es scheinet mir aber ganz unwahrscheinlich zu seyn, daß blos auf diese Art, oder doch auf diese Art, jedoch nicht allein, die Frucht ernähret werden sollte, da die Ober- haut der in der innern Fruchthaut schwimmenden Frucht, mit einer zähen und käseartigen Materie überkleistert wird: da dieser Saft, wenn er in die Haut eingedrun- gen, in dem Fadengewebe stokken müste: da ferner die- ser Saft an sich zähe ist, und nicht zum Eindringen auf- gelegt scheinet.
Jch will aber darum nicht die geringere Dienste die- ses Wassers in Zweifel ziehen: Z. E. das Ey ausge- dehnt zu erhalten (q), damit die Frucht darinnen beweg- lich, und von allem äussern Drukke sicher bleiben, hin- gegen das Ey nicht so viel von den Stössen der Frucht auszustehen haben möge (r).
So dehnt auch das Wasser die Gebärmutter viel bequemer aus, als von einer ausgebildeten Frucht ge- schehen würde.
Jn der Geburt erleichtert es der Frucht den Aus- gang (s).
Jndessen siehet man doch, daß dieses nur ein Neben- nuzzen sey, weil derselbe bei den Vögeln, bei den Fischen, und bei den vierfüßigen Thieren von kaltem Blute, keine Statt findet.
§. 12. Die Harnfruchthaut der Thiere (allantoioca).
Jch habe gesagt, daß man bei den Vögeln eine hole Membran findet, in welche sich der Urin aus dem Schlammbehälter sammelt. Jch glaubte den Berichten hierinnen zu viel, und habe also berühmte Männer of-
fen-
(q)[Spaltenumbruch]MONRO p. 188.
(r)CYPRIAN p. 47. add. GA- LEN util. part. L. XV. c. 5.
(s)[Spaltenumbruch]GALEN ib. LISTER hum. p. 444. &c.
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III. Abſ. Die Nachgeburt.
es ſcheinet mir aber ganz unwahrſcheinlich zu ſeyn, daß blos auf dieſe Art, oder doch auf dieſe Art, jedoch nicht allein, die Frucht ernaͤhret werden ſollte, da die Ober- haut der in der innern Fruchthaut ſchwimmenden Frucht, mit einer zaͤhen und kaͤſeartigen Materie uͤberkleiſtert wird: da dieſer Saft, wenn er in die Haut eingedrun- gen, in dem Fadengewebe ſtokken muͤſte: da ferner die- ſer Saft an ſich zaͤhe iſt, und nicht zum Eindringen auf- gelegt ſcheinet.
Jch will aber darum nicht die geringere Dienſte die- ſes Waſſers in Zweifel ziehen: Z. E. das Ey ausge- dehnt zu erhalten (q), damit die Frucht darinnen beweg- lich, und von allem aͤuſſern Drukke ſicher bleiben, hin- gegen das Ey nicht ſo viel von den Stoͤſſen der Frucht auszuſtehen haben moͤge (r).
So dehnt auch das Waſſer die Gebaͤrmutter viel bequemer aus, als von einer ausgebildeten Frucht ge- ſchehen wuͤrde.
Jn der Geburt erleichtert es der Frucht den Aus- gang (s).
Jndeſſen ſiehet man doch, daß dieſes nur ein Neben- nuzzen ſey, weil derſelbe bei den Voͤgeln, bei den Fiſchen, und bei den vierfuͤßigen Thieren von kaltem Blute, keine Statt findet.
§. 12. Die Harnfruchthaut der Thiere (allantoioca).
Jch habe geſagt, daß man bei den Voͤgeln eine hole Membran findet, in welche ſich der Urin aus dem Schlammbehaͤlter ſammelt. Jch glaubte den Berichten hierinnen zu viel, und habe alſo beruͤhmte Maͤnner of-
fen-
(q)[Spaltenumbruch]MONRO p. 188.
(r)CYPRIAN p. 47. add. GA- LEN util. part. L. XV. c. 5.
(s)[Spaltenumbruch]GALEN ib. LISTER hum. p. 444. &c.
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III. Abſ. Die Nachgeburt.
es ſcheinet mir aber ganz unwahrſcheinlich zu ſeyn, daß
blos auf dieſe Art, oder doch auf dieſe Art, jedoch nicht
allein, die Frucht ernaͤhret werden ſollte, da die Ober-
haut der in der innern Fruchthaut ſchwimmenden Frucht,
mit einer zaͤhen und kaͤſeartigen Materie uͤberkleiſtert
wird: da dieſer Saft, wenn er in die Haut eingedrun-
gen, in dem Fadengewebe ſtokken muͤſte: da ferner die-
ſer Saft an ſich zaͤhe iſt, und nicht zum Eindringen auf-
gelegt ſcheinet.
Jch will aber darum nicht die geringere Dienſte die-
ſes Waſſers in Zweifel ziehen: Z. E. das Ey ausge-
dehnt zu erhalten (q), damit die Frucht darinnen beweg-
lich, und von allem aͤuſſern Drukke ſicher bleiben, hin-
gegen das Ey nicht ſo viel von den Stoͤſſen der Frucht
auszuſtehen haben moͤge (r).
So dehnt auch das Waſſer die Gebaͤrmutter viel
bequemer aus, als von einer ausgebildeten Frucht ge-
ſchehen wuͤrde.
Jn der Geburt erleichtert es der Frucht den Aus-
gang (s).
Jndeſſen ſiehet man doch, daß dieſes nur ein Neben-
nuzzen ſey, weil derſelbe bei den Voͤgeln, bei den Fiſchen,
und bei den vierfuͤßigen Thieren von kaltem Blute, keine
Statt findet.
§. 12.
Die Harnfruchthaut der Thiere (allantoioca).
Jch habe geſagt, daß man bei den Voͤgeln eine
hole Membran findet, in welche ſich der Urin aus dem
Schlammbehaͤlter ſammelt. Jch glaubte den Berichten
hierinnen zu viel, und habe alſo beruͤhmte Maͤnner of-
fen-
(q)
MONRO p. 188.
(r) CYPRIAN p. 47. add. GA-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/397>, abgerufen am 23.11.2024.
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