Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Die Frucht. XXIX. B.

Der Kopf und das Herz (c) wachsen zuerst, und
zwar zu einer Zeit gros, da der Unterleib noch klein, und
die Gliedmassen überaus klein sind.

Folglich strekken sich in denjenigen Zeiten, welche
nach den ersten folgen, die Glieder sehr aus. So wird
die Hüfte vom sechsten bis zum zwanzigsten Tage (d)
beinahe um zehnmal länger, indessen daß die ganze Frucht
(e) vom Kopfe bis zum Schwanze, kaum viermal län-
ger gewachsen.

Den sechsten Tag hatte die Hüfte acht Theile (f),
und am zwanzigsten Tage 75 Hunderttheile (g) an Länge,
indessen daß der Kopf und der Hals wenig gewachsen
war.

Nach der Geburt findet eben dieses Gesezze Statt.
Es wächset nemlich der Kopf einer Menschenfrucht (h)
wenig, indessen daß sich der Körper zu der Natur eines
erwachsenen Menschen ausdehnt: ja es verändert sich
eben derjenige Kopf, welcher vielleicht um dreimal grös-
ser, als sein Körper war (i), sehr wenig, indessen daß die
untern Gliedmaassen. des Körpers gedoppelt so sehr wach-
sen. Doch es vergrössert sich auch das Bekken nach der
Geburt bis zur Verwunderung (k).

Man erlaube mir hiebei, noch einmal zu wiederholen,
daß der Jnhalt der Gehörknochen (l), an einer reifen
Frucht, schwerlich dem Jnhalte dieser Knochen an erwach-
senen Personen etwas nachgiebt.

Aus

(c) [Spaltenumbruch] Dieses erscheinet vor allen
Eingeweiden, zu einer Zeit, da die
Eingeweide ein durchsichtiger un-
sichtbarer Schleim sind 48 hora
form. II. p. 64. HARVEI p. 52.
man sehe nach, wa ich bei der Ge-
genmeinung des ber. Mannes vor-
getragen p. 1.

(d) Table sur l'accroissement
des os.

(e) Form. du fetus II. p. 49.
wo die Frucht des sechsten Tages
[Spaltenumbruch] ein Zoll lang ist, und die von 21
Tagen vier Zoll beträgt p. 61.

(f) Ibid. p. 49.

(g) Form. du poulet. II. p. 120.

(h) Jm embryone so gros, als
der übrige Körper, und noch grös-
fer HARVEI p. 56.

(i) Different. inter. fet. &c.
n. 4.

(k) L. XXX. p. 19.

(l) L. XV. p. 208.

Die Frucht. XXIX. B.

Der Kopf und das Herz (c) wachſen zuerſt, und
zwar zu einer Zeit gros, da der Unterleib noch klein, und
die Gliedmaſſen uͤberaus klein ſind.

Folglich ſtrekken ſich in denjenigen Zeiten, welche
nach den erſten folgen, die Glieder ſehr aus. So wird
die Huͤfte vom ſechſten bis zum zwanzigſten Tage (d)
beinahe um zehnmal laͤnger, indeſſen daß die ganze Frucht
(e) vom Kopfe bis zum Schwanze, kaum viermal laͤn-
ger gewachſen.

Den ſechſten Tag hatte die Huͤfte acht Theile (f),
und am zwanzigſten Tage 75 Hunderttheile (g) an Laͤnge,
indeſſen daß der Kopf und der Hals wenig gewachſen
war.

Nach der Geburt findet eben dieſes Geſezze Statt.
Es waͤchſet nemlich der Kopf einer Menſchenfrucht (h)
wenig, indeſſen daß ſich der Koͤrper zu der Natur eines
erwachſenen Menſchen ausdehnt: ja es veraͤndert ſich
eben derjenige Kopf, welcher vielleicht um dreimal groͤſ-
ſer, als ſein Koͤrper war (i), ſehr wenig, indeſſen daß die
untern Gliedmaaſſen. des Koͤrpers gedoppelt ſo ſehr wach-
ſen. Doch es vergroͤſſert ſich auch das Bekken nach der
Geburt bis zur Verwunderung (k).

