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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.

Das Grab Metelli, welches noch heutiges Tages fast gantz/
ein Paar kleiner Meilen von Rom/ vor dem Thor S. Sebastian,
unter dem Namen Capo di Bove, das Ochsen-Haupt/ nemlich
von den Ochsen-Köpffen/ so man Rings herum daran außge-
hauen siehet/ gezeiget wird/ ist ehedessen gleichfalls von einem
außbündig schönen/ Echo beschallet worden. Boterus schreibet/
dieser unvergleichlicher Widerschall habe sein Spiel gehabt/ an
einem runden Thurn so von dem köstlichsten Marmel Wunder-
künstlich gebauet/ und diese zugeschickte Worte offt wieder zu-
ruck geschickt:

CAECILIA.
Semper honos, NOMENQUE tuum, laudesque manebunt;
Caecilta!
dein Preiß/ dein Ehren-Rahm/ dein Ruhm/

Verstummet nicht/ ohn/ biß der Marmel eine Bluhm.
Erst-gesetztes Lateinisches Wort/ samt dem nachgesetzten Virgi-
liani
schen Verse/ soll dieser Kunst-reichfte Nachschall zu 8. un-
terschiedenen mahlen vollkömmlich widerbolet/ und nirgends sei-
nes Gleichen gehabt haben/ zu dem Ende/ daß der Nam dieser
Edlen Matron auch nach ihrem Tod/ vermittelst solches Kunst-
und Pracht-vermählten Ehren-Gedächtnüsses/ offt erschallen/
und niemahls in Vergessenheit fallen möchte.

Boissardus bezeuget/ es sey noch bey seiner Zeit dieselbe
nicht erstummet/ und beschreibet die Gelegenheit deß Orts also:
Uber der Appianischen Straffe/ an einem niedrigen Ort/ schauet
man sehr weitläufftige Ruinen oder Steinhauffen deß Städt-
leins/ welches etliche für das alte Sinuessa, andere für Pometia
halten. Andere urtheilen besser/ es sey das Schloß gewesen/ darinn
die Soldaten von der Leib-Garde, und die Käyserl Medici, ge-
wohnet. Der gantze Umkräyß ist schier mit Mauren umfangen.
Am Eingang selbiges Schlosses werden zu beyden Seiten vier-
eckte grosse Gräber/ stumpffe und dichte Pyramides, (oder Grab-
Thürne/) geschauet/ theils mit Steinen von Tivoli, theils mit
Ziegeln aufgeführet. Und daß dieses der Metellorum Begräb-
nüssen gewesen/ zeugen die Uberschrifften/ so man darvon herauß
geklaubet. Die/ welche darunter am berühmtesten/ in rund/ auß
viereckten weissen Marmel Stücken/ wie ein weiter/ dicker Thurn/
inwendig hohl/ und am Obertheil offen/ deren Mauren ungefähr
24. Schuhe dick. Dieselbe stösset an das Eck der allgemeinen
Mauren. Rings umber seynd von Marmel Ochsen-Köpffe auß-
gehauen/ in solcher Gestalt/ als wäre ihnen die Haut/ samt dem
Fleisch abgezogen/ wie bey den Opffern der Brauch war/ &c.

Der
Romans I. Buch.

Das Grab Metelli, welches noch heutiges Tages faſt gantz/
ein Paar kleiner Meilen von Rom/ vor dem Thor S. Sebaſtian,
unter dem Namen Capo di Bove, das Ochſen-Haupt/ nemlich
von den Ochſen-Koͤpffen/ ſo man Rings herum daran außge-
hauen ſiehet/ gezeiget wird/ iſt ehedeſſen gleichfalls von einem
außbuͤndig ſchoͤnen/ Echo beſchallet worden. Boterus ſchreibet/
dieſer unvergleichlicher Widerſchall habe ſein Spiel gehabt/ an
einem runden Thurn ſo von dem koͤſtlichſten Marmel Wunder-
kuͤnſtlich gebauet/ und dieſe zugeſchickte Worte offt wieder zu-
ruck geſchickt:

CÆCILIA.
Semper honos, NOMENQUE tuum, laudesque manebunt;
Cæcilta!
dein Preiß/ dein Ehren-Rahm/ dein Ruhm/

Verſtummet nicht/ ohn/ biß der Marmel eine Bluhm.
Erſt-geſetztes Lateiniſches Wort/ ſamt dem nachgeſetzten Virgi-
liani
ſchen Verſe/ ſoll dieſer Kunſt-reichfte Nachſchall zu 8. un-
terſchiedenen mahlen vollkoͤm̃lich widerbolet/ und nirgends ſei-
nes Gleichen gehabt haben/ zu dem Ende/ daß der Nam dieſer
Edlen Matron auch nach ihrem Tod/ vermittelſt ſolches Kunſt-
und Pracht-vermaͤhlten Ehren-Gedaͤchtnuͤſſes/ offt erſchallen/
und niemahls in Vergeſſenheit fallen moͤchte.

