Was seltenes ist es, daß eine Abnahme anstatt des Wachsens erfolgt sey. Demohngeachtet wog doch ein Zwerg, als er auf die Welt kam, zwölf Pfunde und drei Viertheil einer Unze, er hatte aber im fünften Jahre von diesem Gewichte nicht über neun Pfunde und sieben Un- zen mehr übrig (i).
§. 17. Die menschliche Leibeslänge. Wer diese über- troffen. Die Riesen.
Bei allen Thieren äussert sich, jedoch keine ängstliche und gleichsam nach einerlei Model ausgeschnittene Ana- logie, indessen findet sich doch unter ihren Geschlechtern ein gewisser natürlicher Maaßstab, bey welchem sich aber auch die Natur die Freiheit ausgedungen, nach einigen Willkühr zu verfahren. Unter den vierfüßigen Thieren ist allezeit der Elephant der gröste; auf ihn folgt das Na- sehorn, das Nilpferd, und hierauf das Cameel. Ne- ben diesen steht der Bär, und es endigt sich der Pöbel der vierfüßigen Thieren mit den Mäusen. Für den Eu- ropäer aus dem gemäßigten Himmelsstriche scheinet sich die Statur von etwa sechs gemeinen Füssen, wie diese bey uns eingeführt sind, zu schikken, und es verhalten sich diese zu dem Pariserfusse wie zehn zu eilf. Diese, oder eine etwas grössere Statur hatten die alten Deut- schen; und noch ist es das Maaß für diejenige Völker, welche noch durch keine müßige sizzende Lebensart, durch keine Künste, wobei man immer sizzt, oder den Körper krümmt, und welche endlich noch durch kein venerisches und scorbutisches und kropfmachendes Gift verdorben worden. So wie die Frauenspersonen kürzere Zeit wach- sen, so ist auch ihre Statur um einige, vielleicht um drei
Zoll
(i)Hist. de l'Acad. ann. 1746. n. 8.
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
Was ſeltenes iſt es, daß eine Abnahme anſtatt des Wachſens erfolgt ſey. Demohngeachtet wog doch ein Zwerg, als er auf die Welt kam, zwoͤlf Pfunde und drei Viertheil einer Unze, er hatte aber im fuͤnften Jahre von dieſem Gewichte nicht uͤber neun Pfunde und ſieben Un- zen mehr uͤbrig (i).
§. 17. Die menſchliche Leibeslaͤnge. Wer dieſe uͤber- troffen. Die Rieſen.
Bei allen Thieren aͤuſſert ſich, jedoch keine aͤngſtliche und gleichſam nach einerlei Model ausgeſchnittene Ana- logie, indeſſen findet ſich doch unter ihren Geſchlechtern ein gewiſſer natuͤrlicher Maaßſtab, bey welchem ſich aber auch die Natur die Freiheit ausgedungen, nach einigen Willkuͤhr zu verfahren. Unter den vierfuͤßigen Thieren iſt allezeit der Elephant der groͤſte; auf ihn folgt das Na- ſehorn, das Nilpferd, und hierauf das Cameel. Ne- ben dieſen ſteht der Baͤr, und es endigt ſich der Poͤbel der vierfuͤßigen Thieren mit den Maͤuſen. Fuͤr den Eu- ropaͤer aus dem gemaͤßigten Himmelsſtriche ſcheinet ſich die Statur von etwa ſechs gemeinen Fuͤſſen, wie dieſe bey uns eingefuͤhrt ſind, zu ſchikken, und es verhalten ſich dieſe zu dem Pariſerfuſſe wie zehn zu eilf. Dieſe, oder eine etwas groͤſſere Statur hatten die alten Deut- ſchen; und noch iſt es das Maaß fuͤr diejenige Voͤlker, welche noch durch keine muͤßige ſizzende Lebensart, durch keine Kuͤnſte, wobei man immer ſizzt, oder den Koͤrper kruͤmmt, und welche endlich noch durch kein veneriſches und ſcorbutiſches und kropfmachendes Gift verdorben worden. So wie die Frauensperſonen kuͤrzere Zeit wach- ſen, ſo iſt auch ihre Statur um einige, vielleicht um drei
Zoll
(i)Hiſt. de l’Acad. ann. 1746. n. 8.
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I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
Was ſeltenes iſt es, daß eine Abnahme anſtatt des
Wachſens erfolgt ſey. Demohngeachtet wog doch ein
Zwerg, als er auf die Welt kam, zwoͤlf Pfunde und drei
Viertheil einer Unze, er hatte aber im fuͤnften Jahre von
dieſem Gewichte nicht uͤber neun Pfunde und ſieben Un-
zen mehr uͤbrig (i).
§. 17.
Die menſchliche Leibeslaͤnge. Wer dieſe uͤber-
troffen. Die Rieſen.
Bei allen Thieren aͤuſſert ſich, jedoch keine aͤngſtliche
und gleichſam nach einerlei Model ausgeſchnittene Ana-
logie, indeſſen findet ſich doch unter ihren Geſchlechtern
ein gewiſſer natuͤrlicher Maaßſtab, bey welchem ſich aber
auch die Natur die Freiheit ausgedungen, nach einigen
Willkuͤhr zu verfahren. Unter den vierfuͤßigen Thieren
iſt allezeit der Elephant der groͤſte; auf ihn folgt das Na-
ſehorn, das Nilpferd, und hierauf das Cameel. Ne-
ben dieſen ſteht der Baͤr, und es endigt ſich der Poͤbel
der vierfuͤßigen Thieren mit den Maͤuſen. Fuͤr den Eu-
ropaͤer aus dem gemaͤßigten Himmelsſtriche ſcheinet ſich
die Statur von etwa ſechs gemeinen Fuͤſſen, wie dieſe
bey uns eingefuͤhrt ſind, zu ſchikken, und es verhalten
ſich dieſe zu dem Pariſerfuſſe wie zehn zu eilf. Dieſe,
oder eine etwas groͤſſere Statur hatten die alten Deut-
ſchen; und noch iſt es das Maaß fuͤr diejenige Voͤlker,
welche noch durch keine muͤßige ſizzende Lebensart, durch
keine Kuͤnſte, wobei man immer ſizzt, oder den Koͤrper
kruͤmmt, und welche endlich noch durch kein veneriſches
und ſcorbutiſches und kropfmachendes Gift verdorben
worden. So wie die Frauensperſonen kuͤrzere Zeit wach-
ſen, ſo iſt auch ihre Statur um einige, vielleicht um drei
Zoll
(i) Hiſt. de l’Acad. ann. 1746. n. 8.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 843[845]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/897>, abgerufen am 22.11.2024.
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