Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Abs. Anfänge des Thieres.
zurükkgezognen Gliedern, die zusammengedrukkt waren,
und gespannte Bänder hatten (z): ein andres Kind,
welches die Frau Orgon mit einem Frosch (a) oder
Affen verglich (b), und welches man, wegen Mangel des
Westerhemdes, an der Hirnschale für Misgeburten aus-
schrie.

Ein gewisser Abt kam so häslich auf die Welt (c),
daß es nicht viel fehlte, daß man ihn nicht als eine
Misgeburt auf die Seite schafte. Die Eule hatte eine
von loser Haut entstandne deutliche Mönchskappe (d).
Ein zweispaltiger Rükkgrad rührte nicht von einem
Muttermale her (e), sondern es ist dieses eine wirkliche
Kinderkrankheit aus dem Geschlechte der Wasserköpfe.
Ein Ferkel hies es, sollte mit einem Menschengesichte
auf die Welt gekommen seyn, es war nur unförmlich,
und hatte nichts von einem Menschen an sich (f).

§. 24.
Die Umbildungen, oder verwandelte Körper.

Schwerer scheinen die Unförmlichkeiten verschiedener
Theile nach fürchterlichen fremden Modellen zu erklären
zu seyn.

So sahe ein Pferdefüllen einem Kameele gleich, es
hat eine gespaltene Klaue, welche jedoch am Kameele
weich und dreispaltig ist (a): ein Ferkel hatte einen Ele-
phantenrüssel (b), eine Hündin Bärenfüsse, wie man
sagte, weil die Mutter einen Tanzbären gesehen (c).
Eine Hand sahe wie ein Rabenschnabel (d) oder wie
eine Krebsscheere aus (e). Ein Kind hatte eine un-

förm-
(z) [Spaltenumbruch] ROEDERER p. 78.
(a) Opusc. scient. e fibol. II.
p.
475. 476.
(b) Natur. p. 609.
(c) MASER & Eph Dec. I. ann.
9. 10. J. LOCKE L. III. c
24.
(d) La METTRIE obs. 101.
(e) HARDER l. c.
(f) [Spaltenumbruch] LUDWIG de fallaci judi-
cio vulg.
(a) DIEMERBROECK p. 171.
(b) SCHURIG Sylleps p. 628.
(c) Bresl. Saml. 1719. p. 325.
(d) BLANCAARD Jaarreg. I.
Cent. 3. obs.
12.
(e) TOZZI Theor. med. p. 47.
P 5

II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
zuruͤkkgezognen Gliedern, die zuſammengedrukkt waren,
und geſpannte Baͤnder hatten (z): ein andres Kind,
welches die Frau Orgon mit einem Froſch (a) oder
Affen verglich (b), und welches man, wegen Mangel des
Weſterhemdes, an der Hirnſchale fuͤr Misgeburten aus-
ſchrie.

Ein gewiſſer Abt kam ſo haͤslich auf die Welt (c),
daß es nicht viel fehlte, daß man ihn nicht als eine
Misgeburt auf die Seite ſchafte. Die Eule hatte eine
von loſer Haut entſtandne deutliche Moͤnchskappe (d).
Ein zweiſpaltiger Ruͤkkgrad ruͤhrte nicht von einem
Muttermale her (e), ſondern es iſt dieſes eine wirkliche
Kinderkrankheit aus dem Geſchlechte der Waſſerkoͤpfe.
Ein Ferkel hies es, ſollte mit einem Menſchengeſichte
auf die Welt gekommen ſeyn, es war nur unfoͤrmlich,
und hatte nichts von einem Menſchen an ſich (f).

§. 24.
Die Umbildungen, oder verwandelte Koͤrper.

Schwerer ſcheinen die Unfoͤrmlichkeiten verſchiedener
Theile nach fuͤrchterlichen fremden Modellen zu erklaͤren
zu ſeyn.

