Bei diesem ersten Schritte des Lebens bewegen sich ei- nige Thiere freiwilliger Weise, andre hingegen ganz und gar nicht, ob sie gleich kurz vorher ungemein schnell sich bewegten, oder ganz langsam fortrükken, und endlich blos noch das Schwancken übrig behalten. Diese beschliessen die Reihe der Naturproceßion (u).
Er ist hierauf zu dem Safte, des gedörrten Flei- sches fortgegangen (x). Und aus diesem Safte sind den vierten Tag Thierchen mit einer wirklich willkührli- chen Bewegung erwachsen.
Die so genannten Mikroskopenthierchen, steigen theils in die Höhe, sie essen, füttern sich, und brin- gen entweder lebendige Jungen, oder zerästeln sich in selbige. Hieher gehören die Aale im Mehlkleister, und die glokkenförmige Polipen (y). Andre dergleichen Thierchen steigen herab, sie wachsen nicht, sie brin- gen keine eigene Geburten, sie sterben im kurzem, und zerfliessen zu einer neuen Vegetation (z).
Diese Thierchen kämen nicht von einigen Jnsekten her. Denn er habe dazu siedendes Wasser (a) genom- men, und die Luft mit allem Fleisse abgehalten (b). Der berühmte Backer sagt von den Aalen im Mehl- breie, daß sie lebendige Jungen zur Welt bringen (c).
Es sei die animalische, und vegetabilische Sub- stanz (d) in ihrem Ursprunge einerlei, und es verwandle sich leichtlich eins ins andre.
Es sei die vegetirende Kraft von der Kraft des Le- bens sehr wenig verschieden, weil nunmehr aus den Getreidekörnern dasjenige, was zu einer Pflanze hätte werden sollen, vermittelst einer übermäßigen Feuchtig-
keit
(u)[Spaltenumbruch]p. 292.
(x)p. 199.
(y)p. 290.
(z)p. 290. 291.
(a)p. 197. Von den Thierchen in der Fleischbruhe BAKER em- [Spaltenumbruch]
ployement. for. the microscop. p. 489.
(b)p. 192. 193.
(c)p. 3.
(d)p. 271. BUFFON II. p. 321.
Die Frucht. XXIX. B.
Bei dieſem erſten Schritte des Lebens bewegen ſich ei- nige Thiere freiwilliger Weiſe, andre hingegen ganz und gar nicht, ob ſie gleich kurz vorher ungemein ſchnell ſich bewegten, oder ganz langſam fortruͤkken, und endlich blos noch das Schwancken uͤbrig behalten. Dieſe beſchlieſſen die Reihe der Naturproceßion (u).
Er iſt hierauf zu dem Safte, des gedoͤrrten Flei- ſches fortgegangen (x). Und aus dieſem Safte ſind den vierten Tag Thierchen mit einer wirklich willkuͤhrli- chen Bewegung erwachſen.
Die ſo genannten Mikroskopenthierchen, ſteigen theils in die Hoͤhe, ſie eſſen, fuͤttern ſich, und brin- gen entweder lebendige Jungen, oder zeraͤſteln ſich in ſelbige. Hieher gehoͤren die Aale im Mehlkleiſter, und die glokkenfoͤrmige Polipen (y). Andre dergleichen Thierchen ſteigen herab, ſie wachſen nicht, ſie brin- gen keine eigene Geburten, ſie ſterben im kurzem, und zerflieſſen zu einer neuen Vegetation (z).
Dieſe Thierchen kaͤmen nicht von einigen Jnſekten her. Denn er habe dazu ſiedendes Waſſer (a) genom- men, und die Luft mit allem Fleiſſe abgehalten (b). Der beruͤhmte Backer ſagt von den Aalen im Mehl- breie, daß ſie lebendige Jungen zur Welt bringen (c).
Es ſei die animaliſche, und vegetabiliſche Sub- ſtanz (d) in ihrem Urſprunge einerlei, und es verwandle ſich leichtlich eins ins andre.
Es ſei die vegetirende Kraft von der Kraft des Le- bens ſehr wenig verſchieden, weil nunmehr aus den Getreidekoͤrnern dasjenige, was zu einer Pflanze haͤtte werden ſollen, vermittelſt einer uͤbermaͤßigen Feuchtig-
keit
(u)[Spaltenumbruch]p. 292.
(x)p. 199.
(y)p. 290.
(z)p. 290. 291.
(a)p. 197. Von den Thierchen in der Fleiſchbruhe BAKER em- [Spaltenumbruch]
ployement. for. the microſcop. p. 489.
(b)p. 192. 193.
(c)p. 3.
(d)p. 271. BUFFON II. p. 321.
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[182/0234]
Die Frucht. XXIX. B.
Bei dieſem erſten Schritte des Lebens bewegen ſich ei-
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und gar nicht, ob ſie gleich kurz vorher ungemein ſchnell
ſich bewegten, oder ganz langſam fortruͤkken, und
endlich blos noch das Schwancken uͤbrig behalten. Dieſe
beſchlieſſen die Reihe der Naturproceßion (u).
Er iſt hierauf zu dem Safte, des gedoͤrrten Flei-
ſches fortgegangen (x). Und aus dieſem Safte ſind
den vierten Tag Thierchen mit einer wirklich willkuͤhrli-
chen Bewegung erwachſen.
Die ſo genannten Mikroskopenthierchen, ſteigen
theils in die Hoͤhe, ſie eſſen, fuͤttern ſich, und brin-
gen entweder lebendige Jungen, oder zeraͤſteln ſich in
ſelbige. Hieher gehoͤren die Aale im Mehlkleiſter, und
die glokkenfoͤrmige Polipen (y). Andre dergleichen
Thierchen ſteigen herab, ſie wachſen nicht, ſie brin-
gen keine eigene Geburten, ſie ſterben im kurzem, und
zerflieſſen zu einer neuen Vegetation (z).
Dieſe Thierchen kaͤmen nicht von einigen Jnſekten
her. Denn er habe dazu ſiedendes Waſſer (a) genom-
men, und die Luft mit allem Fleiſſe abgehalten (b).
Der beruͤhmte Backer ſagt von den Aalen im Mehl-
breie, daß ſie lebendige Jungen zur Welt bringen (c).
Es ſei die animaliſche, und vegetabiliſche Sub-
ſtanz (d) in ihrem Urſprunge einerlei, und es verwandle
ſich leichtlich eins ins andre.
Es ſei die vegetirende Kraft von der Kraft des Le-
bens ſehr wenig verſchieden, weil nunmehr aus den
Getreidekoͤrnern dasjenige, was zu einer Pflanze haͤtte
werden ſollen, vermittelſt einer uͤbermaͤßigen Feuchtig-
keit
(u)
p. 292.
(x) p. 199.
(y) p. 290.
(z) p. 290. 291.
(a) p. 197. Von den Thierchen
in der Fleiſchbruhe BAKER em-
ployement. for. the microſcop.
p. 489.
(b) p. 192. 193.
(c) p. 3.
(d) p. 271. BUFFON II. p. 321.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/234>, abgerufen am 28.11.2024.
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