männlichen Saamen lieget die stechende Kraft, welche macht, daß das ganz langsam schlagende oder schlafende Herz in dem neuen Thiere schneller klopft, und die Glie- der zu wachsen antreibt, welches in Ewigkeit nicht ge- schehen würde, wofern diese Kraft aussenbliebe.
Eben dieser männliche Saame zwingt auch einige Theile der neuen Frucht, sich stärker auszubreiten, als ohne diesen Reiz geschehen seyn würde; z. E. die Trum- mel beim Esel, so an der Stutte schwächer und unsicht- bar ist (f), die Haare und Federn, wie sie der Vater hat, den fünften Zee, wenn man dergleichen wirklich gesehen, oder etwas so wie ein fünfter Zee aussieht (g). Vieles ist freilich schlechter gebildet, und an gemischten Thieren zeiget sich (h) fast allezeit eine Unvollkommen- heit, und selten bleibet auch die Unfruchtbarkeit aus (i).
Wir haben noch von den Thieren sehr unvollkomme- ne Nachrichten.
Diese Dinge sind aber nunmehr an den Pflanzen viel bekannter. Der Bau der Mutterpflanze hat hier einigermaassen die Oberhand. Denn die Mutter (k) theilet der gemischten Frucht die Fruchtbarkeit mit, der Vater aber nicht allezeit, und von selbsten arten die ge- mischte Pflanzen, aus eignen Kräften, in die Structur der Mutter aus (l), oft verändert der Vater kaum etwas an dem Bau der Mutter selbst (m).
Jndessen bestätigt doch die Erfahrung überhaupt das Gesezze, daß eine grössere Portion des männlichen Saamens an der Frucht auch eine grössere Aehnlichkeit
mit
(f)[Spaltenumbruch]Corps organ. T. II. p. 231. 233. Cont. de la nature pref. p. XX. T. I. p. 175. Und gegentheils, da eben dieser Saamensast die Schwanzgefässe nicht reize, werde der Schwanz an dem Maulesel kleiner. Idem ibid. I. p. 177.
(g)Corps organ. II. p. 253.
(h)[Spaltenumbruch]KOELREUTER p. 15. 18. 23.
(i)p. 18. 24. 50.
(k) Fortsezz. p. 24. 25. 56. Zweite Fortsezz. p. 78. add p. 117.
(l)KOELREUTER Fortsezz. p. 22.
(m)p. 20. 25. n. 14. p. 26. n. 15. p. 27. n. 16.
Die Frucht XXIX. B.
maͤnnlichen Saamen lieget die ſtechende Kraft, welche macht, daß das ganz langſam ſchlagende oder ſchlafende Herz in dem neuen Thiere ſchneller klopft, und die Glie- der zu wachſen antreibt, welches in Ewigkeit nicht ge- ſchehen wuͤrde, wofern dieſe Kraft auſſenbliebe.
Eben dieſer maͤnnliche Saame zwingt auch einige Theile der neuen Frucht, ſich ſtaͤrker auszubreiten, als ohne dieſen Reiz geſchehen ſeyn wuͤrde; z. E. die Trum- mel beim Eſel, ſo an der Stutte ſchwaͤcher und unſicht- bar iſt (f), die Haare und Federn, wie ſie der Vater hat, den fuͤnften Zee, wenn man dergleichen wirklich geſehen, oder etwas ſo wie ein fuͤnfter Zee ausſieht (g). Vieles iſt freilich ſchlechter gebildet, und an gemiſchten Thieren zeiget ſich (h) faſt allezeit eine Unvollkommen- heit, und ſelten bleibet auch die Unfruchtbarkeit aus (i).
Wir haben noch von den Thieren ſehr unvollkomme- ne Nachrichten.
Dieſe Dinge ſind aber nunmehr an den Pflanzen viel bekannter. Der Bau der Mutterpflanze hat hier einigermaaſſen die Oberhand. Denn die Mutter (k) theilet der gemiſchten Frucht die Fruchtbarkeit mit, der Vater aber nicht allezeit, und von ſelbſten arten die ge- miſchte Pflanzen, aus eignen Kraͤften, in die Structur der Mutter aus (l), oft veraͤndert der Vater kaum etwas an dem Bau der Mutter ſelbſt (m).
