Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Academischen
Carnificis, quam Helluonis, deß Henckers Bruder-
schafft soll mir lieber seyn/ als eines solchen Freß-
Schweins und Sauff-Bullen/ wie du elender Kerl
bist.

Cerebacchius ärgert sich hieran gar nicht/ son-
dern lachete der Possen/ und sprach: Du magst
gleichwol wissen/ daß ich kein geringer Kerl/ und dei-
ner Bruderschafft wol noch werth bin/ inmassen der
Bischoff von Münster mein Groß-Vatter gewesen
ist. Euge plausibile encomium, ein feiner Ruhm/ er-
widerte Troll/ eines Bischoffs Enckel seyn/ so must du
ja nothwendig eines unehelichen Vatters Kind seyn/
dann ein Bischoff hat keine Ehe-Frau. So meyne
ichs auch nicht/ replicirte der andere/ ich sage es deß-
halben/ mein Vatter ist ein Obrister unter bemeltem
Bischoff gewesen/ der seine Soldaten und Officierer
allwege seine liebe Kinder tituliret hat/ waren sie nun
seine Kinder/ so waren alle seine Soldaten ja seine
Söhne/ und also auch mein Vatter/ und weil ich
nun meines Vatters ehelicher Sohn bin/ so muß ja
der Bischoff mein Groß-Vatter/ und ich all zu viel zu
würdig seyn/ dein Bruder zu heissen. Anjetzo fieng
Troll so hertzlich an zu lachen/ daß er hätte borsten
mögen. Endlich aber/ als er sich wieder erholet hatte/
sprach er: Ergo distinguendum est inter filium pro-
prie & improprie dictum,
du magst wol ein eigent-
licher Sohn deines Vatters seyn/ aber dein Vatter
war nur ein uneigentlicher Sohn deß Bischoffs/ sonst
hätte dieser auf einmahl über 15000. Söhne im Le-
ben müssen gehabt haben/ welches eben so lächerlich/
als wann ich behaupten wolte/ daß unser Hospes mit
der gantzen Welt in certo gradu, und in einer abstei-
genden Division und Subdivision verwandt wäre.
Das lässet sich aber/ warff Cerebacchius ein/ auf keine

Weise

Deß Academiſchen
Carnificis, quam Helluonis, deß Henckers Bruder-
ſchafft ſoll mir lieber ſeyn/ als eines ſolchen Freß-
Schweins und Sauff-Bullen/ wie du elender Kerl
biſt.

Cerebacchius aͤrgert ſich hieran gar nicht/ ſon-
dern lachete der Poſſen/ und ſprach: Du magſt
gleichwol wiſſen/ daß ich kein geringer Kerl/ und dei-
ner Bruderſchafft wol noch werth bin/ inmaſſen der
Biſchoff von Muͤnſter mein Groß-Vatter geweſen
iſt. Euge plauſibile encomium, ein feiner Ruhm/ er-
widerte Troll/ eines Biſchoffs Enckel ſeyn/ ſo muſt du
ja nothwendig eines unehelichen Vatters Kind ſeyn/
dann ein Biſchoff hat keine Ehe-Frau. So meyne
ichs auch nicht/ replicirte der andere/ ich ſage es deß-
halben/ mein Vatter iſt ein Obriſter unter bemeltem
Biſchoff geweſen/ der ſeine Soldaten und Officierer
allwege ſeine liebe Kinder tituliret hat/ waren ſie nun
ſeine Kinder/ ſo waren alle ſeine Soldaten ja ſeine
Soͤhne/ und alſo auch mein Vatter/ und weil ich
nun meines Vatters ehelicher Sohn bin/ ſo muß ja
der Biſchoff mein Groß-Vatter/ und ich all zu viel zu
wuͤrdig ſeyn/ dein Bruder zu heiſſen. Anjetzo fieng
Troll ſo hertzlich an zu lachen/ daß er haͤtte borſten
moͤgen. Endlich aber/ als er ſich wieder erholet hatte/
ſprach er: Ergo diſtinguendum eſt inter filium pro-
priè & impropriè dictum,
du magſt wol ein eigent-
licher Sohn deines Vatters ſeyn/ aber dein Vatter
war nur ein uneigentlicher Sohn deß Biſchoffs/ ſonſt
haͤtte dieſer auf einmahl uͤber 15000. Soͤhne im Le-
ben muͤſſen gehabt haben/ welches eben ſo laͤcherlich/
als wann ich behaupten wolte/ daß unſer Hoſpes mit
der gantzen Welt in certo gradu, und in einer abſtei-
genden Diviſion und Subdiviſion verwandt waͤre.
Das laͤſſet ſich aber/ warff Cerebacchius ein/ auf keine

