Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.gen Todes sterben. Deswegen sagt die Schrift/ daß sein Blut die Sünde/ als Ursache der geistli- chen Kranckheit wegnehme/ 1 Joh. I. 7. und daß die Wunden/ daraus solches geflossen/ die rechte Medicin wider dieselbe. 1 Petr. II. 24. Die Müh- selige und Beladene/ welche der Heyland zu sich ruft/ können keine andere seyn/ als welche auf sol- che Art an ihrer Seelen kranck sind: und die Ver- heissung/ daß sie sollen erquicket werden und Ru- he für ihre Seele finden/ ist dem Schmertz/ so von begangenen Sünden verursachet worden/ ge- rade entgegen gesetzt. Bey dieser Gelegenheit kan ich nicht Umgang nehmen/ den Vortrag/ in wel- chem J. C. Dippel die Lehre unserer Kirchen von Christo als Seelen-Artzten suchet lächerlich zu ma- chen/ und seinen davon gegebenen Begriff/ kürtz- lich zu prüfen. Er gibt vor/ als wenn wir Christum vor einen solchen Artzten ansehen/ der imputative gesund mache und an unserer Stat die Medicin einnehme. p. 36. & 104. Solches ist aber im Grun- de falsch und irrig. Die Evangelische Kirche leh- ret/ daß Christi Leyden und Tod uns von GOtt zur Gerechtigkeit zugerechnet: und wir dadurch nicht imputative, sondern warhaftig an der Seelen genesen. Durch die zugerechnete Gerechtigkeit JEsu Christi/ wenn wir dessen Kraft mit dem Glauben empfinden/ wird unsere geistliche Kranck- heit/ das ist/ aller Schmertz/ welcher aus dem Ge- fühl des göttlichen Mißgefallens an der Sünde den Ursprung hat/ hinweggenommen: und dage- gen
gen Todes ſterben. Deswegen ſagt die Schrift/ daß ſein Blut die Suͤnde/ als Urſache der geiſtli- chen Kranckheit wegnehme/ 1 Joh. I. 7. und daß die Wunden/ daraus ſolches gefloſſen/ die rechte Medicin wider dieſelbe. 1 Petr. II. 24. Die Muͤh- ſelige und Beladene/ welche der Heyland zu ſich ruft/ koͤnnen keine andere ſeyn/ als welche auf ſol- che Art an ihrer Seelen kranck ſind: und die Ver- heiſſung/ daß ſie ſollen erquicket werden und Ru- he fuͤr ihre Seele finden/ iſt dem Schmertz/ ſo von begangenen Suͤnden verurſachet worden/ ge- rade entgegen geſetzt. Bey dieſer Gelegenheit kan ich nicht Umgang nehmen/ den Vortrag/ in wel- chem J. C. Dippel die Lehre unſerer Kirchen von Chriſto als Seelen-Artzten ſuchet laͤcherlich zu ma- chen/ und ſeinen davon gegebenen Begriff/ kuͤrtz- lich zu pruͤfen. Er gibt vor/ als wenn wir Chriſtum vor einen ſolchen Artzten anſehen/ der imputative geſund mache und an unſerer Stat die Medicin einnehme. p. 36. & 104. Solches iſt aber im Grun- de falſch und irrig. Die Evangeliſche Kirche leh- ret/ daß Chriſti Leyden und Tod uns von GOtt zur Gerechtigkeit zugerechnet: und wir dadurch nicht imputative, ſondern warhaftig an der Seelen geneſen. Durch die zugerechnete Gerechtigkeit JEſu Chriſti/ wenn wir deſſen Kraft mit dem Glauben empfinden/ wird unſere geiſtliche Kranck- heit/ das iſt/ aller Schmertz/ welcher aus dem Ge- fuͤhl des goͤttlichen Mißgefallens an der Suͤnde den Urſprung hat/ hinweggenommen: und dage- gen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0188" n="136"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> gen Todes ſterben. Deswegen ſagt die Schrift/<lb/> daß ſein Blut die Suͤnde/ als Urſache der geiſtli-<lb/> chen Kranckheit wegnehme/ 1 <hi rendition="#aq">Joh. I.