Ein Knabe war im siebenten Jahre bärtig, und mit der Flüßigkeit zur Erzeugung versehen (t), es wog ein Mägd- chen von sieben Jahren zwei hundert acht und zwanzig Pfunde (u). Ein siebenjähriger Knabe war ungemein in die Höhe geschossen (x), er erlangte im zehnten Jahre eine männliche Stärke, und sezzte bereits einen Bart an (y). Jm siebenten oder achten Jahre hatte ein Kind einen so ungeheuren Kopf, daß sich derselbe für einen Riesen von sieben oder acht Fuß geschikkt haben würde (z). Ein achtjähriges Mägdchen bekam Brüste, sie wurde mannbar, und hatte ihre Reinigung dreimal (a). Eine übermäßige Mannbarkeit, eine monatliche Reinigung, eine volle Brust (b) äusserte sich nebst einer grossen Ru- the, an einem Mägdchen von acht Jahren. Ein neun- jähriger Knabe zeugte mit einer neunjährigen Mutter einen Sohn (c). Es wog ein zehnjähriges Mägdchen zwei hundert Pfunde, sie hatte aber dieses Gewicht fast von der Fettigkeit allein her (d). Wir haben von diesem schnellen Wachsthume noch keine vollständige Historie. Man könnte die Fettigkeit der Personen auf die Rech- nung der Speisen, auf eine leichte Verdauung, auf ein loses Fadengewebe, und auf die schlaffen Schweislöcher schreiben, aus welchen das Fett herausschwizzt. Allein die Stärke, die Mannbarkeit, das Schwellen der Brü- ste, und die frühzeitige Fähigkeit zum Umgange mit dem andern Geschlechte, lassen sich dadurch doch nicht erklä- ren. Da aber doch das Wachsthum in heissen Him- melsstrichen, und die Mannbarkeit viel schneller vor sich geht: da sich vierfüßige Thiere, und insonderheit Vö- gel sehr frühe begatten, wofern man sie mit eben dieser (v)
Fähig-
(t)[Spaltenumbruch]CARPUS in MUNDIN. p. CCXXVIII.
(u)SCHMUCKER Spielende Natur. Cent. II. n. 1.
(y)Ibid. ann. 1739. obs. 3.
(z)[Spaltenumbruch]Le CAT. Algem. Magaz. IV.
(a)IDO WOLF obs. 20.
(b)ORTESCHI diar. medic. I. p. 84. 85
(c)SCHURIG Spermathol. p. 186 187.
(d)BARTH. hist. 88. Cent. III.
(v)Hist de l'Acad. ann. 1736. p. 82.
G g g 5
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
Ein Knabe war im ſiebenten Jahre baͤrtig, und mit der Fluͤßigkeit zur Erzeugung verſehen (t), es wog ein Maͤgd- chen von ſieben Jahren zwei hundert acht und zwanzig Pfunde (u). Ein ſiebenjaͤhriger Knabe war ungemein in die Hoͤhe geſchoſſen (x), er erlangte im zehnten Jahre eine maͤnnliche Staͤrke, und ſezzte bereits einen Bart an (y). Jm ſiebenten oder achten Jahre hatte ein Kind einen ſo ungeheuren Kopf, daß ſich derſelbe fuͤr einen Rieſen von ſieben oder acht Fuß geſchikkt haben wuͤrde (z). Ein achtjaͤhriges Maͤgdchen bekam Bruͤſte, ſie wurde mannbar, und hatte ihre Reinigung dreimal (a). Eine uͤbermaͤßige Mannbarkeit, eine monatliche Reinigung, eine volle Bruſt (b) aͤuſſerte ſich nebſt einer groſſen Ru- the, an einem Maͤgdchen von acht Jahren. Ein neun- jaͤhriger Knabe zeugte mit einer neunjaͤhrigen Mutter einen Sohn (c). Es wog ein zehnjaͤhriges Maͤgdchen zwei hundert Pfunde, ſie hatte aber dieſes Gewicht faſt von der Fettigkeit allein her (d). Wir haben von dieſem ſchnellen Wachsthume noch keine vollſtaͤndige Hiſtorie. Man koͤnnte die Fettigkeit der Perſonen auf die Rech- nung der Speiſen, auf eine leichte Verdauung, auf ein loſes Fadengewebe, und auf die ſchlaffen Schweisloͤcher ſchreiben, aus welchen das Fett herausſchwizzt. Allein die Staͤrke, die Mannbarkeit, das Schwellen der Bruͤ- ſte, und die fruͤhzeitige Faͤhigkeit zum Umgange mit dem andern Geſchlechte, laſſen ſich dadurch doch nicht erklaͤ- ren. Da aber doch das Wachsthum in heiſſen Him- melsſtrichen, und die Mannbarkeit viel ſchneller vor ſich geht: da ſich vierfuͤßige Thiere, und inſonderheit Voͤ- gel ſehr fruͤhe begatten, wofern man ſie mit eben dieſer (v)
Faͤhig-
(t)[Spaltenumbruch]CARPUS in MUNDIN. p. CCXXVIII.