Man erlaube mir hiebei, noch einmal zu wiederholen,
daß der Jnhalt der Gehoͤrknochen (l), an einer reifen
Frucht, ſchwerlich dem Jnhalte dieſer Knochen an erwach-
ſenen Perſonen etwas nachgiebt.

Aus

(c) [Spaltenumbruch] Dieſes erſcheinet vor allen
Eingeweiden, zu einer Zeit, da die
Eingeweide ein durchſichtiger un-
ſichtbarer Schleim ſind 48 hora
form. II. p. 64. HARVEI p. 52.
man ſehe nach, wa ich bei der Ge-
genmeinung des ber. Mannes vor-
getragen p. 1.

(d) Table ſur l’accroiſſement
des os.

(e) Form. du fetus II. p. 49.
wo die Frucht des ſechſten Tages
[Spaltenumbruch] ein Zoll lang iſt, und die von 21
Tagen vier Zoll betraͤgt p. 61.

(f) Ibid. p. 49.

(g) Form. du poulet. II. p. 120.

(h) Jm embryone ſo gros, als
der uͤbrige Koͤrper, und noch groͤſ-
fer HARVEI p. 56.

(i) Different. inter. fet. &c.
n. 4.

(k) L. XXX. p. 19.

(l) L. XV. p. 208.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0540" n="486[488]"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Frucht. <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi> </fw><lb/>
              <p>Der Kopf und das Herz <note place="foot" n="(c)"><cb/>
Die&#x017F;es er&#x017F;cheinet vor allen<lb/>
Eingeweiden, zu einer Zeit, da die<lb/>
Eingeweide ein durch&#x017F;ichtiger un-<lb/>
&#x017F;ichtbarer Schleim &#x017F;ind 48 <hi rendition="#aq">hora<lb/>
form. II. p. 64. HARVEI p.</hi> 52.<lb/>
man &#x017F;ehe nach, wa ich bei der Ge-<lb/>
genmeinung des ber. Mannes vor-<lb/>
getragen <hi rendition="#aq">p.</hi> 1.</note> wach&#x017F;en zuer&#x017F;t, und<lb/>
zwar zu einer Zeit gros, da der Unterleib noch klein, und<lb/>
die Gliedma&#x017F;&#x017F;en u&#x0364;beraus klein &#x017F;ind.</p><lb/>
              <p>Folglich &#x017F;trekken &#x017F;ich in denjenigen Zeiten, welche<lb/>
nach den er&#x017F;ten folgen, die Glieder &#x017F;ehr aus. So wird<lb/>
die Hu&#x0364;fte vom &#x017F;ech&#x017F;ten bis zum zwanzig&#x017F;ten Tage <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">Table &#x017F;ur l&#x2019;accroi&#x017F;&#x017F;ement<lb/>
des os.</hi></note><lb/>
beinahe um zehnmal la&#x0364;nger, inde&#x017F;&#x017F;en daß die ganze Frucht<lb/><note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">Form. du fetus II. p.</hi> 49.<lb/>
wo die Frucht des &#x017F;ech&#x017F;ten Tages<lb/><cb/>
ein Zoll lang i&#x017F;t, und die von 21<lb/>
Tagen vier Zoll betra&#x0364;gt <hi rendition="#aq">p.</hi> 61.</note> vom Kopfe bis zum Schwanze, kaum viermal la&#x0364;n-<lb/>
ger gewach&#x017F;en.</p><lb/>
              <p>Den &#x017F;ech&#x017F;ten Tag hatte die Hu&#x0364;fte acht Theile <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">Ibid. p.</hi> 49.</note>,<lb/>
und am zwanzig&#x017F;ten Tage 75 Hunderttheile <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">Form. du poulet. II. p.</hi> 120.</note> an La&#x0364;nge,<lb/>
inde&#x017F;&#x017F;en daß der Kopf und der Hals wenig gewach&#x017F;en<lb/>
war.</p><lb/>
              <p>Nach der Geburt findet eben die&#x017F;es Ge&#x017F;ezze Statt.<lb/>
Es wa&#x0364;ch&#x017F;et nemlich der Kopf einer Men&#x017F;chenfrucht <note place="foot" n="(h)">Jm <hi rendition="#aq">embryone</hi> &#x017F;o gros, als<lb/>
der u&#x0364;brige Ko&#x0364;rper, und noch gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
fer <hi rendition="#aq">HARVEI p.</hi> 56.</note><lb/>
wenig, inde&#x017F;&#x017F;en daß &#x017F;ich der Ko&#x0364;rper zu der Natur eines<lb/>
