aus den Schlagadern der Gebärmutter in die kleine Ku- chen (m) übertritt.
Diese Versuche haben um desto mehr Kraft, weil ein in ungemein zarte Gefässe gesprizzter Saft, durch tausen- derlei Ursachen seine Kraft verlieren, stokken, und nicht durch solche enge Kanälchen in die Frucht hineindringen kann; dieses hat dem Alexander, Monroo und Rö- derer begegnen können; da bei demjenigen Versuche, da der in die Muttergefässe gesprizzte Saft, in die Nabel- gefässe der Mutter durchgedrungen, kein Betrug Statt finden kann. Wir wissen nemlich, wie den Augenblikk, eine, in eine unförmliche Masse gesprizzte Wachsmasse ge- rinne, so bald sie sich aus dem Gefässe ergießt, und von keinen Wänden mehr in Schranken gehalten wird.
Wenn daher von der Mutter in die Frucht keine, in einem Stükke fortführende Strassen gingen, so müste man niemals von dem Einsprizzen einen andern Erfolg erwar- ten, und man könte nie verhüten, daß sich nicht die inji- cirte Masse ausserhalb den Gefässen ergiessen solte, wo- fern die Gebärmutter offene Mündungen hat: oder es müste eben dieser Saft in die Blutader der Mutter zu- rükke treten, wofern an deren innerer Oberfläche keine Mündungen sind.
Wiederum hat der berühmte Röderer, so wie ich (n), in dasjenige Fadengewebe, welches die äussere Frucht- haut ist, Wachs injicirt.
Um die verschiednen Erfolge unter einander zu verei- nigen, so scheinet dazu das nächste Mittel dieses zu seyn, daß die Mittelgefässe zwischen der Gebärmutter, und zwi- schen der Frucht, an beiden äussern Fruchthäuten entblößt, und an dem Kuchen sehr zart sind, so daß sie selten, bis zum Ganzbleiben, die Gewalt des Sprizzenwachses ver- tragen, und dasselbe bis zu den Gefässen des Nabels hin- führen, meistentheils aber zerreissen, und es in das Fa-
den-
(m)[Spaltenumbruch]ALDES p. 20.
(n)[Spaltenumbruch]p. 240.
Die Frucht. XXIX. B.
aus den Schlagadern der Gebaͤrmutter in die kleine Ku- chen (m) uͤbertritt.
Dieſe Verſuche haben um deſto mehr Kraft, weil ein in ungemein zarte Gefaͤſſe geſprizzter Saft, durch tauſen- derlei Urſachen ſeine Kraft verlieren, ſtokken, und nicht durch ſolche enge Kanaͤlchen in die Frucht hineindringen kann; dieſes hat dem Alexander, Monroo und Roͤ- derer begegnen koͤnnen; da bei demjenigen Verſuche, da der in die Muttergefaͤſſe geſprizzte Saft, in die Nabel- gefaͤſſe der Mutter durchgedrungen, kein Betrug Statt finden kann. Wir wiſſen nemlich, wie den Augenblikk, eine, in eine unfoͤrmliche Maſſe geſprizzte Wachsmaſſe ge- rinne, ſo bald ſie ſich aus dem Gefaͤſſe ergießt, und von keinen Waͤnden mehr in Schranken gehalten wird.
Wenn daher von der Mutter in die Frucht keine, in einem Stuͤkke fortfuͤhrende Straſſen gingen, ſo muͤſte man niemals von dem Einſprizzen einen andern Erfolg erwar- ten, und man koͤnte nie verhuͤten, daß ſich nicht die inji- cirte Maſſe auſſerhalb den Gefaͤſſen ergieſſen ſolte, wo- fern die Gebaͤrmutter offene Muͤndungen hat: oder es muͤſte eben dieſer Saft in die Blutader der Mutter zu- ruͤkke treten, wofern an deren innerer Oberflaͤche keine Muͤndungen ſind.
Wiederum hat der beruͤhmte Roͤderer, ſo wie ich (n), in dasjenige Fadengewebe, welches die aͤuſſere Frucht- haut iſt, Wachs injicirt.
Um die verſchiednen Erfolge unter einander zu verei- nigen, ſo ſcheinet dazu das naͤchſte Mittel dieſes zu ſeyn, daß die Mittelgefaͤſſe zwiſchen der Gebaͤrmutter, und zwi- ſchen der Frucht, an beiden aͤuſſern Fruchthaͤuten entbloͤßt, und an dem Kuchen ſehr zart ſind, ſo daß ſie ſelten, bis zum Ganzbleiben, die Gewalt des Sprizzenwachſes ver- tragen, und daſſelbe bis zu den Gefaͤſſen des Nabels hin- fuͤhren, meiſtentheils aber zerreiſſen, und es in das Fa-
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[414[416]/0468]
Die Frucht. XXIX. B.
aus den Schlagadern der Gebaͤrmutter in die kleine Ku-
chen (m) uͤbertritt.
Dieſe Verſuche haben um deſto mehr Kraft, weil ein
in ungemein zarte Gefaͤſſe geſprizzter Saft, durch tauſen-
derlei Urſachen ſeine Kraft verlieren, ſtokken, und nicht
durch ſolche enge Kanaͤlchen in die Frucht hineindringen
kann; dieſes hat dem Alexander, Monroo und Roͤ-
derer begegnen koͤnnen; da bei demjenigen Verſuche,
da der in die Muttergefaͤſſe geſprizzte Saft, in die Nabel-
gefaͤſſe der Mutter durchgedrungen, kein Betrug Statt
finden kann. Wir wiſſen nemlich, wie den Augenblikk,
eine, in eine unfoͤrmliche Maſſe geſprizzte Wachsmaſſe ge-
rinne, ſo bald ſie ſich aus dem Gefaͤſſe ergießt, und von
keinen Waͤnden mehr in Schranken gehalten wird.
Wenn daher von der Mutter in die Frucht keine, in
einem Stuͤkke fortfuͤhrende Straſſen gingen, ſo muͤſte man
niemals von dem Einſprizzen einen andern Erfolg erwar-
ten, und man koͤnte nie verhuͤten, daß ſich nicht die inji-
cirte Maſſe auſſerhalb den Gefaͤſſen ergieſſen ſolte, wo-
fern die Gebaͤrmutter offene Muͤndungen hat: oder es
muͤſte eben dieſer Saft in die Blutader der Mutter zu-
ruͤkke treten, wofern an deren innerer Oberflaͤche keine
Muͤndungen ſind.
Wiederum hat der beruͤhmte Roͤderer, ſo wie ich
(n), in dasjenige Fadengewebe, welches die aͤuſſere Frucht-
haut iſt, Wachs injicirt.
Um die verſchiednen Erfolge unter einander zu verei-
nigen, ſo ſcheinet dazu das naͤchſte Mittel dieſes zu ſeyn,
daß die Mittelgefaͤſſe zwiſchen der Gebaͤrmutter, und zwi-
ſchen der Frucht, an beiden aͤuſſern Fruchthaͤuten entbloͤßt,
und an dem Kuchen ſehr zart ſind, ſo daß ſie ſelten, bis
zum Ganzbleiben, die Gewalt des Sprizzenwachſes ver-
tragen, und daſſelbe bis zu den Gefaͤſſen des Nabels hin-
fuͤhren, meiſtentheils aber zerreiſſen, und es in das Fa-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 414[416]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/468>, abgerufen am 23.11.2024.
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