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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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II. Die Zeit der Staufer.
lichen Zeitgenossen da doch anders. Und Friedrich war nicht nur
persönlich von zugreifender Unerschrockenheit und zäher Unermüd-
lichkeit, so daß er etwa beim Brande eines Belagerungswerkes selbst
die Löscharbeit leitete oder bei Eilmärschen seine Mahlzeit im
Sattel einnahm, sondern auch trefflicher Heeresorganisator und
kühner, umsichtiger Feldherr.

Im Mittelpunkt seines Vorstellungskreises aber stand die Idee
der Gerechtigkeit, der Leitstern seines Handelns, die Hauptquelle
seiner furchtgebietenden Stellung und seiner volkstümlichen Beliebt-
heit. Als Richter kannte er kein Ansehen der Person und keine
verwandtschaftliche Rücksicht; selbst eine Begnadigung am Krönungs-
tage erschien ihm als eine Verdunkelung der Gerechtigkeit. Fest
auf das Recht fußend, hat er alle großen Erfolge seiner Politik
errungen; denn was er andern zubilligte, nahm er auch für sich
und das Königtum voll in Anspruch. Kein noch so alter Rechts-
titel, den er nicht hervorgeholt und unbekümmert um jeden Wider-
stand verfochten hätte, sagte doch ein Vertrauter von ihm, er habe
nicht völlig gelernt, auch seine Feinde zu lieben. Wie mußte
solcher Rechtskampf der deutschen Kronmacht zustatten kommen!
Und auch in der europäischen Politik verlieh ihm dies Rechtsge-
fühl eine ungebrochene Frische und Schwungkraft. Über alle Rück-
schläge hinweg, nicht ohne überraschende Schwenkungen, aber stets
großzügig und rastlos, hat er in langer Regierung sein politisches
Ansehen, je ausschließlicher er selbst den Ton angab, um so mehr
zu steigern verstanden, bis der greise Held von der vollen Höhe
plötzlich entrückt ward, und der Glanz seines Andenkens nun die
trüberen Tage seiner Regierung völlig überflutete.1)

Die Einmütigkeit seiner Wahl (4. März 1152) erklärte sich
dadurch, daß er, der von Konrad III. designierte Staufer, zugleich
durch seine Mutter, die Schwester Heinrichs des Stolzen, nächster
Anverwandter des Welfenhauses war und die babenbergische Politik
seines Vorgängers keineswegs gebilligt hatte. So verband er in der
Tat wie ein "Eckstein" die auseinanderstrebenden Wände des Reiches
und bot allein Aussicht auf den ersehnten friedlichen Ausgleich.
Darauf ist denn auch in den ersten Jahren sein heißestes Bemühen
gerichtet gewesen. In diesem Entgegenkommen gegen bisher be-

1) Für eine abschließende Geschichte Fs. I. fehlen noch die Vorarbeiten,
die Neubearbeitung der Böhmerschen Regesten, die Scheffer-Boichorst unfertig
hinterließ, und die Ausgabe der Urkunden. Von den Darstellungen ist die
von Prutz (3 Bde. 1871-74) kaum noch zu brauchen, weitaus am besten die
von Giesebrecht im 5. u. 6. Bde., die in manchen, aber nicht erheblichen
Einzelheiten für die Jahre 1152-58 überholt ist durch die Stoffzusammen-
fassung von Simonsfeld, Jahrb. d. d. Reiches unter Friedr. I. 1908.

II. Die Zeit der Staufer.
lichen Zeitgenossen da doch anders. Und Friedrich war nicht nur
persönlich von zugreifender Unerschrockenheit und zäher Unermüd-
lichkeit, so daß er etwa beim Brande eines Belagerungswerkes selbst
die Löscharbeit leitete oder bei Eilmärschen seine Mahlzeit im
Sattel einnahm, sondern auch trefflicher Heeresorganisator und
kühner, umsichtiger Feldherr.

Im Mittelpunkt seines Vorstellungskreises aber stand die Idee
der Gerechtigkeit, der Leitstern seines Handelns, die Hauptquelle
seiner furchtgebietenden Stellung und seiner volkstümlichen Beliebt-
heit. Als Richter kannte er kein Ansehen der Person und keine
verwandtschaftliche Rücksicht; selbst eine Begnadigung am Krönungs-
tage erschien ihm als eine Verdunkelung der Gerechtigkeit. Fest
auf das Recht fußend, hat er alle großen Erfolge seiner Politik
errungen; denn was er andern zubilligte, nahm er auch für sich
und das Königtum voll in Anspruch. Kein noch so alter Rechts-
titel, den er nicht hervorgeholt und unbekümmert um jeden Wider-
stand verfochten hätte, sagte doch ein Vertrauter von ihm, er habe
nicht völlig gelernt, auch seine Feinde zu lieben. Wie mußte
solcher Rechtskampf der deutschen Kronmacht zustatten kommen!
Und auch in der europäischen Politik verlieh ihm dies Rechtsge-
fühl eine ungebrochene Frische und Schwungkraft. Über alle Rück-
schläge hinweg, nicht ohne überraschende Schwenkungen, aber stets
großzügig und rastlos, hat er in langer Regierung sein politisches
Ansehen, je ausschließlicher er selbst den Ton angab, um so mehr
zu steigern verstanden, bis der greise Held von der vollen Höhe
plötzlich entrückt ward, und der Glanz seines Andenkens nun die
trüberen Tage seiner Regierung völlig überflutete.1)

