Dieses alles aber artet nunmehro in dem hohen Al- ter aus. Die Ursache davon stekket einigermassen in der verminderten Ausdünstung (a), indem dieses die eigent- liche Strasse, sonderlich für die scharfen Theile war, wel- che aus dem Körper ausdünsten müssen. Von dieser Ausdünstung bleibt nun, wegen der harten Haut, und wegen der engen Schweislöcher, welche fast nichts als Wasser durchlassen, wenig mehr übrig. Dieses ist die Ursache, warum junge Leute mehr dünsten, alte hinge- gen mehr dikke und sichtbare Auswürfe von sich geben (b).
Eine andere Ursache liegt im trokkenen Stuhlgange, der den Greisen so gemein ist, und dieser hat wieder seine Ursache in der abnehmenden Reizbarkeit des Gedärmes. Es ziehen sich nemlich die Gedärme nunmehr nicht mehr so lebhaft zusammen, um den Unflath fortzutreiben, der Koth hält sich länger in denselben auf (c), und er läst sein stinkendes Wasser (d) in grösserem Ueberflusse in das Blut zurükke gehen. Man hat auch bei bejahrten Grei- sen den Magen dünner gefunden, und es konnte derselbe weniger Speise fassen (d*).
Hierauf füllen sich nach und nach und immer mehr und mehr unsere Säfte mit denjenigen salzigen Theilen an, welche aus dem unzerstörbaren Meersalze und aus dessen rauher durstigen Erde bestehen, so sich so viele Jahre lang unter unsere Säfte gemischt haben, und den- noch nicht völlig bezwungen worden: unsere Säfte ver- mengen sich mit den alkalisch gewordenen Theilen der Fleischspeisen, mit den geistigen Grundstoffen der v[e]r- schiedenen Weine, mit den Gewürzen, mit scharen
Saamen-
(a)[Spaltenumbruch]HOFMAN different. vas. p. 73. diejenigen werden später alt, die eine weiche Haut haben.
(b)DODART. bei HAMEL anciens memoir. p. 226. Hist. de l'Acad. Reg. societ. p. 388. Idem. ibid. ann. 1707. p. 234. ROBIN- SON p. 281. de GORTER per- [Spaltenumbruch]
spir. p. 300. verhalte sich z[u]m Urin, wie 1 ad 8. 10. ROB[I]N- SON.
(c)L. XXIV. p. 177. 178.
(d)Ibid. p. 129. 18[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt].
(d*)BAYLIES Phi[l.] trans. n. 306.
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
Dieſes alles aber artet nunmehro in dem hohen Al- ter aus. Die Urſache davon ſtekket einigermaſſen in der verminderten Ausduͤnſtung (a), indem dieſes die eigent- liche Straſſe, ſonderlich fuͤr die ſcharfen Theile war, wel- che aus dem Koͤrper ausduͤnſten muͤſſen. Von dieſer Ausduͤnſtung bleibt nun, wegen der harten Haut, und wegen der engen Schweisloͤcher, welche faſt nichts als Waſſer durchlaſſen, wenig mehr uͤbrig. Dieſes iſt die Urſache, warum junge Leute mehr duͤnſten, alte hinge- gen mehr dikke und ſichtbare Auswuͤrfe von ſich geben (b).
Eine andere Urſache liegt im trokkenen Stuhlgange, der den Greiſen ſo gemein iſt, und dieſer hat wieder ſeine Urſache in der abnehmenden Reizbarkeit des Gedaͤrmes. Es ziehen ſich nemlich die Gedaͤrme nunmehr nicht mehr ſo lebhaft zuſammen, um den Unflath fortzutreiben, der Koth haͤlt ſich laͤnger in denſelben auf (c), und er laͤſt ſein ſtinkendes Waſſer (d) in groͤſſerem Ueberfluſſe in das Blut zuruͤkke gehen. Man hat auch bei bejahrten Grei- ſen den Magen duͤnner gefunden, und es konnte derſelbe weniger Speiſe faſſen (d*).