Boiſſardus bezeuget/ es ſey noch bey ſeiner Zeit dieſelbe
nicht erſtummet/ und beſchreibet die Gelegenheit deß Orts alſo:
Uber der Appianiſchen Straffe/ an einem niedrigen Ort/ ſchauet
man ſehr weitlaͤufftige Ruinen oder Steinhauffen deß Staͤdt-
leins/ welches etliche fuͤr das alte Sinueſſa, andere fuͤr Pometia
halten. Andere urtheilen beſſer/ es ſey das Schloß geweſen/ dariñ
die Soldaten von der Leib-Garde, und die Kaͤyſerl Medici, ge-
wohnet. Der gantze Umkraͤyß iſt ſchier mit Mauren umfangen.
Am Eingang ſelbiges Schloſſes werden zu beyden Seiten vier-
eckte groſſe Graͤber/ ſtumpffe und dichte Pyramides, (oder Grab-
Thuͤrne/) geſchauet/ theils mit Steinen von Tivoli, theils mit
Ziegeln aufgefuͤhret. Und daß dieſes der Metellorum Begraͤb-
nuͤſſen geweſen/ zeugen die Uberſchrifften/ ſo man darvon herauß
geklaubet. Die/ welche darunter am beruͤhmteſten/ in rund/ auß
viereckten weiſſen Marmel Stuͤcken/ wie ein weiter/ dicker Thurn/
inwendig hohl/ und am Obertheil offen/ deren Mauren ungefaͤhr
24. Schuhe dick. Dieſelbe ſtoͤſſet an das Eck der allgemeinen
Mauren. Rings umber ſeynd von Marmel Ochſen-Koͤpffe auß-
gehauen/ in ſolcher Geſtalt/ als waͤre ihnen die Haut/ ſamt dem
Fleiſch abgezogen/ wie bey den Opffern der Brauch war/ &c.

Der
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[205/0217] Romans I. Buch. Das Grab Metelli, welches noch heutiges Tages faſt gantz/ ein Paar kleiner Meilen von Rom/ vor dem Thor S. Sebaſtian, unter dem Namen Capo di Bove, das Ochſen-Haupt/ nemlich von den Ochſen-Koͤpffen/ ſo man Rings herum daran außge- hauen ſiehet/ gezeiget wird/ iſt ehedeſſen gleichfalls von einem außbuͤndig ſchoͤnen/ Echo beſchallet worden. Boterus ſchreibet/ dieſer unvergleichlicher Widerſchall habe ſein Spiel gehabt/ an einem runden Thurn ſo von dem koͤſtlichſten Marmel Wunder- kuͤnſtlich gebauet/ und dieſe zugeſchickte Worte offt wieder zu- ruck geſchickt: CÆCILIA. Semper honos, NOMENQUE tuum, laudesque manebunt; Cæcilta! dein Preiß/ dein Ehren-Rahm/ dein Ruhm/ Verſtummet nicht/ ohn/ biß der Marmel eine Bluhm. Erſt-geſetztes Lateiniſches Wort/ ſamt dem nachgeſetzten Virgi- lianiſchen Verſe/ ſoll dieſer Kunſt-reichfte Nachſchall zu 8. un- terſchiedenen mahlen vollkoͤm̃lich widerbolet/ und nirgends ſei- nes Gleichen gehabt haben/ zu dem Ende/ daß der Nam dieſer Edlen Matron auch nach ihrem Tod/ vermittelſt ſolches Kunſt- und Pracht-vermaͤhlten Ehren-Gedaͤchtnuͤſſes/ offt erſchallen/ und niemahls in Vergeſſenheit fallen moͤchte. Boiſſardus bezeuget/ es ſey noch bey ſeiner Zeit dieſelbe nicht erſtummet/ und beſchreibet die Gelegenheit deß Orts alſo: Uber der Appianiſchen Straffe/ an einem niedrigen Ort/ ſchauet man ſehr weitlaͤufftige Ruinen oder Steinhauffen deß Staͤdt- leins/ welches etliche fuͤr das alte Sinueſſa, andere fuͤr Pometia halten. Andere urtheilen beſſer/ es ſey das Schloß geweſen/ dariñ die Soldaten von der Leib-Garde, und die Kaͤyſerl Medici, ge- wohnet. Der gantze Umkraͤyß iſt ſchier mit Mauren umfangen. Am Eingang ſelbiges Schloſſes werden zu beyden Seiten vier- eckte groſſe Graͤber/ ſtumpffe und dichte Pyramides, (oder Grab- Thuͤrne/) geſchauet/ theils mit Steinen von Tivoli, theils mit Ziegeln aufgefuͤhret. Und daß dieſes der Metellorum Begraͤb- nuͤſſen geweſen/ zeugen die Uberſchrifften/ ſo man darvon herauß geklaubet. Die/ welche darunter am beruͤhmteſten/ in rund/ auß viereckten weiſſen Marmel Stuͤcken/ wie ein weiter/ dicker Thurn/ inwendig hohl/ und am Obertheil offen/ deren Mauren ungefaͤhr 24. Schuhe dick. Dieſelbe ſtoͤſſet an das Eck der allgemeinen Mauren. Rings umber ſeynd von Marmel Ochſen-Koͤpffe auß- gehauen/ in ſolcher Geſtalt/ als waͤre ihnen die Haut/ ſamt dem Fleiſch abgezogen/ wie bey den Opffern der Brauch war/ &c. Der

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/217>, abgerufen am 27.11.2024.