Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.ber ihre Reden nach unserm Begriff sich richten müssen. Jch bleibe dabey/ daß man ihren Vor- trag in der eigentlichsten Bedeutung/ die solcher ley- den kan/ nehmen müsse. (siehe unsere Vorrede p. 9. & 10.) Wenn also Esaias sagt: Er ist um unserer Missethat willen verwundet und um unserer Sünde willen zuschlagen/ die Straffe liegt auf ihn/ auf daß wir Frieden hätten und durch seine Wunden sind wir geheilet/ c.LIII. 5. 6. So kan ich nach natürlicher Bedeutung der Wörter mir keinen andern Begriff daraus machen/ als daß Christus die Wunden/ Schläge und Straffen gefühlt/ welche auf Sünden/ die wir begangen/ folgen müssen. Wenn Johannes spricht: Siehe das ist Gottes Lamm/ welches der Welt Sünde trägt. Joh. I. 29. So kan ich nicht anders dencken/ als daß er mit dem Pro- pheten Esaia einerley von Christo haben lehren wollen. Wenn Paulus lehrt; GOtt hat den/ der von keiner Sünde gewust/ für uns zur Sünde gemacht/ auf daß wir würden in ihm die Gerechtigkeit/ die für GOtt gilt. 2 Cor. V. 1. 2. 3. so zeuget sich von selbst in meiner Seelen die Meynung/ daß Christo/ der für sich keine Sünde begangen/ unsere Sünden seyn zu- gerechnet: denn wie ist ein anderer Fall möglich/ daß er für uns kan zur Sünde gemacht werden? (Erläut. quaest. 46.) Es mag also J. C. Dippel selbst urtheilen/ ob nicht sein Zorn nicht allein ohnmächtig/ sondern auch unvernünfftig/ wann er die H 2
ber ihre Reden nach unſerm Begriff ſich richten muͤſſen. Jch bleibe dabey/ daß man ihren Vor- trag in der eigentlichſten Bedeutung/ die ſolcher ley- den kan/ nehmen muͤſſe. (ſiehe unſere Vorrede p. 9. & 10.) Wenn alſo Eſaias ſagt: Er iſt um unſerer Miſſethat willen verwundet und um unſerer Suͤnde willen zuſchlagen/ die Straffe liegt auf ihn/ auf daß wir Frieden haͤtten und durch ſeine Wunden ſind wir geheilet/ c.LIII. 5. 6. So kan ich nach natuͤrlicher Bedeutung der Woͤrter mir keinen andern Begriff daraus machen/ als daß Chriſtus die Wunden/ Schlaͤge und Straffen gefuͤhlt/ welche auf Suͤnden/ die wir begangen/ folgen muͤſſen. Wenn Johannes ſpricht: Siehe das iſt Gottes Lamm/ welches der Welt Suͤnde traͤgt. Joh. I. 29. So kan ich nicht anders dencken/ als daß er mit dem Pro- pheten Eſaia einerley von Chriſto haben lehren wollen. Wenn Paulus lehrt; GOtt hat den/ der von keiner Suͤnde gewuſt/ fuͤr uns zur Suͤnde gemacht/ auf daß wir wuͤrden in ihm die Gerechtigkeit/ die fuͤr GOtt gilt. 2 Cor. V. 1. 2. 3. ſo zeuget ſich von ſelbſt in meiner Seelen die Meynung/ daß Chriſto/ der fuͤr ſich keine Suͤnde begangen/ unſere Suͤnden ſeyn zu- gerechnet: denn wie iſt ein anderer Fall moͤglich/ daß er fuͤr uns kan zur Suͤnde gemacht werden? (Erlaͤut. quæſt. 46.) Es mag alſo J. C. Dippel ſelbſt urtheilen/ ob nicht ſein Zorn nicht allein ohnmaͤchtig/ ſondern auch unvernuͤnfftig/ wann er die H 2
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ber ihre Reden nach unſerm Begriff ſich richten
muͤſſen. Jch bleibe dabey/ daß man ihren Vor-
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den kan/ nehmen muͤſſe. (ſiehe unſere Vorrede
p. 9. & 10.) Wenn alſo Eſaias ſagt: Er iſt um
unſerer Miſſethat willen verwundet und um
unſerer Suͤnde willen zuſchlagen/ die Straffe
liegt auf ihn/ auf daß wir Frieden haͤtten und
durch ſeine Wunden ſind wir geheilet/ c.LIII.
5. 6. So kan ich nach natuͤrlicher Bedeutung
der Woͤrter mir keinen andern Begriff daraus
machen/ als daß Chriſtus die Wunden/ Schlaͤge
und Straffen gefuͤhlt/ welche auf Suͤnden/ die
wir begangen/ folgen muͤſſen. Wenn Johannes
ſpricht: Siehe das iſt Gottes Lamm/ welches
der Welt Suͤnde traͤgt. Joh. I. 29. So kan ich
nicht anders dencken/ als daß er mit dem Pro-
pheten Eſaia einerley von Chriſto haben lehren
wollen. Wenn Paulus lehrt; GOtt hat den/
der von keiner Suͤnde gewuſt/ fuͤr uns zur
Suͤnde gemacht/ auf daß wir wuͤrden in ihm
die Gerechtigkeit/ die fuͤr GOtt gilt. 2 Cor.
V. 1. 2. 3. ſo zeuget ſich von ſelbſt in meiner Seelen
die Meynung/ daß Chriſto/ der fuͤr ſich keine
Suͤnde begangen/ unſere Suͤnden ſeyn zu-
gerechnet: denn wie iſt ein anderer Fall moͤglich/
daß er fuͤr uns kan zur Suͤnde gemacht werden?
(Erlaͤut. quæſt. 46.) Es mag alſo J. C. Dippel
ſelbſt urtheilen/ ob nicht ſein Zorn nicht allein
ohnmaͤchtig/ ſondern auch unvernuͤnfftig/ wann er
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