Jndeſſen beſtaͤtigt doch die Erfahrung uͤberhaupt das Geſezze, daß eine groͤſſere Portion des maͤnnlichen Saamens an der Frucht auch eine groͤſſere Aehnlichkeit
mit
(f)[Spaltenumbruch]Corps organ. T. II. p. 231. 233. Cont. de la nature pref. p. XX. T. I. p. 175. Und gegentheils, da eben dieſer Saamenſaſt die Schwanzgefaͤſſe nicht reize, werde der Schwanz an dem Mauleſel kleiner. Idem ibid. I. p. 177.
(g)Corps organ. II. p. 253.
(h)[Spaltenumbruch]KOELREUTER p. 15. 18. 23.
(i)p. 18. 24. 50.
(k) Fortſezz. p. 24. 25. 56. Zweite Fortſezz. p. 78. add p. 117.
(l)KOELREUTER Fortſezz. p. 22.
(m)p. 20. 25. n. 14. p. 26. n. 15. p. 27. n. 16.
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Die Frucht XXIX. B.
maͤnnlichen Saamen lieget die ſtechende Kraft, welche
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Herz in dem neuen Thiere ſchneller klopft, und die Glie-
der zu wachſen antreibt, welches in Ewigkeit nicht ge-
ſchehen wuͤrde, wofern dieſe Kraft auſſenbliebe.
Eben dieſer maͤnnliche Saame zwingt auch einige
Theile der neuen Frucht, ſich ſtaͤrker auszubreiten, als
ohne dieſen Reiz geſchehen ſeyn wuͤrde; z. E. die Trum-
mel beim Eſel, ſo an der Stutte ſchwaͤcher und unſicht-
bar iſt (f), die Haare und Federn, wie ſie der Vater
hat, den fuͤnften Zee, wenn man dergleichen wirklich
geſehen, oder etwas ſo wie ein fuͤnfter Zee ausſieht (g).
Vieles iſt freilich ſchlechter gebildet, und an gemiſchten
Thieren zeiget ſich (h) faſt allezeit eine Unvollkommen-
heit, und ſelten bleibet auch die Unfruchtbarkeit aus (i).
Wir haben noch von den Thieren ſehr unvollkomme-
ne Nachrichten.
Dieſe Dinge ſind aber nunmehr an den Pflanzen
viel bekannter. Der Bau der Mutterpflanze hat hier
einigermaaſſen die Oberhand. Denn die Mutter (k)
theilet der gemiſchten Frucht die Fruchtbarkeit mit, der
Vater aber nicht allezeit, und von ſelbſten arten die ge-
miſchte Pflanzen, aus eignen Kraͤften, in die Structur
der Mutter aus (l), oft veraͤndert der Vater kaum
etwas an dem Bau der Mutter ſelbſt (m).
Jndeſſen beſtaͤtigt doch die Erfahrung uͤberhaupt
das Geſezze, daß eine groͤſſere Portion des maͤnnlichen
Saamens an der Frucht auch eine groͤſſere Aehnlichkeit
mit
(f)
Corps organ. T. II. p. 231.
233. Cont. de la nature pref. p.
XX. T. I. p. 175. Und gegentheils,
da eben dieſer Saamenſaſt die
Schwanzgefaͤſſe nicht reize, werde
der Schwanz an dem Mauleſel
kleiner. Idem ibid. I. p. 177.
(g) Corps organ. II. p. 253.
(h)
KOELREUTER p. 15. 18. 23.
(i) p. 18. 24. 50.
(k) Fortſezz. p. 24. 25. 56.
Zweite Fortſezz. p. 78. add p. 117.
(l) KOELREUTER Fortſezz.
p. 22.
(m) p. 20. 25. n. 14. p. 26. n.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/350>, abgerufen am 23.11.2024.
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