Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Romans II. Buch.
empfangen/ einen Jüngling/ Namens Pelagius, zum
Geissel geschickt. Wiewol andere behaupten wollen/
er sey für seiner Mutter Bruder/ dem Bischoff Her-
mogio,
oder/ wie abermahl andere fürgeben/ an statt
seines Vatters/ deß Fürsten von Galicien/ der nach
Corduba gefänglich gebracht war/ zum lebendigen
Unterpfand der Versicherung gestellet worden. Es
sey aber geschehen/ für wen es endlich wolle/ so hat
der Barbarische Printz sich doch also fort an der zier-
lichen Gestalt dieses Jünglings vergaffet/ und So-
domitische Feuer-Funcken gefasset. Massen dann
die Saracenische und Mahometanische Hunde für
Geilheit und stummen Begierden gemeinlich gleich-
sam wüten.

Abderamines setzete ihm dann für/ diese schöne
Jugend-Blum seiner verdammten Brunst aufzuopf-
fern/ begunte derhalben mit dem Jüngling zu scher-
tzen/ ihn zu kitzeln/ unzüchtig zu berühren/ und auf
allerley Art zu versuchen. Weil aber derselbe sein An-
erbieten mit harten Worten von sich stieß/ und Ra-
mirez
also zum öfftern mit lieblichen Schmeichel-
Worten vergeblich bey ihm angeklopffet/ wolte er
endlich Gewalt brauchen/ und kurtzum seines ver-
fluchten Willens geniessen. Pelagius widersetzet sich
Männlich/ giebt unter solchem Kampff der Zucht und
Unzucht dem unzüchtigen Huren Bock mit der Faust
eins ins Visir, daß es patscht. Durch diese ungestümme
Maulschellen verschwand bey dem Gottlosen König
alle Gunst im Augenblick/ und ward er von grimmiger
Rachgier aller feurig/ gestaltsam er in solchem erbit-
tertem Muth Befehl ertheilete/ man solte Pelagium
in ein grosses Schleuder-Stück legen/ und wie einen
Stein über den Strohm Baetis hinüber werffen/ an
einen Felsen/ daß er zerschmettert würde. Welches
auch unverzüglich gehorsamst erfüllet ward.

Solte
S s s

Romans II. Buch.
empfangen/ einen Juͤngling/ Namens Pelagius, zum
Geiſſel geſchickt. Wiewol andere behaupten wollen/
er ſey fuͤr ſeiner Mutter Bruder/ dem Biſchoff Her-
mogio,
oder/ wie abermahl andere fuͤrgeben/ an ſtatt
ſeines Vatters/ deß Fuͤrſten von Galicien/ der nach
Corduba gefaͤnglich gebracht war/ zum lebendigen
Unterpfand der Verſicherung geſtellet worden. Es
ſey aber geſchehen/ fuͤr wen es endlich wolle/ ſo hat
der Barbariſche Printz ſich doch alſo fort an der zier-
lichen Geſtalt dieſes Juͤnglings vergaffet/ und So-
domitiſche Feuer-Funcken gefaſſet. Maſſen dann
die Saraceniſche und Mahometaniſche Hunde fuͤr
Geilheit und ſtummen Begierden gemeinlich gleich-
ſam wuͤten.

