schen liegende Platte nunmehr äusserst dünne ist, eine Menge Knochensaft die Schweislöcher der siebförmigen Platte ausfüllt, und die ungleiche Oberfläche beider Knor- pel eben macht.
Wenn man daher alles zusammen nimmt, so ar- beitet die Natur überall auf einerlei Weise, und sie er- zeugt aus Leim Knorpel, aus dem Knorpel einen kno- chigen Mittelpunkt, aus diesem Fasern und Platten, welche sich nach allen Seiten ausbreiten, und diese Plat- ten verwandeln sich endlich in einen Bau voller Hölun- gen, ohne ein grosses Gefässe, oder in eine Mittelröhre, welche mit Marke angefüllt, und deren Ende voller Hö- lungen ist. Die Anlage zu dieser Röhre lieget schon in dem Grundrisse der Frucht: denn es besizzet der untere Kinnbakken eine ungemein grosse Schlagader, und den- noch dauret auch bei einem erwachsenen Menschen immer die Anlage der Hölungen noch fort. So enthalten die Schlüsselbeine eine lange Zeichnung, und dennoch besteht ihr Bau aus solchen kleinen Hölungen.
Von den Zähnen will ich nur etwas sehr weniges hinzufügen. Jhr knochiger Theil ist in nichts von einem andern Knochen unterschieden; das zweite steinige, oder glaßhafte Stükk erzeugt sich deutlich aus einem Safte (q).
§. 32. Das Knochenhäutchen.
Nachdem ich bisher von dem Bau und dem Wachs- thume der Knochen geredet, so wird es mir nunmehr leichter fallen, diejenige Dienste zu bestimmen, welche das Knochenhäutchen bei diesem Wachsen der Knochen zu verrichten hat.
Die Membran, welche einen Knochen von allen Sei- ten umgiebt, führt den Nahmen des Knochcnhäutchens.
Man
(q)L. XIX. p. 23. HERISSANT Mem. de l' Acad. 1758.
Die Frucht XXIX. B.
ſchen liegende Platte nunmehr aͤuſſerſt duͤnne iſt, eine Menge Knochenſaft die Schweisloͤcher der ſiebfoͤrmigen Platte ausfuͤllt, und die ungleiche Oberflaͤche beider Knor- pel eben macht.
Wenn man daher alles zuſammen nimmt, ſo ar- beitet die Natur uͤberall auf einerlei Weiſe, und ſie er- zeugt aus Leim Knorpel, aus dem Knorpel einen kno- chigen Mittelpunkt, aus dieſem Faſern und Platten, welche ſich nach allen Seiten ausbreiten, und dieſe Plat- ten verwandeln ſich endlich in einen Bau voller Hoͤlun- gen, ohne ein groſſes Gefaͤſſe, oder in eine Mittelroͤhre, welche mit Marke angefuͤllt, und deren Ende voller Hoͤ- lungen iſt. Die Anlage zu dieſer Roͤhre lieget ſchon in dem Grundriſſe der Frucht: denn es beſizzet der untere Kinnbakken eine ungemein groſſe Schlagader, und den- noch dauret auch bei einem erwachſenen Menſchen immer die Anlage der Hoͤlungen noch fort. So enthalten die Schluͤſſelbeine eine lange Zeichnung, und dennoch beſteht ihr Bau aus ſolchen kleinen Hoͤlungen.
Von den Zaͤhnen will ich nur etwas ſehr weniges hinzufuͤgen. Jhr knochiger Theil iſt in nichts von einem andern Knochen unterſchieden; das zweite ſteinige, oder glaßhafte Stuͤkk erzeugt ſich deutlich aus einem Safte (q).
§. 32. Das Knochenhaͤutchen.
Nachdem ich bisher von dem Bau und dem Wachs- thume der Knochen geredet, ſo wird es mir nunmehr leichter fallen, diejenige Dienſte zu beſtimmen, welche das Knochenhaͤutchen bei dieſem Wachſen der Knochen zu verrichten hat.
Die Membran, welche einen Knochen von allen Sei- ten umgiebt, fuͤhrt den Nahmen des Knochcnhaͤutchens.
Man
(q)L. XIX. p. 23. HERISSANT Mem. de l’ Acad. 1758.
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[568[570]/0622]
Die Frucht XXIX. B.
ſchen liegende Platte nunmehr aͤuſſerſt duͤnne iſt, eine
Menge Knochenſaft die Schweisloͤcher der ſiebfoͤrmigen
Platte ausfuͤllt, und die ungleiche Oberflaͤche beider Knor-
pel eben macht.
Wenn man daher alles zuſammen nimmt, ſo ar-
beitet die Natur uͤberall auf einerlei Weiſe, und ſie er-
zeugt aus Leim Knorpel, aus dem Knorpel einen kno-
chigen Mittelpunkt, aus dieſem Faſern und Platten,
welche ſich nach allen Seiten ausbreiten, und dieſe Plat-
ten verwandeln ſich endlich in einen Bau voller Hoͤlun-
gen, ohne ein groſſes Gefaͤſſe, oder in eine Mittelroͤhre,
welche mit Marke angefuͤllt, und deren Ende voller Hoͤ-
lungen iſt. Die Anlage zu dieſer Roͤhre lieget ſchon in
dem Grundriſſe der Frucht: denn es beſizzet der untere
Kinnbakken eine ungemein groſſe Schlagader, und den-
noch dauret auch bei einem erwachſenen Menſchen immer
die Anlage der Hoͤlungen noch fort. So enthalten die
Schluͤſſelbeine eine lange Zeichnung, und dennoch beſteht
ihr Bau aus ſolchen kleinen Hoͤlungen.
Von den Zaͤhnen will ich nur etwas ſehr weniges
hinzufuͤgen. Jhr knochiger Theil iſt in nichts von einem
andern Knochen unterſchieden; das zweite ſteinige, oder
glaßhafte Stuͤkk erzeugt ſich deutlich aus einem Safte (q).
§. 32.
Das Knochenhaͤutchen.
Nachdem ich bisher von dem Bau und dem Wachs-
thume der Knochen geredet, ſo wird es mir nunmehr
leichter fallen, diejenige Dienſte zu beſtimmen, welche
das Knochenhaͤutchen bei dieſem Wachſen der Knochen
zu verrichten hat.
Die Membran, welche einen Knochen von allen Sei-
ten umgiebt, fuͤhrt den Nahmen des Knochcnhaͤutchens.
Man
(q) L. XIX. p. 23. HERISSANT Mem. de l’ Acad. 1758.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 568[570]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/622>, abgerufen am 22.11.2024.
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