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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
Jener gab zur Antwort/ daß er der Obrist Rosalde
gewesen/ der samt einem Diener gestern Abend auß
seinem Land-Gut geritten/ und etwa 60. Schritte
darvon diesen Morgen samt dem Diener todt gefun-
den worden/ die Pferde aber hätten annoch neben ih-
nen gestanden. Hierauß merckete Klingenfeld den
Jrrthum/ erzehlete ihnen demnach/ wie eben diese
zween Mörder/ die ihren Herrn erschlagen/ auch ih-
nen diese Nacht in jenem Wald zugesetzet/ man hätte
sie aber selber deß Lebens beraubet/ und ihnen das
Jenige abgenommen/ was man bey ihnen gefunden.
Hiermit wolten Jene nicht zufrieden seyn/ sondern
sie nahmen diese Zween zwischen sich/ und convoyir-
ten sie nach der Stadt Mantua. Unter Weges sprach
Troll zu dem einen Cameraden/ ich bin von der Lassi-
tät dermassen übernommen/ daß mir es fast unmög-
lich ist/ einen Pedem vor den andern zu setzen/ lasset
mich ein wenig auf das Pferd sitzen/ so wil ich euch
dargegen einem aureum nummum verehren.

Jener schalt ihn vor einen unverschämten Bu-
ben/ der das Hertz hätte/ ein solches an ihn zu begeh-
ren/ und sich so freygebig mit dem geraubten Geld zu
erweisen. Aber Troll schwur/ daß er dieses Geld nicht
geraubet/ sondern/ daß es ihm sein Herr/ der ein Cala-
brischer Cavallier, mit grosser Sorgfalt anvertrauet
hätte. Hiermit langete er einen Ducaten herfür/ und
ließ dessen Glantz dem Reuter in die Augen leuchten/
welcher dardurch dergestalt geblendet wurde/ daß er
ihn willig vergönnete/ hinter ihn zu sitzen. Also kamen
sie endlich in die Stadt/ da man gerades Weges mit
ihnen nach dem Richter eylete/ bey welchem sich Klin-
genfeld dergestalt zu rechtfertigen wuste/ daß man
ihm und seinen Cameraden ihre vorige Freyheit wie-
der ertheilete/ weil aber die andern erwiesen/ und eyd-

lich

Deß Academiſchen
Jener gab zur Antwort/ daß er der Obriſt Roſalde
geweſen/ der ſamt einem Diener geſtern Abend auß
ſeinem Land-Gut geritten/ und etwa 60. Schritte
darvon dieſen Morgen ſamt dem Diener todt gefun-
den worden/ die Pferde aber haͤtten annoch neben ih-
nen geſtanden. Hierauß merckete Klingenfeld den
Jrꝛthum/ erzehlete ihnen demnach/ wie eben dieſe
zween Moͤrder/ die ihren Herꝛn erſchlagen/ auch ih-
nen dieſe Nacht in jenem Wald zugeſetzet/ man haͤtte
ſie aber ſelber deß Lebens beraubet/ und ihnen das
Jenige abgenommen/ was man bey ihnen gefunden.
Hiermit wolten Jene nicht zufrieden ſeyn/ ſondern
ſie nahmen dieſe Zween zwiſchen ſich/ und convoyir-
ten ſie nach der Stadt Mantua. Unter Weges ſprach
Troll zu dem einen Cameraden/ ich bin von der Laſſi-
taͤt dermaſſen uͤbernommen/ daß mir es faſt unmoͤg-
lich iſt/ einen Pedem vor den andern zu ſetzen/ laſſet
mich ein wenig auf das Pferd ſitzen/ ſo wil ich euch
dargegen einem aureum nummum verehren.

Jener ſchalt ihn vor einen unverſchaͤmten Bu-
ben/ der das Hertz haͤtte/ ein ſolches an ihn zu begeh-
ren/ und ſich ſo freygebig mit dem geraubten Geld zu
erweiſen. Aber Troll ſchwur/ daß er dieſes Geld nicht
geraubet/ ſondern/ daß es ihm ſein Herꝛ/ der ein Cala-
briſcher Cavallier, mit groſſer Sorgfalt anvertrauet
haͤtte. Hiermit langete er einen Ducaten herfuͤr/ und
ließ deſſen Glantz dem Reuter in die Augen leuchten/
welcher dardurch dergeſtalt geblendet wurde/ daß er
ihn willig vergoͤnnete/ hinter ihn zu ſitzen. Alſo kamen
ſie endlich in die Stadt/ da man gerades Weges mit
ihnen nach dem Richter eylete/ bey welchem ſich Klin-
genfeld dergeſtalt zu rechtfertigen wuſte/ daß man
ihm und ſeinen Cameraden ihre vorige Freyheit wie-
der ertheilete/ weil aber die andern erwieſen/ und eyd-

lich
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[92/0104] Deß Academiſchen Jener gab zur Antwort/ daß er der Obriſt Roſalde geweſen/ der ſamt einem Diener geſtern Abend auß ſeinem Land-Gut geritten/ und etwa 60. Schritte darvon dieſen Morgen ſamt dem Diener todt gefun- den worden/ die Pferde aber haͤtten annoch neben ih- nen geſtanden. Hierauß merckete Klingenfeld den Jrꝛthum/ erzehlete ihnen demnach/ wie eben dieſe zween Moͤrder/ die ihren Herꝛn erſchlagen/ auch ih- nen dieſe Nacht in jenem Wald zugeſetzet/ man haͤtte ſie aber ſelber deß Lebens beraubet/ und ihnen das Jenige abgenommen/ was man bey ihnen gefunden. Hiermit wolten Jene nicht zufrieden ſeyn/ ſondern ſie nahmen dieſe Zween zwiſchen ſich/ und convoyir- ten ſie nach der Stadt Mantua. Unter Weges ſprach Troll zu dem einen Cameraden/ ich bin von der Laſſi- taͤt dermaſſen uͤbernommen/ daß mir es faſt unmoͤg- lich iſt/ einen Pedem vor den andern zu ſetzen/ laſſet mich ein wenig auf das Pferd ſitzen/ ſo wil ich euch dargegen einem aureum nummum verehren. Jener ſchalt ihn vor einen unverſchaͤmten Bu- ben/ der das Hertz haͤtte/ ein ſolches an ihn zu begeh- ren/ und ſich ſo freygebig mit dem geraubten Geld zu erweiſen. Aber Troll ſchwur/ daß er dieſes Geld nicht geraubet/ ſondern/ daß es ihm ſein Herꝛ/ der ein Cala- briſcher Cavallier, mit groſſer Sorgfalt anvertrauet haͤtte. Hiermit langete er einen Ducaten herfuͤr/ und ließ deſſen Glantz dem Reuter in die Augen leuchten/ welcher dardurch dergeſtalt geblendet wurde/ daß er ihn willig vergoͤnnete/ hinter ihn zu ſitzen. Alſo kamen ſie endlich in die Stadt/ da man gerades Weges mit ihnen nach dem Richter eylete/ bey welchem ſich Klin- genfeld dergeſtalt zu rechtfertigen wuſte/ daß man ihm und ſeinen Cameraden ihre vorige Freyheit wie- der ertheilete/ weil aber die andern erwieſen/ und eyd- lich

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/104>, abgerufen am 28.11.2024.