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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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Die Zeit der Staufer.
die Unzufriedenheit mit der deutschen Herrschaft gesteigert. Es
handelte sich um nichts Geringeres, als eine Art von sizilianischer
Vesper, um die Ermordung des Kaisers und aller Deutschen im
Lande, um die Erhebung eines einheimischen Königs. Da ward
der Plan vorzeitig entdeckt, und die Verschwörer nun mit blutiger
Strenge niedergeworfen (Mai, Juni 1197). Die Grausamkeit der
Strafen hat dem Kaiser viele entrüstete Vorwürfe eingetragen; sie
entsprach immerhin Ort und Zeit und der Furchtbarkeit des Ge-
planten. Indem aber nun die Nationalpartei völlig am Boden lag,
hatte die gescheiterte Verschwörung dem Kaiser nur zu einem neuen
Erfolge verholfen und die Verbindung Siziliens mit dem Reiche neu
gefestigt. Und auf dem Grunde dieser Vereinigung hatte Heinrich
inzwischen immer sicherer und stolzer die Bahnen der Weltpolitik
beschritten.

Dahin sah er sich gewiesen schon durch die machtvolle
Steigerung der imperialistischen Vorstellungen und Ansprüche in
den Zeiten und Kreisen, die für seine Entwickelung maßgebend
waren. Die Reichsministerialität, verstärkt noch durch den Anfall
der welfischen Besitzungen Schwabens nach dem Tode Welfs VI.
(1191), stand damals auf dem Gipfelpunkt ihrer politischen Be-
deutung. Jenseits der Alpen verharrte die Lombardei im wesent-
lichen auf dem Boden des Konstanzer Friedens, ward aber von
Heinrich durch kluge Ausnutzung der inneren Gegensätze politisch
lahmgelegt. Das übrige Italien schien sich immer entschiedener in
der Richtung unmittelbarer kaiserlicher Beamtenverwaltung zu ent-
wickeln, und deren Organe waren vor allem die überschüssigen
Kräfte der deutschen Reichsministerialität. Nirgends aber lebten
so weitausgreifende Vorstellungen von den Aufgaben des deutschen
Kaisertums, wie in diesen Kreisen, in denen sich die Anschauungen
eines Reinald von Dassel in ungeminderter Kraft erhalten hatten.
Die Weltherrschaft galt hier geradezu als der nationale Beruf der
Deutschen, und mit unverhohlener Verachtung blickte man auf die
andern Völker und ihre "armen Könige", die dem Kaiser zu
dienen hatten.1)

Der vornehmste Träger solcher Ideen war Heinrich selbst. Schon
hatte er in der Person Richards Löwenherz den mächtigsten König
Europas in Lehensabhängigkeit gezwungen. Durch die Herrschaft
der Plantagenets über mehr als die Hälfte des heutigen Frankreichs
war England selbst eine Weltmacht. Und Heinrich betrachtete das
Lehensverhältnis nicht nur als bloße Form, sondern beanspruchte

1) Vgl. Burdach, Walter v. d. Vogelweide (1900) S. 135 ff. Dazu jetzt
auch die Ausführungen von Krammer.

Die Zeit der Staufer.
die Unzufriedenheit mit der deutschen Herrschaft gesteigert. Es
handelte sich um nichts Geringeres, als eine Art von sizilianischer
Vesper, um die Ermordung des Kaisers und aller Deutschen im
Lande, um die Erhebung eines einheimischen Königs. Da ward
der Plan vorzeitig entdeckt, und die Verschwörer nun mit blutiger
Strenge niedergeworfen (Mai, Juni 1197). Die Grausamkeit der
Strafen hat dem Kaiser viele entrüstete Vorwürfe eingetragen; sie
entsprach immerhin Ort und Zeit und der Furchtbarkeit des Ge-
planten. Indem aber nun die Nationalpartei völlig am Boden lag,
hatte die gescheiterte Verschwörung dem Kaiser nur zu einem neuen
Erfolge verholfen und die Verbindung Siziliens mit dem Reiche neu
gefestigt. Und auf dem Grunde dieser Vereinigung hatte Heinrich
inzwischen immer sicherer und stolzer die Bahnen der Weltpolitik
beschritten.

