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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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II. Die Zeit der Staufer.
gleichbar. Eher schon vermag diesen Vergleich auszuhalten die Kölner
Königschronik
, von einem unbekannten Kölner Domherrn (mit selbständigen
Nachrichten seit 1144) zuerst 1175 verfaßt, dann von wechselnden, kaiserlich
gesinnten Autoren fortgeführt bis 1238 und 1249 (SS. r. G.). Die Bedeutung
der ersten deutschen Handelsstadt und ihre namentlich seit Reinald v. Dassel
bestehende enge Verknüpfung mit der großen Politik geben der Chronik, wie
schon ihr Name sagt, das Gepräge einer Reichsgeschichte von durchgängig
hohem Werte. In den Erzeugnissen Lothringens überwiegt sonst der lokale
und territoriale Charakter, so in den verschiedenen, mehrfach fortgesetzten
Bistumsgeschichten von Trier, Verdun usw., den wirtschaftsgeschicht-
lich schätzenswerten Lütticher Annalen (1194-1230) des Mönches Reiner
oder der durch verfassungsrechtliche Kenntnisse hervorragenden Chronik
des Hennegaus
von dem Kanzler Gislebert v. Mons bis 1195 (neue
Ausg. von Vanderkindere 1904).

Wenden wir uns nach dem Elsaß, so sind in Straßburg wertvolle
Reichsannalen geschrieben, die leider verloren, aber von 1015-1200 in
den sog. Marbacher Annalen benutzt sind. Diese bis z. J. 631 zurück-
greifende Kompilation ist von einem Mönche der Marbacher (b. Kolmar)
Augustinerkongregation im Kloster St. Odilien bis z. J. 1212 geführt und im
Kloster Neuburg b. Hagenau durch eine die Jahre 1213-38 umfassende Fort-
setzung erweitert worden (vgl. Bloch, Die elsässischen Annalen der Staufer-
zeit 1908, und seine Ausg. SS. r. G.). In Schwaben hat Propst Burchard
v. Ursperg
eine anfangs ebenfalls kompilatorische, aber seit Ende des 12. Jahrh.
selbständige, vortrefflich unterrichtende Chronik mit scharfer staufischer
Parteinahme bis 1229 geführt. Auch Böhmen, das ja in staufischer Zeit in
immer engere Verbindung mit dem Reiche tritt, liefert uns noch eine wert-
volle Quelle für Barbarossas 2. u. 4. Romzug in einer Fortsetzung der Chro-
nik des Cosmas, den von 1140 bis 1167 reichenden Annalen des Prager
Domherrn Vinzenz, der als Begleiter seines Bischofs Daniel in Italien die
dortigen Vorgänge aus eigner Anschauung lebendig und ausführlich schildert.
Abt Gerlach v. Mühlhausen (i. Böhmen) hat das Werk bis 1198 fort-
geführt. -- Friedrichs ruhmvolle Taten haben endlich auch dichterische Lob-
redner gefunden; so verfaßte der spätere Mönch Günther v. Pairis (i. Ober-
elsaß) 1186 das früher in seiner Echtheit irrtümlich angezweifelte Helden-
gedicht Ligurinus, das wegen seiner Abhängigkeit von Otto v. Freising-
Rahewin weniger historisch, als dichterisch beachtenswert ist, während um-
gekehrt die versifizierten Geschichtswerke des kaiserlichen Kaplans und Notars
Gottfried v. Viterbo (v. deutscher Abkunft), namentlich seine Taten
Friedrichs
bis 1181, poetisch ganz versagen, aber uns manche gute Nach-
richt übermitteln.

Ähnliche auf italienischem Boden erwachsene Dichtungen können
wir daran anschließen: das wahrscheinlich von einem Bergamasken mit
guten Kenntnissen und historischer Treue verfaßte Epos "Die Taten Fried-
richs I. in Italien
" (hrsg. von Monaci in Fonti p. la storia d'Italia I) und
in Süditalien das eigenartige, mit vielen historisch bemerkenswerten Abbil-
dungen geschmückte Gedicht des Magisters Peter v. Eboli (b. Salerno),
dessen erstes Buch den Krieg Heinrichs VI. gegen Tancred von Sizilien be-
handelt (Ausg. v. Winkelmann 1874; jetzt mit d. Abbildungen in der Neuausg.
des Muratori und hrsg. v. Siragusa, Rom 1907).

