Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Abs. Die Nachgeburt.
lich keinen Weg haben, wie aus den Säften der Frucht
das Amnionwasser entstehen könnte (d).

Es rühret folglich von der Gebärmutter, und
von der Mutter her, weil es nicht von der Frucht her-
kommen kann. Jch würde es nicht wagen, denjenigen
Versuch anzuführen, nach welchen der Safran, wel-
chen die Mutter zu sich genommen, das Wasser der in-
nern Fruchthaut gefärbt haben soll (e).

Ueberhaupt kennt man die Wege seines Ursprunges
nicht. Nothwendig muß es wohl durch die äussere
Fruchthaut (f), durch die mittlere Haut, oder durch
den Kuchen in die innere Fruchthaut durchschwizzen.

Wir kennen zwar diesen Weg nicht, wir sehen aber
doch, daß sich die Sache selbst auf keine andere Art er-
erklären läst. Jndessen muß sich doch dieses Wasser
aus der Gebärmutter beständig absondern, weil die et-
liche wenige Grane Wassers nicht hinlänglich sind, wel-
che das Ey aus seinem Eyerstokke mit sich bringt (g).

Jch erinnere noch, daß das Amnionswasser durch-
aus nicht diejenige Beschaffenheit hat, welche der Dunst
des Ribbenfelles, des Herzbeutels, oder Darmfelles hat,
da dieses Ausdünstungen ihrer Membranen sind. Es
sind dieses nemlich Dünste, die bei recht gesunden Kör-
pern nie in solchem Ueberflusse erscheinen, daß sie einem
Wasser ähnlich seyn könten. Jn der innern Frucht-
haut aber muß dadurch ein Raum, der sonst leer blei-
ben würde, ausgefüllt werden, und es ist dieser Raum
zwischen der Frucht, und dem amnion ziemlich an-
sehnlich.

§. 10.
(d) [Spaltenumbruch] SWAMMERDAM bloedel.
dierti p. 36. ROESEL.
(e) HERTODT Nat. Cur. Dec.
II. ann. I. obs. 60. crocolog.
280.
(f) La COURVE p. 151. HOF-
MAN idea pathol. p. 100. TAU-
[Spaltenumbruch] VRY p. 156. SEGER orthodox
hipp. p. 12. R. De GRAAF. p. 281.
VERHEYEN L. II. p. 464. BOER-
HAAVE praelect. T. V. P. II. p.
346. CRASSOUS de gener. p.
33.
(g) RIOLAN p. 388.

III. Abſ. Die Nachgeburt.
lich keinen Weg haben, wie aus den Saͤften der Frucht
das Amnionwaſſer entſtehen koͤnnte (d).

Es ruͤhret folglich von der Gebaͤrmutter, und
von der Mutter her, weil es nicht von der Frucht her-
kommen kann. Jch wuͤrde es nicht wagen, denjenigen
Verſuch anzufuͤhren, nach welchen der Safran, wel-
chen die Mutter zu ſich genommen, das Waſſer der in-
nern Fruchthaut gefaͤrbt haben ſoll (e).

Ueberhaupt kennt man die Wege ſeines Urſprunges
nicht. Nothwendig muß es wohl durch die aͤuſſere
Fruchthaut (f), durch die mittlere Haut, oder durch
den Kuchen in die innere Fruchthaut durchſchwizzen.

Wir kennen zwar dieſen Weg nicht, wir ſehen aber
doch, daß ſich die Sache ſelbſt auf keine andere Art er-
erklaͤren laͤſt. Jndeſſen muß ſich doch dieſes Waſſer
aus der Gebaͤrmutter beſtaͤndig abſondern, weil die et-
liche wenige Grane Waſſers nicht hinlaͤnglich ſind, wel-
che das Ey aus ſeinem Eyerſtokke mit ſich bringt (g).

