Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.eben der Unterschied/ welcher sich unter den Men- schen in Ansehung ihres moralischen Zustandes befindet/ macht/ daß GOtt auf verschiedene Art sich gegen sie verhalten muß/ wo wir uns nicht ein Numen Epicureum vormahlen wollen. Und gewisser Maasse scheinet die Meynung des Epi- curi mehr Aehnlichkeit mit der Vernunft zu ha- ben/ als diese des Dippels: denn um seinen Be- griff von dem göttlichen Ruhestand nicht zu ver- letzen/ spricht er ihm sowohl die Liebe als den Haß ab. [fremdsprachliches Material - 5 Wörter fehlen]. Jn dem er wol eingesehen/ daß/ wenn man ihm das eine von die- sem beymißt/ es ungereimt seyn würde/ das andere in Absicht auf die vernünftige Creaturen zu leug- nen. Die Ursache/ so ihn bewegt/ das Gute und Vollkommene an seinen Geschöpffen zu lieben/ muß ihn auch bewegen/ das Böse und die moralische Unvollenkommenheiten zu hassen. Jmmittelst hat sich Epicurus eine unnöhtige Sorge gemacht/ daß dadurch der göttliche Ruhstand werde gestöret werden/ wie auch kein Grund und Ursache verhan- den/ warum diese unterschiedliche Aeusserungen des göttl. Willens eine Veränderung in seinen Ei- genschaften machen solten, Solchemnach ficht J. C. Dippel mit seinem eigenen Schatten/ wenn er quaest. 6. & 7. fragt: Ob GOtt in seinen Eigen- schaften durch den Abfall der Creatur sey geän- dert worden? Ob man sich eine Abwechsel des Lichts und der Finsterniß/ oder Zorn/ Haß und Rache in Gott ohne eine Lästerung seines We- sens
eben der Unterſchied/ welcher ſich unter den Men- ſchen in Anſehung ihres moraliſchen Zuſtandes befindet/ macht/ daß GOtt auf verſchiedene Art ſich gegen ſie verhalten muß/ wo wir uns nicht ein Numen Epicureum vormahlen wollen. Und gewiſſer Maaſſe ſcheinet die Meynung des Epi- curi mehr Aehnlichkeit mit der Vernunft zu ha- ben/ als dieſe des Dippels: denn um ſeinen Be- griff von dem goͤttlichen Ruheſtand nicht zu ver- letzen/ ſpricht er ihm ſowohl die Liebe als den Haß ab. [fremdsprachliches Material – 5 Wörter fehlen]. Jn dem er wol eingeſehen/ daß/ wenn man ihm das eine von die- ſem beymißt/ es ungereimt ſeyn wuͤrde/ das andere in Abſicht auf die vernuͤnftige Creaturen zu leug- nen. Die Urſache/ ſo ihn bewegt/ das Gute und Vollkommene an ſeinen Geſchoͤpffen zu lieben/ muß ihn auch bewegen/ das Boͤſe und die moraliſche Unvollenkommenheiten zu haſſen. Jmmittelſt hat ſich Epicurus eine unnoͤhtige Sorge gemacht/ daß dadurch der goͤttliche Ruhſtand werde geſtoͤret werden/ wie auch kein Grund und Urſache verhan- den/ warum dieſe unterſchiedliche Aeuſſerungen des goͤttl. Willens eine Veraͤnderung in ſeinen Ei- genſchaften machen ſolten, Solchemnach ficht J. C. Dippel mit ſeinem eigenen Schatten/ wenn er quæſt. 6. & 7. fragt: Ob GOtt in ſeinen Eigen- ſchaften durch den Abfall der Creatur ſey geaͤn- dert worden? Ob man ſich eine Abwechſel des Lichts und der Finſterniß/ oder Zorn/ Haß und Rache in Gott ohne eine Laͤſterung ſeines We- ſens