Abderamines ſetzete ihm dann fuͤr/ dieſe ſchoͤne
Jugend-Blum ſeiner verdam̃ten Brunſt aufzuopf-
fern/ begunte derhalben mit dem Juͤngling zu ſcher-
tzen/ ihn zu kitzeln/ unzuͤchtig zu beruͤhren/ und auf
allerley Art zu verſuchen. Weil aber derſelbe ſein An-
erbieten mit harten Worten von ſich ſtieß/ und Ra-
mirez
alſo zum oͤfftern mit lieblichen Schmeichel-
Worten vergeblich bey ihm angeklopffet/ wolte er
endlich Gewalt brauchen/ und kurtzum ſeines ver-
fluchten Willens genieſſen. Pelagius widerſetzet ſich
Maͤnnlich/ giebt unter ſolchem Kampff der Zucht und
Unzucht dem unzuͤchtigen Huren Bock mit der Fauſt
eins ins Viſir, daß es patſcht. Durch dieſe ungeſtuͤm̃e
Maulſchellen verſchwand bey dem Gottloſen Koͤnig
alle Gunſt im Augenblick/ und ward er von grim̃iger
Rachgier aller feurig/ geſtaltſam er in ſolchem erbit-
tertem Muth Befehl ertheilete/ man ſolte Pelagium
in ein groſſes Schleuder-Stuͤck legen/ und wie einen
Stein uͤber den Strohm Bætis hinuͤber werffen/ an
einen Felſen/ daß er zerſchmettert wuͤrde. Welches
auch unverzuͤglich gehorſamſt erfuͤllet ward.

