gen unterdrückt haben, das Herz dieses berühm- ten Mannes rühren werde.
Und nun habe ich diese höchstunangenehme Ar- beit verrichtet, eine Nothwehr, um mich gegen die Angriffe dieses Mannes in Sicherheit zu setzen, den ich liebe, den ich hochschäzze, den ich, was die Zergliederungskunst betrift, allen andern vor- ziehe, in dessen Schule ich die ersten Gründe zu dieser Kunst gelegt, und dessen Feindschaft ich so gelassen ertrage, als ob mir mein Vater Ver- weise gegeben.
Jch wende mich zu den übrigen Männern, denen ich keine Verpflichtung schuldig bin, und denen ich keine Ursache gegeben, mich zu verach- ten. Diese wurden durch meine Meinung von dem Mangel der Empfindung, an vielen Theilen unsers Körpers, welche ich auf meine Versuche gründete, aufgebracht. Unter ihnen befand sich einer, dessen ganzes System von Grund aus um- geworfen wurde, wofern die harte Gehirnhaut ohne Gefühl ist, und wofern im Marke Empfin- dung anzutreffen wäre: einer, dessen alte An- griffe auf den Morgagni ich nicht gut geheissen hatte: einige darunter, welche der Stahlischen
Par-
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Vorrede.
gen unterdruͤckt haben, das Herz dieſes beruͤhm- ten Mannes ruͤhren werde.
Und nun habe ich dieſe hoͤchſtunangenehme Ar- beit verrichtet, eine Nothwehr, um mich gegen die Angriffe dieſes Mannes in Sicherheit zu ſetzen, den ich liebe, den ich hochſchaͤzze, den ich, was die Zergliederungskunſt betrift, allen andern vor- ziehe, in deſſen Schule ich die erſten Gruͤnde zu dieſer Kunſt gelegt, und deſſen Feindſchaft ich ſo gelaſſen ertrage, als ob mir mein Vater Ver- weiſe gegeben.
Jch wende mich zu den uͤbrigen Maͤnnern, denen ich keine Verpflichtung ſchuldig bin, und denen ich keine Urſache gegeben, mich zu verach- ten. Dieſe wurden durch meine Meinung von dem Mangel der Empfindung, an vielen Theilen unſers Koͤrpers, welche ich auf meine Verſuche gruͤndete, aufgebracht. Unter ihnen befand ſich einer, deſſen ganzes Syſtem von Grund aus um- geworfen wurde, wofern die harte Gehirnhaut ohne Gefuͤhl iſt, und wofern im Marke Empfin- dung anzutreffen waͤre: einer, deſſen alte An- griffe auf den Morgagni ich nicht gut geheiſſen hatte: einige darunter, welche der Stahliſchen
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[0027]
Vorrede.
gen unterdruͤckt haben, das Herz dieſes beruͤhm-
ten Mannes ruͤhren werde.
Und nun habe ich dieſe hoͤchſtunangenehme Ar-
beit verrichtet, eine Nothwehr, um mich gegen die
Angriffe dieſes Mannes in Sicherheit zu ſetzen,
den ich liebe, den ich hochſchaͤzze, den ich, was
die Zergliederungskunſt betrift, allen andern vor-
ziehe, in deſſen Schule ich die erſten Gruͤnde zu
dieſer Kunſt gelegt, und deſſen Feindſchaft ich ſo
gelaſſen ertrage, als ob mir mein Vater Ver-
weiſe gegeben.
Jch wende mich zu den uͤbrigen Maͤnnern,
denen ich keine Verpflichtung ſchuldig bin, und
denen ich keine Urſache gegeben, mich zu verach-
ten. Dieſe wurden durch meine Meinung von
dem Mangel der Empfindung, an vielen Theilen
unſers Koͤrpers, welche ich auf meine Verſuche
gruͤndete, aufgebracht. Unter ihnen befand ſich
einer, deſſen ganzes Syſtem von Grund aus um-
geworfen wurde, wofern die harte Gehirnhaut
ohne Gefuͤhl iſt, und wofern im Marke Empfin-
dung anzutreffen waͤre: einer, deſſen alte An-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/27>, abgerufen am 24.11.2024.
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