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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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§ 12. Weitere Kämpfe bis zur Beendigung des Schismas (1168-1177).
jenigen des Vorjahres. Sie boten mehr, als später in Konstanz
wirklich erreicht wurde und hielten nur die Trennung von der
Sache Alexanders III. aufrecht. Indem die Lombarden sie gleich-
wohl in Überschätzung ihres Erfolges und in Rücksicht auf den
Papst auf Antrieb der Mailänder ablehnten, brachten sie sich
selbst um die Früchte ihres Sieges1), und in der ausbrechenden
Gegnerschaft zwischen Cremona und Mailand trat der Zwiespalt im
Bunde nun offen zu Tage.

Friedrich aber trachtete in neuer Schwenkung nach einem
Sonderabkommen mit Alexander III. und hatte hier Erfolg. Denn
wenn auch der Papst einen endgültigen Friedenschluß ohne seine
Bundesgenossen ablehnte, so war es Gewinn genug für den Kaiser,
daß die Streitpunkte zwischen Reich und Kirche wenigstens zu
einem provisorischen Ausgleich gebracht wurden in dem Vertrage
von Anagni (November 1176).2)

Jetzt endlich erklärte sich Friedrich bereit, entgegen seinem Würzburger
Eide den Gegenpapst fallen zu lassen und Alexander III. anzuerkennen; ein
schwerer Entschluß nach siebzehnjährigem Kampfe, aber nachgerade eine Not-
wendigkeit. Ein europäischer Sieg war längst, zumal nach dem Abfall Eng-
lands, aussichtslos, die deutsche Kirche zwar noch festgeschlossen, aber iso-
liert, und selbst die treuesten Berater Friedrichs von dem Wunsche nach Be-
seitigung der anormalen Verhältnisse beseelt. Die Lage des Papstes anderer-
seits war gesicherter. Ein Gregor an seiner Stelle wäre vielleicht unnach-
giebig gewesen. Aber Alexander war ein Greis geworden in der Verteidigung
der päpstlichen Freiheit, seine Wirksamkeit im Reiche war weithin lahm-
gelegt, die Kirche litt in dem endlosen Kampfe. Da ergriff er die Gelegen-
heit, ihn zu enden unter voller Wahrung seines Standpunktes. Die Bann-
lösung und Anerkennung des bekehrten Kaisers verstand sich von selbst.
Schwieriger war die Frage nach der Anerkennung der schismatischen Weihen.
Während der Papst da in dem vorwiegend alexandrinischen Italien freie Hand
behielt, machte er der Gegenpartei in Deutschland die erheblichsten Zuge-
ständnisse, die Friedrichs Verbindung mit der deutschen Kirche unerschüttert
ließen. Selbst der eifrige Alexandriner Kardinal Konrad von Wittelsbach
sollte auf Mainz verzichten und mit dem ersten freiwerdenden Erzbistum ent-
schädigt werden, was dann bald in Salzburg möglich wurde. Höher waren
Alexanders Forderungen in kirchlich-territorialer Beziehung: Preisgabe der
Staatshoheit des Reiches über das römische Patrimonium3), Rückführung des
päpstlichen Besitzes auf den Stand unter Innozenz II. und Anerkennung der
kirchlichen Ansprüche auf das Eigengut der Gräfin Mathilde, harte Zu-
mutungen, auf die der Kaiser indes um des Friedens willen schließlich
einging.

1) Einer nationalen Überschätzung der Folgen des Sieges für die Lom-
barden ist schon Bertolini entgegengetreten. Immerhin betont neuerdings
Güterbock, Ancora Legnano 1901, daß ihre Lage ohne diesen Sieg bedenk-
lich genug hätte werden können.
2) Das lange verlorene Schriftstück wurde erst im Winter 1885/86 im
Vatikanischen Archiv in gleichzeitiger Kopie aufgefunden und von P. Kehr,
Neues Arch. 13 mit Erläuterungen veröffentlicht; vergl. M. G. Const. I, 349 ff.
3) Das bedeutete die Rückgabe der römischen Präfektur.

