z. E. die Hunde, oder unter denen, welche in der Ehe getreu leben, z. E. die Tauben, die Männchen einen schärfern Reiz zur Liebe zu fühlen; sie folgen der Spur ihrer Weibchen, durch Feuer und Schwerdt hizzig nach; diese fliehen vor dem nachsezzenden Liebhaber, sie verthei- digen sich, und lehnen seine Schmeicheleien durch das Gebisse von sich ab, bis sie ermüdet werden, und end- lich dem Willen des Schmeichlers Stand halten. Das Männchen der Seidenwürmer begattet sich auch mit den todten Weibchen, und es scheinen also diese keine Schuld zu haben (a). Hieher läst sich auch unter den Menschen das weibliche Geschlecht rechnen; denn die Weiber er- warten, nach dem Naturgesezze, den Mann, sie gehen ihm nicht nach, und unterwerfen sich endlich seiner Begierde, so bald diese das Gefällige an sich nimmt.
Uebrigens scheinen in dem Reiche der Jnsekten die Weibchen mehr Begierde zur Begattung zu äussern (b). So fordert die eben ausgekrochne Viehbreme sogleich den Mann auf (c), und die weibliche Libelle (d), (Wasserjung- fer) schmieget sich an ihr Männchen an, indem sie das äusserste Ende ihres Schwanzes der männlichen Ruthe entgegen bringet, die der Mann an der Brust trägt. Das Weibchen der Milbe (e) schiebet seine Schaam in die männliche Ruthe. Der weibliche Seidenwurm (f) hält seine Mutterscheide dem Männchen liebreich entge- gen. Die gegen ihr Geschlecht grausame Spinne (g) bietet dennoch ihre Schaam, oder die ausgestrekkte Le- gescheide dem Männchen mit Erwarten an, denn dessen männliche Ruthe hat an den Fühlhörnern des Kopfes ihre Stelle. Jn andern Geschlechtern versammlen sich
z. E.
(a)[Spaltenumbruch]SWAMMERD. Bibl. p. 431.
(b)REGIUS Phil. natur. p. 91.
(c)SWAMMERDAM. p. 721.
(d)HOMBERG. Mem. ann. 1699. GEOFROI I. c. II. p. 220. SWAMMERDAM. bloedloze diertjes. p. 91.
(e)[Spaltenumbruch]SWAMMERD. p. 719.
(f)ROESEL. Insect. belustig. III. p. 51.
(g)GEOFROI II. p. 637. 638. add. CLERK. Swenska Spindlar.
B 3
I. Abſchn. Empfaͤngnis.
z. E. die Hunde, oder unter denen, welche in der Ehe getreu leben, z. E. die Tauben, die Maͤnnchen einen ſchaͤrfern Reiz zur Liebe zu fuͤhlen; ſie folgen der Spur ihrer Weibchen, durch Feuer und Schwerdt hizzig nach; dieſe fliehen vor dem nachſezzenden Liebhaber, ſie verthei- digen ſich, und lehnen ſeine Schmeicheleien durch das Gebiſſe von ſich ab, bis ſie ermuͤdet werden, und end- lich dem Willen des Schmeichlers Stand halten. Das Maͤnnchen der Seidenwuͤrmer begattet ſich auch mit den todten Weibchen, und es ſcheinen alſo dieſe keine Schuld zu haben (a). Hieher laͤſt ſich auch unter den Menſchen das weibliche Geſchlecht rechnen; denn die Weiber er- warten, nach dem Naturgeſezze, den Mann, ſie gehen ihm nicht nach, und unterwerfen ſich endlich ſeiner Begierde, ſo bald dieſe das Gefaͤllige an ſich nimmt.
