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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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II. Die Zeit der Staufer.
mochte, so beseitigte sie völlig der glänzende Reichstag von Geln-
hausen (1186). Die überwältigende Mehrheit der deutschen Bischöfe,
auch die eifrigsten der ehemaligen Alexandriner, scharte sich mit-
samt den weltlichen Fürsten um den greisen Herrscher, billigte seine
von überzeugendem Rechtsgefühl getragenen Darlegungen und mahnte
den Papst durch ein Sendschreiben zum Nachgeben und Frieden.
Je aufrichtiger der kirchliche Sinn der Versammelten, je maßvoller
ihre Sprache, desto vernichtender die moralische Niederlage der
Kurie! Urban III. hat sie nicht lange überlebt; von den wider-
streitenden Meinungen der Kardinalsparteien hin- und hergerissen,
persönlich, wie es scheint, zu den schroffsten Maßnahmen, selbst der
Bannung des Kaisers geneigt, ist er kaum ein Jahr nach dem Geln-
hausener Tage gestorben (1187).

Mit der Überzeugung der meisten Kardinäle von der Not-
wendigkeit eines Einlenkens trafen nun die schmerzlichen Nach-
richten aus dem heil. Lande zusammen, die den Fall Jerusalems
von Tag zu Tag erwarten ließen und gebieterisch die Eintracht
zwischen den Häuptern der Christenheit forderten. Von den beiden
kaiserfreundlichen Männern, die unter solchen Eindrücken kurz nach-
einander zu Päpsten erhoben wurden, hat Gregor VIII. (1187)
das Friedenswerk eingeleitet, Klemens III. (1187-91) es vollendet.
Es bedeutete ein Nachgeben auf der ganzen Linie; insbesondere
wurde die lange verweigerte Kaiserkrönung Heinrichs jetzt in sichere
Aussicht gestellt, und in der Trierer Streitsache durch eine voll-
kommene Neuwahl ein von Friedrich selbst angebotener und ihn
zufriedenstellender Ausgleich getroffen, der wenigstens die brennendste
Verletzung des Reichsrechtes durch das Papsttum rückgängig machte.

Und mittlerweile hatte nun auch die immer weitere Kreise
ergreifende Kreuzzugstimmung dem Kölner Erzbischof allen Wind
aus den Segeln genommen. Durch das erneute Zusammengehen
des Kaisers mit Frankreich seines Rückhaltes beraubt, vom sonstigen
Auslande nicht unterstützt, in Deutschland selbst durch geschickte
Schachzüge Friedrichs isoliert, war er ein zu kluger Rechner, um
in leidenschaftlichem Trotz, wie einst Heinrich der Löwe, das jetzt
auch gegen ihn eröffnete Rechtsverfahren bis zum Ende zu miß-
achten. Noch in letzter Stunde sicherte er sich durch Unterwerfung
unter die Gnade des Kaisers seine Stellung; über ungelösten sach-
lichen Gegensätzen spannte sich scheinbare Freundschaft. Demütigung
und Vergebung wurden erleichtert durch die Kreuzzugbegeisterung,
denn der Ausgleich vollzog sich auf dem "Hoftage Christi" zu Mainz
(Frühjahr 1188), wo Barbarossa und sein Ältester selbst das Kreuz
nahmen und viele der Fürsten und Großen zur Nacheiferung ent-
flammten.

II. Die Zeit der Staufer.
mochte, so beseitigte sie völlig der glänzende Reichstag von Geln-
hausen (1186). Die überwältigende Mehrheit der deutschen Bischöfe,
auch die eifrigsten der ehemaligen Alexandriner, scharte sich mit-
samt den weltlichen Fürsten um den greisen Herrscher, billigte seine
von überzeugendem Rechtsgefühl getragenen Darlegungen und mahnte
den Papst durch ein Sendschreiben zum Nachgeben und Frieden.
Je aufrichtiger der kirchliche Sinn der Versammelten, je maßvoller
ihre Sprache, desto vernichtender die moralische Niederlage der
Kurie! Urban III. hat sie nicht lange überlebt; von den wider-
streitenden Meinungen der Kardinalsparteien hin- und hergerissen,
persönlich, wie es scheint, zu den schroffsten Maßnahmen, selbst der
Bannung des Kaisers geneigt, ist er kaum ein Jahr nach dem Geln-
hausener Tage gestorben (1187).

Mit der Überzeugung der meisten Kardinäle von der Not-
wendigkeit eines Einlenkens trafen nun die schmerzlichen Nach-
richten aus dem heil. Lande zusammen, die den Fall Jerusalems
von Tag zu Tag erwarten ließen und gebieterisch die Eintracht
zwischen den Häuptern der Christenheit forderten. Von den beiden
kaiserfreundlichen Männern, die unter solchen Eindrücken kurz nach-
einander zu Päpsten erhoben wurden, hat Gregor VIII. (1187)
das Friedenswerk eingeleitet, Klemens III. (1187‒91) es vollendet.
Es bedeutete ein Nachgeben auf der ganzen Linie; insbesondere
wurde die lange verweigerte Kaiserkrönung Heinrichs jetzt in sichere
Aussicht gestellt, und in der Trierer Streitsache durch eine voll-
kommene Neuwahl ein von Friedrich selbst angebotener und ihn
zufriedenstellender Ausgleich getroffen, der wenigstens die brennendste
Verletzung des Reichsrechtes durch das Papsttum rückgängig machte.