erwach&#x017F;enen Men&#x017F;chen ausdehnt: ja es vera&#x0364;ndert &#x017F;ich<lb/>
eben derjenige Kopf, welcher vielleicht um dreimal gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er, als &#x017F;ein Ko&#x0364;rper war <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq">Different. inter. fet. &amp;c.<lb/>
n.</hi> 4.</note>, &#x017F;ehr wenig, inde&#x017F;&#x017F;en daß die<lb/>
untern Gliedmaa&#x017F;&#x017F;en. des Ko&#x0364;rpers gedoppelt &#x017F;o &#x017F;ehr wach-<lb/>
&#x017F;en. Doch es vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ert &#x017F;ich auch das Bekken nach der<lb/>
Geburt bis zur Verwunderung <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq">L. XXX. p.</hi> 19.</note>.</p><lb/>
              <p>Man erlaube mir hiebei, noch einmal zu wiederholen,<lb/>
daß der Jnhalt der Geho&#x0364;rknochen <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq">L. XV. p.</hi> 208.</note>, an einer reifen<lb/>
Frucht, &#x017F;chwerlich dem Jnhalte die&#x017F;er Knochen an erwach-<lb/>
&#x017F;enen Per&#x017F;onen etwas nachgiebt.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Aus</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[486[488]/0540] Die Frucht. XXIX. B. Der Kopf und das Herz (c) wachſen zuerſt, und zwar zu einer Zeit gros, da der Unterleib noch klein, und die Gliedmaſſen uͤberaus klein ſind. Folglich ſtrekken ſich in denjenigen Zeiten, welche nach den erſten folgen, die Glieder ſehr aus. So wird die Huͤfte vom ſechſten bis zum zwanzigſten Tage (d) beinahe um zehnmal laͤnger, indeſſen daß die ganze Frucht (e) vom Kopfe bis zum Schwanze, kaum viermal laͤn- ger gewachſen. Den ſechſten Tag hatte die Huͤfte acht Theile (f), und am zwanzigſten Tage 75 Hunderttheile (g) an Laͤnge, indeſſen daß der Kopf und der Hals wenig gewachſen war. Nach der Geburt findet eben dieſes Geſezze Statt. Es waͤchſet nemlich der Kopf einer Menſchenfrucht (h) wenig, indeſſen daß ſich der Koͤrper zu der Natur eines erwachſenen Menſchen ausdehnt: ja es veraͤndert ſich eben derjenige Kopf, welcher vielleicht um dreimal groͤſ- ſer, als ſein Koͤrper war (i), ſehr wenig, indeſſen daß die untern Gliedmaaſſen. des Koͤrpers gedoppelt ſo ſehr wach- ſen. Doch es vergroͤſſert ſich auch das Bekken nach der Geburt bis zur Verwunderung (k). Man erlaube mir hiebei, noch einmal zu wiederholen, daß der Jnhalt der Gehoͤrknochen (l), an einer reifen Frucht, ſchwerlich dem Jnhalte dieſer Knochen an erwach- ſenen Perſonen etwas nachgiebt. Aus (c) Dieſes erſcheinet vor allen Eingeweiden, zu einer Zeit, da die Eingeweide ein durchſichtiger un- ſichtbarer Schleim ſind 48 hora form. II. p. 64. HARVEI p. 52. man ſehe nach, wa ich bei der Ge- genmeinung des ber. Mannes vor- getragen p. 1. (d) Table ſur l’accroiſſement des os. (e) Form. du fetus II. p. 49. wo die Frucht des ſechſten Tages ein Zoll lang iſt, und die von 21 Tagen vier Zoll betraͤgt p. 61. (f) Ibid. p. 49. (g) Form. du poulet. II. p. 120. (h) Jm embryone ſo gros, als der uͤbrige Koͤrper, und noch groͤſ- fer HARVEI p. 56. (i) Different. inter. fet. &c. n. 4. (k) L. XXX. p. 19. (l) L. XV. p. 208.

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/540
Zitationshilfe:	Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 486[488]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/540>, abgerufen am 23.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.