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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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II. Die Zeit der Staufer.
Prozeß der Stammeszerschlagung zum Abschluß und stärkte das
Territorialfürstentum, das ja vor allem auf den Sturz des Welfen
hingearbeitet hatte. Der Kölner und der Paderborner Sprengel
wurde von Sachsen abgetrennt und als Herzogtum Westfalen dem
Erzbischof von Köln verliehen, der fortan ein ähnliches geistlich-
weltliches Doppelregiment führte, wie einst der Bruder Ottos des
Großen, und eine nicht unbedenkliche Machtsteigerung erfuhr. Die
Herzogsgewalt in dem übrigen Sachsen ward, aller neuerlichen Usur-
pationen entkleidet und dadurch nahezu auf die alten billungischen
Gebiete mit den wendischen Marken beschränkt, dem Askanier
Bernhard von Anhalt, dem jüngsten Sohne Albrechts des Bären
übertragen. Ähnlich verfuhr man mit Bayern. Noch einmal ward
ein neues Herzogtum: Steiermark aus seinem Gebiete herausge-
hoben und mit dem Rest der treue Helfer des Kaisers Otto von
Wittelsbach belohnt, der seine Pfalzgrafschaft einem jüngeren Bruder
abtrat. Damals gewannen die Wittelsbacher die bayrische Herzogs-
würde.

So hatte man bereits das Fell des Löwen vergeben, ehe man
ihn erlegt hatte. Noch wies er grimmig seine Zähne. Indes Fried-
rich hatte das Interesse der Fürsten nun doppelt mit dem seinigen
verkettet, und als er selbst mit ihrer Hilfe zur Vollstreckung der
Acht in Sachsen erschien, wirkten der Glanz des kaiserlichen
Namens und die Abneigung gegen das autokratische Regiment
Heinrichs zusammen, um einen allgemeinen Abfall hervorzurufen.
Als auch die englische und dänische Hilfe, auf die er gezählt
haben mochte, versagte, sah sich Heinrich zur Unterwerfung
unter die Gnade des Kaisers gezwungen (1181), der jedoch den
Spruch des Fürstengerichts nur insofern für den Vetter mildern
konnte, als ihm seine braunschweigisch-lüneburgischen Haus-
güter belassen wurden. Doch ward er zur Verbannung verpflichtet,
aus der er frühestens in drei Jahren mit kaiserlicher Erlaubnis sollte
zurückkehren dürfen; er wandte sich mit den Seinen an den Hof
seines königlichen Schwiegervaters in die Normandie. So trat seine
große Erscheinung eine Weile völlig heraus aus den deutschen
Kämpfen, und der alte Einfluß war für immer dahin, nicht zum
Segen der ostelbischen Gebiete. Denn wenn auch das Gesamthaus
der Askanier mit der Verfügung über das Herzogtum, die Mark
Brandenburg und das Erzbistum Bremen eine ansehnliche Stellung
in Sachsen einnahm, so fehlte in dem Nebeneinander fürstlicher
Gewalten doch der einheitliche, machtvolle Herrscherwille. Konnte
sich Lübeck als Handelsplatz und Auswandererhafen gerade in der
Ungebundenheit einer Reichsstadt, die es nun geworden war, kräftig
weiterentwickeln, und kamen die einmal flutenden Wellen der

II. Die Zeit der Staufer.
Prozeß der Stammeszerschlagung zum Abschluß und stärkte das
Territorialfürstentum, das ja vor allem auf den Sturz des Welfen
hingearbeitet hatte. Der Kölner und der Paderborner Sprengel
wurde von Sachsen abgetrennt und als Herzogtum Westfalen dem
Erzbischof von Köln verliehen, der fortan ein ähnliches geistlich-
weltliches Doppelregiment führte, wie einst der Bruder Ottos des
Großen, und eine nicht unbedenkliche Machtsteigerung erfuhr. Die
Herzogsgewalt in dem übrigen Sachsen ward, aller neuerlichen Usur-
pationen entkleidet und dadurch nahezu auf die alten billungischen
Gebiete mit den wendischen Marken beschränkt, dem Askanier
Bernhard von Anhalt, dem jüngsten Sohne Albrechts des Bären
übertragen. Ähnlich verfuhr man mit Bayern. Noch einmal ward
ein neues Herzogtum: Steiermark aus seinem Gebiete herausge-
hoben und mit dem Rest der treue Helfer des Kaisers Otto von
Wittelsbach belohnt, der seine Pfalzgrafschaft einem jüngeren Bruder
abtrat. Damals gewannen die Wittelsbacher die bayrische Herzogs-
würde.