</hi> 7. und daß<lb/> die Wunden/ daraus ſolches gefloſſen/ die rechte<lb/><hi rendition="#aq">Medicin</hi> wider dieſelbe. 1 <hi rendition="#aq">Petr. II.</hi> 24. Die Muͤh-<lb/> ſelige und Beladene/ welche der Heyland zu ſich<lb/> ruft/ koͤnnen keine andere ſeyn/ als welche auf ſol-<lb/> che Art an ihrer Seelen kranck ſind: und die Ver-<lb/> heiſſung/ daß ſie ſollen erquicket werden und Ru-<lb/> he fuͤr ihre Seele finden/ iſt dem Schmertz/ ſo<lb/> von begangenen Suͤnden verurſachet worden/ ge-<lb/> rade entgegen geſetzt. Bey dieſer Gelegenheit kan<lb/> ich nicht Umgang nehmen/ den Vortrag/ in wel-<lb/> chem <hi rendition="#aq">J. C. Dippel</hi> die Lehre unſerer Kirchen von<lb/> Chriſto als Seelen-Artzten ſuchet laͤcherlich zu ma-<lb/> chen/ und ſeinen davon gegebenen Begriff/ kuͤrtz-<lb/> lich zu pruͤfen. Er gibt vor/ als wenn wir Chriſtum<lb/> vor einen ſolchen Artzten anſehen/ der <hi rendition="#aq">imputative</hi><lb/> geſund mache und an unſerer Stat die <hi rendition="#aq">Medicin</hi><lb/> einnehme. <hi rendition="#aq">p.</hi> 36. & 104. Solches iſt aber im Grun-<lb/> de falſch und irrig. Die Evangeliſche Kirche leh-<lb/> ret/ daß Chriſti Leyden und Tod uns von GOtt<lb/> zur Gerechtigkeit zugerechnet: und wir dadurch<lb/> nicht <hi rendition="#aq">imputative,</hi> ſondern warhaftig an der Seelen<lb/> geneſen. Durch die zugerechnete Gerechtigkeit<lb/> JEſu Chriſti/ wenn wir deſſen Kraft mit dem<lb/> Glauben empfinden/ wird unſere geiſtliche Kranck-<lb/> heit/ das iſt/ aller Schmertz/ welcher aus dem Ge-<lb/> fuͤhl des goͤttlichen Mißgefallens an der Suͤnde<lb/> den Urſprung hat/ hinweggenommen: und dage-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [136/0188]
gen Todes ſterben. Deswegen ſagt die Schrift/
daß ſein Blut die Suͤnde/ als Urſache der geiſtli-
chen Kranckheit wegnehme/ 1 Joh. I. 7. und daß
die Wunden/ daraus ſolches gefloſſen/ die rechte
Medicin wider dieſelbe. 1 Petr. II. 24. Die Muͤh-
ſelige und Beladene/ welche der Heyland zu ſich
ruft/ koͤnnen keine andere ſeyn/ als welche auf ſol-
che Art an ihrer Seelen kranck ſind: und die Ver-
heiſſung/ daß ſie ſollen erquicket werden und Ru-
he fuͤr ihre Seele finden/ iſt dem Schmertz/ ſo
von begangenen Suͤnden verurſachet worden/ ge-
rade entgegen geſetzt. Bey dieſer Gelegenheit kan
ich nicht Umgang nehmen/ den Vortrag/ in wel-
chem J. C. Dippel die Lehre unſerer Kirchen von
Chriſto als Seelen-Artzten ſuchet laͤcherlich zu ma-
chen/ und ſeinen davon gegebenen Begriff/ kuͤrtz-
lich zu pruͤfen. Er gibt vor/ als wenn wir Chriſtum
vor einen ſolchen Artzten anſehen/ der imputative
geſund mache und an unſerer Stat die Medicin
einnehme. p. 36. & 104. Solches iſt aber im Grun-
de falſch und irrig. Die Evangeliſche Kirche leh-
ret/ daß Chriſti Leyden und Tod uns von GOtt
zur Gerechtigkeit zugerechnet: und wir dadurch
nicht imputative, ſondern warhaftig an der Seelen
geneſen. Durch die zugerechnete Gerechtigkeit
JEſu Chriſti/ wenn wir deſſen Kraft mit dem
Glauben empfinden/ wird unſere geiſtliche Kranck-
heit/ das iſt/ aller Schmertz/ welcher aus dem Ge-
fuͤhl des goͤttlichen Mißgefallens an der Suͤnde
den Urſprung hat/ hinweggenommen: und dage-
gen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |