Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans I. Buch. eine Viertel-Maaß starcken Brandtwein zu sich ge-stecket darauf steckete er sein Messer ein/ und als ihn der Printz zum Schein nöthigte/ noch ein mehrers von Speisen zugeniessen/ da entschuldigte er sich/ daß er nicht recht außgeschlaffen/ auch einige Bauch- Schmertzen den Tag über empfunden/ sonsten wolte er seine Mahlzeit besser gehalten haben. Nun wol- an/ sprach Troll/ heisset das nicht gefressen/ so weiß ich nicht/ was dann Fressen heisset. Jch armer Schlucker stehe hier/ als ein Famulus mei Domini, und erwarte mit grossem Verlangen eine Micam panis, quae cadat de mensa, aber dieses zarte Hündlein mit dem grossen Rachen frisset mirs alles vor der Nasen weg. Der Printz aber winckete ihm/ er solle einhalten/ weil er sich sonderlich an diesem Menschen ergötzete/ und also gieng Troll in die Küche/ und ließ ihm etwas anrich- ten. Nachdem endlich die Mahlzeit vollendet/ nahm Cerebacchius noch eine Flasche mit rothem Wein/ und leerete sie in einem Zug rein auß/ setzte auch also- bald/ ohne aufstehen/ ein Quartier guten Aquavit darauf/ und bathe/ sie möchten ihm nicht übel deuten/ daß er ihrer Mahlzeit zu viel geschonet/ allermassen er sich/ wie gesaget/ nicht gar zu wol auf befinde. Hierauf sprach Klingenfeld zu ihm/ worvon er ret M 4
Romans I. Buch. eine Viertel-Maaß ſtarcken Brandtwein zu ſich ge-ſtecket darauf ſteckete er ſein Meſſer ein/ und als ihn der Printz zum Schein noͤthigte/ noch ein mehrers von Speiſen zugenieſſen/ da entſchuldigte er ſich/ daß er nicht recht außgeſchlaffen/ auch einige Bauch- Schmertzen den Tag uͤber empfunden/ ſonſten wolte er ſeine Mahlzeit beſſer gehalten haben. Nun wol- an/ ſprach Troll/ heiſſet das nicht gefreſſen/ ſo weiß ich nicht/ was dann Freſſen heiſſet. Jch armer Schlucker ſtehe hier/ als ein Famulus mei Domini, und erwarte mit groſſem Verlangen eine Micam panis, quæ cadat de menſa, aber dieſes zarte Huͤndlein mit dem groſſen Rachen friſſet mirs alles vor der Naſen weg. Der Printz aber winckete ihm/ er ſolle einhalten/ weil er ſich ſonderlich an dieſem Menſchen ergoͤtzete/ und alſo gieng Troll in die Kuͤche/ und ließ ihm etwas anrich- ten. Nachdem endlich die Mahlzeit vollendet/ nahm Cerebacchius noch eine Flaſche mit rothem Wein/ und leerete ſie in einem Zug rein auß/ ſetzte auch alſo- bald/ ohne aufſtehen/ ein Quartier guten Aquavit darauf/ und bathe/ ſie moͤchten ihm nicht uͤbel deuten/ daß er ihrer Mahlzeit zu viel geſchonet/ allermaſſen er ſich/ wie geſaget/ nicht gar zu wol auf befinde. Hierauf ſprach Klingenfeld zu ihm/ worvon er ret M 4
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Romans I. Buch.
eine Viertel-Maaß ſtarcken Brandtwein zu ſich ge-
ſtecket darauf ſteckete er ſein Meſſer ein/ und als ihn
der Printz zum Schein noͤthigte/ noch ein mehrers
von Speiſen zugenieſſen/ da entſchuldigte er ſich/ daß
er nicht recht außgeſchlaffen/ auch einige Bauch-
Schmertzen den Tag uͤber empfunden/ ſonſten wolte
er ſeine Mahlzeit beſſer gehalten haben. Nun wol-
an/ ſprach Troll/ heiſſet das nicht gefreſſen/ ſo weiß ich
nicht/ was dann Freſſen heiſſet. Jch armer Schlucker
ſtehe hier/ als ein Famulus mei Domini, und erwarte
mit groſſem Verlangen eine Micam panis, quæ cadat
de menſa, aber dieſes zarte Huͤndlein mit dem groſſen
Rachen friſſet mirs alles vor der Naſen weg. Der
Printz aber winckete ihm/ er ſolle einhalten/ weil er
ſich ſonderlich an dieſem Menſchen ergoͤtzete/ und alſo
gieng Troll in die Kuͤche/ und ließ ihm etwas anrich-
ten. Nachdem endlich die Mahlzeit vollendet/ nahm
Cerebacchius noch eine Flaſche mit rothem Wein/
und leerete ſie in einem Zug rein auß/ ſetzte auch alſo-
bald/ ohne aufſtehen/ ein Quartier guten Aquavit
darauf/ und bathe/ ſie moͤchten ihm nicht uͤbel deuten/
daß er ihrer Mahlzeit zu viel geſchonet/ allermaſſen er
ſich/ wie geſaget/ nicht gar zu wol auf befinde.
Hierauf ſprach Klingenfeld zu ihm/ worvon er
dann eigentlich Profeſſion mache? Worauf Jener:
Jch lebe auf Univerſitaͤten/ finde aber mehr Plaiſir im
Eſſen und Trincken/ als im Studiren/ welches einem
den Kopff nur verwirret. O du elender Menſch/ fuhr
Jener fort/ es iſt noch hohe Zeit/ daß ihr euch zu den
loͤblichen freyen Kuͤnſten wendet/ dann ein ſolcher
Debauchant, wie ihr ſeyd/ iſt ja bey aller Welt ver-
haſſet/ da hingegen die ſtudirende Jugend/ ſo lange ſie
in ehrbarer Zucht und Wandel verharret/ von der
gantzen redlichen Welt jederzeit iſt geliebet und geeh-
ret
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