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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
güldenen Frantzen/ Quästen und Leisten herrlichst besetzet. Und/
welches das Wunder vermehrete/ war dieses/ daß man aller
Egyptischen Soldanen Rüstungen und Waffen darinn gestep-
pet und gewürcket schauete.

Dreissig Schritte von diesen Tafeln und Tapezereyen stun-
den zu beyden Seiten aufgerichtet herrliche Credentz-Tische/ mit
den zugerichten Tafeln sich in gleicher Welte erstreckend/ darauf
ein grosser Schatz von Gold- und Silber-Geschir[r]/ wie auch an-
dern Credentz-Geschirren von Crystall/ und sonst andern wun-
derlich-gearbeiteten Trinck-Bechern/ in Bereitschafft stunden/
der Gäste/ darunter über 2000. Ritterliche Personen gewesen/
Durst zu laben. Unfern darvon sahe man viel Körbe von silbern-
gezogenem Drath gearbeitet/ und nach der Form unserer höltzer-
nen Körbe geflochten/ allesamt um den Rand vergüldet/ kleine
und grosse/ mit und ohne Handhaben. Neben diesen zierlichen
Körben waren gesetzet viel Kästen oder Druhen/ von klarem ge-
triebenem und gegossenem Silber/ auch sonst andere grosse Tru-
hen und Laden von wunderbarlicher Kunst und Materie, welche
allesamt gefüllet gewesen/ entweder mit Schnee-weissem Brodt
und Zucker-Kuchen/ oder mit Wunder-seltsamen Obst und
Früchten/ die so wol/ als das Brodt/ von reinem klarem Zucker/
mit theuren wol-riechenden Wassern dermassen getemperiret/
daß der anmuthige Geruch die gantze Luft-Aue durchwehete/
und kein Appetitus was lieblichers für die Schleck-Mäuler hät-
te ersinnen mögen. So war auch das Zucker-Obst mit solchem
Fleiß gemacht/ gleich wäre es natürlich also gewachsen.

Auf den Damasten/ weissen und außgebreiteten Tafel-
Tüchern/ sind ordentlich nach einander/ so lang die Tafeln ge-
setzet waren/ 14. Castelle, oder Schlösser/ ziemlich grosser Form/
und von reinem lauterm Zucker künstlich formiret/ gestanden;
Bedeutende die 14. Königreiche/ welche dazumahl der Soldan
beherrschete. Selbige waren mit allerley seltsamen alten Histo-
rien/ Conterfeiten/ und anderm Bildwerck/ wunderbarlich er-
haben/ getrieben/ und außgestrichen. An einem jedwedem sol-
chem Castell ist deß Soldans Nam/ Campson Chiauri, mit gül-
denen Buchstaben verzeichnet gewesen/ in gewissen Zetteln/ die
auf sonderliche silberne Helmen/ darunter deß Soldans Wa-
pen stund/ gemacht; Und auf der andern Seiten eines solchen
Zucker-Schlosses schauete man den Namen deß Königreichs/
welches durch selbiges Castell bedeutet werden solte/ ebenmässig
mit güldenen Littern geschrieben. Oben auf dem Castell stund

gleich

Romans II. Buch.
guͤldenen Frantzen/ Quaͤſten und Leiſten herꝛlichſt beſetzet. Und/
welches das Wunder vermehrete/ war dieſes/ daß man aller
Egyptiſchen Soldanen Ruͤſtungen und Waffen darinn geſtep-
pet und gewuͤrcket ſchauete.

Dreiſſig Schritte von dieſen Tafeln und Tapezereyen ſtun-
den zu beyden Seiten aufgerichtet herꝛliche Credentz-Tiſche/ mit
den zugerichten Tafeln ſich in gleicher Welte erſtreckend/ darauf
ein groſſer Schatz von Gold- und Silber-Geſchir[ꝛ]/ wie auch an-
dern Credentz-Geſchirren von Cryſtall/ und ſonſt andern wun-
derlich-gearbeiteten Trinck-Bechern/ in Bereitſchafft ſtunden/
der Gaͤſte/ darunter uͤber 2000. Ritterliche Perſonen geweſen/
Durſt zu laben. Unfern darvon ſahe man viel Koͤrbe von ſilbern-
gezogenem Drath gearbeitet/ und nach der Form unſerer hoͤltzer-
nen Koͤrbe geflochten/ alleſamt um den Rand verguͤldet/ kleine
und groſſe/ mit und ohne Handhaben. Neben dieſen zierlichen
Koͤrben waren geſetzet viel Kaͤſten oder Druhen/ von klarem ge-
triebenem und gegoſſenem Silber/ auch ſonſt andere groſſe Tru-
hen und Laden von wunderbarlicher Kunſt und Materie, welche
alleſamt gefuͤllet geweſen/ entweder mit Schnee-weiſſem Brodt
und Zucker-Kuchen/ oder mit Wunder-ſeltſamen Obſt und
Fruͤchten/ die ſo wol/ als das Brodt/ von reinem klarem Zucker/
mit theuren wol-riechenden Waſſern dermaſſen getemperiret/
daß der anmuthige Geruch die gantze Luft-Aue durchwehete/
und kein Appetitus was lieblichers fuͤr die Schleck-Maͤuler haͤt-
te erſinnen moͤgen. So war auch das Zucker-Obſt mit ſolchem
Fleiß gemacht/ gleich waͤre es natuͤrlich alſo gewachſen.