So ſahe ein Pferdefuͤllen einem Kameele gleich, es
hat eine geſpaltene Klaue, welche jedoch am Kameele
weich und dreiſpaltig iſt (a): ein Ferkel hatte einen Ele-
phantenruͤſſel (b), eine Huͤndin Baͤrenfuͤſſe, wie man
ſagte, weil die Mutter einen Tanzbaͤren geſehen (c).
Eine Hand ſahe wie ein Rabenſchnabel (d) oder wie
eine Krebsſcheere aus (e). Ein Kind hatte eine un-

foͤrm-
(z) [Spaltenumbruch] ROEDERER p. 78.
(a) Opuſc. ſcient. e fibol. II.
p.
475. 476.
(b) Natur. p. 609.
(c) MASER & Eph Dec. I. ann.
9. 10. J. LOCKE L. III. c
24.
(d) La METTRIE obſ. 101.
(e) HARDER l. c.
(f) [Spaltenumbruch] LUDWIG de fallaci judi-
cio vulg.
(a) DIEMERBROECK p. 171.
(b) SCHURIG Sylleps p. 628.
(c) Bresl. Saml. 1719. p. 325.
(d) BLANCAARD Jaarreg. I.
Cent. 3. obſ.
12.
(e) TOZZI Theor. med. p. 47.
P 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0285" n="233"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;. Anfa&#x0364;nge des Thieres.</hi></fw><lb/>
zuru&#x0364;kkgezognen Gliedern, die zu&#x017F;ammengedrukkt waren,<lb/>
und ge&#x017F;pannte Ba&#x0364;nder hatten <note place="foot" n="(z)"><cb/><hi rendition="#aq">ROEDERER p.</hi> 78.</note>: ein andres Kind,<lb/>
welches die Frau Orgon mit einem Fro&#x017F;ch <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">Opu&#x017F;c. &#x017F;cient. e fibol. II.<lb/>
p.</hi> 475. 476.</note> oder<lb/>
Affen verglich <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">Natur. p.</hi> 609.</note>, und welches man, wegen Mangel des<lb/>
We&#x017F;terhemdes, an der Hirn&#x017F;chale fu&#x0364;r Misgeburten aus-<lb/>
&#x017F;chrie.</p><lb/>
              <p>Ein gewi&#x017F;&#x017F;er Abt kam &#x017F;o ha&#x0364;slich auf die Welt <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">MASER &amp; Eph Dec. I. ann.<lb/>
9. 10. J. LOCKE L. III. c</hi> 24.</note>,<lb/>
daß es nicht viel fehlte, daß man ihn nicht als eine<lb/>
Misgeburt auf die Seite &#x017F;chafte. Die Eule hatte eine<lb/>
von lo&#x017F;er Haut ent&#x017F;tandne deutliche Mo&#x0364;nchskappe <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">La METTRIE ob&#x017F;.</hi> 101.</note>.<lb/>
Ein zwei&#x017F;paltiger Ru&#x0364;kkgrad ru&#x0364;hrte nicht von einem<lb/>
Muttermale her <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">HARDER l. c.</hi></note>, &#x017F;ondern es i&#x017F;t die&#x017F;es eine wirkliche<lb/>
Kinderkrankheit aus dem Ge&#x017F;chlechte der Wa&#x017F;&#x017F;erko&#x0364;pfe.<lb/>
Ein Ferkel hies es, &#x017F;ollte mit einem Men&#x017F;chenge&#x017F;ichte<lb/>
auf die Welt gekommen &#x017F;eyn, es war nur unfo&#x0364;rmlich,<lb/>
und hatte nichts von einem Men&#x017F;chen an &#x017F;ich <note place="foot" n="(f)"><cb/><hi rendition="#aq">LUDWIG de fallaci judi-<lb/>
cio vulg.</hi></note>.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 24.<lb/><hi rendition="#b">Die Umbildungen, oder verwandelte Ko&#x0364;rper.</hi></head><lb/>
              <p>Schwerer &#x017F;cheinen die Unfo&#x0364;rmlichkeiten ver&#x017F;chiedener<lb/>
Theile nach fu&#x0364;rchterlichen fremden Modellen zu erkla&#x0364;ren<lb/>
zu &#x017F;eyn.</p><lb/>
