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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.

Aber/ gleich wie sich Klingenfeld deß einen Fein-
des entlediget/ also fand er hingegen an diesem nun
einen doppelten Gegenstand. Dieser war ein Baum-
starcker/ ansehnlicher/ junger Mensch/ wol gekleidet/
und fochte einen Degen/ trutz einem Fechtmeister/
dannenhero Jener gnug mit ihm zu thun hatte/ und
währete ihr Gefecht zu Pferde/ darinn Klingenfeld
3. Wunden/ aber die doch von keiner Importantz/
empfangen/ über eine Stunde/ nach welcher Zeit der
Räuber mit grosser Behändigkeit ein Pfeifflein in
den Mund warff/ und so laut darauf pfiff/ daß es ei-
nem/ der nahe darbey/ in die Ohren gellete. Dieses
Thons erschrack Klingenfeld über die Massen/ dann
er hatte wol ehe von dergleichen Mord-Zeichen ge-
höret/ dannenhero versammlete er alle seine noch übri-
ge Kräfften/ und gieng mit grosser Fürsichtigkeit auf
den Käuber loß. Er gab ihm zwar eine Wunde in
die lincke Schulter/ aber Jener achtete derselben we-
nig; Und nicht über 10. Minuten hernach/ hörete
man ein Geräusch/ als etlicher Ankommenden zu
Pferd/ welche dem Klingenfeld und dem Kauffmann
eben so viel Schröcken/ als dem Räuber Freude brach-
ten/ wiewol sie beyderseits in ihrer Hoffnung und
Sorge betrogen wurden/ dann gleich hernach kamen
6. von deß Hertzogs Leuten/ so diesen Pfiff gehöret/
und sich mit einander in den Wald tieff hinein ver-
füget hatten/ hierunter war Cavina, welcher der Erste
war/ der den Räuber anfiel/ aber Klingenfeld sprach:
Jhr guten Freunde/ ich glaube/ es werde rathsamer
seyn/ wann wir diesen Menschen leben lassen/ dann
er hat einen schmählichern und verächtlichern Tod
verdienet/ als daß er von unserer Hand sterbe. Also
ward ihm das Pferd niedergeschossen/ und in dem-
selben Tempo erlegte er auch einen von den Mantua-

nern/
Romans I. Buch.

Aber/ gleich wie ſich Klingenfeld deß einen Fein-
des entlediget/ alſo fand er hingegen an dieſem nun
einen doppelten Gegenſtand. Dieſer war ein Baum-
ſtarcker/ anſehnlicher/ junger Menſch/ wol gekleidet/
und fochte einen Degen/ trutz einem Fechtmeiſter/
dannenhero Jener gnug mit ihm zu thun hatte/ und
waͤhrete ihr Gefecht zu Pferde/ darinn Klingenfeld
3. Wunden/ aber die doch von keiner Importantz/
empfangen/ uͤber eine Stunde/ nach welcher Zeit der
Raͤuber mit groſſer Behaͤndigkeit ein Pfeifflein in
den Mund warff/ und ſo laut darauf pfiff/ daß es ei-
nem/ der nahe darbey/ in die Ohren gellete. Dieſes
Thons erſchrack Klingenfeld uͤber die Maſſen/ dann
er hatte wol ehe von dergleichen Mord-Zeichen ge-
hoͤret/ dannenhero verſam̃lete er alle ſeine noch uͤbri-
ge Kraͤfften/ und gieng mit groſſer Fuͤrſichtigkeit auf
den Kaͤuber loß. Er gab ihm zwar eine Wunde in
die lincke Schulter/ aber Jener achtete derſelben we-
nig; Und nicht uͤber 10. Minuten hernach/ hoͤrete
man ein Geraͤuſch/ als etlicher Ankommenden zu
Pferd/ welche dem Klingenfeld und dem Kauffmann
eben ſo viel Schroͤcken/ als dem Raͤuber Freude brach-
ten/ wiewol ſie beyderſeits in ihrer Hoffnung und
Sorge betrogen wurden/ dann gleich hernach kamen
6. von deß Hertzogs Leuten/ ſo dieſen Pfiff gehoͤret/
und ſich mit einander in den Wald tieff hinein ver-
fuͤget hatten/ hierunter war Cavina, welcher der Erſte
war/ der den Raͤuber anfiel/ aber Klingenfeld ſprach:
Jhr guten Freunde/ ich glaube/ es werde rathſamer
ſeyn/ wann wir dieſen Menſchen leben laſſen/ dann
er hat einen ſchmaͤhlichern und veraͤchtlichern Tod
verdienet/ als daß er von unſerer Hand ſterbe. Alſo
ward ihm das Pferd niedergeſchoſſen/ und in dem-
ſelben Tempo erlegte er auch einen von den Mantua-

nern/
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[127/0139] Romans I. Buch. Aber/ gleich wie ſich Klingenfeld deß einen Fein- des entlediget/ alſo fand er hingegen an dieſem nun einen doppelten Gegenſtand. Dieſer war ein Baum- ſtarcker/ anſehnlicher/ junger Menſch/ wol gekleidet/ und fochte einen Degen/ trutz einem Fechtmeiſter/ dannenhero Jener gnug mit ihm zu thun hatte/ und waͤhrete ihr Gefecht zu Pferde/ darinn Klingenfeld 3. Wunden/ aber die doch von keiner Importantz/ empfangen/ uͤber eine Stunde/ nach welcher Zeit der Raͤuber mit groſſer Behaͤndigkeit ein Pfeifflein in den Mund warff/ und ſo laut darauf pfiff/ daß es ei- nem/ der nahe darbey/ in die Ohren gellete. Dieſes Thons erſchrack Klingenfeld uͤber die Maſſen/ dann er hatte wol ehe von dergleichen Mord-Zeichen ge- hoͤret/ dannenhero verſam̃lete er alle ſeine noch uͤbri- ge Kraͤfften/ und gieng mit groſſer Fuͤrſichtigkeit auf den Kaͤuber loß. Er gab ihm zwar eine Wunde in die lincke Schulter/ aber Jener achtete derſelben we- nig; Und nicht uͤber 10. Minuten hernach/ hoͤrete man ein Geraͤuſch/ als etlicher Ankommenden zu Pferd/ welche dem Klingenfeld und dem Kauffmann eben ſo viel Schroͤcken/ als dem Raͤuber Freude brach- ten/ wiewol ſie beyderſeits in ihrer Hoffnung und Sorge betrogen wurden/ dann gleich hernach kamen 6. von deß Hertzogs Leuten/ ſo dieſen Pfiff gehoͤret/ und ſich mit einander in den Wald tieff hinein ver- fuͤget hatten/ hierunter war Cavina, welcher der Erſte war/ der den Raͤuber anfiel/ aber Klingenfeld ſprach: Jhr guten Freunde/ ich glaube/ es werde rathſamer ſeyn/ wann wir dieſen Menſchen leben laſſen/ dann er hat einen ſchmaͤhlichern und veraͤchtlichern Tod verdienet/ als daß er von unſerer Hand ſterbe. Alſo ward ihm das Pferd niedergeſchoſſen/ und in dem- ſelben Tempo erlegte er auch einen von den Mantua- nern/

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/139>, abgerufen am 28.11.2024.