So hatte man bereits das Fell des Löwen vergeben, ehe man
ihn erlegt hatte. Noch wies er grimmig seine Zähne. Indes Fried-
rich hatte das Interesse der Fürsten nun doppelt mit dem seinigen
verkettet, und als er selbst mit ihrer Hilfe zur Vollstreckung der
Acht in Sachsen erschien, wirkten der Glanz des kaiserlichen
Namens und die Abneigung gegen das autokratische Regiment
Heinrichs zusammen, um einen allgemeinen Abfall hervorzurufen.
Als auch die englische und dänische Hilfe, auf die er gezählt
haben mochte, versagte, sah sich Heinrich zur Unterwerfung
unter die Gnade des Kaisers gezwungen (1181), der jedoch den
Spruch des Fürstengerichts nur insofern für den Vetter mildern
konnte, als ihm seine braunschweigisch-lüneburgischen Haus-
güter belassen wurden. Doch ward er zur Verbannung verpflichtet,
aus der er frühestens in drei Jahren mit kaiserlicher Erlaubnis sollte
zurückkehren dürfen; er wandte sich mit den Seinen an den Hof
seines königlichen Schwiegervaters in die Normandie. So trat seine
große Erscheinung eine Weile völlig heraus aus den deutschen
Kämpfen, und der alte Einfluß war für immer dahin, nicht zum
Segen der ostelbischen Gebiete. Denn wenn auch das Gesamthaus
der Askanier mit der Verfügung über das Herzogtum, die Mark
Brandenburg und das Erzbistum Bremen eine ansehnliche Stellung
in Sachsen einnahm, so fehlte in dem Nebeneinander fürstlicher
Gewalten doch der einheitliche, machtvolle Herrscherwille. Konnte
sich Lübeck als Handelsplatz und Auswandererhafen gerade in der
Ungebundenheit einer Reichsstadt, die es nun geworden war, kräftig
weiterentwickeln, und kamen die einmal flutenden Wellen der

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[160/0168] II. Die Zeit der Staufer. Prozeß der Stammeszerschlagung zum Abschluß und stärkte das Territorialfürstentum, das ja vor allem auf den Sturz des Welfen hingearbeitet hatte. Der Kölner und der Paderborner Sprengel wurde von Sachsen abgetrennt und als Herzogtum Westfalen dem Erzbischof von Köln verliehen, der fortan ein ähnliches geistlich- weltliches Doppelregiment führte, wie einst der Bruder Ottos des Großen, und eine nicht unbedenkliche Machtsteigerung erfuhr. Die Herzogsgewalt in dem übrigen Sachsen ward, aller neuerlichen Usur- pationen entkleidet und dadurch nahezu auf die alten billungischen Gebiete mit den wendischen Marken beschränkt, dem Askanier Bernhard von Anhalt, dem jüngsten Sohne Albrechts des Bären übertragen. Ähnlich verfuhr man mit Bayern. Noch einmal ward ein neues Herzogtum: Steiermark aus seinem Gebiete herausge- hoben und mit dem Rest der treue Helfer des Kaisers Otto von Wittelsbach belohnt, der seine Pfalzgrafschaft einem jüngeren Bruder abtrat. Damals gewannen die Wittelsbacher die bayrische Herzogs- würde. So hatte man bereits das Fell des Löwen vergeben, ehe man ihn erlegt hatte. Noch wies er grimmig seine Zähne. Indes Fried- rich hatte das Interesse der Fürsten nun doppelt mit dem seinigen verkettet, und als er selbst mit ihrer Hilfe zur Vollstreckung der Acht in Sachsen erschien, wirkten der Glanz des kaiserlichen Namens und die Abneigung gegen das autokratische Regiment Heinrichs zusammen, um einen allgemeinen Abfall hervorzurufen. Als auch die englische und dänische Hilfe, auf die er gezählt haben mochte, versagte, sah sich Heinrich zur Unterwerfung unter die Gnade des Kaisers gezwungen (1181), der jedoch den Spruch des Fürstengerichts nur insofern für den Vetter mildern konnte, als ihm seine braunschweigisch-lüneburgischen Haus- güter belassen wurden. Doch ward er zur Verbannung verpflichtet, aus der er frühestens in drei Jahren mit kaiserlicher Erlaubnis sollte zurückkehren dürfen; er wandte sich mit den Seinen an den Hof seines königlichen Schwiegervaters in die Normandie. So trat seine große Erscheinung eine Weile völlig heraus aus den deutschen Kämpfen, und der alte Einfluß war für immer dahin, nicht zum Segen der ostelbischen Gebiete. Denn wenn auch das Gesamthaus der Askanier mit der Verfügung über das Herzogtum, die Mark Brandenburg und das Erzbistum Bremen eine ansehnliche Stellung in Sachsen einnahm, so fehlte in dem Nebeneinander fürstlicher Gewalten doch der einheitliche, machtvolle Herrscherwille. Konnte sich Lübeck als Handelsplatz und Auswandererhafen gerade in der Ungebundenheit einer Reichsstadt, die es nun geworden war, kräftig weiterentwickeln, und kamen die einmal flutenden Wellen der

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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/168>, abgerufen am 26.11.2024.