              <p>So &#x017F;ahe ein Pferdefu&#x0364;llen einem Kameele gleich, es<lb/>
hat eine ge&#x017F;paltene Klaue, welche jedoch am Kameele<lb/>
weich und drei&#x017F;paltig i&#x017F;t <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">DIEMERBROECK p.</hi> 171.</note>: ein Ferkel hatte einen Ele-<lb/>
phantenru&#x0364;&#x017F;&#x017F;el <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">SCHURIG Sylleps p.</hi> 628.</note>, eine Hu&#x0364;ndin Ba&#x0364;renfu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, wie man<lb/>
&#x017F;agte, weil die Mutter einen Tanzba&#x0364;ren ge&#x017F;ehen <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">Bresl. Saml. 1719. p.</hi> 325.</note>.<lb/>
Eine Hand &#x017F;ahe wie ein Raben&#x017F;chnabel <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">BLANCAARD Jaarreg. I.<lb/>
Cent. 3. ob&#x017F;.</hi> 12.</note> oder wie<lb/>
eine <choice><sic>Krebsfcheere</sic><corr>Krebs&#x017F;cheere</corr></choice> aus <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">TOZZI Theor. med. p.</hi> 47.</note>. Ein Kind hatte eine un-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 5</fw><fw place="bottom" type="catch">fo&#x0364;rm-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[233/0285] II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres. zuruͤkkgezognen Gliedern, die zuſammengedrukkt waren, und geſpannte Baͤnder hatten (z): ein andres Kind, welches die Frau Orgon mit einem Froſch (a) oder Affen verglich (b), und welches man, wegen Mangel des Weſterhemdes, an der Hirnſchale fuͤr Misgeburten aus- ſchrie. Ein gewiſſer Abt kam ſo haͤslich auf die Welt (c), daß es nicht viel fehlte, daß man ihn nicht als eine Misgeburt auf die Seite ſchafte. Die Eule hatte eine von loſer Haut entſtandne deutliche Moͤnchskappe (d). Ein zweiſpaltiger Ruͤkkgrad ruͤhrte nicht von einem Muttermale her (e), ſondern es iſt dieſes eine wirkliche Kinderkrankheit aus dem Geſchlechte der Waſſerkoͤpfe. Ein Ferkel hies es, ſollte mit einem Menſchengeſichte auf die Welt gekommen ſeyn, es war nur unfoͤrmlich, und hatte nichts von einem Menſchen an ſich (f). §. 24. Die Umbildungen, oder verwandelte Koͤrper. Schwerer ſcheinen die Unfoͤrmlichkeiten verſchiedener Theile nach fuͤrchterlichen fremden Modellen zu erklaͤren zu ſeyn. So ſahe ein Pferdefuͤllen einem Kameele gleich, es hat eine geſpaltene Klaue, welche jedoch am Kameele weich und dreiſpaltig iſt (a): ein Ferkel hatte einen Ele- phantenruͤſſel (b), eine Huͤndin Baͤrenfuͤſſe, wie man ſagte, weil die Mutter einen Tanzbaͤren geſehen (c). Eine Hand ſahe wie ein Rabenſchnabel (d) oder wie eine Krebsſcheere aus (e). Ein Kind hatte eine un- foͤrm- (z) ROEDERER p. 78. (a) Opuſc. ſcient. e fibol. II. p. 475. 476. (b) Natur. p. 609. (c) MASER & Eph Dec. I. ann. 9. 10. J. LOCKE L. III. c 24. (d) La METTRIE obſ. 101. (e) HARDER l. c. (f) LUDWIG de fallaci judi- cio vulg. (a) DIEMERBROECK p. 171. (b) SCHURIG Sylleps p. 628. (c) Bresl. Saml. 1719. p. 325. (d) BLANCAARD Jaarreg. I. Cent. 3. obſ. 12. (e) TOZZI Theor. med. p. 47. P 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/285
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/285>, abgerufen am 23.11.2024.