Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

Bild:
<< vorherige Seite


Erläuterung.

Wir haben quaest. 21. dargethan/ daß das
göttliche Mißgefallen an der Sünde sich an der
Seele des Ubertreters in Schmertz und Mißver-
gnügen äussern müsse: quaest. 24. daß die Gewis-
sens-Stiche zu diesen Seelen-Schmertzen mit ge-
hören/ und quaest. 26. daß dieselbe auch nach dem
Tode und zwar ewig dauren werden. Daß die
Schrift das Erstere lehre/ solches ist bereits in der
Erläuterung der 22sten Frage bewiesen/ und was
daselbst angeführt/ kan auch zum Beweiß des 2ten
Satzes dienen. Was aber das Letztere betrifft/
daß nemlich die Gewissens-Unruhe auch nach dem
Tode in der Seelen bleibenwerde; so ist nebst andern
das Zeugnüß Esaiae XLIV. 24. Jhr Wurm wirdnicht
sterben/ und ihr Feuer wird nicht verlöschen alle-
zeit als zulänglich diese Warheit zu beweisen an-
gesehen worden. Eine grosse Anzahl der Väter und
anderer frommen Gottes-Gelehrten haben diesen
Spruch und zwar mit gutem Grund von der fort-
daurenden Gewissens-Angst erkläret. Joh. Gerhar-
dus
führet davon unterschiedliche Zeugnüsse an/
Loc. Theol. XXX. § 51. p. 610. sq. aus welchen
ich aus Liebe zur kürtze nur das von unserm sel.
Luthero, weil es nach seiner Art/ das ist/ kräftig
und nachdrücklich abgefaßt/ anführe: animus aeger
ac male sibi conscius semper est infernus, qui nihil
aliud erit, quam ipsa conscientia mala. Si Diabolus
non haberet ream conscientiam, esset in coelo. Ea
vero accendit flammas inferni & exsuscitat horribi.

les


Erlaͤuterung.

Wir haben quæſt. 21. dargethan/ daß das
goͤttliche Mißgefallen an der Suͤnde ſich an der
Seele des Ubertreters in Schmertz und Mißver-
gnuͤgen aͤuſſern muͤſſe: quæſt. 24. daß die Gewiſ-
ſens-Stiche zu dieſen Seelen-Schmertzen mit ge-
hoͤren/ und quæſt. 26. daß dieſelbe auch nach dem
Tode und zwar ewig dauren werden. Daß die
Schrift das Erſtere lehre/ ſolches iſt bereits in der
Erlaͤuterung der 22ſten Frage bewieſen/ und was
daſelbſt angefuͤhrt/ kan auch zum Beweiß des 2ten
Satzes dienen. Was aber das Letztere betrifft/
daß nemlich die Gewiſſens-Unruhe auch nach dem
Tode in der Seelen bleibenwerde; ſo iſt nebſt andern
das Zeugnuͤß Eſaiæ XLIV. 24. Jhr Wurm wirdnicht
ſterben/ und ihr Feuer wird nicht verloͤſchen alle-
zeit als zulaͤnglich dieſe Warheit zu beweiſen an-
geſehen worden. Eine groſſe Anzahl der Vaͤter und
anderer frommen Gottes-Gelehrten haben dieſen
Spruch und zwar mit gutem Grund von der fort-
daurenden Gewiſſens-Angſt erklaͤret. Joh. Gerhar-
dus
fuͤhret davon unterſchiedliche Zeugnuͤſſe an/
Loc. Theol. XXX. § 51. p. 610. ſq. aus welchen
ich aus Liebe zur kuͤrtze nur das von unſerm ſel.
Luthero, weil es nach ſeiner Art/ das iſt/ kraͤftig
und nachdruͤcklich abgefaßt/ anfuͤhre: animus æger
ac male ſibi conſcius ſemper eſt infernus, qui nihil
aliud erit, quam ipſa conſcientia mala. Si Diabolus
non haberet ream conſcientiam, eſſet in cœlo. Ea
vero accendit flammas inferni & exſuſcitat horribi.