Und mittlerweile hatte nun auch die immer weitere Kreise
ergreifende Kreuzzugstimmung dem Kölner Erzbischof allen Wind
aus den Segeln genommen. Durch das erneute Zusammengehen
des Kaisers mit Frankreich seines Rückhaltes beraubt, vom sonstigen
Auslande nicht unterstützt, in Deutschland selbst durch geschickte
Schachzüge Friedrichs isoliert, war er ein zu kluger Rechner, um
in leidenschaftlichem Trotz, wie einst Heinrich der Löwe, das jetzt
auch gegen ihn eröffnete Rechtsverfahren bis zum Ende zu miß-
achten. Noch in letzter Stunde sicherte er sich durch Unterwerfung
unter die Gnade des Kaisers seine Stellung; über ungelösten sach-
lichen Gegensätzen spannte sich scheinbare Freundschaft. Demütigung
und Vergebung wurden erleichtert durch die Kreuzzugbegeisterung,
denn der Ausgleich vollzog sich auf dem „Hoftage Christi“ zu Mainz
(Frühjahr 1188), wo Barbarossa und sein Ältester selbst das Kreuz
nahmen und viele der Fürsten und Großen zur Nacheiferung ent-
flammten.

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[168/0176] II. Die Zeit der Staufer. mochte, so beseitigte sie völlig der glänzende Reichstag von Geln- hausen (1186). Die überwältigende Mehrheit der deutschen Bischöfe, auch die eifrigsten der ehemaligen Alexandriner, scharte sich mit- samt den weltlichen Fürsten um den greisen Herrscher, billigte seine von überzeugendem Rechtsgefühl getragenen Darlegungen und mahnte den Papst durch ein Sendschreiben zum Nachgeben und Frieden. Je aufrichtiger der kirchliche Sinn der Versammelten, je maßvoller ihre Sprache, desto vernichtender die moralische Niederlage der Kurie! Urban III. hat sie nicht lange überlebt; von den wider- streitenden Meinungen der Kardinalsparteien hin- und hergerissen, persönlich, wie es scheint, zu den schroffsten Maßnahmen, selbst der Bannung des Kaisers geneigt, ist er kaum ein Jahr nach dem Geln- hausener Tage gestorben (1187). Mit der Überzeugung der meisten Kardinäle von der Not- wendigkeit eines Einlenkens trafen nun die schmerzlichen Nach- richten aus dem heil. Lande zusammen, die den Fall Jerusalems von Tag zu Tag erwarten ließen und gebieterisch die Eintracht zwischen den Häuptern der Christenheit forderten. Von den beiden kaiserfreundlichen Männern, die unter solchen Eindrücken kurz nach- einander zu Päpsten erhoben wurden, hat Gregor VIII. (1187) das Friedenswerk eingeleitet, Klemens III. (1187‒91) es vollendet. Es bedeutete ein Nachgeben auf der ganzen Linie; insbesondere wurde die lange verweigerte Kaiserkrönung Heinrichs jetzt in sichere Aussicht gestellt, und in der Trierer Streitsache durch eine voll- kommene Neuwahl ein von Friedrich selbst angebotener und ihn zufriedenstellender Ausgleich getroffen, der wenigstens die brennendste Verletzung des Reichsrechtes durch das Papsttum rückgängig machte. Und mittlerweile hatte nun auch die immer weitere Kreise ergreifende Kreuzzugstimmung dem Kölner Erzbischof allen Wind aus den Segeln genommen. Durch das erneute Zusammengehen des Kaisers mit Frankreich seines Rückhaltes beraubt, vom sonstigen Auslande nicht unterstützt, in Deutschland selbst durch geschickte Schachzüge Friedrichs isoliert, war er ein zu kluger Rechner, um in leidenschaftlichem Trotz, wie einst Heinrich der Löwe, das jetzt auch gegen ihn eröffnete Rechtsverfahren bis zum Ende zu miß- achten. Noch in letzter Stunde sicherte er sich durch Unterwerfung unter die Gnade des Kaisers seine Stellung; über ungelösten sach- lichen Gegensätzen spannte sich scheinbare Freundschaft. Demütigung und Vergebung wurden erleichtert durch die Kreuzzugbegeisterung, denn der Ausgleich vollzog sich auf dem „Hoftage Christi“ zu Mainz (Frühjahr 1188), wo Barbarossa und sein Ältester selbst das Kreuz nahmen und viele der Fürsten und Großen zur Nacheiferung ent- flammten.

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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/176>, abgerufen am 26.11.2024.