Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans I. Buch. ritte ihm willig nach/ biß sie vor der Herberge in einemkleinen Dörfflein anlangeten/ woselbst sie mit einan- der abstiegen/ die Pferde in den Stall zogen/ und ihnen eine gute Mahlzeit durch den Cerebacchium, der allhier ziemlich bekandt war/ bestellen liessen. Der Gastgeber stellete sich sehr freundlich/ brachte also- bald eine Schüssel mit Früchten/ und eine Flasche köstlichen Weins zum Anbiß. Bald hernach kam er wieder/ und forschete/ ob sie allein speisen/ oder war- ten wolten/ biß die jenige Gesellschafft käme/ die schon gestern das Nacht-Lager auf heute bey ihm bestellet hätte. Cerebacchius machte jetzo grosse Augen/ und sprach: Auf solche Weise solten wir wol diese Nacht nicht einmahl hier bleiben können/ warum habt ihr uns dann herein kommen lassen? Turpius ejicitur, quam non admittitur Hospes. Doch wolan/ ich wil vernehmen/ wasdieser Herr saget. Hiermit tratt er zum Printzen/ und empfieng sten M 3
Romans I. Buch. ritte ihm willig nach/ biß ſie vor der Herberge in einemkleinen Doͤrfflein anlangeten/ woſelbſt ſie mit einan- der abſtiegen/ die Pferde in den Stall zogen/ und ihnen eine gute Mahlzeit durch den Cerebacchium, der allhier ziemlich bekandt war/ beſtellen lieſſen. Der Gaſtgeber ſtellete ſich ſehr freundlich/ brachte alſo- bald eine Schuͤſſel mit Fruͤchten/ und eine Flaſche koͤſtlichen Weins zum Anbiß. Bald hernach kam er wieder/ und forſchete/ ob ſie allein ſpeiſen/ oder war- ten wolten/ biß die jenige Geſellſchafft kaͤme/ die ſchon geſtern das Nacht-Lager auf heute bey ihm beſtellet haͤtte. Cerebacchius machte jetzo groſſe Augen/ und ſprach: Auf ſolche Weiſe ſolten wir wol dieſe Nacht nicht einmahl hier bleiben koͤnnen/ warum habt ihr uns dann herein kommen laſſen? Turpius ejicitur, quam non admittitur Hoſpes. Doch wolan/ ich wil vernehmen/ wasdieſer Herꝛ ſaget. Hiermit tratt er zum Printzen/ und empfieng ſten M 3
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Romans I. Buch.
ritte ihm willig nach/ biß ſie vor der Herberge in einem
kleinen Doͤrfflein anlangeten/ woſelbſt ſie mit einan-
der abſtiegen/ die Pferde in den Stall zogen/ und
ihnen eine gute Mahlzeit durch den Cerebacchium,
der allhier ziemlich bekandt war/ beſtellen lieſſen. Der
Gaſtgeber ſtellete ſich ſehr freundlich/ brachte alſo-
bald eine Schuͤſſel mit Fruͤchten/ und eine Flaſche
koͤſtlichen Weins zum Anbiß. Bald hernach kam er
wieder/ und forſchete/ ob ſie allein ſpeiſen/ oder war-
ten wolten/ biß die jenige Geſellſchafft kaͤme/ die ſchon
geſtern das Nacht-Lager auf heute bey ihm beſtellet
haͤtte. Cerebacchius machte jetzo groſſe Augen/ und
ſprach: Auf ſolche Weiſe ſolten wir wol dieſe Nacht
nicht einmahl hier bleiben koͤnnen/ warum habt ihr
uns dann herein kommen laſſen? Turpius ejicitur,
quam non admittitur Hoſpes. Doch wolan/ ich wil
vernehmen/ wasdieſer Herꝛ ſaget.
Hiermit tratt er zum Printzen/ und empfieng
von demſelben Ordre, daß er nur anrichten ſolte/ wor-
bey man ihm bedeuten ließ/ ſo fern noch eine ſtarcke
Geſellſchafft ankommen wuͤrde/ wolten ſie das beſte
Nacht-Lager vor ſich bedungen haben/ er moͤge auch
machen und ſagen/ was er immer wolle. Der Gaſt-
geber ſchaffete darauf reichlich an/ aber man ſahe
wol/ daß er darbey der Kreiden gar nicht ſpahrete/
und ſchiene es/ daß er die Kreide theurer wolte bezah-
let haben/ als ſeine Tractamenten/ woruͤber ſie die
Koͤpffe zuſammen ſtecketen. Aber Cerebacchius fieng
an zu lachen/ und ſagte: Vivitur ex rapto: non ho-
ſpes ab hoſpite tutus, wann ein Gaſtgeber einen fet-
ten Braten findet/ ſo preſſet er ihm das Fett ab. Die-
ſer Cerebacchius hatte die Ehre/ daß er mit zu Tiſche
ſaſſe/ weil ſich der Printz incognito hielte/ wannenher
ſich ſo wol dieſer/ als die zween andern zum hefftig-
ſten
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