Eine viel reichere geschichtliche Ausbeute gewähren natürlich die ita-
lienischen Prosawerke
, Erzeugnisse des erwachten städtischen Selbst-
bewußtseins und meist schon von Laien geschrieben. Über Friedrichs I. ita-
lienische Politik seit 1160 sind sie naturgemäß die ergiebigsten Quellen. Zu
den wichtigsten gehören die Geschichte des reichstreuen Lodi, die der

II. Die Zeit der Staufer.
gleichbar. Eher schon vermag diesen Vergleich auszuhalten die Kölner
Königschronik
, von einem unbekannten Kölner Domherrn (mit selbständigen
Nachrichten seit 1144) zuerst 1175 verfaßt, dann von wechselnden, kaiserlich
gesinnten Autoren fortgeführt bis 1238 und 1249 (SS. r. G.). Die Bedeutung
der ersten deutschen Handelsstadt und ihre namentlich seit Reinald v. Dassel
bestehende enge Verknüpfung mit der großen Politik geben der Chronik, wie
schon ihr Name sagt, das Gepräge einer Reichsgeschichte von durchgängig
hohem Werte. In den Erzeugnissen Lothringens überwiegt sonst der lokale
und territoriale Charakter, so in den verschiedenen, mehrfach fortgesetzten
Bistumsgeschichten von Trier, Verdun usw., den wirtschaftsgeschicht-
lich schätzenswerten Lütticher Annalen (1194‒1230) des Mönches Reiner
oder der durch verfassungsrechtliche Kenntnisse hervorragenden Chronik
des Hennegaus
von dem Kanzler Gislebert v. Mons bis 1195 (neue
Ausg. von Vanderkindere 1904).

Wenden wir uns nach dem Elsaß, so sind in Straßburg wertvolle
Reichsannalen geschrieben, die leider verloren, aber von 1015‒1200 in
den sog. Marbacher Annalen benutzt sind. Diese bis z. J. 631 zurück-
greifende Kompilation ist von einem Mönche der Marbacher (b. Kolmar)
Augustinerkongregation im Kloster St. Odilien bis z. J. 1212 geführt und im
Kloster Neuburg b. Hagenau durch eine die Jahre 1213‒38 umfassende Fort-
setzung erweitert worden (vgl. Bloch, Die elsässischen Annalen der Staufer-
zeit 1908, und seine Ausg. SS. r. G.). In Schwaben hat Propst Burchard
v. Ursperg
eine anfangs ebenfalls kompilatorische, aber seit Ende des 12. Jahrh.
selbständige, vortrefflich unterrichtende Chronik mit scharfer staufischer
Parteinahme bis 1229 geführt. Auch Böhmen, das ja in staufischer Zeit in
immer engere Verbindung mit dem Reiche tritt, liefert uns noch eine wert-
volle Quelle für Barbarossas 2. u. 4. Romzug in einer Fortsetzung der Chro-
nik des Cosmas, den von 1140 bis 1167 reichenden Annalen des Prager
Domherrn Vinzenz, der als Begleiter seines Bischofs Daniel in Italien die
dortigen Vorgänge aus eigner Anschauung lebendig und ausführlich schildert.
Abt Gerlach v. Mühlhausen (i. Böhmen) hat das Werk bis 1198 fort-
geführt. — Friedrichs ruhmvolle Taten haben endlich auch dichterische Lob-
redner gefunden; so verfaßte der spätere Mönch Günther v. Pairis (i. Ober-
elsaß) 1186 das früher in seiner Echtheit irrtümlich angezweifelte Helden-
gedicht Ligurinus, das wegen seiner Abhängigkeit von Otto v. Freising-
Rahewin weniger historisch, als dichterisch beachtenswert ist, während um-
gekehrt die versifizierten Geschichtswerke des kaiserlichen Kaplans und Notars
Gottfried v. Viterbo (v. deutscher Abkunft), namentlich seine Taten
Friedrichs
bis 1181, poetisch ganz versagen, aber uns manche gute Nach-
richt übermitteln.

Ähnliche auf italienischem Boden erwachsene Dichtungen können
wir daran anschließen: das wahrscheinlich von einem Bergamasken mit
guten Kenntnissen und historischer Treue verfaßte Epos „Die Taten Fried-
richs I. in Italien
“ (hrsg. von Monaci in Fonti p. la storia d'Italia I) und
in Süditalien das eigenartige, mit vielen historisch bemerkenswerten Abbil-
dungen geschmückte Gedicht des Magisters Peter v. Eboli (b. Salerno),
dessen erstes Buch den Krieg Heinrichs VI. gegen Tancred von Sizilien be-
handelt (Ausg. v. Winkelmann 1874; jetzt mit d. Abbildungen in der Neuausg.
des Muratori und hrsg. v. Siragusa, Rom 1907).