Dahin sah er sich gewiesen schon durch die machtvolle
Steigerung der imperialistischen Vorstellungen und Ansprüche in
den Zeiten und Kreisen, die für seine Entwickelung maßgebend
waren. Die Reichsministerialität, verstärkt noch durch den Anfall
der welfischen Besitzungen Schwabens nach dem Tode Welfs VI.
(1191), stand damals auf dem Gipfelpunkt ihrer politischen Be-
deutung. Jenseits der Alpen verharrte die Lombardei im wesent-
lichen auf dem Boden des Konstanzer Friedens, ward aber von
Heinrich durch kluge Ausnutzung der inneren Gegensätze politisch
lahmgelegt. Das übrige Italien schien sich immer entschiedener in
der Richtung unmittelbarer kaiserlicher Beamtenverwaltung zu ent-
wickeln, und deren Organe waren vor allem die überschüssigen
Kräfte der deutschen Reichsministerialität. Nirgends aber lebten
so weitausgreifende Vorstellungen von den Aufgaben des deutschen
Kaisertums, wie in diesen Kreisen, in denen sich die Anschauungen
eines Reinald von Dassel in ungeminderter Kraft erhalten hatten.
Die Weltherrschaft galt hier geradezu als der nationale Beruf der
Deutschen, und mit unverhohlener Verachtung blickte man auf die
andern Völker und ihre „armen Könige“, die dem Kaiser zu
dienen hatten.1)

Der vornehmste Träger solcher Ideen war Heinrich selbst. Schon
hatte er in der Person Richards Löwenherz den mächtigsten König
Europas in Lehensabhängigkeit gezwungen. Durch die Herrschaft
der Plantagenets über mehr als die Hälfte des heutigen Frankreichs
war England selbst eine Weltmacht. Und Heinrich betrachtete das
Lehensverhältnis nicht nur als bloße Form, sondern beanspruchte

1) Vgl. Burdach, Walter v. d. Vogelweide (1900) S. 135 ff. Dazu jetzt
auch die Ausführungen von Krammer.
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[180/0188] Die Zeit der Staufer. die Unzufriedenheit mit der deutschen Herrschaft gesteigert. Es handelte sich um nichts Geringeres, als eine Art von sizilianischer Vesper, um die Ermordung des Kaisers und aller Deutschen im Lande, um die Erhebung eines einheimischen Königs. Da ward der Plan vorzeitig entdeckt, und die Verschwörer nun mit blutiger Strenge niedergeworfen (Mai, Juni 1197). Die Grausamkeit der Strafen hat dem Kaiser viele entrüstete Vorwürfe eingetragen; sie entsprach immerhin Ort und Zeit und der Furchtbarkeit des Ge- planten. Indem aber nun die Nationalpartei völlig am Boden lag, hatte die gescheiterte Verschwörung dem Kaiser nur zu einem neuen Erfolge verholfen und die Verbindung Siziliens mit dem Reiche neu gefestigt. Und auf dem Grunde dieser Vereinigung hatte Heinrich inzwischen immer sicherer und stolzer die Bahnen der Weltpolitik beschritten. Dahin sah er sich gewiesen schon durch die machtvolle Steigerung der imperialistischen Vorstellungen und Ansprüche in den Zeiten und Kreisen, die für seine Entwickelung maßgebend waren. Die Reichsministerialität, verstärkt noch durch den Anfall der welfischen Besitzungen Schwabens nach dem Tode Welfs VI. (1191), stand damals auf dem Gipfelpunkt ihrer politischen Be- deutung. Jenseits der Alpen verharrte die Lombardei im wesent- lichen auf dem Boden des Konstanzer Friedens, ward aber von Heinrich durch kluge Ausnutzung der inneren Gegensätze politisch lahmgelegt. Das übrige Italien schien sich immer entschiedener in der Richtung unmittelbarer kaiserlicher Beamtenverwaltung zu ent- wickeln, und deren Organe waren vor allem die überschüssigen Kräfte der deutschen Reichsministerialität. Nirgends aber lebten so weitausgreifende Vorstellungen von den Aufgaben des deutschen Kaisertums, wie in diesen Kreisen, in denen sich die Anschauungen eines Reinald von Dassel in ungeminderter Kraft erhalten hatten. Die Weltherrschaft galt hier geradezu als der nationale Beruf der Deutschen, und mit unverhohlener Verachtung blickte man auf die andern Völker und ihre „armen Könige“, die dem Kaiser zu dienen hatten. 1) Der vornehmste Träger solcher Ideen war Heinrich selbst. Schon hatte er in der Person Richards Löwenherz den mächtigsten König Europas in Lehensabhängigkeit gezwungen. Durch die Herrschaft der Plantagenets über mehr als die Hälfte des heutigen Frankreichs war England selbst eine Weltmacht. Und Heinrich betrachtete das Lehensverhältnis nicht nur als bloße Form, sondern beanspruchte 1) Vgl. Burdach, Walter v. d. Vogelweide (1900) S. 135 ff. Dazu jetzt auch die Ausführungen von Krammer.

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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/188>, abgerufen am 25.11.2024.