Theil von Leim übrig geblieben, zwar noch zusammen- hängen, aber wenn mehr ausgetrieben und abgerieben worden, gleichsam als durch Thäler abgesondert bleiben müssen. Vor andern hatte Wilhelm Cole diese Theo- rie (m), und sie wurde hierauf von dem Herrmann Bör- haave angenommen (n).
Noch wird diese Theorie durch die zerstörte Mem- branen der Klappen zwischen festen Fasern bestätiget, wel- che an der Eustachischen Klappe (o), an den Klappen der Schlagadern des Herzens (p), an der Klappe der Kranzblutadermündung (q), an den Klappen der Blut- ader, so oft vorkommen (r); zum Beispiele dienen hier die grossen Gruben, welche ich an der Aorte so ofte, und wie Geschwüre gesehen habe; durch diese Krankheit scheint das Verzehren der kleinsten Theile deutlich gemacht zu werden, indem dadurch ebenfalls die zwischen harten Thei- len weiche, und mitten innen gelagerte Stoffe ausgetrie- ben werden (s).
Bisher habe ich nur das Verzehren des Leims er- wogen: ich sehe aber auch, daß der erdige Grundstof ei- ner Faser für diesem Abreiben eben so wenig sicher sey, theils weil wirklich eine Erde aus dem menschlichen Kör- per durch den Urin fortgeht (t), und sich die allerfestesten Theile wirklich vermindern, so bald es an einer Ergän- zung fehlt (u): theils weil ein erdiger Stof, wenn der Leim auf beiden Seiten aufgelöst worden, ebenfalls zu Grunde gehet, und von seiner Stelle eben so weggerissen wird, wie der Leim.
Eine andere Art von Verzehrung geschieht an den Extremitäten der Schlagadern, und der Gefässen von
allen
(m)[Spaltenumbruch]Post consilium pro epilep- tico.
(n)Nro. CCCCXXXX. CCCCXXXXIX.
(o)Oper. min. p. 41. Elem. phys. L. IV. p. 319.
(p)L. IV. p. 319.
(q)[Spaltenumbruch]Ibid.
(r)L. II. p. 139.
(s)Progr. ad disp. der berühm- te WALBAUM & ZINN.
(t)L. XXVI. p. 362.
(u)p. 40.
II. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen.
Theil von Leim uͤbrig geblieben, zwar noch zuſammen- haͤngen, aber wenn mehr ausgetrieben und abgerieben worden, gleichſam als durch Thaͤler abgeſondert bleiben muͤſſen. Vor andern hatte Wilhelm Cole dieſe Theo- rie (m), und ſie wurde hierauf von dem Herrmann Boͤr- haave angenommen (n).
Noch wird dieſe Theorie durch die zerſtoͤrte Mem- branen der Klappen zwiſchen feſten Faſern beſtaͤtiget, wel- che an der Euſtachiſchen Klappe (o), an den Klappen der Schlagadern des Herzens (p), an der Klappe der Kranzblutadermuͤndung (q), an den Klappen der Blut- ader, ſo oft vorkommen (r); zum Beiſpiele dienen hier die groſſen Gruben, welche ich an der Aorte ſo ofte, und wie Geſchwuͤre geſehen habe; durch dieſe Krankheit ſcheint das Verzehren der kleinſten Theile deutlich gemacht zu werden, indem dadurch ebenfalls die zwiſchen harten Thei- len weiche, und mitten innen gelagerte Stoffe ausgetrie- ben werden (s).
Bisher habe ich nur das Verzehren des Leims er- wogen: ich ſehe aber auch, daß der erdige Grundſtof ei- ner Faſer fuͤr dieſem Abreiben eben ſo wenig ſicher ſey, theils weil wirklich eine Erde aus dem menſchlichen Koͤr- per durch den Urin fortgeht (t), und ſich die allerfeſteſten Theile wirklich vermindern, ſo bald es an einer Ergaͤn- zung fehlt (u): theils weil ein erdiger Stof, wenn der Leim auf beiden Seiten aufgeloͤſt worden, ebenfalls zu Grunde gehet, und von ſeiner Stelle eben ſo weggeriſſen wird, wie der Leim.
Eine andere Art von Verzehrung geſchieht an den Extremitaͤten der Schlagadern, und der Gefaͤſſen von
allen
(m)[Spaltenumbruch]Poſt conſilium pro epilep- tico.
(n)Nro. CCCCXXXX. CCCCXXXXIX.
(o)Oper. min. p. 41. Elem. phyſ. L. IV. p. 319.
(p)L. IV. p. 319.
(q)[Spaltenumbruch]Ibid.
(r)L. II. p. 139.
(s)Progr. ad diſp. der beruͤhm- te WALBAUM & ZINN.
(t)L. XXVI. p. 362.
(u)p. 40.
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[873[875]/0927]
II. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen.
Theil von Leim uͤbrig geblieben, zwar noch zuſammen-
haͤngen, aber wenn mehr ausgetrieben und abgerieben
worden, gleichſam als durch Thaͤler abgeſondert bleiben
muͤſſen. Vor andern hatte Wilhelm Cole dieſe Theo-
rie (m), und ſie wurde hierauf von dem Herrmann Boͤr-
haave angenommen (n).
Noch wird dieſe Theorie durch die zerſtoͤrte Mem-
branen der Klappen zwiſchen feſten Faſern beſtaͤtiget, wel-
che an der Euſtachiſchen Klappe (o), an den Klappen
der Schlagadern des Herzens (p), an der Klappe der
Kranzblutadermuͤndung (q), an den Klappen der Blut-
ader, ſo oft vorkommen (r); zum Beiſpiele dienen hier
die groſſen Gruben, welche ich an der Aorte ſo ofte, und
wie Geſchwuͤre geſehen habe; durch dieſe Krankheit ſcheint
das Verzehren der kleinſten Theile deutlich gemacht zu
werden, indem dadurch ebenfalls die zwiſchen harten Thei-
len weiche, und mitten innen gelagerte Stoffe ausgetrie-
ben werden (s).
Bisher habe ich nur das Verzehren des Leims er-
wogen: ich ſehe aber auch, daß der erdige Grundſtof ei-
ner Faſer fuͤr dieſem Abreiben eben ſo wenig ſicher ſey,
theils weil wirklich eine Erde aus dem menſchlichen Koͤr-
per durch den Urin fortgeht (t), und ſich die allerfeſteſten
Theile wirklich vermindern, ſo bald es an einer Ergaͤn-
zung fehlt (u): theils weil ein erdiger Stof, wenn der
Leim auf beiden Seiten aufgeloͤſt worden, ebenfalls zu
Grunde gehet, und von ſeiner Stelle eben ſo weggeriſſen
wird, wie der Leim.
Eine andere Art von Verzehrung geſchieht an den
Extremitaͤten der Schlagadern, und der Gefaͤſſen von
allen
(m)
Poſt conſilium pro epilep-
tico.
(n) Nro. CCCCXXXX.
CCCCXXXXIX.
(o) Oper. min. p. 41. Elem.
phyſ. L. IV. p. 319.
(p) L. IV. p. 319.
(q)
Ibid.
(r) L. II. p. 139.
(s) Progr. ad diſp. der beruͤhm-
te WALBAUM & ZINN.
(t) L. XXVI. p. 362.
(u) p. 40.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 873[875]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/927>, abgerufen am 22.11.2024.
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