legt sich überall am ganzen Körper, wenig Stellen aus- genommen (d), und fast in allen Fadengeweben in die kleinste, in die mittelmäßige und in die gröste Fadenge- webe der Muskeln, der Drüsen, auch der häutigen Röh- ren (e): dieses geschieht aber nicht eben so in den wirkli- chen Eingeweiden, in dem Gehirne, in der Lunge, Leber, Milz, in der Niere, in der Gebärmutter, ob man gleich nicht die Ursache davon weiß, es sey denn, daß sie in denen Schlagadern dererjenigen Eingeweide befindlich sey, von denen man weniger oder engere Schweislöcher zu vermuthen hat, oder es kann auch seyn, daß das dich- tere Fadengewebe der Eingeweide kein Fett aufnehmen will. Wir haben nemlich gezeiget, daß das Fett ent- weder aus den Schweißlöchern (f), oder aus den un- sichtbaren Aesten der Schlagadern, ihrer ganzen Länge nach, herausschwizze. Wenigstens öfnet sich das Faden- gewebe für das Fett desto leichter, je blättriger es ist (g), wie man unter der Haut des Hintern, an den Nieren, und an den weiblichen Brüsten siehet. Dahero glaubt man, daß das Aufblasen des Fadengewebes sowol bei den Thieren, als bei den Menschen die Fettigkeit befördern hilft (h), und ich lese nunmehr, daß die Einwohner von der Küste Quaqua (i) die Luft in das Fadengewebe un- ter der Haut einzublasen pflegen, und sie thun dieses theils in andern Krankheiten, theils auch bei den verzehrenden Fiebern. Doch es theilten auch die Alten ihren Knech- ten die Fettigkeit dadurch mit, daß sie ihnen die Waden und den Hintern verlezzten (k), indem sie auf diese Weise das Fadengewebe schlaffer machten.
Auf
(d)[Spaltenumbruch]L. I. p. 27.
(e) Am Auge der Kälber, an dem Magen L. XIX. p. 124. an dem Gedärme L XXIV. p. 20. an der Blase L. XXVI. p. 315.
(f)Conf. L. I. p. 37.
(g)[Spaltenumbruch]L. I. p. 28.
(h)PLINIUS & ibid. p. 12.
(i)Verhand der Holl. maat- schapp T. VI.
(k)GALEN. Meth. med. L XIV.
Leben u Tod der Menſchen. XXX. B.
legt ſich uͤberall am ganzen Koͤrper, wenig Stellen aus- genommen (d), und faſt in allen Fadengeweben in die kleinſte, in die mittelmaͤßige und in die groͤſte Fadenge- webe der Muskeln, der Druͤſen, auch der haͤutigen Roͤh- ren (e): dieſes geſchieht aber nicht eben ſo in den wirkli- chen Eingeweiden, in dem Gehirne, in der Lunge, Leber, Milz, in der Niere, in der Gebaͤrmutter, ob man gleich nicht die Urſache davon weiß, es ſey denn, daß ſie in denen Schlagadern dererjenigen Eingeweide befindlich ſey, von denen man weniger oder engere Schweisloͤcher zu vermuthen hat, oder es kann auch ſeyn, daß das dich- tere Fadengewebe der Eingeweide kein Fett aufnehmen will. Wir haben nemlich gezeiget, daß das Fett ent- weder aus den Schweißloͤchern (f), oder aus den un- ſichtbaren Aeſten der Schlagadern, ihrer ganzen Laͤnge nach, herausſchwizze. Wenigſtens oͤfnet ſich das Faden- gewebe fuͤr das Fett deſto leichter, je blaͤttriger es iſt (g), wie man unter der Haut des Hintern, an den Nieren, und an den weiblichen Bruͤſten ſiehet. Dahero glaubt man, daß das Aufblaſen des Fadengewebes ſowol bei den Thieren, als bei den Menſchen die Fettigkeit befoͤrdern hilft (h), und ich leſe nunmehr, daß die Einwohner von der Kuͤſte Quaqua (i) die Luft in das Fadengewebe un- ter der Haut einzublaſen pflegen, und ſie thun dieſes theils in andern Krankheiten, theils auch bei den verzehrenden Fiebern. Doch es theilten auch die Alten ihren Knech- ten die Fettigkeit dadurch mit, daß ſie ihnen die Waden und den Hintern verlezzten (k), indem ſie auf dieſe Weiſe das Fadengewebe ſchlaffer machten.
Auf
(d)[Spaltenumbruch]L. I. p. 27.
(e) Am Auge der Kaͤlber, an dem Magen L. XIX. p. 124. an dem Gedaͤrme L XXIV. p. 20. an der Blaſe L. XXVI. p. 315.
(f)Conf. L. I. p. 37.
(g)[Spaltenumbruch]L. I. p. 28.
(h)PLINIUS & ibid. p. 12.
(i)Verhand der Holl. maat- ſchapp T. VI.
(k)GALEN. Meth. med. L XIV.
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[890[892]/0944]
Leben u Tod der Menſchen. XXX. B.
legt ſich uͤberall am ganzen Koͤrper, wenig Stellen aus-
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kleinſte, in die mittelmaͤßige und in die groͤſte Fadenge-
webe der Muskeln, der Druͤſen, auch der haͤutigen Roͤh-
ren (e): dieſes geſchieht aber nicht eben ſo in den wirkli-
chen Eingeweiden, in dem Gehirne, in der Lunge, Leber,
Milz, in der Niere, in der Gebaͤrmutter, ob man gleich
nicht die Urſache davon weiß, es ſey denn, daß ſie in
denen Schlagadern dererjenigen Eingeweide befindlich
ſey, von denen man weniger oder engere Schweisloͤcher
zu vermuthen hat, oder es kann auch ſeyn, daß das dich-
tere Fadengewebe der Eingeweide kein Fett aufnehmen
will. Wir haben nemlich gezeiget, daß das Fett ent-
weder aus den Schweißloͤchern (f), oder aus den un-
ſichtbaren Aeſten der Schlagadern, ihrer ganzen Laͤnge
nach, herausſchwizze. Wenigſtens oͤfnet ſich das Faden-
gewebe fuͤr das Fett deſto leichter, je blaͤttriger es iſt (g),
wie man unter der Haut des Hintern, an den Nieren,
und an den weiblichen Bruͤſten ſiehet. Dahero glaubt
man, daß das Aufblaſen des Fadengewebes ſowol bei den
Thieren, als bei den Menſchen die Fettigkeit befoͤrdern
hilft (h), und ich leſe nunmehr, daß die Einwohner von
der Kuͤſte Quaqua (i) die Luft in das Fadengewebe un-
ter der Haut einzublaſen pflegen, und ſie thun dieſes theils
in andern Krankheiten, theils auch bei den verzehrenden
Fiebern. Doch es theilten auch die Alten ihren Knech-
ten die Fettigkeit dadurch mit, daß ſie ihnen die Waden
und den Hintern verlezzten (k), indem ſie auf dieſe Weiſe
das Fadengewebe ſchlaffer machten.
Auf
(d)
L. I. p. 27.
(e) Am Auge der Kaͤlber, an
dem Magen L. XIX. p. 124. an
dem Gedaͤrme L XXIV. p. 20.
an der Blaſe L. XXVI. p. 315.
(f) Conf. L. I. p. 37.
(g)
L. I. p. 28.
(h) PLINIUS & ibid. p. 12.
(i) Verhand der Holl. maat-
ſchapp T. VI.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 890[892]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/944>, abgerufen am 22.11.2024.
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