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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
und Beneficia vorbehalten/ dahero begehre ich Satis-
faction
von diesem Edelmann/ der aller Hasen Patron
seyn wil. Der Edelmann muste deß lustigen Trollen
lachen/ fragete ihn demnach/ was für eine Satisfaction
er von ihm begehre? Jhr habt meine Worte und Re-
den/ replicirte Troll/ für eine Narrendeutung geschol-
ten/ solches sollet ihr widerruffen/ und mir eine Abbit-
te thun. Jener gab zur Antwort: Wolan dann/ so
habe ich zwar jetzt-gedachte Reden von euch geführet/
aber ich revocire selbige/ nachdem ich auß dem Erfolg
euren hohen Verstand erblicket/ und sage/ daß ihr kein
Narr/ sondern der klügeste Mensch von gantz Jtalien
seyd. Das ist abermahl erlogen/ fiel ihm der Einfäl-
tige ins Wort. Worauf Jener: So möcht ihr dann
immerhin ein Narr bleiben. Welche Worte dem
Trollen so hart ins Hertz drungen/ daß er schier mit
der Fuchtel herfür gewischet wäre/ wofern er nicht be-
sorget hätte/ es möchte ein Blutvergiessen erfolgen/ in
welchem Fall er sich lieber in Apulia Daunia, als in
Lombardia Cispadana wolte gewünschet haben/ dann
die Blut-Farbe und blancke Degen machten ihn al-
sobald Stock-blind.

Jndessen diese mit einander redeten/ kamen et-
liche Fremde zu Pferde in diese Herberge/ und nach-
dem selbige abgestiegen waren/ und ins Logiment her-
ein tratten/ erkandte Klingenfeld alsobald den wa-
ckern Cavina, der seinen Teutschen Kauffmann mit
sich brachte/ nachdem sie also dem Printzen Reverentz
gemacht/ wurden sie von demselben höflich empfan-
gen/ da sie sich dann mit einander niederliessen/ und
weil der Printz von deß Cavina Ebentheuren schon
vorhin etwas vernommen hatte/ nöthigte er ihn/ die-
selbe von Anfang biß zu Ende zu erzehlen/ damit er sie
Persönlich auß seinem Munde hören möchte. Wel-

ches

Romans I. Buch.
und Beneficia vorbehalten/ dahero begehre ich Satis-
faction
von dieſem Edelmann/ der aller Haſen Patron
ſeyn wil. Der Edelmann muſte deß luſtigen Trollen
lachen/ fragete ihn demnach/ was fuͤr eine Satisfaction
er von ihm begehre? Jhr habt meine Worte und Re-
den/ replicirte Troll/ fuͤr eine Narrendeutung geſchol-
ten/ ſolches ſollet ihr widerruffen/ und mir eine Abbit-
te thun. Jener gab zur Antwort: Wolan dann/ ſo
habe ich zwar jetzt-gedachte Reden von euch gefuͤhret/
aber ich revocire ſelbige/ nachdem ich auß dem Erfolg
euren hohen Verſtand erblicket/ und ſage/ daß ihr kein
Narꝛ/ ſondern der kluͤgeſte Menſch von gantz Jtalien
ſeyd. Das iſt abermahl erlogen/ fiel ihm der Einfaͤl-
tige ins Wort. Worauf Jener: So moͤcht ihr dann
immerhin ein Narꝛ bleiben. Welche Worte dem
Trollen ſo hart ins Hertz drungen/ daß er ſchier mit
der Fuchtel herfuͤr gewiſchet waͤre/ wofern er nicht be-
ſorget haͤtte/ es moͤchte ein Blutvergieſſen erfolgen/ in
welchem Fall er ſich lieber in Apulia Daunia, als in
Lombardia Ciſpadana wolte gewuͤnſchet haben/ dann
die Blut-Farbe und blancke Degen machten ihn al-
ſobald Stock-blind.

Jndeſſen dieſe mit einander redeten/ kamen et-
liche Fremde zu Pferde in dieſe Herberge/ und nach-
dem ſelbige abgeſtiegen waren/ und ins Logiment her-
ein tratten/ erkandte Klingenfeld alſobald den wa-
ckern Cavina, der ſeinen Teutſchen Kauffmann mit
ſich brachte/ nachdem ſie alſo dem Printzen Reverentz
gemacht/ wurden ſie von demſelben hoͤflich empfan-
gen/ da ſie ſich dann mit einander niederlieſſen/ und
weil der Printz von deß Cavina Ebentheuren ſchon
vorhin etwas vernommen hatte/ noͤthigte er ihn/ die-
ſelbe von Anfang biß zu Ende zu erzehlen/ damit er ſie
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[123/0135] Romans I. Buch. und Beneficia vorbehalten/ dahero begehre ich Satis- faction von dieſem Edelmann/ der aller Haſen Patron ſeyn wil. Der Edelmann muſte deß luſtigen Trollen lachen/ fragete ihn demnach/ was fuͤr eine Satisfaction er von ihm begehre? Jhr habt meine Worte und Re- den/ replicirte Troll/ fuͤr eine Narrendeutung geſchol- ten/ ſolches ſollet ihr widerruffen/ und mir eine Abbit- te thun. Jener gab zur Antwort: Wolan dann/ ſo habe ich zwar jetzt-gedachte Reden von euch gefuͤhret/ aber ich revocire ſelbige/ nachdem ich auß dem Erfolg euren hohen Verſtand erblicket/ und ſage/ daß ihr kein Narꝛ/ ſondern der kluͤgeſte Menſch von gantz Jtalien ſeyd. Das iſt abermahl erlogen/ fiel ihm der Einfaͤl- tige ins Wort. Worauf Jener: So moͤcht ihr dann immerhin ein Narꝛ bleiben. Welche Worte dem Trollen ſo hart ins Hertz drungen/ daß er ſchier mit der Fuchtel herfuͤr gewiſchet waͤre/ wofern er nicht be- ſorget haͤtte/ es moͤchte ein Blutvergieſſen erfolgen/ in welchem Fall er ſich lieber in Apulia Daunia, als in Lombardia Ciſpadana wolte gewuͤnſchet haben/ dann die Blut-Farbe und blancke Degen machten ihn al- ſobald Stock-blind. Jndeſſen dieſe mit einander redeten/ kamen et- liche Fremde zu Pferde in dieſe Herberge/ und nach- dem ſelbige abgeſtiegen waren/ und ins Logiment her- ein tratten/ erkandte Klingenfeld alſobald den wa- ckern Cavina, der ſeinen Teutſchen Kauffmann mit ſich brachte/ nachdem ſie alſo dem Printzen Reverentz gemacht/ wurden ſie von demſelben hoͤflich empfan- gen/ da ſie ſich dann mit einander niederlieſſen/ und weil der Printz von deß Cavina Ebentheuren ſchon vorhin etwas vernommen hatte/ noͤthigte er ihn/ die- ſelbe von Anfang biß zu Ende zu erzehlen/ damit er ſie Perſoͤnlich auß ſeinem Munde hoͤren moͤchte. Wel- ches

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/135>, abgerufen am 28.11.2024.