(u)SCHMUCKER Spielende Natur. Cent. II. n. 1.
(y)Ibid. ann. 1739. obſ. 3.
(z)[Spaltenumbruch]Le CAT. Algem. Magaz. IV.
(a)IDO WOLF obſ. 20.
(b)ORTESCHI diar. medic. I. p. 84. 85
(c)SCHURIG Spermathol. p. 186 187.
(d)BARTH. hiſt. 88. Cent. III.
(v)Hiſt de l’Acad. ann. 1736. p. 82.
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[839[841]/0893]
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
Ein Knabe war im ſiebenten Jahre baͤrtig, und mit der
Fluͤßigkeit zur Erzeugung verſehen (t), es wog ein Maͤgd-
chen von ſieben Jahren zwei hundert acht und zwanzig
Pfunde (u). Ein ſiebenjaͤhriger Knabe war ungemein
in die Hoͤhe geſchoſſen (x), er erlangte im zehnten Jahre
eine maͤnnliche Staͤrke, und ſezzte bereits einen Bart
an (y). Jm ſiebenten oder achten Jahre hatte ein Kind
einen ſo ungeheuren Kopf, daß ſich derſelbe fuͤr einen
Rieſen von ſieben oder acht Fuß geſchikkt haben wuͤrde (z).
Ein achtjaͤhriges Maͤgdchen bekam Bruͤſte, ſie wurde
mannbar, und hatte ihre Reinigung dreimal (a). Eine
uͤbermaͤßige Mannbarkeit, eine monatliche Reinigung,
eine volle Bruſt (b) aͤuſſerte ſich nebſt einer groſſen Ru-
the, an einem Maͤgdchen von acht Jahren. Ein neun-
jaͤhriger Knabe zeugte mit einer neunjaͤhrigen Mutter
einen Sohn (c). Es wog ein zehnjaͤhriges Maͤgdchen
zwei hundert Pfunde, ſie hatte aber dieſes Gewicht faſt
von der Fettigkeit allein her (d). Wir haben von dieſem
ſchnellen Wachsthume noch keine vollſtaͤndige Hiſtorie.
Man koͤnnte die Fettigkeit der Perſonen auf die Rech-
nung der Speiſen, auf eine leichte Verdauung, auf ein
loſes Fadengewebe, und auf die ſchlaffen Schweisloͤcher
ſchreiben, aus welchen das Fett herausſchwizzt. Allein
die Staͤrke, die Mannbarkeit, das Schwellen der Bruͤ-
ſte, und die fruͤhzeitige Faͤhigkeit zum Umgange mit dem
andern Geſchlechte, laſſen ſich dadurch doch nicht erklaͤ-
ren. Da aber doch das Wachsthum in heiſſen Him-
melsſtrichen, und die Mannbarkeit viel ſchneller vor ſich
geht: da ſich vierfuͤßige Thiere, und inſonderheit Voͤ-
gel ſehr fruͤhe begatten, wofern man ſie mit eben dieſer
Faͤhig-
(v)
(t)
CARPUS in MUNDIN.
p. CCXXVIII.
(u) SCHMUCKER Spielende
Natur. Cent. II. n. 1.
(y) Ibid. ann. 1739. obſ. 3.
(z)
Le CAT. Algem. Magaz. IV.
(a) IDO WOLF obſ. 20.
(b) ORTESCHI diar. medic. I.
p. 84. 85
(c) SCHURIG Spermathol. p.
186 187.
(d) BARTH. hiſt. 88. Cent. III.
(v) Hiſt de l’Acad. ann. 1736.
p. 82.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 839[841]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/893>, abgerufen am 22.11.2024.
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