Ein anderer Polipe halb, doch nicht völlig durch, zerschnitten, verwandelte sich in ein zweiköpfiges Thier, welches nach wiederholtem Schnitte zu einer siebenköpfi- gen Hidra wurde (x), oder endlich auf tausenderlei Art zu Aesten auskeimte (y).
Fleißig wurden diese Versuche durch ganz Europa (z) wiederholt und bestätigt, man sahe, daß ein zerschnitt- ner Polipe geheilt zusammen wuchs, so daß von einem vor kurzem aufgefressenen Thierchen nichts entblößtes hervorragte (a).
Der emsige Trembley(b) kehrte sogar einen Po- lipen dergestalt um, daß das nunmehro die äussere Wand wurde, was vorher die innere oder der Speisekanal ge- wesen war, er fand, daß das Thier dennoch ebenfalls leben blieb. Dieser Versuch hat sonst Niemanden glük- ken wollen (c), und es haben sich bisweilen die verkehrte Polipen, wie ein Strumpf, von selbsten wieder umge- kehrt.
Er stellte zween zerschnittene Polipen (d) mit ihren Enden einander gegen über, um sie zu einem einzigen Thiere zusammen wachsen zu lasseu; er rieb den einem Polipen in den Bauch des andern Polipen hinein (e), so daß er nunmehr einen gemeinschaftlichen Magen mit den andern hatte; beide wuchsen fort, gedeiten, beide wurden gefräßige Polipen, es entstand aus zween Poli- pen ein zusammengesezzter einziger, bald mit zween Köp-
fen
(x)[Spaltenumbruch]p. 246. t. 11. f. 11. ROE- SEL t. 81. &c.
(y)t. 11. f. 17. ad 23. t. 13. p. 11. add. ROESEL p. 471. t. 77. p. 486. t. 80. f. 1. t. 8. 85. f. 3. p. 516.
(z)BAKER Essai sur l' histoire naturelle de polype insecte Paris ann. 1744. und fast dergleichen hat auch der berühmte FOLKES Phil. trans. n. 469. JUSSIEU bei [Spaltenumbruch]
dem REAUMUR p. LVII. LYON- NET ibid. p. LVI. MORTIMER addend. ad T. XLII. Philos. trans. ROESEL Insect. belustig. T. III. p. 133. u. s. f.
(a)p. 158.
(b)Mem. V.
(c)BAKER p. 290.
(d)p. 290. 291.
(e)p. 285.
Die Frucht. XXIX. B.
Ein anderer Polipe halb, doch nicht voͤllig durch, zerſchnitten, verwandelte ſich in ein zweikoͤpfiges Thier, welches nach wiederholtem Schnitte zu einer ſiebenkoͤpfi- gen Hidra wurde (x), oder endlich auf tauſenderlei Art zu Aeſten auskeimte (y).
Fleißig wurden dieſe Verſuche durch ganz Europa (z) wiederholt und beſtaͤtigt, man ſahe, daß ein zerſchnitt- ner Polipe geheilt zuſammen wuchs, ſo daß von einem vor kurzem aufgefreſſenen Thierchen nichts entbloͤßtes hervorragte (a).
Der emſige Trembley(b) kehrte ſogar einen Po- lipen dergeſtalt um, daß das nunmehro die aͤuſſere Wand wurde, was vorher die innere oder der Speiſekanal ge- weſen war, er fand, daß das Thier dennoch ebenfalls leben blieb. Dieſer Verſuch hat ſonſt Niemanden gluͤk- ken wollen (c), und es haben ſich bisweilen die verkehrte Polipen, wie ein Strumpf, von ſelbſten wieder umge- kehrt.
Er ſtellte zween zerſchnittene Polipen (d) mit ihren Enden einander gegen uͤber, um ſie zu einem einzigen Thiere zuſammen wachſen zu laſſeu; er rieb den einem Polipen in den Bauch des andern Polipen hinein (e), ſo daß er nunmehr einen gemeinſchaftlichen Magen mit den andern hatte; beide wuchſen fort, gedeiten, beide wurden gefraͤßige Polipen, es entſtand aus zween Poli- pen ein zuſammengeſezzter einziger, bald mit zween Koͤp-
fen
(x)[Spaltenumbruch]p. 246. t. 11. f. 11. ROE- SEL t. 81. &c.
(y)t. 11. f. 17. ad 23. t. 13. p. 11. add. ROESEL p. 471. t. 77. p. 486. t. 80. f. 1. t. 8. 85. f. 3. p. 516.
(z)BAKER Eſſai ſur l’ hiſtoire naturelle de polype inſecte Paris ann. 1744. und faſt dergleichen hat auch der beruͤhmte FOLKES Phil. tranſ. n. 469. JUSSIEU bei [Spaltenumbruch]
dem REAUMUR p. LVII. LYON- NET ibid. p. LVI. MORTIMER addend. ad T. XLII. Philoſ. tranſ. ROESEL Inſect. beluſtig. T. III. p. 133. u. ſ. f.
(a)p. 158.
(b)Mem. V.
(c)BAKER p. 290.
(d)p. 290. 291.