Jch erinnere noch, daß das Amnionswaſſer durch-
aus nicht diejenige Beſchaffenheit hat, welche der Dunſt
des Ribbenfelles, des Herzbeutels, oder Darmfelles hat,
da dieſes Ausduͤnſtungen ihrer Membranen ſind. Es
ſind dieſes nemlich Duͤnſte, die bei recht geſunden Koͤr-
pern nie in ſolchem Ueberfluſſe erſcheinen, daß ſie einem
Waſſer aͤhnlich ſeyn koͤnten. Jn der innern Frucht-
haut aber muß dadurch ein Raum, der ſonſt leer blei-
ben wuͤrde, ausgefuͤllt werden, und es iſt dieſer Raum
zwiſchen der Frucht, und dem amnion ziemlich an-
ſehnlich.

§. 10.
(d) [Spaltenumbruch] SWAMMERDAM blœdel.
dierti p. 36. ROESEL.
(e) HERTODT Nat. Cur. Dec.
II. ann. I. obſ. 60. crocolog.
280.
(f) La COURVE p. 151. HOF-
MAN idea pathol. p. 100. TAU-
[Spaltenumbruch] VRY p. 156. SEGER orthodox
hipp. p. 12. R. De GRAAF. p. 281.
VERHEYEN L. II. p. 464. BOER-
HAAVE prælect. T. V. P. II. p.
346. CRASSOUS de gener. p.
33.
(g) RIOLAN p. 388.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0385" n="333"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;. Die Nachgeburt.</hi></fw><lb/>
lich keinen Weg haben, wie aus den Sa&#x0364;ften der Frucht<lb/>
das Amnionwa&#x017F;&#x017F;er ent&#x017F;tehen ko&#x0364;nnte <note place="foot" n="(d)"><cb/><hi rendition="#aq">SWAMMERDAM bl&#x0153;del.<lb/>
dierti p. 36. ROESEL.</hi></note>.</p><lb/>
              <p>Es ru&#x0364;hret folglich von der Geba&#x0364;rmutter, und<lb/>
von der Mutter her, weil es nicht von der Frucht her-<lb/>
kommen kann. Jch wu&#x0364;rde es nicht wagen, denjenigen<lb/>
Ver&#x017F;uch anzufu&#x0364;hren, nach welchen der Safran, wel-<lb/>
chen die Mutter zu &#x017F;ich genommen, das Wa&#x017F;&#x017F;er der in-<lb/>
nern Fruchthaut gefa&#x0364;rbt haben &#x017F;oll <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">HERTODT Nat. Cur. Dec.<lb/>
II. ann. I. ob&#x017F;. 60. crocolog.</hi> 280.</note>.</p><lb/>
              <p>Ueberhaupt kennt man die Wege &#x017F;eines Ur&#x017F;prunges<lb/>
nicht. Nothwendig muß es wohl durch die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
Fruchthaut <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">La COURVE p. 151. HOF-<lb/>
MAN idea pathol. p. 100. TAU-<lb/><cb/>
VRY p. 156. <hi rendition="#g">SEGER</hi> orthodox<lb/>
hipp. p. 12. R. De GRAAF. p. 281.<lb/>
VERHEYEN L. II. p. 464. BOER-<lb/>
HAAVE prælect. T. V. P. II. p.<lb/>
346. CRASSOUS de gener. p.</hi> 33.</note>, durch die mittlere Haut, oder durch<lb/>
den Kuchen in die innere Fruchthaut durch&#x017F;chwizzen.</p><lb/>
              <p>Wir kennen zwar die&#x017F;en Weg nicht, wir &#x017F;ehen aber<lb/>
doch, daß &#x017F;ich die Sache &#x017F;elb&#x017F;t auf keine andere Art er-<lb/>
erkla&#x0364;ren la&#x0364;&#x017F;t. Jnde&#x017F;&#x017F;en muß &#x017F;ich doch die&#x017F;es Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
aus der Geba&#x0364;rmutter be&#x017F;ta&#x0364;ndig ab&#x017F;ondern, weil die et-<lb/>
liche wenige Grane Wa&#x017F;&#x017F;ers nicht hinla&#x0364;nglich &#x017F;ind, wel-<lb/>
