Männer auch die Gelegenheit gefunden, an der mensch- lichen Frucht (e) dergleichen Exempel zu sehen.
Folglich ist das Recht auf unsrer Seite, und man hat nicht Grund, behaupten zu wollen, der Mund sey verschlossen, und die Sache verhalte sich bey Vögeln, bey vierfüßigen Thieren, und bei den menschlichen Früch- ten auf einerlei Weise.
Man irret zu sagen, es lasse sich ohne Athemho- len nichts hinabschlukken, um so vielmehr, da man während des Athemholens nicht einmahl etwas durch den Schlund bringen kann (f). Es ist nemlich im Einathmen der knorplige Kehldekkel aufgezogen, und die Luftröhrenspalte völlig offen; hingegen, wenn wir hinabschlingen, neigt er sich, und es schliesset sich der Luftröhrenkopf.
So schlukken ertrunkene Personen (g), obgleich nicht allezeit, dennoch gemeiniglich Wasser in sich, wir finden damit den Magen angefüllt, und es fliesset den sterben- den, und aus dem Wasser gezogenen Personen aus dem Munde (g). Ueberhaupt kann es nicht anders seyn, als daß die Frucht dasjenige herabschlingen muß, wel- ches über die Zunge in den Schlund sinkt (h).
Endlich hat Schacher junge Thiere die Zunge be- wegen, und niederschlukken gesehen (i).
Es zeigte ferner unser lieber Benedictus (k)Stähe- lin, wenn der Mund eines jungen Thieres offen wäre, so würde die Flüßigkeit von dem Drukke der Luft, welche sich anstrenge, leere Räume anzufüllen, in den Mund eines gestorbenen jungen Thieres getrieben, ob sie gleich,
wenn
(e)[Spaltenumbruch]
An einer Frucht GREW p. 3.
(f)L. XVIII. p. 94.
(g)Obs. pathol. n. 62. L. VIII. p. 249. & add.
(g)Obs. pathol. n. 62. L. VIII. p. 249. & add.
(h)[Spaltenumbruch]DEUSING cur. secund. p. 313.
(i)De deglat. n. 15.
(k)Spec. anat. bot. ann. 1731. n. 10.
Y 2
III. Abſ. Die Nachgeburt.
Maͤnner auch die Gelegenheit gefunden, an der menſch- lichen Frucht (e) dergleichen Exempel zu ſehen.
Folglich iſt das Recht auf unſrer Seite, und man hat nicht Grund, behaupten zu wollen, der Mund ſey verſchloſſen, und die Sache verhalte ſich bey Voͤgeln, bey vierfuͤßigen Thieren, und bei den menſchlichen Fruͤch- ten auf einerlei Weiſe.
Man irret zu ſagen, es laſſe ſich ohne Athemho- len nichts hinabſchlukken, um ſo vielmehr, da man waͤhrend des Athemholens nicht einmahl etwas durch den Schlund bringen kann (f). Es iſt nemlich im Einathmen der knorplige Kehldekkel aufgezogen, und die Luftroͤhrenſpalte voͤllig offen; hingegen, wenn wir hinabſchlingen, neigt er ſich, und es ſchlieſſet ſich der Luftroͤhrenkopf.
So ſchlukken ertrunkene Perſonen (g), obgleich nicht allezeit, dennoch gemeiniglich Waſſer in ſich, wir finden damit den Magen angefuͤllt, und es flieſſet den ſterben- den, und aus dem Waſſer gezogenen Perſonen aus dem Munde (g). Ueberhaupt kann es nicht anders ſeyn, als daß die Frucht dasjenige herabſchlingen muß, wel- ches uͤber die Zunge in den Schlund ſinkt (h).
Endlich hat Schacher junge Thiere die Zunge be- wegen, und niederſchlukken geſehen (i).
Es zeigte ferner unſer lieber Benedictus (k)Staͤhe- lin, wenn der Mund eines jungen Thieres offen waͤre, ſo wuͤrde die Fluͤßigkeit von dem Drukke der Luft, welche ſich anſtrenge, leere Raͤume anzufuͤllen, in den Mund eines geſtorbenen jungen Thieres getrieben, ob ſie gleich,
wenn
(e)[Spaltenumbruch]
An einer Frucht GREW p. 3.
(f)L. XVIII. p. 94.
(g)Obſ. pathol. n. 62. L. VIII. p. 249. & add.
(g)Obſ. pathol. n. 62. L. VIII. p. 249. & add.
(h)[Spaltenumbruch]DEUSING cur. ſecund. p. 313.
(i)De deglat. n. 15.
(k)Spec. anat. bot. ann. 1731. n. 10.
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III. Abſ. Die Nachgeburt.
Maͤnner auch die Gelegenheit gefunden, an der menſch-
lichen Frucht (e) dergleichen Exempel zu ſehen.
Folglich iſt das Recht auf unſrer Seite, und man
hat nicht Grund, behaupten zu wollen, der Mund ſey
verſchloſſen, und die Sache verhalte ſich bey Voͤgeln,
bey vierfuͤßigen Thieren, und bei den menſchlichen Fruͤch-
ten auf einerlei Weiſe.
Man irret zu ſagen, es laſſe ſich ohne Athemho-
len nichts hinabſchlukken, um ſo vielmehr, da man
waͤhrend des Athemholens nicht einmahl etwas durch
den Schlund bringen kann (f). Es iſt nemlich im
Einathmen der knorplige Kehldekkel aufgezogen, und
die Luftroͤhrenſpalte voͤllig offen; hingegen, wenn wir
hinabſchlingen, neigt er ſich, und es ſchlieſſet ſich der
Luftroͤhrenkopf.
So ſchlukken ertrunkene Perſonen (g), obgleich nicht
allezeit, dennoch gemeiniglich Waſſer in ſich, wir finden
damit den Magen angefuͤllt, und es flieſſet den ſterben-
den, und aus dem Waſſer gezogenen Perſonen aus dem
Munde (g). Ueberhaupt kann es nicht anders ſeyn,
als daß die Frucht dasjenige herabſchlingen muß, wel-
ches uͤber die Zunge in den Schlund ſinkt (h).
Endlich hat Schacher junge Thiere die Zunge be-
wegen, und niederſchlukken geſehen (i).
Es zeigte ferner unſer lieber Benedictus (k) Staͤhe-
lin, wenn der Mund eines jungen Thieres offen waͤre,
ſo wuͤrde die Fluͤßigkeit von dem Drukke der Luft, welche
ſich anſtrenge, leere Raͤume anzufuͤllen, in den Mund
eines geſtorbenen jungen Thieres getrieben, ob ſie gleich,
wenn
(e)
An einer Frucht GREW
p. 3.
(f) L. XVIII. p. 94.
(g) Obſ. pathol. n. 62. L. VIII.
p. 249. & add.
(g) Obſ. pathol. n. 62. L. VIII.
p. 249. & add.
(h)
DEUSING cur. ſecund. p.
313.
(i) De deglat. n. 15.
(k) Spec. anat. bot. ann. 1731.
n. 10.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/391>, abgerufen am 23.11.2024.
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