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[Hamann, Johann Georg]: Sokratische Denkwürdigkeiten. Amsterdam [i. e. Königsberg], 1759.

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Abneigung dagegen hätte, die in oekonomi-
schen, sittlichen oder andern Gründen liegen
mag. Gesetzt aber ein ehrlicher Mann, von
dem man wüste, daß er alle mögliche Stärke
im Spiel besässe und in den Regeln so wohl
als verbotenen Künsten desselben bewandert
wäre, der ein Spiel aber niemals anders
als auf den Fuß eines unschuldigen Zeitver-
treibes lieben und treiben könnte, würde in
einer Geselschaft von seinen Betrügern, die
für gute Spieler gelten, und denen er von
beyden Seiten gewachsen wäre, zu einer Par-
they mit ihnen aufgefordert. Wenn dieser
sagte: Jch spiele nicht, so würden wir mit
ihm den Leuten ins Gesicht sehen müssen, mit
denen er redet, und seine Worte also ergän-
zen können: Jch spiele nicht, nämlich, mit
"solchen als ihr seyd, welche die Gesetze des
"Spiels brechen und das Glück desselben
"stehlen. Wenn ihr ein Spiel anbiethet; so

"ist

Abneigung dagegen haͤtte, die in oekonomi-
ſchen, ſittlichen oder andern Gruͤnden liegen
mag. Geſetzt aber ein ehrlicher Mann, von
dem man wuͤſte, daß er alle moͤgliche Staͤrke
im Spiel beſaͤſſe und in den Regeln ſo wohl
als verbotenen Kuͤnſten deſſelben bewandert
waͤre, der ein Spiel aber niemals anders
als auf den Fuß eines unſchuldigen Zeitver-
treibes lieben und treiben koͤnnte, wuͤrde in
einer Geſelſchaft von ſeinen Betruͤgern, die
fuͤr gute Spieler gelten, und denen er von
beyden Seiten gewachſen waͤre, zu einer Par-
they mit ihnen aufgefordert. Wenn dieſer
ſagte: Jch ſpiele nicht, ſo wuͤrden wir mit
ihm den Leuten ins Geſicht ſehen muͤſſen, mit
denen er redet, und ſeine Worte alſo ergaͤn-
zen koͤnnen: Jch ſpiele nicht, naͤmlich, mit
„ſolchen als ihr ſeyd, welche die Geſetze des
„Spiels brechen und das Gluͤck deſſelben
„ſtehlen. Wenn ihr ein Spiel anbiethet; ſo

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[46/0050] Abneigung dagegen haͤtte, die in oekonomi- ſchen, ſittlichen oder andern Gruͤnden liegen mag. Geſetzt aber ein ehrlicher Mann, von dem man wuͤſte, daß er alle moͤgliche Staͤrke im Spiel beſaͤſſe und in den Regeln ſo wohl als verbotenen Kuͤnſten deſſelben bewandert waͤre, der ein Spiel aber niemals anders als auf den Fuß eines unſchuldigen Zeitver- treibes lieben und treiben koͤnnte, wuͤrde in einer Geſelſchaft von ſeinen Betruͤgern, die fuͤr gute Spieler gelten, und denen er von beyden Seiten gewachſen waͤre, zu einer Par- they mit ihnen aufgefordert. Wenn dieſer ſagte: Jch ſpiele nicht, ſo wuͤrden wir mit ihm den Leuten ins Geſicht ſehen muͤſſen, mit denen er redet, und ſeine Worte alſo ergaͤn- zen koͤnnen: Jch ſpiele nicht, naͤmlich, mit „ſolchen als ihr ſeyd, welche die Geſetze des „Spiels brechen und das Gluͤck deſſelben „ſtehlen. Wenn ihr ein Spiel anbiethet; ſo „iſt

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Zitationshilfe: [Hamann, Johann Georg]: Sokratische Denkwürdigkeiten. Amsterdam [i. e. Königsberg], 1759, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hamann_denkwuerdigkeiten_1759/50>, abgerufen am 28.03.2024.