che das Ey aus &#x017F;einem Eyer&#x017F;tokke mit &#x017F;ich bringt <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">RIOLAN p.</hi> 388.</note>.</p><lb/>
              <p>Jch erinnere noch, daß das Amnionswa&#x017F;&#x017F;er durch-<lb/>
aus nicht diejenige Be&#x017F;chaffenheit hat, welche der Dun&#x017F;t<lb/>
des Ribbenfelles, des Herzbeutels, oder Darmfelles hat,<lb/>
da die&#x017F;es Ausdu&#x0364;n&#x017F;tungen ihrer Membranen &#x017F;ind. Es<lb/>
&#x017F;ind die&#x017F;es nemlich Du&#x0364;n&#x017F;te, die bei recht ge&#x017F;unden Ko&#x0364;r-<lb/>
pern nie in &#x017F;olchem Ueberflu&#x017F;&#x017F;e er&#x017F;cheinen, daß &#x017F;ie einem<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er a&#x0364;hnlich &#x017F;eyn ko&#x0364;nten. Jn der innern Frucht-<lb/>
haut aber muß dadurch ein Raum, der &#x017F;on&#x017F;t leer blei-<lb/>
ben wu&#x0364;rde, ausgefu&#x0364;llt werden, und es i&#x017F;t die&#x017F;er Raum<lb/>
zwi&#x017F;chen der Frucht, und dem <hi rendition="#aq">amnion</hi> ziemlich an-<lb/>
&#x017F;ehnlich.</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 10.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[333/0385] III. Abſ. Die Nachgeburt. lich keinen Weg haben, wie aus den Saͤften der Frucht das Amnionwaſſer entſtehen koͤnnte (d). Es ruͤhret folglich von der Gebaͤrmutter, und von der Mutter her, weil es nicht von der Frucht her- kommen kann. Jch wuͤrde es nicht wagen, denjenigen Verſuch anzufuͤhren, nach welchen der Safran, wel- chen die Mutter zu ſich genommen, das Waſſer der in- nern Fruchthaut gefaͤrbt haben ſoll (e). Ueberhaupt kennt man die Wege ſeines Urſprunges nicht. Nothwendig muß es wohl durch die aͤuſſere Fruchthaut (f), durch die mittlere Haut, oder durch den Kuchen in die innere Fruchthaut durchſchwizzen. Wir kennen zwar dieſen Weg nicht, wir ſehen aber doch, daß ſich die Sache ſelbſt auf keine andere Art er- erklaͤren laͤſt. Jndeſſen muß ſich doch dieſes Waſſer aus der Gebaͤrmutter beſtaͤndig abſondern, weil die et- liche wenige Grane Waſſers nicht hinlaͤnglich ſind, wel- che das Ey aus ſeinem Eyerſtokke mit ſich bringt (g). Jch erinnere noch, daß das Amnionswaſſer durch- aus nicht diejenige Beſchaffenheit hat, welche der Dunſt des Ribbenfelles, des Herzbeutels, oder Darmfelles hat, da dieſes Ausduͤnſtungen ihrer Membranen ſind. Es ſind dieſes nemlich Duͤnſte, die bei recht geſunden Koͤr- pern nie in ſolchem Ueberfluſſe erſcheinen, daß ſie einem Waſſer aͤhnlich ſeyn koͤnten. Jn der innern Frucht- haut aber muß dadurch ein Raum, der ſonſt leer blei- ben wuͤrde, ausgefuͤllt werden, und es iſt dieſer Raum zwiſchen der Frucht, und dem amnion ziemlich an- ſehnlich. §. 10. (d) SWAMMERDAM blœdel. dierti p. 36. ROESEL. (e) HERTODT Nat. Cur. Dec. II. ann. I. obſ. 60. crocolog. 280. (f) La COURVE p. 151. HOF- MAN idea pathol. p. 100. TAU- VRY p. 156. SEGER orthodox hipp. p. 12. R. De GRAAF. p. 281. VERHEYEN L. II. p. 464. BOER- HAAVE prælect. T. V. P. II. p. 346. CRASSOUS de gener. p. 33. (g) RIOLAN p. 388.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/385
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/385>, abgerufen am 23.11.2024.