Es ist nemlich der Dottergang ein Darmbruch des Hühnchens (e), und er läuft mit dem Gedärme, und mit der Haut des kleinen Thierchens in einem Stükke fort.
Es ist ferner das Wachsthum der innern Fruchthaut (f), älter als der Nabel, und dennoch hängen alle wach- sende Stellen der Frucht von der Wirksamkeit des Her- zens ab (g), und es würde hier nicht wachsen können, wo- fern diese bewegende Kraft verschwände. Endlich so muß diese Frucht schon gelebt haben, da man das Ey der Brütung übergab. Denn es war blos die Kraft dieses kleinen Herzens die Ursache, daß das Ey nicht in den folgenden Stunden zu faulen anfing, und daß es sich zu einer ungemein schönen Figur ausbildete und diese Zeichnung fängt sich langsam, und gradenweise, mit den ersten Stunden der Brütung an.
Folglich befindet sich in der noch unförmlichen Frucht schon ein Herz, und es sind darinnen Gefässe vor- handen, welche die Nabelstämme hervor bringen, eine Holader, eine Gekröseblutader, eine linke Bekkenschlag- ader, eine obere Aorte, und die übrige Wurzeln derselben, welches man die Schlagadergänge nennt.
Wenn vor kurzem ein berühmter Mann, vor der vier und zwanzigsten Stunde kein Herz gefunden (h), so muß man solches einzig und allein der schlecht umgrenz- ten Figur eines ganz weichen Breies zuschreiben, welche damals das Herz ausmachte (h*).
Man muß sich auch nicht vorstellen, daß der Kopf noch keine Gefässe gehabt habe. Denn da auch der
Kopf
(e)[Spaltenumbruch]Ibid. p. 187.
(f) Es erscheinet solches in der Stnnde 12. p. 14. es wächst vor der 48 Stunde, mehr als doppelt so lang p. 17. Und es ändert nichts die Sache, wenn gleich dieses am- nion ein Stükk von der Dotter- [Spaltenumbruch]
haut gewesen, wie ich nun gefun- den zu haben glaube.
(g)p. 35.
(h)WOLF theor gener. germ. p. 265.
(h*)L. XXIX. p. 116. 178.
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
Es iſt nemlich der Dottergang ein Darmbruch des Huͤhnchens (e), und er laͤuft mit dem Gedaͤrme, und mit der Haut des kleinen Thierchens in einem Stuͤkke fort.
Es iſt ferner das Wachsthum der innern Fruchthaut (f), aͤlter als der Nabel, und dennoch haͤngen alle wach- ſende Stellen der Frucht von der Wirkſamkeit des Her- zens ab (g), und es wuͤrde hier nicht wachſen koͤnnen, wo- fern dieſe bewegende Kraft verſchwaͤnde. Endlich ſo muß dieſe Frucht ſchon gelebt haben, da man das Ey der Bruͤtung uͤbergab. Denn es war blos die Kraft dieſes kleinen Herzens die Urſache, daß das Ey nicht in den folgenden Stunden zu faulen anfing, und daß es ſich zu einer ungemein ſchoͤnen Figur ausbildete und dieſe Zeichnung faͤngt ſich langſam, und gradenweiſe, mit den erſten Stunden der Bruͤtung an.
Folglich befindet ſich in der noch unfoͤrmlichen Frucht ſchon ein Herz, und es ſind darinnen Gefaͤſſe vor- handen, welche die Nabelſtaͤmme hervor bringen, eine Holader, eine Gekroͤſeblutader, eine linke Bekkenſchlag- ader, eine obere Aorte, und die uͤbrige Wurzeln derſelben, welches man die Schlagadergaͤnge nennt.
Wenn vor kurzem ein beruͤhmter Mann, vor der vier und zwanzigſten Stunde kein Herz gefunden (h), ſo muß man ſolches einzig und allein der ſchlecht umgrenz- ten Figur eines ganz weichen Breies zuſchreiben, welche damals das Herz ausmachte (h*).
Man muß ſich auch nicht vorſtellen, daß der Kopf noch keine Gefaͤſſe gehabt habe. Denn da auch der
Kopf
(e)[Spaltenumbruch]Ibid. p. 187.
(f) Es erſcheinet ſolches in der Stnnde 12. p. 14. es waͤchſt vor der 48 Stunde, mehr als doppelt ſo lang p. 17. Und es aͤndert nichts die Sache, wenn gleich dieſes am- nion ein Stuͤkk von der Dotter- [Spaltenumbruch]
haut geweſen, wie ich nun gefun- den zu haben glaube.
(g)p. 35.
(h)WOLF theor gener. germ. p. 265.
(h*)L. XXIX. p. 116. 178.
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[425[427]/0479]
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
Es iſt nemlich der Dottergang ein Darmbruch des
Huͤhnchens (e), und er laͤuft mit dem Gedaͤrme, und
mit der Haut des kleinen Thierchens in einem Stuͤkke
fort.
Es iſt ferner das Wachsthum der innern Fruchthaut
(f), aͤlter als der Nabel, und dennoch haͤngen alle wach-
ſende Stellen der Frucht von der Wirkſamkeit des Her-
zens ab (g), und es wuͤrde hier nicht wachſen koͤnnen, wo-
fern dieſe bewegende Kraft verſchwaͤnde. Endlich ſo
muß dieſe Frucht ſchon gelebt haben, da man das Ey
der Bruͤtung uͤbergab. Denn es war blos die Kraft
dieſes kleinen Herzens die Urſache, daß das Ey nicht in
den folgenden Stunden zu faulen anfing, und daß es ſich
zu einer ungemein ſchoͤnen Figur ausbildete und dieſe
Zeichnung faͤngt ſich langſam, und gradenweiſe, mit den
erſten Stunden der Bruͤtung an.
Folglich befindet ſich in der noch unfoͤrmlichen
Frucht ſchon ein Herz, und es ſind darinnen Gefaͤſſe vor-
handen, welche die Nabelſtaͤmme hervor bringen, eine
Holader, eine Gekroͤſeblutader, eine linke Bekkenſchlag-
ader, eine obere Aorte, und die uͤbrige Wurzeln derſelben,
welches man die Schlagadergaͤnge nennt.
Wenn vor kurzem ein beruͤhmter Mann, vor der
vier und zwanzigſten Stunde kein Herz gefunden (h), ſo
muß man ſolches einzig und allein der ſchlecht umgrenz-
ten Figur eines ganz weichen Breies zuſchreiben, welche
damals das Herz ausmachte (h*).
Man muß ſich auch nicht vorſtellen, daß der Kopf
noch keine Gefaͤſſe gehabt habe. Denn da auch der
Kopf
(e)
Ibid. p. 187.
(f) Es erſcheinet ſolches in der
Stnnde 12. p. 14. es waͤchſt vor
der 48 Stunde, mehr als doppelt
ſo lang p. 17. Und es aͤndert nichts
die Sache, wenn gleich dieſes am-
nion ein Stuͤkk von der Dotter-
haut geweſen, wie ich nun gefun-
den zu haben glaube.
(g) p. 35.
(h) WOLF theor gener. germ.
p. 265.
(h*) L. XXIX. p. 116. 178.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 425[427]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/479>, abgerufen am 23.11.2024.
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