Eine viel reichere geschichtliche Ausbeute gewähren natürlich die ita-
lienischen Prosawerke
, Erzeugnisse des erwachten städtischen Selbst-
bewußtseins und meist schon von Laien geschrieben. Über Friedrichs I. ita-
lienische Politik seit 1160 sind sie naturgemäß die ergiebigsten Quellen. Zu
den wichtigsten gehören die Geschichte des reichstreuen Lodi, die der

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[86/0094] II. Die Zeit der Staufer. gleichbar. Eher schon vermag diesen Vergleich auszuhalten die Kölner Königschronik, von einem unbekannten Kölner Domherrn (mit selbständigen Nachrichten seit 1144) zuerst 1175 verfaßt, dann von wechselnden, kaiserlich gesinnten Autoren fortgeführt bis 1238 und 1249 (SS. r. G.). Die Bedeutung der ersten deutschen Handelsstadt und ihre namentlich seit Reinald v. Dassel bestehende enge Verknüpfung mit der großen Politik geben der Chronik, wie schon ihr Name sagt, das Gepräge einer Reichsgeschichte von durchgängig hohem Werte. In den Erzeugnissen Lothringens überwiegt sonst der lokale und territoriale Charakter, so in den verschiedenen, mehrfach fortgesetzten Bistumsgeschichten von Trier, Verdun usw., den wirtschaftsgeschicht- lich schätzenswerten Lütticher Annalen (1194‒1230) des Mönches Reiner oder der durch verfassungsrechtliche Kenntnisse hervorragenden Chronik des Hennegaus von dem Kanzler Gislebert v. Mons bis 1195 (neue Ausg. von Vanderkindere 1904). Wenden wir uns nach dem Elsaß, so sind in Straßburg wertvolle Reichsannalen geschrieben, die leider verloren, aber von 1015‒1200 in den sog. Marbacher Annalen benutzt sind. Diese bis z. J. 631 zurück- greifende Kompilation ist von einem Mönche der Marbacher (b. Kolmar) Augustinerkongregation im Kloster St. Odilien bis z. J. 1212 geführt und im Kloster Neuburg b. Hagenau durch eine die Jahre 1213‒38 umfassende Fort- setzung erweitert worden (vgl. Bloch, Die elsässischen Annalen der Staufer- zeit 1908, und seine Ausg. SS. r. G.). In Schwaben hat Propst Burchard v. Ursperg eine anfangs ebenfalls kompilatorische, aber seit Ende des 12. Jahrh. selbständige, vortrefflich unterrichtende Chronik mit scharfer staufischer Parteinahme bis 1229 geführt. Auch Böhmen, das ja in staufischer Zeit in immer engere Verbindung mit dem Reiche tritt, liefert uns noch eine wert- volle Quelle für Barbarossas 2. u. 4. Romzug in einer Fortsetzung der Chro- nik des Cosmas, den von 1140 bis 1167 reichenden Annalen des Prager Domherrn Vinzenz, der als Begleiter seines Bischofs Daniel in Italien die dortigen Vorgänge aus eigner Anschauung lebendig und ausführlich schildert. Abt Gerlach v. Mühlhausen (i. Böhmen) hat das Werk bis 1198 fort- geführt. — Friedrichs ruhmvolle Taten haben endlich auch dichterische Lob- redner gefunden; so verfaßte der spätere Mönch Günther v. Pairis (i. Ober- elsaß) 1186 das früher in seiner Echtheit irrtümlich angezweifelte Helden- gedicht Ligurinus, das wegen seiner Abhängigkeit von Otto v. Freising- Rahewin weniger historisch, als dichterisch beachtenswert ist, während um- gekehrt die versifizierten Geschichtswerke des kaiserlichen Kaplans und Notars Gottfried v. Viterbo (v. deutscher Abkunft), namentlich seine Taten Friedrichs bis 1181, poetisch ganz versagen, aber uns manche gute Nach- richt übermitteln. Ähnliche auf italienischem Boden erwachsene Dichtungen können wir daran anschließen: das wahrscheinlich von einem Bergamasken mit guten Kenntnissen und historischer Treue verfaßte Epos „Die Taten Fried- richs I. in Italien“ (hrsg. von Monaci in Fonti p. la storia d'Italia I) und in Süditalien das eigenartige, mit vielen historisch bemerkenswerten Abbil- dungen geschmückte Gedicht des Magisters Peter v. Eboli (b. Salerno), dessen erstes Buch den Krieg Heinrichs VI. gegen Tancred von Sizilien be- handelt (Ausg. v. Winkelmann 1874; jetzt mit d. Abbildungen in der Neuausg. des Muratori und hrsg. v. Siragusa, Rom 1907). Eine viel reichere geschichtliche Ausbeute gewähren natürlich die ita- lienischen Prosawerke, Erzeugnisse des erwachten städtischen Selbst- bewußtseins und meist schon von Laien geschrieben. Über Friedrichs I. ita- lienische Politik seit 1160 sind sie naturgemäß die ergiebigsten Quellen. Zu den wichtigsten gehören die Geschichte des reichstreuen Lodi, die der

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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/94>, abgerufen am 01.05.2024.