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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
Brodts/ samt 5. Maß Bier/ und 3. Maß Weins/
auch eine halbe Maß Brandtweins zu sich nehmen
können/ so wäre er grösserer Verwunderung/ ja auch
grösserer Ehren werth gewesen in meinen Gedancken/
aber nun aestimire ich ihn vor einen Narren/ zumahl
alle solche praecocia ingenia mit den zunehmenden
Jahren dergestalt wieder abgenommen/ daß man sie zu
nichts Wichtiges hat gebrauchen können. Weil
nun Klingenfeld sahe/ daß bey diesem Menschen alle
angewandte Mühe vergeblich seyn würde/ wolte er
nicht viel Worte mehr gegen ihm verlieren/ sondern
wandte sich zum Printzen/ und fragte ihn: Was ihn
bey diesen Kumpen däuchte? Jch habe meine Lust/
sprach dieser/ an seinem Schmausen/ möchte ihn dem-
nach wol in unserer Gesellschafft behalten. Nach-
dem endlich Troll auch eine gute Mahlzeit zu sich ge-
nommen/ kam er mit seinem jüngst erworbenen silber-
nen Becher wieder zur Stuben hinein/ und sprach:
Quid ita, meine Herren/ sitzet ihr noch/ und sehet die-
sem Haupt-Fresser zu? Jch riethe/ wir räyseten nicht
weiter mit ihm über Feld/ er dörffte sonst/ wann ihn
sein unnatürlicher Appetit überfället/ in der Tupin
Imben
Orden tretten/ und einen nach dem andern von
unserer Gesellschafft bey lebendigem Leibe auffressen.
Aber/ quid moror? was halte ich mich lange auf/ die-
sen Becher dürstet so gewaltig/ daß er kein Wort
darfür außsprechen kan. Estote misericordes, gebet
ihm etwas zu trincken/ ehe dieser Gulo alles einsaufft.
Klingenfeld reichete ihm darauf eine Flasche/ auß
welcher er seinen Becher voll schenckete/ und densel-
ben gleich in einem Ansatz außleerete. Salus, Herr
Bruder/ rieff ihm Cerebacchius darauf zu/ ich sehe/
die Trinck-Gänge sind dir auch noch nicht verstopffet.
E heu, war deß Trolls Antwort/ malo fraternitatem

Carni-

Romans I. Buch.
Brodts/ ſamt 5. Maß Bier/ und 3. Maß Weins/
auch eine halbe Maß Brandtweins zu ſich nehmen
koͤnnen/ ſo waͤre er groͤſſerer Verwunderung/ ja auch
groͤſſerer Ehren werth geweſen in meinen Gedancken/
aber nun æſtimire ich ihn vor einen Narren/ zumahl
alle ſolche præcocia ingenia mit den zunehmenden
Jahren dergeſtalt wieder abgenom̃en/ daß man ſie zu
nichts Wichtiges hat gebrauchen koͤnnen. Weil
nun Klingenfeld ſahe/ daß bey dieſem Menſchen alle
angewandte Muͤhe vergeblich ſeyn wuͤrde/ wolte er
nicht viel Worte mehr gegen ihm verlieren/ ſondern
wandte ſich zum Printzen/ und fragte ihn: Was ihn
bey dieſen Kumpen daͤuchte? Jch habe meine Luſt/
ſprach dieſer/ an ſeinem Schmauſen/ moͤchte ihn dem-
nach wol in unſerer Geſellſchafft behalten. Nach-
dem endlich Troll auch eine gute Mahlzeit zu ſich ge-
nommen/ kam er mit ſeinem juͤngſt erworbenen ſilber-
nen Becher wieder zur Stuben hinein/ und ſprach:
Quid ita, meine Herren/ ſitzet ihr noch/ und ſehet die-
ſem Haupt-Freſſer zu? Jch riethe/ wir raͤyſeten nicht
weiter mit ihm uͤber Feld/ er doͤrffte ſonſt/ wann ihn
ſein unnatuͤrlicher Appetit uͤberfaͤllet/ in der Tupin
Imben
Orden tretten/ und einen nach dem andern von
unſerer Geſellſchafft bey lebendigem Leibe auffreſſen.
Aber/ quid moror? was halte ich mich lange auf/ die-
ſen Becher duͤrſtet ſo gewaltig/ daß er kein Wort
darfuͤr außſprechen kan. Eſtote miſericordes, gebet
ihm etwas zu trincken/ ehe dieſer Gulo alles einſaufft.
Klingenfeld reichete ihm darauf eine Flaſche/ auß
welcher er ſeinen Becher voll ſchenckete/ und denſel-
ben gleich in einem Anſatz außleerete. Salus, Herꝛ
Bruder/ rieff ihm Cerebacchius darauf zu/ ich ſehe/
die Trinck-Gaͤnge ſind dir auch noch nicht verſtopffet.
E heu, war deß Trolls Antwort/ malo fraternitatem

Carni-
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[191/0203] Romans I. Buch. Brodts/ ſamt 5. Maß Bier/ und 3. Maß Weins/ auch eine halbe Maß Brandtweins zu ſich nehmen koͤnnen/ ſo waͤre er groͤſſerer Verwunderung/ ja auch groͤſſerer Ehren werth geweſen in meinen Gedancken/ aber nun æſtimire ich ihn vor einen Narren/ zumahl alle ſolche præcocia ingenia mit den zunehmenden Jahren dergeſtalt wieder abgenom̃en/ daß man ſie zu nichts Wichtiges hat gebrauchen koͤnnen. Weil nun Klingenfeld ſahe/ daß bey dieſem Menſchen alle angewandte Muͤhe vergeblich ſeyn wuͤrde/ wolte er nicht viel Worte mehr gegen ihm verlieren/ ſondern wandte ſich zum Printzen/ und fragte ihn: Was ihn bey dieſen Kumpen daͤuchte? Jch habe meine Luſt/ ſprach dieſer/ an ſeinem Schmauſen/ moͤchte ihn dem- nach wol in unſerer Geſellſchafft behalten. Nach- dem endlich Troll auch eine gute Mahlzeit zu ſich ge- nommen/ kam er mit ſeinem juͤngſt erworbenen ſilber- nen Becher wieder zur Stuben hinein/ und ſprach: Quid ita, meine Herren/ ſitzet ihr noch/ und ſehet die- ſem Haupt-Freſſer zu? Jch riethe/ wir raͤyſeten nicht weiter mit ihm uͤber Feld/ er doͤrffte ſonſt/ wann ihn ſein unnatuͤrlicher Appetit uͤberfaͤllet/ in der Tupin Imben Orden tretten/ und einen nach dem andern von unſerer Geſellſchafft bey lebendigem Leibe auffreſſen. Aber/ quid moror? was halte ich mich lange auf/ die- ſen Becher duͤrſtet ſo gewaltig/ daß er kein Wort darfuͤr außſprechen kan. Eſtote miſericordes, gebet ihm etwas zu trincken/ ehe dieſer Gulo alles einſaufft. Klingenfeld reichete ihm darauf eine Flaſche/ auß welcher er ſeinen Becher voll ſchenckete/ und denſel- ben gleich in einem Anſatz außleerete. Salus, Herꝛ Bruder/ rieff ihm Cerebacchius darauf zu/ ich ſehe/ die Trinck-Gaͤnge ſind dir auch noch nicht verſtopffet. E heu, war deß Trolls Antwort/ malo fraternitatem Carni-

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/203>, abgerufen am 23.11.2024.