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Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

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Menschen/ die ihre Freyheit mißbrauchen und de-
nen göttlichen Befehlen zuwider handeln/ befor-
dern nicht nur ihr eigenes/ sondern auch anderer
Menschen Verderben/ und wie könte man sagen/
daß GOtt auf die vollenkommenste Art handelte/
wenn er solches ungestrafft geschehen und nicht
vielmehr solche Begriffe unter den Menschen ließ/
welche ein kräftiges Gefühl der Verbindlichkeit/
nach Regul und Richtschnur zu handeln/ in ihrem
Gemüht zu erwecken vermögend. Also macht der
Wille Gottes dasjenige/ so in allen menschlichen
Handlungen das Beste ist/ zu einem Gesetz: folg-
lich kan kein Gesetz ohne GOtt seyn/ und in sofern
bin ich mit dem Hn. Hof-Raht Wolf nicht einer-
ley Meynung/ daß die Natur für sich uns könte
verbinden/ oder daß ein Gesetz der Natur würde
stat finden/ wenn auch kein GOtt wäre. moral. c.
I.
§. 20. Daß der gelehrte Grotius eben die Gedan-
cken gehabt/ ist bekannt genug. Prolegom. tr. de
jure belli & pacis §. 11. &
12. Er setzt aber auch ei-
ne Verbindlichkeit/ die aus dem freyen Willen
Gottes kommt/ derselbe zur Seiten: Der Aus-
druck/ den er davon gibt/ ist so beschaffen/ daß
meinem Bedüncken nach/ man sich nicht wohl ei-
nen deutlichen Begriff davon machen kan. Jch
bin allerdings der Meynung daß/ weil zwischen
Gut und Böß ein wesentlicher Unterschied/ (Er-
läut. quaest. 14.) auch ein Atheist denselben einsehen/
und eines von dem andern unterscheiden könne.
Wiewohl dieß in vielen Umständen auch seine Ab-

fälle



Menſchen/ die ihre Freyheit mißbrauchen und de-
nen goͤttlichen Befehlen zuwider handeln/ befor-
dern nicht nur ihr eigenes/ ſondern auch anderer
Menſchen Verderben/ und wie koͤnte man ſagen/
daß GOtt auf die vollenkommenſte Art handelte/
wenn er ſolches ungeſtrafft geſchehen und nicht
vielmehr ſolche Begriffe unter den Menſchen ließ/
welche ein kraͤftiges Gefuͤhl der Verbindlichkeit/
nach Regul und Richtſchnur zu handeln/ in ihrem
Gemuͤht zu erwecken vermoͤgend. Alſo macht der
Wille Gottes dasjenige/ ſo in allen menſchlichen
Handlungen das Beſte iſt/ zu einem Geſetz: folg-
lich kan kein Geſetz ohne GOtt ſeyn/ und in ſofern
bin ich mit dem Hn. Hof-Raht Wolf nicht einer-
ley Meynung/ daß die Natur fuͤr ſich uns koͤnte
verbinden/ oder daß ein Geſetz der Natur wuͤrde
ſtat finden/ wenn auch kein GOtt waͤre. moral. c.
I.
§. 20. Daß der gelehrte Grotius eben die Gedan-
cken gehabt/ iſt bekannt genug. Prolegom. tr. de
jure belli & pacis §. 11. &
12. Er ſetzt aber auch ei-
ne Verbindlichkeit/ die aus dem freyen Willen
Gottes kommt/ derſelbe zur Seiten: Der Aus-
druck/ den er davon gibt/ iſt ſo beſchaffen/ daß
meinem Beduͤncken nach/ man ſich nicht wohl ei-
nen deutlichen Begriff davon machen kan. Jch
bin allerdings der Meynung daß/ weil zwiſchen
Gut und Boͤß ein weſentlicher Unterſchied/ (Er-
laͤut. quæſt. 14.) auch ein Atheiſt denſelben einſehen/
und eines von dem andern unterſcheiden koͤnne.
Wiewohl dieß in vielen Umſtaͤnden auch ſeine Ab-

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[36/0088] Menſchen/ die ihre Freyheit mißbrauchen und de- nen goͤttlichen Befehlen zuwider handeln/ befor- dern nicht nur ihr eigenes/ ſondern auch anderer Menſchen Verderben/ und wie koͤnte man ſagen/ daß GOtt auf die vollenkommenſte Art handelte/ wenn er ſolches ungeſtrafft geſchehen und nicht vielmehr ſolche Begriffe unter den Menſchen ließ/ welche ein kraͤftiges Gefuͤhl der Verbindlichkeit/ nach Regul und Richtſchnur zu handeln/ in ihrem Gemuͤht zu erwecken vermoͤgend. Alſo macht der Wille Gottes dasjenige/ ſo in allen menſchlichen Handlungen das Beſte iſt/ zu einem Geſetz: folg- lich kan kein Geſetz ohne GOtt ſeyn/ und in ſofern bin ich mit dem Hn. Hof-Raht Wolf nicht einer- ley Meynung/ daß die Natur fuͤr ſich uns koͤnte verbinden/ oder daß ein Geſetz der Natur wuͤrde ſtat finden/ wenn auch kein GOtt waͤre. moral. c. I. §. 20. Daß der gelehrte Grotius eben die Gedan- cken gehabt/ iſt bekannt genug. Prolegom. tr. de jure belli & pacis §. 11. & 12. Er ſetzt aber auch ei- ne Verbindlichkeit/ die aus dem freyen Willen Gottes kommt/ derſelbe zur Seiten: Der Aus- druck/ den er davon gibt/ iſt ſo beſchaffen/ daß meinem Beduͤncken nach/ man ſich nicht wohl ei- nen deutlichen Begriff davon machen kan. Jch bin allerdings der Meynung daß/ weil zwiſchen Gut und Boͤß ein weſentlicher Unterſchied/ (Er- laͤut. quæſt. 14.) auch ein Atheiſt denſelben einſehen/ und eines von dem andern unterſcheiden koͤnne. Wiewohl dieß in vielen Umſtaͤnden auch ſeine Ab- faͤlle

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Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/88>, abgerufen am 27.11.2024.