Jahre enthielte es 25000 Theile; in einem andern Exem- pel war bey einem Kinde von achtehalb Jahren die Stärke eines Kopfhaares 10348 an vier Frauensperso- nen von acht und funfzig Jahren (b) befand man diese Stärke von 12692 Theilen. Die Stärke vermehret sich noch durch die Trokkenheit (c); indem der Durchmesser des Kopfhaares nicht ebenfalls zugleich mit wächst, in- dem selbiger bei dem vorigen Kinde wie 398, und bei einem andern wie 382 war (d), so daß also überhaupt die Theile des Körpers an Grösse vielmehr abnehmen, indessen daß sie an Stärke zunehmen.
Es würde eben keine grosse Schwierigkeit sezzen, die Ursachen von diesen Veränderungen ausfündig zu ma- chen. Die erste und vornehmste ist die beständige an- ziehende Kraft des Fadengewebes (e), welche zwar keine plözzliche, und durch Erfahrungen deutlich zu machende Bewegungen verrichtet, dennoch aber jederzeit, und das ganze Leben hindurch, ja so gar noch nach dem Tode ein Bestreben äussert, ihre Fäden kürzer zu machen: und es ist selbiges gar nicht unvermögend, daß es nach der Wassersucht, nach der Schwangerschaft, oder wenn der Wundarzt eine grosse Drüse herausgezogen, die Haut in einem viermal kleinern Raum zusammen ziehen, so gar auch die blindgewordene Lükken der Zähne vertilgen kann, und daß sich daher die Kinnlade zu einer dünnen Schneide verwandeln mag (f). Es waren auch die aus- melkende Gefässe, da sich die Niere zusammen gezogen hatte, um dreimal kleiner geworden (f*). Die geschwol- lene Brustwarzen an Kindern ziehen sich bei jungen Leu- ten zusammen, und verschwinden mit den Jahren fast
völlig.
(b)[Spaltenumbruch]p. 321.
(c)p. 327.
(d)ROBINSON.
(e) Die todte Kraft L. XI. p. 443.
(f)RUYSCH catal. mus p. 131 [Spaltenumbruch]LEMERY alim. T. II. p. 425. am Pferde SNAPE p 208. Jnnerhalb 24 Stunden BOURDET. reflex. p. 67.
(f*)PALLUCCI lithol. praef. p. 67.
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
Jahre enthielte es 25000 Theile; in einem andern Exem- pel war bey einem Kinde von achtehalb Jahren die Staͤrke eines Kopfhaares 10348 an vier Frauensperſo- nen von acht und funfzig Jahren (b) befand man dieſe Staͤrke von 12692 Theilen. Die Staͤrke vermehret ſich noch durch die Trokkenheit (c); indem der Durchmeſſer des Kopfhaares nicht ebenfalls zugleich mit waͤchſt, in- dem ſelbiger bei dem vorigen Kinde wie 398, und bei einem andern wie 382 war (d), ſo daß alſo uͤberhaupt die Theile des Koͤrpers an Groͤſſe vielmehr abnehmen, indeſſen daß ſie an Staͤrke zunehmen.
Es wuͤrde eben keine groſſe Schwierigkeit ſezzen, die Urſachen von dieſen Veraͤnderungen ausfuͤndig zu ma- chen. Die erſte und vornehmſte iſt die beſtaͤndige an- ziehende Kraft des Fadengewebes (e), welche zwar keine ploͤzzliche, und durch Erfahrungen deutlich zu machende Bewegungen verrichtet, dennoch aber jederzeit, und das ganze Leben hindurch, ja ſo gar noch nach dem Tode ein Beſtreben aͤuſſert, ihre Faͤden kuͤrzer zu machen: und es iſt ſelbiges gar nicht unvermoͤgend, daß es nach der Waſſerſucht, nach der Schwangerſchaft, oder wenn der Wundarzt eine groſſe Druͤſe herausgezogen, die Haut in einem viermal kleinern Raum zuſammen ziehen, ſo gar auch die blindgewordene Luͤkken der Zaͤhne vertilgen kann, und daß ſich daher die Kinnlade zu einer duͤnnen Schneide verwandeln mag (f). Es waren auch die aus- melkende Gefaͤſſe, da ſich die Niere zuſammen gezogen hatte, um dreimal kleiner geworden (f*). Die geſchwol- lene Bruſtwarzen an Kindern ziehen ſich bei jungen Leu- ten zuſammen, und verſchwinden mit den Jahren faſt
voͤllig.
(b)[Spaltenumbruch]p. 321.
(c)p. 327.
(d)ROBINSON.
(e) Die todte Kraft L. XI. p. 443.
(f)RUYSCH catal. muſ p. 131 [Spaltenumbruch]LEMERY alim. T. II. p. 425. am Pferde SNAPE p 208. Jnnerhalb 24 Stunden BOURDET. reflex. p. 67.
(f*)PALLUCCI lithol. praef. p. 67.
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[826[828]/0880]
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
Jahre enthielte es 25000 Theile; in einem andern Exem-
pel war bey einem Kinde von achtehalb Jahren die
Staͤrke eines Kopfhaares 10348 an vier Frauensperſo-
nen von acht und funfzig Jahren (b) befand man dieſe
Staͤrke von 12692 Theilen. Die Staͤrke vermehret ſich
noch durch die Trokkenheit (c); indem der Durchmeſſer
des Kopfhaares nicht ebenfalls zugleich mit waͤchſt, in-
dem ſelbiger bei dem vorigen Kinde wie 398, und bei
einem andern wie 382 war (d), ſo daß alſo uͤberhaupt
die Theile des Koͤrpers an Groͤſſe vielmehr abnehmen,
indeſſen daß ſie an Staͤrke zunehmen.
Es wuͤrde eben keine groſſe Schwierigkeit ſezzen, die
Urſachen von dieſen Veraͤnderungen ausfuͤndig zu ma-
chen. Die erſte und vornehmſte iſt die beſtaͤndige an-
ziehende Kraft des Fadengewebes (e), welche zwar keine
ploͤzzliche, und durch Erfahrungen deutlich zu machende
Bewegungen verrichtet, dennoch aber jederzeit, und das
ganze Leben hindurch, ja ſo gar noch nach dem Tode ein
Beſtreben aͤuſſert, ihre Faͤden kuͤrzer zu machen: und
es iſt ſelbiges gar nicht unvermoͤgend, daß es nach der
Waſſerſucht, nach der Schwangerſchaft, oder wenn der
Wundarzt eine groſſe Druͤſe herausgezogen, die Haut
in einem viermal kleinern Raum zuſammen ziehen, ſo
gar auch die blindgewordene Luͤkken der Zaͤhne vertilgen
kann, und daß ſich daher die Kinnlade zu einer duͤnnen
Schneide verwandeln mag (f). Es waren auch die aus-
melkende Gefaͤſſe, da ſich die Niere zuſammen gezogen
hatte, um dreimal kleiner geworden (f*). Die geſchwol-
lene Bruſtwarzen an Kindern ziehen ſich bei jungen Leu-
ten zuſammen, und verſchwinden mit den Jahren faſt
voͤllig.
(b)
p. 321.
(c) p. 327.
(d) ROBINSON.
(e) Die todte Kraft L. XI. p.
443.
(f) RUYSCH catal. muſ p. 131
LEMERY alim. T. II. p. 425. am
Pferde SNAPE p 208. Jnnerhalb
24 Stunden BOURDET. reflex.
p. 67.
(f*) PALLUCCI lithol. praef.
p. 67.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 826[828]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/880>, abgerufen am 22.11.2024.
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