(e)p. 285.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0324"n="272"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Frucht. <hirendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/><p>Ein anderer Polipe halb, doch nicht voͤllig durch,<lb/>
zerſchnitten, verwandelte ſich in ein zweikoͤpfiges Thier,<lb/>
welches nach wiederholtem Schnitte zu einer ſiebenkoͤpfi-<lb/>
gen Hidra wurde <noteplace="foot"n="(x)"><cb/><hirendition="#aq">p. 246. t. 11. f. 11. ROE-<lb/>
SEL t. 81. &c.</hi></note>, oder endlich auf tauſenderlei Art<lb/>
zu Aeſten auskeimte <noteplace="foot"n="(y)"><hirendition="#aq">t. 11. f. 17. ad 23. t. 13.<lb/>
p. 11. add. ROESEL p. 471. t. 77.<lb/>
p. 486. t. 80. f. 1. t. 8. 85. f. 3.<lb/>
p.</hi> 516.</note>.</p><lb/><p>Fleißig wurden dieſe Verſuche durch ganz Europa <noteplace="foot"n="(z)"><hirendition="#aq">BAKER Eſſai ſur l’ hiſtoire<lb/>
naturelle de polype inſecte Paris<lb/>
ann.</hi> 1744. und faſt dergleichen<lb/>
hat auch der beruͤhmte <hirendition="#aq">FOLKES<lb/>
Phil. tranſ. n. 469. JUSSIEU</hi> bei<lb/><cb/>
dem <hirendition="#aq">REAUMUR p. LVII. LYON-<lb/>
NET ibid. p. LVI. MORTIMER<lb/>
addend. ad T. XLII. Philoſ. tranſ.<lb/>
ROESEL Inſect. beluſtig. T. III.<lb/>
p.</hi> 133. u. ſ. f.</note><lb/>
wiederholt und beſtaͤtigt, man ſahe, daß ein zerſchnitt-<lb/>
ner Polipe geheilt zuſammen wuchs, ſo daß von einem<lb/>
vor kurzem aufgefreſſenen Thierchen nichts entbloͤßtes<lb/>
hervorragte <noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">p.</hi> 158.</note>.</p><lb/><p>Der emſige <hirendition="#fr">Trembley</hi><noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">Mem. V.</hi></note> kehrte ſogar einen Po-<lb/>
lipen dergeſtalt um, daß das nunmehro die aͤuſſere Wand<lb/>
wurde, was vorher die innere oder der Speiſekanal ge-<lb/>
weſen war, er fand, daß das Thier dennoch ebenfalls<lb/>
leben blieb. Dieſer Verſuch hat ſonſt Niemanden gluͤk-<lb/>
ken wollen <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">BAKER p.</hi> 290.</note>, und es haben ſich bisweilen die verkehrte<lb/>
Polipen, wie ein Strumpf, von ſelbſten wieder umge-<lb/>
kehrt.</p><lb/><p>Er ſtellte zween zerſchnittene Polipen <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">p.</hi> 290. 291.</note> mit ihren<lb/>
Enden einander gegen uͤber, um ſie zu einem einzigen<lb/>
Thiere zuſammen wachſen zu laſſeu; er rieb den einem<lb/>
Polipen in den Bauch des andern Polipen hinein <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">p.</hi> 285.</note>,<lb/>ſo daß er nunmehr einen gemeinſchaftlichen Magen mit<lb/>
den andern hatte; beide wuchſen fort, gedeiten, beide<lb/>
wurden gefraͤßige Polipen, es entſtand aus zween Poli-<lb/>
pen ein zuſammengeſezzter einziger, bald mit zween Koͤp-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">fen</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[272/0324]
Die Frucht. XXIX. B.
Ein anderer Polipe halb, doch nicht voͤllig durch,
zerſchnitten, verwandelte ſich in ein zweikoͤpfiges Thier,
welches nach wiederholtem Schnitte zu einer ſiebenkoͤpfi-
gen Hidra wurde (x), oder endlich auf tauſenderlei Art
zu Aeſten auskeimte (y).
Fleißig wurden dieſe Verſuche durch ganz Europa (z)
wiederholt und beſtaͤtigt, man ſahe, daß ein zerſchnitt-
ner Polipe geheilt zuſammen wuchs, ſo daß von einem
vor kurzem aufgefreſſenen Thierchen nichts entbloͤßtes
hervorragte (a).
Der emſige Trembley (b) kehrte ſogar einen Po-
lipen dergeſtalt um, daß das nunmehro die aͤuſſere Wand
wurde, was vorher die innere oder der Speiſekanal ge-
weſen war, er fand, daß das Thier dennoch ebenfalls
leben blieb. Dieſer Verſuch hat ſonſt Niemanden gluͤk-
ken wollen (c), und es haben ſich bisweilen die verkehrte
Polipen, wie ein Strumpf, von ſelbſten wieder umge-
kehrt.
Er ſtellte zween zerſchnittene Polipen (d) mit ihren
Enden einander gegen uͤber, um ſie zu einem einzigen
Thiere zuſammen wachſen zu laſſeu; er rieb den einem
Polipen in den Bauch des andern Polipen hinein (e),
ſo daß er nunmehr einen gemeinſchaftlichen Magen mit
den andern hatte; beide wuchſen fort, gedeiten, beide
wurden gefraͤßige Polipen, es entſtand aus zween Poli-
pen ein zuſammengeſezzter einziger, bald mit zween Koͤp-
fen
(x)
p. 246. t. 11. f. 11. ROE-
SEL t. 81. &c.
(y) t. 11. f. 17. ad 23. t. 13.
p. 11. add. ROESEL p. 471. t. 77.
p. 486. t. 80. f. 1. t. 8. 85. f. 3.
p. 516.
(z) BAKER Eſſai ſur l’ hiſtoire
naturelle de polype inſecte Paris
ann. 1744. und faſt dergleichen
hat auch der beruͤhmte FOLKES
Phil. tranſ. n. 469. JUSSIEU bei
dem REAUMUR p. LVII. LYON-
NET ibid. p. LVI. MORTIMER
addend. ad T. XLII. Philoſ. tranſ.
ROESEL Inſect. beluſtig. T. III.
p. 133. u. ſ. f.
(a) p. 158.
(b) Mem. V.
(c) BAKER p. 290.
(d) p. 290. 291.
(e) p. 285.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/324>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.