Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
nohtwendig willkührl. Meynungen seyn müssen
und daß bey ihm, so viel man aus seinen Schrif-

ten
die gewiß kein vernünftiger Mensch, es sey
dann/ daß er sie mit Wunderwercken bewiese/
ihm zutrauen kan. Zur Probe dienet nach-
folgender Discurs: Jn der Gemeinschaft mit
GOtt findet der sonst hungrige und na-
ckende Geist wiederum seine wahre Spei-
se/ und durch das einziehen oder genies-
sen solcher Speise bekleidet er sich mit
einem neuen geistl. Licht-Leib/ in welchem
er nach Ablegung der fleischlichen Hütten
wohnen könne und nicht bloß erfunden
werde.
dem. theol. p. 107.
Auf eben solche Art handelt er mit der Schrift.
Wann man ihre Wörter und Redens-Arten
in der eigentlichsten und natürlichen Bedeu-
tung nimmt; so ist sie von keiner Meynung
weiter entsernet/ als derjenigen/ welche sich
J. C. Dippel von dem Mittler-Ampt JEsu
Christi und dessen Wirckungen in den Kopf
gesetzt. Gleichwohl drehet er sie solchergestalt/
daß sie dieselbe beweisen soll und muß. Redet
der Heyland selbst von der Vergebung der
Sünden/ als der eigentlichen Frucht seines
verdienstlichen Todes/ und befiehlet/ man soll
dieselbe als eines der wichtigsten Stücke sei-
ner Lehren nach seiner Himmelfahrt unter al-
len

Vorrede.
nohtwendig willkuͤhrl. Meynungẽ ſeyn muͤſſen
und daß bey ihm, ſo viel man aus ſeinen Schrif-