les
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0126" n="74"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Erla&#x0364;uterung.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>Wir haben <hi rendition="#aq">quæ&#x017F;t.</hi> 21. dargethan/ daß das<lb/>
go&#x0364;ttliche Mißgefallen an der Su&#x0364;nde &#x017F;ich an der<lb/>
Seele des Ubertreters in Schmertz und Mißver-<lb/>
gnu&#x0364;gen a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e: <hi rendition="#aq">quæ&#x017F;t.</hi> 24. daß die Gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ens-Stiche zu die&#x017F;en Seelen-Schmertzen mit ge-<lb/>
ho&#x0364;ren/ und <hi rendition="#aq">quæ&#x017F;t.</hi> 26. daß die&#x017F;elbe auch nach dem<lb/>
Tode und zwar ewig dauren werden. Daß die<lb/>
Schrift das Er&#x017F;tere lehre/ &#x017F;olches i&#x017F;t bereits in der<lb/>
Erla&#x0364;uterung der 22&#x017F;ten Frage bewie&#x017F;en/ und was<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t angefu&#x0364;hrt/ kan auch zum Beweiß des 2ten<lb/>
Satzes dienen. Was aber das Letztere betrifft/<lb/>
daß nemlich die Gewi&#x017F;&#x017F;ens-Unruhe auch nach dem<lb/>
Tode in der Seelen bleibenwerde; &#x017F;o i&#x017F;t neb&#x017F;t andern<lb/>
das Zeugnu&#x0364;ß <hi rendition="#aq">E&#x017F;aiæ XLIV.</hi> 24. Jhr Wurm wirdnicht<lb/>
&#x017F;terben/ und ihr Feuer wird nicht verlo&#x0364;&#x017F;chen alle-<lb/>
zeit als zula&#x0364;nglich die&#x017F;e Warheit zu bewei&#x017F;en an-<lb/>
ge&#x017F;ehen worden. Eine gro&#x017F;&#x017F;e Anzahl der Va&#x0364;ter und<lb/>
anderer frommen Gottes-Gelehrten haben die&#x017F;en<lb/>
Spruch und zwar mit gutem Grund von der fort-<lb/>
daurenden Gewi&#x017F;&#x017F;ens-Ang&#x017F;t erkla&#x0364;ret. <hi rendition="#aq">Joh. Gerhar-<lb/>
dus</hi> fu&#x0364;hret davon unter&#x017F;chiedliche Zeugnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e an/<lb/><hi rendition="#aq">Loc. Theol. XXX. § 51. p. 610. &#x017F;q.</hi> aus welchen<lb/>
ich aus Liebe zur ku&#x0364;rtze nur das von un&#x017F;erm &#x017F;el.<lb/><hi rendition="#aq">Luthero,</hi> weil es nach &#x017F;einer Art/ das i&#x017F;t/ kra&#x0364;ftig<lb/>
und nachdru&#x0364;cklich abgefaßt/ anfu&#x0364;hre: <hi rendition="#aq">animus æger<lb/>
ac male &#x017F;ibi con&#x017F;cius &#x017F;emper e&#x017F;t infernus, qui nihil<lb/>
aliud erit, quam ip&#x017F;a con&#x017F;cientia mala. Si Diabolus<lb/>
non haberet ream con&#x017F;cientiam, e&#x017F;&#x017F;et in c&#x0153;lo. Ea<lb/>
vero accendit flammas inferni &amp; ex&#x017F;u&#x017F;citat horribi.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">les</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0126] Erlaͤuterung. Wir haben quæſt. 21. dargethan/ daß das goͤttliche Mißgefallen an der Suͤnde ſich an der Seele des Ubertreters in Schmertz und Mißver- gnuͤgen aͤuſſern muͤſſe: quæſt. 24. daß die Gewiſ- ſens-Stiche zu dieſen Seelen-Schmertzen mit ge- hoͤren/ und quæſt. 26. daß dieſelbe auch nach dem Tode und zwar ewig dauren werden. Daß die Schrift das Erſtere lehre/ ſolches iſt bereits in der Erlaͤuterung der 22ſten Frage bewieſen/ und was daſelbſt angefuͤhrt/ kan auch zum Beweiß des 2ten Satzes dienen. Was aber das Letztere betrifft/ daß nemlich die Gewiſſens-Unruhe auch nach dem Tode in der Seelen bleibenwerde; ſo iſt nebſt andern das Zeugnuͤß Eſaiæ XLIV. 24. Jhr Wurm wirdnicht ſterben/ und ihr Feuer wird nicht verloͤſchen alle- zeit als zulaͤnglich dieſe Warheit zu beweiſen an- geſehen worden. Eine groſſe Anzahl der Vaͤter und anderer frommen Gottes-Gelehrten haben dieſen Spruch und zwar mit gutem Grund von der fort- daurenden Gewiſſens-Angſt erklaͤret. Joh. Gerhar- dus fuͤhret davon unterſchiedliche Zeugnuͤſſe an/ Loc. Theol. XXX. § 51. p. 610. ſq. aus welchen ich aus Liebe zur kuͤrtze nur das von unſerm ſel. Luthero, weil es nach ſeiner Art/ das iſt/ kraͤftig und nachdruͤcklich abgefaßt/ anfuͤhre: animus æger ac male ſibi conſcius ſemper eſt infernus, qui nihil aliud erit, quam ipſa conſcientia mala. Si Diabolus non haberet ream conſcientiam, eſſet in cœlo. Ea vero accendit flammas inferni & exſuſcitat horribi. les

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/126
Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/126>, abgerufen am 23.11.2024.