Die Einmütigkeit seiner Wahl (4. März 1152) erklärte sich
dadurch, daß er, der von Konrad III. designierte Staufer, zugleich
durch seine Mutter, die Schwester Heinrichs des Stolzen, nächster
Anverwandter des Welfenhauses war und die babenbergische Politik
seines Vorgängers keineswegs gebilligt hatte. So verband er in der
Tat wie ein „Eckstein“ die auseinanderstrebenden Wände des Reiches
und bot allein Aussicht auf den ersehnten friedlichen Ausgleich.
Darauf ist denn auch in den ersten Jahren sein heißestes Bemühen
gerichtet gewesen. In diesem Entgegenkommen gegen bisher be-

1) Für eine abschließende Geschichte Fs. I. fehlen noch die Vorarbeiten,
die Neubearbeitung der Böhmerschen Regesten, die Scheffer-Boichorst unfertig
hinterließ, und die Ausgabe der Urkunden. Von den Darstellungen ist die
von Prutz (3 Bde. 1871‒74) kaum noch zu brauchen, weitaus am besten die
von Giesebrecht im 5. u. 6. Bde., die in manchen, aber nicht erheblichen
Einzelheiten für die Jahre 1152‒58 überholt ist durch die Stoffzusammen-
fassung von Simonsfeld, Jahrb. d. d. Reiches unter Friedr. I. 1908.
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[116/0124] II. Die Zeit der Staufer. lichen Zeitgenossen da doch anders. Und Friedrich war nicht nur persönlich von zugreifender Unerschrockenheit und zäher Unermüd- lichkeit, so daß er etwa beim Brande eines Belagerungswerkes selbst die Löscharbeit leitete oder bei Eilmärschen seine Mahlzeit im Sattel einnahm, sondern auch trefflicher Heeresorganisator und kühner, umsichtiger Feldherr. Im Mittelpunkt seines Vorstellungskreises aber stand die Idee der Gerechtigkeit, der Leitstern seines Handelns, die Hauptquelle seiner furchtgebietenden Stellung und seiner volkstümlichen Beliebt- heit. Als Richter kannte er kein Ansehen der Person und keine verwandtschaftliche Rücksicht; selbst eine Begnadigung am Krönungs- tage erschien ihm als eine Verdunkelung der Gerechtigkeit. Fest auf das Recht fußend, hat er alle großen Erfolge seiner Politik errungen; denn was er andern zubilligte, nahm er auch für sich und das Königtum voll in Anspruch. Kein noch so alter Rechts- titel, den er nicht hervorgeholt und unbekümmert um jeden Wider- stand verfochten hätte, sagte doch ein Vertrauter von ihm, er habe nicht völlig gelernt, auch seine Feinde zu lieben. Wie mußte solcher Rechtskampf der deutschen Kronmacht zustatten kommen! Und auch in der europäischen Politik verlieh ihm dies Rechtsge- fühl eine ungebrochene Frische und Schwungkraft. Über alle Rück- schläge hinweg, nicht ohne überraschende Schwenkungen, aber stets großzügig und rastlos, hat er in langer Regierung sein politisches Ansehen, je ausschließlicher er selbst den Ton angab, um so mehr zu steigern verstanden, bis der greise Held von der vollen Höhe plötzlich entrückt ward, und der Glanz seines Andenkens nun die trüberen Tage seiner Regierung völlig überflutete. 1) Die Einmütigkeit seiner Wahl (4. März 1152) erklärte sich dadurch, daß er, der von Konrad III. designierte Staufer, zugleich durch seine Mutter, die Schwester Heinrichs des Stolzen, nächster Anverwandter des Welfenhauses war und die babenbergische Politik seines Vorgängers keineswegs gebilligt hatte. So verband er in der Tat wie ein „Eckstein“ die auseinanderstrebenden Wände des Reiches und bot allein Aussicht auf den ersehnten friedlichen Ausgleich. Darauf ist denn auch in den ersten Jahren sein heißestes Bemühen gerichtet gewesen. In diesem Entgegenkommen gegen bisher be- 1) Für eine abschließende Geschichte Fs. I. fehlen noch die Vorarbeiten, die Neubearbeitung der Böhmerschen Regesten, die Scheffer-Boichorst unfertig hinterließ, und die Ausgabe der Urkunden. Von den Darstellungen ist die von Prutz (3 Bde. 1871‒74) kaum noch zu brauchen, weitaus am besten die von Giesebrecht im 5. u. 6. Bde., die in manchen, aber nicht erheblichen Einzelheiten für die Jahre 1152‒58 überholt ist durch die Stoffzusammen- fassung von Simonsfeld, Jahrb. d. d. Reiches unter Friedr. I. 1908.

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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/124>, abgerufen am 25.11.2024.