Weiſe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0204" n="192"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>&#x017F;chen</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Carnificis, quam Helluonis,</hi> deß Henckers Bruder-<lb/>
&#x017F;chafft &#x017F;oll mir lieber &#x017F;eyn/ als eines &#x017F;olchen Freß-<lb/>
Schweins und Sauff-Bullen/ wie du elender Kerl<lb/>
bi&#x017F;t.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Cerebacchius</hi> a&#x0364;rgert &#x017F;ich hieran gar nicht/ &#x017F;on-<lb/>
dern lachete der Po&#x017F;&#x017F;en/ und &#x017F;prach: Du mag&#x017F;t<lb/>
gleichwol wi&#x017F;&#x017F;en/ daß ich kein geringer Kerl/ und dei-<lb/>
ner Bruder&#x017F;chafft wol noch werth bin/ inma&#x017F;&#x017F;en der<lb/>
Bi&#x017F;choff von Mu&#x0364;n&#x017F;ter mein Groß-Vatter gewe&#x017F;en<lb/>
i&#x017F;t. <hi rendition="#aq">Euge plau&#x017F;ibile encomium,</hi> ein feiner Ruhm/ er-<lb/>
widerte Troll/ eines Bi&#x017F;choffs Enckel &#x017F;eyn/ &#x017F;o mu&#x017F;t du<lb/>
ja nothwendig eines unehelichen Vatters Kind &#x017F;eyn/<lb/>
dann ein Bi&#x017F;choff hat keine Ehe-Frau. So meyne<lb/>
ichs auch nicht/ <hi rendition="#aq">replici</hi>rte der andere/ ich &#x017F;age es deß-<lb/>
halben/ mein Vatter i&#x017F;t ein Obri&#x017F;ter unter bemeltem<lb/>
Bi&#x017F;choff gewe&#x017F;en/ der &#x017F;eine Soldaten und Officierer<lb/>
allwege &#x017F;eine liebe Kinder <hi rendition="#aq">tituli</hi>ret hat/ waren &#x017F;ie nun<lb/>
&#x017F;eine Kinder/ &#x017F;o waren alle &#x017F;eine Soldaten ja &#x017F;eine<lb/>
So&#x0364;hne/ und al&#x017F;o auch mein Vatter/ und weil ich<lb/>
nun meines Vatters ehelicher Sohn bin/ &#x017F;o muß ja<lb/>
der Bi&#x017F;choff mein Groß-Vatter/ und ich all zu viel zu<lb/>
wu&#x0364;rdig &#x017F;eyn/ dein Bruder zu hei&#x017F;&#x017F;en. Anjetzo fieng<lb/>
Troll &#x017F;o hertzlich an zu lachen/ daß er ha&#x0364;tte bor&#x017F;ten<lb/>
mo&#x0364;gen. Endlich aber/ als er &#x017F;ich wieder erholet hatte/<lb/>
&#x017F;prach er: <hi rendition="#aq">Ergo di&#x017F;tinguendum e&#x017F;t inter filium pro-<lb/>
priè &amp; impropriè dictum,</hi> du mag&#x017F;t wol ein eigent-<lb/>
licher Sohn deines Vatters &#x017F;eyn/ aber dein Vatter<lb/>
war nur ein uneigentlicher Sohn deß Bi&#x017F;choffs/ &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
ha&#x0364;tte die&#x017F;er auf einmahl u&#x0364;ber 15000. So&#x0364;hne im Le-<lb/>
ben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en gehabt haben/ welches eben &#x017F;o la&#x0364;cherlich/<lb/>
als wann ich behaupten wolte/ daß un&#x017F;er <hi rendition="#aq">Ho&#x017F;pes</hi> mit<lb/>
der gantzen Welt <hi rendition="#aq">in certo gradu,</hi> und in einer ab&#x017F;tei-<lb/>
genden <hi rendition="#aq">Divi&#x017F;ion</hi> und <hi rendition="#aq">Subdivi&#x017F;ion</hi> verwandt wa&#x0364;re.<lb/>
Das la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich aber/ warff <hi rendition="#aq">Cerebacchius</hi> ein/ auf keine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wei&#x017F;e</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0204] Deß Academiſchen Carnificis, quam Helluonis, deß Henckers Bruder- ſchafft ſoll mir lieber ſeyn/ als eines ſolchen Freß- Schweins und Sauff-Bullen/ wie du elender Kerl biſt. Cerebacchius aͤrgert ſich hieran gar nicht/ ſon- dern lachete der Poſſen/ und ſprach: Du magſt gleichwol wiſſen/ daß ich kein geringer Kerl/ und dei- ner Bruderſchafft wol noch werth bin/ inmaſſen der Biſchoff von Muͤnſter mein Groß-Vatter geweſen iſt. Euge plauſibile encomium, ein feiner Ruhm/ er- widerte Troll/ eines Biſchoffs Enckel ſeyn/ ſo muſt du ja nothwendig eines unehelichen Vatters Kind ſeyn/ dann ein Biſchoff hat keine Ehe-Frau. So meyne ichs auch nicht/ replicirte der andere/ ich ſage es deß- halben/ mein Vatter iſt ein Obriſter unter bemeltem Biſchoff geweſen/ der ſeine Soldaten und Officierer allwege ſeine liebe Kinder tituliret hat/ waren ſie nun ſeine Kinder/ ſo waren alle ſeine Soldaten ja ſeine Soͤhne/ und alſo auch mein Vatter/ und weil ich nun meines Vatters ehelicher Sohn bin/ ſo muß ja der Biſchoff mein Groß-Vatter/ und ich all zu viel zu wuͤrdig ſeyn/ dein Bruder zu heiſſen. Anjetzo fieng Troll ſo hertzlich an zu lachen/ daß er haͤtte borſten moͤgen. Endlich aber/ als er ſich wieder erholet hatte/ ſprach er: Ergo diſtinguendum eſt inter filium pro- priè & impropriè dictum, du magſt wol ein eigent- licher Sohn deines Vatters ſeyn/ aber dein Vatter war nur ein uneigentlicher Sohn deß Biſchoffs/ ſonſt haͤtte dieſer auf einmahl uͤber 15000. Soͤhne im Le- ben muͤſſen gehabt haben/ welches eben ſo laͤcherlich/ als wann ich behaupten wolte/ daß unſer Hoſpes mit der gantzen Welt in certo gradu, und in einer abſtei- genden Diviſion und Subdiviſion verwandt waͤre. Das laͤſſet ſich aber/ warff Cerebacchius ein/ auf keine Weiſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/204
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/204>, abgerufen am 24.11.2024.