Hierauf fuͤllen ſich nach und nach und immer mehr und mehr unſere Saͤfte mit denjenigen ſalzigen Theilen an, welche aus dem unzerſtoͤrbaren Meerſalze und aus deſſen rauher durſtigen Erde beſtehen, ſo ſich ſo viele Jahre lang unter unſere Saͤfte gemiſcht haben, und den- noch nicht voͤllig bezwungen worden: unſere Saͤfte ver- mengen ſich mit den alkaliſch gewordenen Theilen der Fleiſchſpeiſen, mit den geiſtigen Grundſtoffen der v[e]r- ſchiedenen Weine, mit den Gewuͤrzen, mit ſcharen
Saamen-
(a)[Spaltenumbruch]HOFMAN different. vaſ. p. 73. diejenigen werden ſpaͤter alt, die eine weiche Haut haben.
(b)DODART. bei HAMEL anciens memoir. p. 226. Hiſt. de l’Acad. Reg. ſociet. p. 388. Idem. ibid. ann. 1707. p. 234. ROBIN- SON p. 281. de GORTER per- [Spaltenumbruch]
ſpir. p. 300. verhalte ſich z[u]m Urin, wie 1 ad 8. 10. ROB[I]N- SON.
(c)L. XXIV. p. 177. 178.
(d)Ibid. p. 129. 18[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt].
(d*)BAYLIES Phi[l.] tranſ. n. 306.
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[906[908]/0960]
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
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verminderten Ausduͤnſtung (a), indem dieſes die eigent-
liche Straſſe, ſonderlich fuͤr die ſcharfen Theile war, wel-
che aus dem Koͤrper ausduͤnſten muͤſſen. Von dieſer
Ausduͤnſtung bleibt nun, wegen der harten Haut, und
wegen der engen Schweisloͤcher, welche faſt nichts als
Waſſer durchlaſſen, wenig mehr uͤbrig. Dieſes iſt die
Urſache, warum junge Leute mehr duͤnſten, alte hinge-
gen mehr dikke und ſichtbare Auswuͤrfe von ſich geben (b).
Eine andere Urſache liegt im trokkenen Stuhlgange,
der den Greiſen ſo gemein iſt, und dieſer hat wieder ſeine
Urſache in der abnehmenden Reizbarkeit des Gedaͤrmes.
Es ziehen ſich nemlich die Gedaͤrme nunmehr nicht mehr
ſo lebhaft zuſammen, um den Unflath fortzutreiben, der
Koth haͤlt ſich laͤnger in denſelben auf (c), und er laͤſt
ſein ſtinkendes Waſſer (d) in groͤſſerem Ueberfluſſe in das
Blut zuruͤkke gehen. Man hat auch bei bejahrten Grei-
ſen den Magen duͤnner gefunden, und es konnte derſelbe
weniger Speiſe faſſen (d*).
Hierauf fuͤllen ſich nach und nach und immer mehr
und mehr unſere Saͤfte mit denjenigen ſalzigen Theilen
an, welche aus dem unzerſtoͤrbaren Meerſalze und aus
deſſen rauher durſtigen Erde beſtehen, ſo ſich ſo viele
Jahre lang unter unſere Saͤfte gemiſcht haben, und den-
noch nicht voͤllig bezwungen worden: unſere Saͤfte ver-
mengen ſich mit den alkaliſch gewordenen Theilen der
Fleiſchſpeiſen, mit den geiſtigen Grundſtoffen der ver-
ſchiedenen Weine, mit den Gewuͤrzen, mit ſcharen
Saamen-
(a)
HOFMAN different. vaſ.
p. 73. diejenigen werden ſpaͤter alt,
die eine weiche Haut haben.
(b) DODART. bei HAMEL
anciens memoir. p. 226. Hiſt. de
l’Acad. Reg. ſociet. p. 388. Idem.
ibid. ann. 1707. p. 234. ROBIN-
SON p. 281. de GORTER per-
ſpir. p. 300. verhalte ſich zum
Urin, wie 1 ad 8. 10. ROBIN-
SON.
(c) L. XXIV. p. 177. 178.
(d) Ibid. p. 129. 18_.
(d*) BAYLIES Phil. tranſ. n.
306.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 906[908]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/960>, abgerufen am 23.11.2024.
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