Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

Bild:
<< vorherige Seite


XXVIII.
Ob nicht solchemnach alle Men-
schen die Wirckungen des göttli-
chen Misgefallens an dem
morali-
schen Bösen an ihrer Seelen fühlen/
und solches in denen Stichen des
Gewissens und in der quälenden
Furcht wegen ihres Zustandes
nach dem Tode mercken müssen?

Erläuterung.

Die Warheit des in dieser Frage enthalte-
nen Satzes kan vermöge der vorhergehenden
unmöglich in Zweiffel gezogen werden. Man kan
dieselbe/ wenn jemanden damit gedienet/ gar leicht
in einem förmlichen Beweiß solcher gestalt darstel-
len: die freye Handlungen aller Menschen sind
grösten Theils dem göttl. Gesetz zuwider/ oder/
welches einerley/ sie sind von seiner Absicht entfer-
net/ (quaest. 27.) solche müssen GOtt mißgefallen
(quaest. 20.) Dieß Mißgefallen äusert sich in
Schmertz und Mißvergnügen an der Seele des
Ubertreters/ (quaest. 21.) zu denenselben gehöret
die Empfindung eines bösen Gewissens (quaest. 24.)
solche dauret auch nach dem Tode. (quaest. 26.)
Solchemnach müssen alle Menschen Stiche des
Gewissens und auch eine quälende Furcht wegen
ihres Zustandes nach dem Tode fühlen.

Die-
E


XXVIII.
Ob nicht ſolchemnach alle Men-
ſchen die Wirckungen des goͤttli-
chen Misgefallens an dem
morali-
ſchen Boͤſen an ihrer Seelen fuͤhlen/
und ſolches in denen Stichen des
Gewiſſens und in der quaͤlenden
Furcht wegen ihres Zuſtandes
nach dem Tode mercken muͤſſen?

Erlaͤuterung.

Die Warheit des in dieſer Frage enthalte-
nen Satzes kan vermoͤge der vorhergehenden
unmoͤglich in Zweiffel gezogen werden. Man kan
dieſelbe/ wenn jemanden damit gedienet/ gar leicht
in einem foͤrmlichen Beweiß ſolcher geſtalt darſtel-
len: die freye Handlungen aller Menſchen ſind
groͤſten Theils dem goͤttl. Geſetz zuwider/ oder/
welches einerley/ ſie ſind von ſeiner Abſicht entfer-
net/ (quæſt. 27.) ſolche muͤſſen GOtt mißgefallen
(quæſt. 20.) Dieß Mißgefallen aͤuſert ſich in
Schmertz und Mißvergnuͤgen an der Seele des
Ubertreters/ (quæſt. 21.) zu denenſelben gehoͤret
die Empfindung eines boͤſen Gewiſſens (quæſt. 24.)
ſolche dauret auch nach dem Tode. (quæſt. 26.)
Solchemnach muͤſſen alle Menſchen Stiche des
Gewiſſens und auch eine quaͤlende Furcht wegen
ihres Zuſtandes nach dem Tode fuͤhlen.

Die-
E
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0117" n="65"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">XXVIII.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Ob nicht &#x017F;olchemnach alle Men-<lb/>
&#x017F;chen die Wirckungen des go&#x0364;ttli-<lb/>
chen Misgefallens an dem</hi> <hi rendition="#aq">morali-</hi><lb/> <hi rendition="#b">&#x017F;chen Bo&#x0364;&#x017F;en an ihrer Seelen fu&#x0364;hlen/<lb/>
und &#x017F;olches in denen Stichen des<lb/>
Gewi&#x017F;&#x017F;ens und in der qua&#x0364;lenden<lb/>
Furcht wegen ihres Zu&#x017F;tandes<lb/>
nach dem Tode mercken mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en?</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Erla&#x0364;uterung.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>Die Warheit des in die&#x017F;er Frage enthalte-<lb/>
nen Satzes kan vermo&#x0364;ge der vorhergehenden<lb/>
unmo&#x0364;glich in Zweiffel gezogen werden. Man kan<lb/>
die&#x017F;elbe/ wenn jemanden damit gedienet/ gar leicht<lb/>
in einem fo&#x0364;rmlichen Beweiß &#x017F;olcher ge&#x017F;talt dar&#x017F;tel-<lb/>
len: die freye Handlungen aller Men&#x017F;chen &#x017F;ind<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;ten Theils dem go&#x0364;ttl. Ge&#x017F;etz zuwider/ oder/<lb/>
welches einerley/ &#x017F;ie &#x017F;ind von &#x017F;einer Ab&#x017F;icht entfer-<lb/>
net/ (<hi rendition="#aq">quæ&#x017F;t.</hi> 27.) &#x017F;olche mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en GOtt mißgefallen<lb/>
(<hi rendition="#aq">quæ&#x017F;t.</hi> 20.) Dieß Mißgefallen a&#x0364;u&#x017F;ert &#x017F;ich in<lb/>
Schmertz und Mißvergnu&#x0364;gen an der Seele des<lb/>
Ubertreters/ (<hi rendition="#aq">quæ&#x017F;t.</hi> 21.) zu denen&#x017F;elben geho&#x0364;ret<lb/>
die Empfindung eines bo&#x0364;&#x017F;en Gewi&#x017F;&#x017F;ens (<hi rendition="#aq">quæ&#x017F;t.</hi> 24.)<lb/>
&#x017F;olche dauret auch nach dem Tode. (<hi rendition="#aq">quæ&#x017F;t.</hi> 26.)<lb/>
Solchemnach mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en alle Men&#x017F;chen Stiche des<lb/>
Gewi&#x017F;&#x017F;ens und auch eine qua&#x0364;lende Furcht wegen<lb/>
ihres Zu&#x017F;tandes nach dem Tode fu&#x0364;hlen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">E</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Die-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0117] XXVIII. Ob nicht ſolchemnach alle Men- ſchen die Wirckungen des goͤttli- chen Misgefallens an dem morali- ſchen Boͤſen an ihrer Seelen fuͤhlen/ und ſolches in denen Stichen des Gewiſſens und in der quaͤlenden Furcht wegen ihres Zuſtandes nach dem Tode mercken muͤſſen? Erlaͤuterung. Die Warheit des in dieſer Frage enthalte- nen Satzes kan vermoͤge der vorhergehenden unmoͤglich in Zweiffel gezogen werden. Man kan dieſelbe/ wenn jemanden damit gedienet/ gar leicht in einem foͤrmlichen Beweiß ſolcher geſtalt darſtel- len: die freye Handlungen aller Menſchen ſind groͤſten Theils dem goͤttl. Geſetz zuwider/ oder/ welches einerley/ ſie ſind von ſeiner Abſicht entfer- net/ (quæſt. 27.) ſolche muͤſſen GOtt mißgefallen (quæſt. 20.) Dieß Mißgefallen aͤuſert ſich in Schmertz und Mißvergnuͤgen an der Seele des Ubertreters/ (quæſt. 21.) zu denenſelben gehoͤret die Empfindung eines boͤſen Gewiſſens (quæſt. 24.) ſolche dauret auch nach dem Tode. (quæſt. 26.) Solchemnach muͤſſen alle Menſchen Stiche des Gewiſſens und auch eine quaͤlende Furcht wegen ihres Zuſtandes nach dem Tode fuͤhlen. Die- E

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/117
Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/117>, abgerufen am 23.11.2024.