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Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

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ten seine Einfälle als Glaubens-Articul aufzu-
bürden. Er meynt/ daß es in seinem Geist helle
sey und alle übrige Menschen im finstern tappen/
wenn sie durch klare Zeugnüsse der Schrift zurück
gehalten werden/ sein Systema vor wahr zu halten.
dem. Evang. p. 39. Die Zeugnüsse der Schrift
sind wahr und falsch nach seinem Gutdüncken/ er
läst aus und flickt hinein/ was ihm wolgefällt. So
läst er Z. E. bey dem Spruch Pauli 2 Cor. V. 20.
die Wörter weg: und rechnete ihnen ihre Sün-
de nicht zu.
p. 293. Und in den Spruch JEsu
Joh. VI. 63. flickt er das Wort Blut hinein/ p. 230.
um den Erlöser selbst seine Worte verdrehen zu
können: Er erklärt also die Schrift/ wie ers nach
seinen Vorurtheilen nöhtig findet/ und wann dieses
nicht gelingen will/ daß etwa etliche Zeugnüsse sei-
nen Wahnbegriffen gar zu deutlich widersprechen/
so spricht er gar/ die Schrift scheine jezuweilen unter
gewissen Absichten das Gegentheil von dem/ was sie
meynet/ zu behaupten/
p. 28. sie rede nicht so/ wie die Sa-
che sich für GOtt und einem erleuchteten Verstande befin-
det/ sondern wie sie dem schwachen Begriff und blöden
Verstande des einfältigen Volcks am besten könne beyge-
bracht werden
p. 49. Wer dann dieß auf J. C. Dip-
pels
hohes Wort nicht fort glauben wil und kan/
der ist blind/ ohne Vernunft/ orthodox närrisch etc.
Es sind aber nicht nur unsere Gottes-Gelehrten/
unter welchen ihm fast kein eintziger recht ist/ der
Vorwurff seiner Lästerung; sondern er fährt auch
über andere grosse Leute/ als den Grotium, Male-
branche, Des Cartes, Bayle, Leibnitz, Wolf
und

ande-



ten ſeine Einfaͤlle als Glaubens-Articul aufzu-
buͤrden. Er meynt/ daß es in ſeinem Geiſt helle
ſey und alle uͤbrige Menſchen im finſtern tappen/
wenn ſie durch klare Zeugnuͤſſe der Schrift zuruͤck
gehalten werden/ ſein Syſtema vor wahr zu halten.
dem. Evang. p. 39. Die Zeugnuͤſſe der Schrift
ſind wahr und falſch nach ſeinem Gutduͤncken/ er
laͤſt aus und flickt hinein/ was ihm wolgefaͤllt. So
laͤſt er Z. E. bey dem Spruch Pauli 2 Cor. V. 20.
die Woͤrter weg: und rechnete ihnen ihre Suͤn-
de nicht zu.
p. 293. Und in den Spruch JEſu
Joh. VI. 63. flickt er das Wort Blut hinein/ p. 230.
um den Erloͤſer ſelbſt ſeine Worte verdrehen zu
koͤnnen: Er erklaͤrt alſo die Schrift/ wie ers nach
ſeinen Vorurtheilen noͤhtig findet/ und wann dieſes
nicht gelingen will/ daß etwa etliche Zeugnuͤſſe ſei-
nen Wahnbegriffen gar zu deutlich widerſprechen/
ſo ſpricht er gar/ die Schrift ſcheine jezuweilen unter
gewiſſen Abſichten das Gegentheil von dem/ was ſie
meynet/ zu behaupten/
p. 28. ſie rede nicht ſo/ wie die Sa-
che ſich fuͤr GOtt und einem erleuchteten Verſtande befin-
det/ ſondern wie ſie dem ſchwachen Begriff und bloͤden
Verſtande des einfaͤltigen Volcks am beſten koͤnne beyge-
bracht werden
p. 49. Wer dann dieß auf J. C. Dip-
pels
hohes Wort nicht fort glauben wil und kan/
der iſt blind/ ohne Vernunft/ orthodox naͤrriſch ꝛc.
Es ſind aber nicht nur unſere Gottes-Gelehrten/
unter welchen ihm faſt kein eintziger recht iſt/ der
Vorwurff ſeiner Laͤſterung; ſondern er faͤhrt auch
uͤber andere groſſe Leute/ als den Grotium, Male-
branche, Des Cartes, Bayle, Leibnitz, Wolf
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[187/0239] ten ſeine Einfaͤlle als Glaubens-Articul aufzu- buͤrden. Er meynt/ daß es in ſeinem Geiſt helle ſey und alle uͤbrige Menſchen im finſtern tappen/ wenn ſie durch klare Zeugnuͤſſe der Schrift zuruͤck gehalten werden/ ſein Syſtema vor wahr zu halten. dem. Evang. p. 39. Die Zeugnuͤſſe der Schrift ſind wahr und falſch nach ſeinem Gutduͤncken/ er laͤſt aus und flickt hinein/ was ihm wolgefaͤllt. So laͤſt er Z. E. bey dem Spruch Pauli 2 Cor. V. 20. die Woͤrter weg: und rechnete ihnen ihre Suͤn- de nicht zu. p. 293. Und in den Spruch JEſu Joh. VI. 63. flickt er das Wort Blut hinein/ p. 230. um den Erloͤſer ſelbſt ſeine Worte verdrehen zu koͤnnen: Er erklaͤrt alſo die Schrift/ wie ers nach ſeinen Vorurtheilen noͤhtig findet/ und wann dieſes nicht gelingen will/ daß etwa etliche Zeugnuͤſſe ſei- nen Wahnbegriffen gar zu deutlich widerſprechen/ ſo ſpricht er gar/ die Schrift ſcheine jezuweilen unter gewiſſen Abſichten das Gegentheil von dem/ was ſie meynet/ zu behaupten/ p. 28. ſie rede nicht ſo/ wie die Sa- che ſich fuͤr GOtt und einem erleuchteten Verſtande befin- det/ ſondern wie ſie dem ſchwachen Begriff und bloͤden Verſtande des einfaͤltigen Volcks am beſten koͤnne beyge- bracht werden p. 49. Wer dann dieß auf J. C. Dip- pels hohes Wort nicht fort glauben wil und kan/ der iſt blind/ ohne Vernunft/ orthodox naͤrriſch ꝛc. Es ſind aber nicht nur unſere Gottes-Gelehrten/ unter welchen ihm faſt kein eintziger recht iſt/ der Vorwurff ſeiner Laͤſterung; ſondern er faͤhrt auch uͤber andere groſſe Leute/ als den Grotium, Male- branche, Des Cartes, Bayle, Leibnitz, Wolf und ande-

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Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/239>, abgerufen am 07.05.2024.