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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
das übrige scheinet zu sitzen. Dieses Bild gibt alle
Morgen einen thönenden Hall von sich wie klin gende
Säiten. Also schreibet Strabo libr. 17. p. 534. zu seiner
Zeit darvon/ aber ich halte darvor/ daß er damit vor-
hin beschriebenes Memnonis-Bild habe and euten
wollen. Von den Bäumen kan man auch sagen/
daß sie gleichsam reden/ dannenhero sagen die Poeten
einen gar artigen Vers:

Cantat ovis recubans Sylvis titubante caballo.

Wordurch eine Geige oder Violin bedeutet wird/
die eine Stimme von sich gibt/ wann man mit dem
Fiedel-Bogen darüber her wischet. Die Poeten
haben erdichtet/ daß die Pflantzen in dem Wald zu
Dodone nicht allein haben reden/ sondern gar weissa-
gen können. Man saget/ der Mastbaum auf dem
Schiff Argo sey von solchem Holtz gewesen/ und habe
die Heiden/ die auf dem Schiff waren/ prophetisch
angeredet/ wie solches weiter bey Apollonio Rhodio
libr. 4. v.
555. kan gelesen werden. Auß solchem Do-
doni
schen Holtz muß vielleicht auch jenes possierliche
Bild geschnitzet gewesen seyn/ welches weyland die
Römer in ihren prächtigen Aufzügen fürzutragen
pflegten/ da es die Zuschauer anredete. Philostratus
libr. 6. c.
5. erzehlet/ Thesposio ein Gymnosophist in
Mohrenland/ habe einem Jlmenbaum anbefohlen/
den Apollonium Tyanaeum zu grüssen/ solches habe
der Baum auch gethan/ aber mit einer Frauens-
Stimme/ anzudeuten/ daß eine Frau in den Baum
verwandelt worden/ wie weyland die Daphne in einen
Lorbeer-die Phyllis in einen Mandel-Baum/ und die
Syringa in ein Rohr verwandelt sind. Apollonius
behauptet/ er habe bey solchen weisen Leuten Bäume
gesehen/ welche auf den Befehl derselben sich zur
Erden geneiget/ eine Reverentz gemacht/ und auf alle

Fragen

Deß Academiſchen
das uͤbrige ſcheinet zu ſitzen. Dieſes Bild gibt alle
Morgen einen thoͤnenden Hall von ſich wie klin gende
Saͤiten. Alſo ſchreibet Strabo libr. 17. p. 534. zu ſeiner
Zeit darvon/ aber ich halte darvor/ daß er damit vor-
hin beſchriebenes Memnonis-Bild habe and euten
wollen. Von den Baͤumen kan man auch ſagen/
daß ſie gleichſam reden/ dannenhero ſagen die Poeten
einen gar artigen Vers:

Cantat ovis recubans Sylvis titubante caballo.

Wordurch eine Geige oder Violin bedeutet wird/
die eine Stimme von ſich gibt/ wann man mit dem
Fiedel-Bogen daruͤber her wiſchet. Die Poeten
haben erdichtet/ daß die Pflantzen in dem Wald zu
Dodone nicht allein haben reden/ ſondern gar weiſſa-
gen koͤnnen. Man ſaget/ der Maſtbaum auf dem
Schiff Argo ſey von ſolchem Holtz geweſen/ und habe
die Heiden/ die auf dem Schiff waren/ prophetiſch
angeredet/ wie ſolches weiter bey Apollonio Rhodio
libr. 4. v.
555. kan geleſen werden. Auß ſolchem Do-
doni
ſchen Holtz muß vielleicht auch jenes poſſierliche
Bild geſchnitzet geweſen ſeyn/ welches weyland die
Roͤmer in ihren praͤchtigen Aufzuͤgen fuͤrzutragen
pflegten/ da es die Zuſchauer anredete. Philoſtratus
libr. 6. c.
5. erzehlet/ Theſpoſio ein Gymnoſophiſt in
Mohrenland/ habe einem Jlmenbaum anbefohlen/
den Apollonium Tyanæum zu gruͤſſen/ ſolches habe
der Baum auch gethan/ aber mit einer Frauens-
Stimme/ anzudeuten/ daß eine Frau in den Baum
verwandelt worden/ wie weyland die Daphne in einen
Lorbeer-die Phyllis in einen Mandel-Baum/ und die
Syringa in ein Rohr verwandelt ſind. Apollonius
behauptet/ er habe bey ſolchen weiſen Leuten Baͤume
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Erden geneiget/ eine Reverentz gemacht/ und auf alle

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[198/0210] Deß Academiſchen das uͤbrige ſcheinet zu ſitzen. Dieſes Bild gibt alle Morgen einen thoͤnenden Hall von ſich wie klin gende Saͤiten. Alſo ſchreibet Strabo libr. 17. p. 534. zu ſeiner Zeit darvon/ aber ich halte darvor/ daß er damit vor- hin beſchriebenes Memnonis-Bild habe and euten wollen. Von den Baͤumen kan man auch ſagen/ daß ſie gleichſam reden/ dannenhero ſagen die Poeten einen gar artigen Vers: Cantat ovis recubans Sylvis titubante caballo. Wordurch eine Geige oder Violin bedeutet wird/ die eine Stimme von ſich gibt/ wann man mit dem Fiedel-Bogen daruͤber her wiſchet. Die Poeten haben erdichtet/ daß die Pflantzen in dem Wald zu Dodone nicht allein haben reden/ ſondern gar weiſſa- gen koͤnnen. Man ſaget/ der Maſtbaum auf dem Schiff Argo ſey von ſolchem Holtz geweſen/ und habe die Heiden/ die auf dem Schiff waren/ prophetiſch angeredet/ wie ſolches weiter bey Apollonio Rhodio libr. 4. v. 555. kan geleſen werden. Auß ſolchem Do- doniſchen Holtz muß vielleicht auch jenes poſſierliche Bild geſchnitzet geweſen ſeyn/ welches weyland die Roͤmer in ihren praͤchtigen Aufzuͤgen fuͤrzutragen pflegten/ da es die Zuſchauer anredete. Philoſtratus libr. 6. c. 5. erzehlet/ Theſpoſio ein Gymnoſophiſt in Mohrenland/ habe einem Jlmenbaum anbefohlen/ den Apollonium Tyanæum zu gruͤſſen/ ſolches habe der Baum auch gethan/ aber mit einer Frauens- Stimme/ anzudeuten/ daß eine Frau in den Baum verwandelt worden/ wie weyland die Daphne in einen Lorbeer-die Phyllis in einen Mandel-Baum/ und die Syringa in ein Rohr verwandelt ſind. Apollonius behauptet/ er habe bey ſolchen weiſen Leuten Baͤume geſehen/ welche auf den Befehl derſelben ſich zur Erden geneiget/ eine Reverentz gemacht/ und auf alle Fragen

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/210>, abgerufen am 22.07.2024.