§ 12. Weitere Kämpfe bis zur Beendigung des Schismas (1168‒1177).
jenigen des Vorjahres. Sie boten mehr, als später in Konstanz
wirklich erreicht wurde und hielten nur die Trennung von der
Sache Alexanders III. aufrecht. Indem die Lombarden sie gleich-
wohl in Überschätzung ihres Erfolges und in Rücksicht auf den
Papst auf Antrieb der Mailänder ablehnten, brachten sie sich
selbst um die Früchte ihres Sieges1), und in der ausbrechenden
Gegnerschaft zwischen Cremona und Mailand trat der Zwiespalt im
Bunde nun offen zu Tage.

Friedrich aber trachtete in neuer Schwenkung nach einem
Sonderabkommen mit Alexander III. und hatte hier Erfolg. Denn
wenn auch der Papst einen endgültigen Friedenschluß ohne seine
Bundesgenossen ablehnte, so war es Gewinn genug für den Kaiser,
daß die Streitpunkte zwischen Reich und Kirche wenigstens zu
einem provisorischen Ausgleich gebracht wurden in dem Vertrage
von Anagni (November 1176).2)

Jetzt endlich erklärte sich Friedrich bereit, entgegen seinem Würzburger
Eide den Gegenpapst fallen zu lassen und Alexander III. anzuerkennen; ein
schwerer Entschluß nach siebzehnjährigem Kampfe, aber nachgerade eine Not-
wendigkeit. Ein europäischer Sieg war längst, zumal nach dem Abfall Eng-
lands, aussichtslos, die deutsche Kirche zwar noch festgeschlossen, aber iso-
liert, und selbst die treuesten Berater Friedrichs von dem Wunsche nach Be-
seitigung der anormalen Verhältnisse beseelt. Die Lage des Papstes anderer-
seits war gesicherter. Ein Gregor an seiner Stelle wäre vielleicht unnach-
giebig gewesen. Aber Alexander war ein Greis geworden in der Verteidigung
der päpstlichen Freiheit, seine Wirksamkeit im Reiche war weithin lahm-
gelegt, die Kirche litt in dem endlosen Kampfe. Da ergriff er die Gelegen-
heit, ihn zu enden unter voller Wahrung seines Standpunktes. Die Bann-
lösung und Anerkennung des bekehrten Kaisers verstand sich von selbst.
Schwieriger war die Frage nach der Anerkennung der schismatischen Weihen.
Während der Papst da in dem vorwiegend alexandrinischen Italien freie Hand
behielt, machte er der Gegenpartei in Deutschland die erheblichsten Zuge-
ständnisse, die Friedrichs Verbindung mit der deutschen Kirche unerschüttert
ließen. Selbst der eifrige Alexandriner Kardinal Konrad von Wittelsbach
sollte auf Mainz verzichten und mit dem ersten freiwerdenden Erzbistum ent-
schädigt werden, was dann bald in Salzburg möglich wurde. Höher waren
Alexanders Forderungen in kirchlich-territorialer Beziehung: Preisgabe der
Staatshoheit des Reiches über das römische Patrimonium3), Rückführung des
päpstlichen Besitzes auf den Stand unter Innozenz II. und Anerkennung der
kirchlichen Ansprüche auf das Eigengut der Gräfin Mathilde, harte Zu-
mutungen, auf die der Kaiser indes um des Friedens willen schließlich
einging.

1) Einer nationalen Überschätzung der Folgen des Sieges für die Lom-
barden ist schon Bertolini entgegengetreten. Immerhin betont neuerdings
Güterbock, Ancora Legnano 1901, daß ihre Lage ohne diesen Sieg bedenk-
lich genug hätte werden können.
2) Das lange verlorene Schriftstück wurde erst im Winter 1885/86 im
Vatikanischen Archiv in gleichzeitiger Kopie aufgefunden und von P. Kehr,
Neues Arch. 13 mit Erläuterungen veröffentlicht; vergl. M. G. Const. I, 349 ff.
3) Das bedeutete die Rückgabe der römischen Präfektur.
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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/161>, abgerufen am 25.11.2024.