonardo nahm das Geraͤthe zu ſich/ fiel dem Pater zu Fuß/ und ſprach: Nun/ ſo ſehe ich/ daß noch ein guter Engel uͤber mich wachet/ weil alle meine boͤſe Anſchlaͤge zuruck gehen muͤſſen/ um meine Seele zu retten. Er ſtellete ſich ferner/ als haͤtte er uͤber- auß groſſe Reue wegen deß Vorgangenen/ und verſprach dem Pater, ſich zu beſſern/ und der Romana gaͤntzlich muͤſſig zu gehen/ ja/ wofern ſie ihn noch einmahl verklagen wuͤrde/ ſolle er Macht und Recht haben/ ihn in der Juſtitz Haͤnde zu lieffern/ und ihm ſein Recht thun laſſen. Solche Pœnitentz gefiele dem Pater uͤberauß wol/ abſolvirte ihn demnach/ ſegnete ihn/ und ließ ihn mit dem ſchoͤnen Leinen-Geraͤthe hinwandern/ welches er alſo- bald anlegete/ und gegen die Nacht an obbeſchriebenem Ort ſich einſtellete/ den Baum hinauf ſtieg/ und das Fenſter offen fande/ er ſtieg in die Kammer/ und ward von der Romana mit beyden Armen empfangen/ koͤſtlich tractiret/ und hernach zu Bette ge- fuͤhret/ darinn ſie deß Muͤnchen Eyfer und Thorheit von Her- tzen lacheten/ auch ſo offt zuſammen kamen/ als es die Gelegen- heit zulieſſe. Aber bey dem Muͤnch kam deßfalls keine Klage ein/ welcher den Leonardo hernach fuͤr den froͤmmeſten Edelmann hielte. Nach etwa einem halben Jahr ſtarb dieſer Seiden- Weber/ welcher von ſeiner Frauen ſo artlich betrogen/ und nach Maſſa verſchicket worden/ und weil Romana an Statt der Kin- der lauter Gold und groſſen Reichthum von ihm geerbet/ nahm ſie Leonardo zur Ehe/ um nicht allein zu Mitteln zu gelangen/ ſondern auch die begangene Schande durch ſothanes heiliges Band einiger Maſſen wieder abzuwiſchen. Das XXIV. Capitul/ Die Margara iſt bedacht/ dem Troll einen Poſſen zu ſpielen Der Printz wird von einem Edelmann herꝛlich tractiret/ worbey ſich ge- lehrtes Frauenzimmer einfindet. Man hat allwege gelehrtes Frauen- zimmer unter den Alten gefunden. ALs Klingenfeld außgeredet hatte/ muſten es die andern mit einander bekennen/ daß dieſe Ro- mana ein Außbund kluger und verſchlagener Damen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/281
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/281>, abgerufen am 22.11.2024.