ten
die gewiß kein vernuͤnftiger Menſch, es ſey
dann/ daß er ſie mit Wunderwercken bewieſe/
ihm zutrauen kan. Zur Probe dienet nach-
folgender Diſcurs: Jn der Gemeinſchaft mit
GOtt findet der ſonſt hungrige und na-
ckende Geiſt wiederum ſeine wahre Spei-
ſe/ und durch das einziehen oder genieſ-
ſen ſolcher Speiſe bekleidet er ſich mit
einem neuen geiſtl. Licht-Leib/ in welchem
er nach Ablegung der fleiſchlichen Huͤtten
wohnen koͤnne und nicht bloß erfunden
werde.
dem. theol. p. 107.
Auf eben ſolche Art handelt er mit der Schrift.
Wann man ihre Woͤrter und Redens-Arten
in der eigentlichſten und natuͤrlichen Bedeu-
tung nimmt; ſo iſt ſie von keiner Meynung
weiter entſernet/ als derjenigen/ welche ſich
J. C. Dippel von dem Mittler-Ampt JEſu
Chriſti und deſſen Wirckungen in den Kopf
geſetzt. Gleichwohl drehet er ſie ſolchergeſtalt/
daß ſie dieſelbe beweiſen ſoll und muß. Redet
der Heyland ſelbſt von der Vergebung der
Suͤnden/ als der eigentlichen Frucht ſeines
verdienſtlichen Todes/ und befiehlet/ man ſoll
dieſelbe als eines der wichtigſten Stuͤcke ſei-
ner Lehren nach ſeiner Himmelfahrt unter al-
len
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0041" n="29"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
nohtwendig willku&#x0364;hrl. Meynunge&#x0303; &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und daß bey ihm, &#x017F;o viel man aus &#x017F;einen Schrif-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/><note next="#a13" xml:id="a12" prev="#a11" place="foot" n="(5)">die gewiß kein vernu&#x0364;nftiger Men&#x017F;ch, es &#x017F;ey<lb/>
dann/ daß er &#x017F;ie mit Wunderwercken bewie&#x017F;e/<lb/>
ihm zutrauen kan. Zur Probe dienet nach-<lb/>
folgender <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Di&#x017F;curs</hi></hi>: <hi rendition="#fr">Jn der Gemein&#x017F;chaft mit<lb/>
GOtt findet der &#x017F;on&#x017F;t hungrige und na-<lb/>
ckende Gei&#x017F;t wiederum &#x017F;eine wahre Spei-<lb/>
&#x017F;e/ und durch das einziehen oder genie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;olcher Spei&#x017F;e bekleidet er &#x017F;ich mit<lb/>
einem neuen gei&#x017F;tl. Licht-Leib/ in welchem<lb/>
er nach Ablegung der flei&#x017F;chlichen Hu&#x0364;tten<lb/>
wohnen ko&#x0364;nne und nicht bloß erfunden<lb/>
werde.</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">dem. theol. p. 107.</hi></hi><lb/>
Auf eben &#x017F;olche Art handelt er mit der Schrift.<lb/>
Wann man ihre Wo&#x0364;rter und Redens-Arten<lb/>
in der eigentlich&#x017F;ten und natu&#x0364;rlichen Bedeu-<lb/>
tung nimmt; &#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;ie von keiner Meynung<lb/>
weiter ent&#x017F;ernet/ als derjenigen/ welche &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">J. C. Dippel</hi></hi> von dem Mittler-Ampt JE&#x017F;u<lb/>
Chri&#x017F;ti und de&#x017F;&#x017F;en Wirckungen in den Kopf<lb/>
ge&#x017F;etzt. Gleichwohl drehet er &#x017F;ie &#x017F;olcherge&#x017F;talt/<lb/>
daß &#x017F;ie die&#x017F;elbe bewei&#x017F;en &#x017F;oll und muß. Redet<lb/>
der Heyland &#x017F;elb&#x017F;t von der Vergebung der<lb/>
Su&#x0364;nden/ als der eigentlichen Frucht &#x017F;eines<lb/>
verdien&#x017F;tlichen Todes/ und befiehlet/ man &#x017F;oll<lb/>
die&#x017F;elbe als eines der wichtig&#x017F;ten Stu&#x0364;cke &#x017F;ei-<lb/>
ner Lehren nach &#x017F;einer Himmelfahrt unter al-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">len</fw></note><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[29/0041] Vorrede. nohtwendig willkuͤhrl. Meynungẽ ſeyn muͤſſen und daß bey ihm, ſo viel man aus ſeinen Schrif- ten (5) (5) die gewiß kein vernuͤnftiger Menſch, es ſey dann/ daß er ſie mit Wunderwercken bewieſe/ ihm zutrauen kan. Zur Probe dienet nach- folgender Diſcurs: Jn der Gemeinſchaft mit GOtt findet der ſonſt hungrige und na- ckende Geiſt wiederum ſeine wahre Spei- ſe/ und durch das einziehen oder genieſ- ſen ſolcher Speiſe bekleidet er ſich mit einem neuen geiſtl. Licht-Leib/ in welchem er nach Ablegung der fleiſchlichen Huͤtten wohnen koͤnne und nicht bloß erfunden werde. dem. theol. p. 107. Auf eben ſolche Art handelt er mit der Schrift. Wann man ihre Woͤrter und Redens-Arten in der eigentlichſten und natuͤrlichen Bedeu- tung nimmt; ſo iſt ſie von keiner Meynung weiter entſernet/ als derjenigen/ welche ſich J. C. Dippel von dem Mittler-Ampt JEſu Chriſti und deſſen Wirckungen in den Kopf geſetzt. Gleichwohl drehet er ſie ſolchergeſtalt/ daß ſie dieſelbe beweiſen ſoll und muß. Redet der Heyland ſelbſt von der Vergebung der Suͤnden/ als der eigentlichen Frucht ſeines verdienſtlichen Todes/ und befiehlet/ man ſoll dieſelbe als eines der wichtigſten Stuͤcke ſei- ner Lehren nach ſeiner Himmelfahrt unter al- len

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/41
Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/41>, abgerufen am 26.04.2024.