Solte
S s s
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1031" n="1009"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Romans <hi rendition="#aq">II.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
empfangen/ einen Ju&#x0364;ngling/ Namens <hi rendition="#aq">Pelagius,</hi> zum<lb/>
Gei&#x017F;&#x017F;el ge&#x017F;chickt. Wiewol andere behaupten wollen/<lb/>
er &#x017F;ey fu&#x0364;r &#x017F;einer Mutter Bruder/ dem Bi&#x017F;choff <hi rendition="#aq">Her-<lb/>
mogio,</hi> oder/ wie abermahl andere fu&#x0364;rgeben/ an &#x017F;tatt<lb/>
&#x017F;eines Vatters/ deß Fu&#x0364;r&#x017F;ten von Galicien/ der nach<lb/><hi rendition="#aq">Corduba</hi> gefa&#x0364;nglich gebracht war/ zum lebendigen<lb/>
Unterpfand der Ver&#x017F;icherung ge&#x017F;tellet worden. Es<lb/>
&#x017F;ey aber ge&#x017F;chehen/ fu&#x0364;r wen es endlich wolle/ &#x017F;o hat<lb/>
der Barbari&#x017F;che Printz &#x017F;ich doch al&#x017F;o fort an der zier-<lb/>
lichen Ge&#x017F;talt die&#x017F;es Ju&#x0364;nglings vergaffet/ und So-<lb/>
domiti&#x017F;che Feuer-Funcken gefa&#x017F;&#x017F;et. Ma&#x017F;&#x017F;en dann<lb/>
die Saraceni&#x017F;che und Mahometani&#x017F;che Hunde fu&#x0364;r<lb/>
Geilheit und &#x017F;tummen Begierden gemeinlich gleich-<lb/>
&#x017F;am wu&#x0364;ten.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Abderamines</hi> &#x017F;etzete ihm dann fu&#x0364;r/ die&#x017F;e &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
Jugend-Blum &#x017F;einer verdam&#x0303;ten Brun&#x017F;t aufzuopf-<lb/>
fern/ begunte derhalben mit dem Ju&#x0364;ngling zu &#x017F;cher-<lb/>
tzen/ ihn zu kitzeln/ unzu&#x0364;chtig zu beru&#x0364;hren/ und auf<lb/>
allerley Art zu ver&#x017F;uchen. Weil aber der&#x017F;elbe &#x017F;ein An-<lb/>
erbieten mit harten Worten von &#x017F;ich &#x017F;tieß/ und <hi rendition="#aq">Ra-<lb/>
mirez</hi> al&#x017F;o zum o&#x0364;fftern mit lieblichen Schmeichel-<lb/>
Worten vergeblich bey ihm angeklopffet/ wolte er<lb/>
endlich Gewalt brauchen/ und kurtzum &#x017F;eines ver-<lb/>
fluchten Willens genie&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#aq">Pelagius</hi> wider&#x017F;etzet &#x017F;ich<lb/>
Ma&#x0364;nnlich/ giebt unter &#x017F;olchem Kampff der Zucht und<lb/>
Unzucht dem unzu&#x0364;chtigen Huren Bock mit der Fau&#x017F;t<lb/>
eins ins <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;ir,</hi> daß es pat&#x017F;cht. Durch die&#x017F;e unge&#x017F;tu&#x0364;m&#x0303;e<lb/>
Maul&#x017F;chellen ver&#x017F;chwand bey dem Gottlo&#x017F;en Ko&#x0364;nig<lb/>
alle Gun&#x017F;t im Augenblick/ und ward er von grim&#x0303;iger<lb/>
Rachgier aller feurig/ ge&#x017F;talt&#x017F;am er in &#x017F;olchem erbit-<lb/>
tertem Muth Befehl ertheilete/ man &#x017F;olte <hi rendition="#aq">Pelagium</hi><lb/>
in ein gro&#x017F;&#x017F;es Schleuder-Stu&#x0364;ck legen/ und wie einen<lb/>
Stein u&#x0364;ber den Strohm <hi rendition="#aq">Bætis</hi> hinu&#x0364;ber werffen/ an<lb/>
einen Fel&#x017F;en/ daß er zer&#x017F;chmettert wu&#x0364;rde. Welches<lb/>
auch unverzu&#x0364;glich gehor&#x017F;am&#x017F;t erfu&#x0364;llet ward.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">S s s</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Solte</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1009/1031] Romans II. Buch. empfangen/ einen Juͤngling/ Namens Pelagius, zum Geiſſel geſchickt. Wiewol andere behaupten wollen/ er ſey fuͤr ſeiner Mutter Bruder/ dem Biſchoff Her- mogio, oder/ wie abermahl andere fuͤrgeben/ an ſtatt ſeines Vatters/ deß Fuͤrſten von Galicien/ der nach Corduba gefaͤnglich gebracht war/ zum lebendigen Unterpfand der Verſicherung geſtellet worden. Es ſey aber geſchehen/ fuͤr wen es endlich wolle/ ſo hat der Barbariſche Printz ſich doch alſo fort an der zier- lichen Geſtalt dieſes Juͤnglings vergaffet/ und So- domitiſche Feuer-Funcken gefaſſet. Maſſen dann die Saraceniſche und Mahometaniſche Hunde fuͤr Geilheit und ſtummen Begierden gemeinlich gleich- ſam wuͤten. Abderamines ſetzete ihm dann fuͤr/ dieſe ſchoͤne Jugend-Blum ſeiner verdam̃ten Brunſt aufzuopf- fern/ begunte derhalben mit dem Juͤngling zu ſcher- tzen/ ihn zu kitzeln/ unzuͤchtig zu beruͤhren/ und auf allerley Art zu verſuchen. Weil aber derſelbe ſein An- erbieten mit harten Worten von ſich ſtieß/ und Ra- mirez alſo zum oͤfftern mit lieblichen Schmeichel- Worten vergeblich bey ihm angeklopffet/ wolte er endlich Gewalt brauchen/ und kurtzum ſeines ver- fluchten Willens genieſſen. Pelagius widerſetzet ſich Maͤnnlich/ giebt unter ſolchem Kampff der Zucht und Unzucht dem unzuͤchtigen Huren Bock mit der Fauſt eins ins Viſir, daß es patſcht. Durch dieſe ungeſtuͤm̃e Maulſchellen verſchwand bey dem Gottloſen Koͤnig alle Gunſt im Augenblick/ und ward er von grim̃iger Rachgier aller feurig/ geſtaltſam er in ſolchem erbit- tertem Muth Befehl ertheilete/ man ſolte Pelagium in ein groſſes Schleuder-Stuͤck legen/ und wie einen Stein uͤber den Strohm Bætis hinuͤber werffen/ an einen Felſen/ daß er zerſchmettert wuͤrde. Welches auch unverzuͤglich gehorſamſt erfuͤllet ward. Solte S s s

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1031
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1009. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1031>, abgerufen am 26.06.2024.