Auf den Damaſten/ weiſſen und außgebreiteten Tafel-
Tuͤchern/ ſind ordentlich nach einander/ ſo lang die Tafeln ge-
ſetzet waren/ 14. Caſtelle, oder Schloͤſſer/ ziemlich groſſer Form/
und von reinem lauterm Zucker kuͤnſtlich formiret/ geſtanden;
Bedeutende die 14. Koͤnigreiche/ welche dazumahl der Soldan
beherꝛſchete. Selbige waren mit allerley ſeltſamen alten Hiſto-
rien/ Conterfeiten/ und anderm Bildwerck/ wunderbarlich er-
haben/ getrieben/ und außgeſtrichen. An einem jedwedem ſol-
chem Caſtell iſt deß Soldans Nam/ Campſon Chiauri, mit guͤl-
denen Buchſtaben verzeichnet geweſen/ in gewiſſen Zetteln/ die
auf ſonderliche ſilberne Helmen/ darunter deß Soldans Wa-
pen ſtund/ gemacht; Und auf der andern Seiten eines ſolchen
Zucker-Schloſſes ſchauete man den Namen deß Koͤnigreichs/
welches durch ſelbiges Caſtell bedeutet werden ſolte/ ebenmaͤſſig
mit guͤldenen Littern geſchrieben. Oben auf dem Caſtell ſtund

gleich
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[1069/1095] Romans II. Buch. guͤldenen Frantzen/ Quaͤſten und Leiſten herꝛlichſt beſetzet. Und/ welches das Wunder vermehrete/ war dieſes/ daß man aller Egyptiſchen Soldanen Ruͤſtungen und Waffen darinn geſtep- pet und gewuͤrcket ſchauete. Dreiſſig Schritte von dieſen Tafeln und Tapezereyen ſtun- den zu beyden Seiten aufgerichtet herꝛliche Credentz-Tiſche/ mit den zugerichten Tafeln ſich in gleicher Welte erſtreckend/ darauf ein groſſer Schatz von Gold- und Silber-Geſchirꝛ/ wie auch an- dern Credentz-Geſchirren von Cryſtall/ und ſonſt andern wun- derlich-gearbeiteten Trinck-Bechern/ in Bereitſchafft ſtunden/ der Gaͤſte/ darunter uͤber 2000. Ritterliche Perſonen geweſen/ Durſt zu laben. Unfern darvon ſahe man viel Koͤrbe von ſilbern- gezogenem Drath gearbeitet/ und nach der Form unſerer hoͤltzer- nen Koͤrbe geflochten/ alleſamt um den Rand verguͤldet/ kleine und groſſe/ mit und ohne Handhaben. Neben dieſen zierlichen Koͤrben waren geſetzet viel Kaͤſten oder Druhen/ von klarem ge- triebenem und gegoſſenem Silber/ auch ſonſt andere groſſe Tru- hen und Laden von wunderbarlicher Kunſt und Materie, welche alleſamt gefuͤllet geweſen/ entweder mit Schnee-weiſſem Brodt und Zucker-Kuchen/ oder mit Wunder-ſeltſamen Obſt und Fruͤchten/ die ſo wol/ als das Brodt/ von reinem klarem Zucker/ mit theuren wol-riechenden Waſſern dermaſſen getemperiret/ daß der anmuthige Geruch die gantze Luft-Aue durchwehete/ und kein Appetitus was lieblichers fuͤr die Schleck-Maͤuler haͤt- te erſinnen moͤgen. So war auch das Zucker-Obſt mit ſolchem Fleiß gemacht/ gleich waͤre es natuͤrlich alſo gewachſen. Auf den Damaſten/ weiſſen und außgebreiteten Tafel- Tuͤchern/ ſind ordentlich nach einander/ ſo lang die Tafeln ge- ſetzet waren/ 14. Caſtelle, oder Schloͤſſer/ ziemlich groſſer Form/ und von reinem lauterm Zucker kuͤnſtlich formiret/ geſtanden; Bedeutende die 14. Koͤnigreiche/ welche dazumahl der Soldan beherꝛſchete. Selbige waren mit allerley ſeltſamen alten Hiſto- rien/ Conterfeiten/ und anderm Bildwerck/ wunderbarlich er- haben/ getrieben/ und außgeſtrichen. An einem jedwedem ſol- chem Caſtell iſt deß Soldans Nam/ Campſon Chiauri, mit guͤl- denen Buchſtaben verzeichnet geweſen/ in gewiſſen Zetteln/ die auf ſonderliche ſilberne Helmen/ darunter deß Soldans Wa- pen ſtund/ gemacht; Und auf der andern Seiten eines ſolchen Zucker-Schloſſes ſchauete man den Namen deß Koͤnigreichs/ welches durch ſelbiges Caſtell bedeutet werden ſolte/ ebenmaͤſſig mit guͤldenen Littern geſchrieben. Oben auf dem Caſtell ſtund gleich

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1069. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1095>, abgerufen am 25.11.2024.