Uebrigens ſcheinen in dem Reiche der Jnſekten die Weibchen mehr Begierde zur Begattung zu aͤuſſern (b). So fordert die eben ausgekrochne Viehbreme ſogleich den Mann auf (c), und die weibliche Libelle (d), (Waſſerjung- fer) ſchmieget ſich an ihr Maͤnnchen an, indem ſie das aͤuſſerſte Ende ihres Schwanzes der maͤnnlichen Ruthe entgegen bringet, die der Mann an der Bruſt traͤgt. Das Weibchen der Milbe (e) ſchiebet ſeine Schaam in die maͤnnliche Ruthe. Der weibliche Seidenwurm (f) haͤlt ſeine Mutterſcheide dem Maͤnnchen liebreich entge- gen. Die gegen ihr Geſchlecht grauſame Spinne (g) bietet dennoch ihre Schaam, oder die ausgeſtrekkte Le- geſcheide dem Maͤnnchen mit Erwarten an, denn deſſen maͤnnliche Ruthe hat an den Fuͤhlhoͤrnern des Kopfes ihre Stelle. Jn andern Geſchlechtern verſammlen ſich
z. E.
(a)[Spaltenumbruch]SWAMMERD. Bibl. p. 431.
(b)REGIUS Phil. natur. p. 91.
(c)SWAMMERDAM. p. 721.
(d)HOMBERG. Mém. ann. 1699. GEOFROI I. c. II. p. 220. SWAMMERDAM. bloedloze diertjes. p. 91.
(e)[Spaltenumbruch]SWAMMERD. p. 719.
(f)ROESEL. Inſect. beluſtig. III. p. 51.
(g)GEOFROI II. p. 637. 638. add. CLERK. Swenska Spindlar.
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I. Abſchn. Empfaͤngnis.
z. E. die Hunde, oder unter denen, welche in der Ehe
getreu leben, z. E. die Tauben, die Maͤnnchen einen
ſchaͤrfern Reiz zur Liebe zu fuͤhlen; ſie folgen der Spur
ihrer Weibchen, durch Feuer und Schwerdt hizzig nach;
dieſe fliehen vor dem nachſezzenden Liebhaber, ſie verthei-
digen ſich, und lehnen ſeine Schmeicheleien durch das
Gebiſſe von ſich ab, bis ſie ermuͤdet werden, und end-
lich dem Willen des Schmeichlers Stand halten. Das
Maͤnnchen der Seidenwuͤrmer begattet ſich auch mit den
todten Weibchen, und es ſcheinen alſo dieſe keine Schuld
zu haben (a). Hieher laͤſt ſich auch unter den Menſchen
das weibliche Geſchlecht rechnen; denn die Weiber er-
warten, nach dem Naturgeſezze, den Mann, ſie gehen ihm
nicht nach, und unterwerfen ſich endlich ſeiner Begierde,
ſo bald dieſe das Gefaͤllige an ſich nimmt.
Uebrigens ſcheinen in dem Reiche der Jnſekten die
Weibchen mehr Begierde zur Begattung zu aͤuſſern (b).
So fordert die eben ausgekrochne Viehbreme ſogleich den
Mann auf (c), und die weibliche Libelle (d), (Waſſerjung-
fer) ſchmieget ſich an ihr Maͤnnchen an, indem ſie das
aͤuſſerſte Ende ihres Schwanzes der maͤnnlichen Ruthe
entgegen bringet, die der Mann an der Bruſt traͤgt.
Das Weibchen der Milbe (e) ſchiebet ſeine Schaam in
die maͤnnliche Ruthe. Der weibliche Seidenwurm (f)
haͤlt ſeine Mutterſcheide dem Maͤnnchen liebreich entge-
gen. Die gegen ihr Geſchlecht grauſame Spinne (g)
bietet dennoch ihre Schaam, oder die ausgeſtrekkte Le-
geſcheide dem Maͤnnchen mit Erwarten an, denn deſſen
maͤnnliche Ruthe hat an den Fuͤhlhoͤrnern des Kopfes
ihre Stelle. Jn andern Geſchlechtern verſammlen ſich
z. E.
(a)
SWAMMERD. Bibl. p. 431.
(b) REGIUS Phil. natur. p. 91.
(c) SWAMMERDAM. p. 721.
(d) HOMBERG. Mém. ann.
1699. GEOFROI I. c. II. p.
220. SWAMMERDAM. bloedloze
diertjes. p. 91.
(e)
SWAMMERD. p. 719.
(f) ROESEL. Inſect. beluſtig.
III. p. 51.
(g) GEOFROI II. p. 637. 638.
add. CLERK. Swenska Spindlar.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/73>, abgerufen am 24.11.2024.
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