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0083" n="31"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> eben der Unterſchied/ welcher ſich unter den Men-<lb/> ſchen in Anſehung ihres <hi rendition="#aq">morali</hi>ſchen Zuſtandes<lb/> befindet/ macht/ daß GOtt auf verſchiedene Art<lb/> ſich gegen ſie verhalten muß/ wo wir uns nicht<lb/> ein <hi rendition="#aq">Numen Epicureum</hi> vormahlen wollen. Und<lb/> gewiſſer Maaſſe ſcheinet die Meynung des <hi rendition="#aq">Epi-<lb/> curi</hi> mehr Aehnlichkeit mit der Vernunft zu ha-<lb/> ben/ als dieſe des <hi rendition="#aq">Dippels:</hi> denn um ſeinen Be-<lb/> griff von dem goͤttlichen Ruheſtand nicht zu ver-<lb/> letzen/ ſpricht er ihm ſowohl die Liebe als den Haß ab.<lb/><gap reason="fm" unit="words" quantity="5"/>. Jn dem er wol<lb/> eingeſehen/ daß/ wenn man ihm das eine von die-<lb/> ſem beymißt/ es ungereimt ſeyn wuͤrde/ das andere<lb/> in Abſicht auf die vernuͤnftige Creaturen zu leug-<lb/> nen. Die Urſache/ ſo ihn bewegt/ das Gute und<lb/> Vollkommene an ſeinen Geſchoͤpffen zu lieben/ muß<lb/> ihn auch bewegen/ das Boͤſe und die <hi rendition="#aq">morali</hi>ſche<lb/> Unvollenkommenheiten zu haſſen. Jmmittelſt hat<lb/> ſich <hi rendition="#aq">Epicurus</hi> eine unnoͤhtige Sorge gemacht/ daß<lb/> dadurch der goͤttliche Ruhſtand werde geſtoͤret<lb/> werden/ wie auch kein Grund und Urſache verhan-<lb/> den/ warum dieſe unterſchiedliche Aeuſſerungen<lb/> des goͤttl. Willens eine Veraͤnderung in ſeinen Ei-<lb/> genſchaften machen ſolten, Solchemnach ficht<lb/><hi rendition="#aq">J. C. Dippel</hi> mit ſeinem eigenen Schatten/ wenn er<lb/><hi rendition="#aq">quæſt. 6. &</hi> 7. fragt: <hi rendition="#fr">Ob GOtt in ſeinen Eigen-<lb/> ſchaften durch den Abfall der Creatur ſey geaͤn-<lb/> dert worden? Ob man ſich eine Abwechſel des<lb/> Lichts und der Finſterniß/ oder Zorn/ Haß und<lb/> Rache in Gott ohne eine Laͤſterung ſeines We-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ſens</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0083]
eben der Unterſchied/ welcher ſich unter den Men-
ſchen in Anſehung ihres moraliſchen Zuſtandes
befindet/ macht/ daß GOtt auf verſchiedene Art
ſich gegen ſie verhalten muß/ wo wir uns nicht
ein Numen Epicureum vormahlen wollen. Und
gewiſſer Maaſſe ſcheinet die Meynung des Epi-
curi mehr Aehnlichkeit mit der Vernunft zu ha-
ben/ als dieſe des Dippels: denn um ſeinen Be-
griff von dem goͤttlichen Ruheſtand nicht zu ver-
letzen/ ſpricht er ihm ſowohl die Liebe als den Haß ab.
_____. Jn dem er wol
eingeſehen/ daß/ wenn man ihm das eine von die-
ſem beymißt/ es ungereimt ſeyn wuͤrde/ das andere
in Abſicht auf die vernuͤnftige Creaturen zu leug-
nen. Die Urſache/ ſo ihn bewegt/ das Gute und
Vollkommene an ſeinen Geſchoͤpffen zu lieben/ muß
ihn auch bewegen/ das Boͤſe und die moraliſche
Unvollenkommenheiten zu haſſen. Jmmittelſt hat
ſich Epicurus eine unnoͤhtige Sorge gemacht/ daß
dadurch der goͤttliche Ruhſtand werde geſtoͤret
werden/ wie auch kein Grund und Urſache verhan-
den/ warum dieſe unterſchiedliche Aeuſſerungen
des goͤttl. Willens eine Veraͤnderung in ſeinen Ei-
genſchaften machen ſolten, Solchemnach ficht
J. C. Dippel mit ſeinem eigenen Schatten/ wenn er
quæſt. 6. & 7. fragt: Ob GOtt in ſeinen Eigen-
ſchaften durch den Abfall der Creatur ſey geaͤn-
dert worden? Ob man ſich eine Abwechſel des
Lichts und der Finſterniß/ oder Zorn/ Haß und
Rache in Gott ohne eine Laͤſterung ſeines We-
ſens
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |