So lehrte selbst Hippokrates, oder wenigstens doch (b) der Verfasser (c), des unter den Hippokra- tischen Werken eingeschobenen Buches, es entstehe eine weibliche Frucht von der Uebermacht des weiblichen Saa- mens, und es werde eine männliche Frucht erzeugt, wenn der männliche Saame die Oberhand bekäme. Diese Meinung nahm Aristoteles mit einer geringen Verän- derung an (d), daß das Geschlecht von der grössern Stärke dieses Saamens abhange, die den Zeugungs- theilen des einen oder andern von den Aeltern entgehe: er findet unter den Neuern (l) zu dieser Meinung seine Vertheidiger und Anhänger (m).
Noch vorher behauptete Empedokles(n) daß die zerstükkte Theils einer Frucht in dem Saamen beider Aeltern vorhanden wären, sammeln sich diese, sagte er, so werde das Ganze einer Frucht daraus. Viele der Alten leiten den Saamen von Vater und Mutter her (o).
Jndessen lassen berühmte Männer den zweifachen Saamen auf allerlei Art und Weise sich vermischen.
Sie wollen, daß zwischen beiderlei Saamen eine Gährung entstehe, daß sich das Gemische davon erhizze, und daß davon der Anfang zu dem neuen Baue eines Thieres entstehe (p). Es sey der männliche Saamengeist
saurer,
(b)[Spaltenumbruch]
Denn es ist von ganz and- rem Sinne, die Meinung HIPPO- CRATICI autoris der von der diae- ta schreidt.
(c) peri gones n. 7. &c.
(d)DEGENER L. IV. c. I.
(l) Von den aus zweierley Saa- men erzeugten zweyerley Geschlech- tern. HOFMAN physiol. reform. p. 341. H. VOGLI II. p. 10.
(m)LAUNAI p. 51. 62. nur daß er, die in den Saamenbläschen zu einem kleinen Thiere gebildete Geister, für den Saamen braucht. Dieses Thier wird vom Manne [Spaltenumbruch]
als ein männlich, und vom Weibe, als ein weiblich Thier gezeugt, und liegt im Saamen verborgen und eingehüllet. LAUNAI p. 51. 65. 165. Hieher gehört auch der Autor Ess. on. fecundat. p. 18. 45 &c.
(n) Beim ARIST. de gener. anim L. IV. c. 1. L. II. c. 8. L. l. c. 18.
(o)ANAXAGORAS. ALC- MEON. PARMENIDES EMPE- DOCLES EPICURUS apud CEN- SORINUM c. 5.
(p)GARTESIUS form. fet. p. 21.
H. Phisiol. 8. B. J
II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
So lehrte ſelbſt Hippokrates, oder wenigſtens doch (b) der Verfaſſer (c), des unter den Hippokra- tiſchen Werken eingeſchobenen Buches, es entſtehe eine weibliche Frucht von der Uebermacht des weiblichen Saa- mens, und es werde eine maͤnnliche Frucht erzeugt, wenn der maͤnnliche Saame die Oberhand bekaͤme. Dieſe Meinung nahm Ariſtoteles mit einer geringen Veraͤn- derung an (d), daß das Geſchlecht von der groͤſſern Staͤrke dieſes Saamens abhange, die den Zeugungs- theilen des einen oder andern von den Aeltern entgehe: er findet unter den Neuern (l) zu dieſer Meinung ſeine Vertheidiger und Anhaͤnger (m).
Noch vorher behauptete Empedokles(n) daß die zerſtuͤkkte Theils einer Frucht in dem Saamen beider Aeltern vorhanden waͤren, ſammeln ſich dieſe, ſagte er, ſo werde das Ganze einer Frucht daraus. Viele der Alten leiten den Saamen von Vater und Mutter her (o).
Jndeſſen laſſen beruͤhmte Maͤnner den zweifachen Saamen auf allerlei Art und Weiſe ſich vermiſchen.
Sie wollen, daß zwiſchen beiderlei Saamen eine Gaͤhrung entſtehe, daß ſich das Gemiſche davon erhizze, und daß davon der Anfang zu dem neuen Baue eines Thieres entſtehe (p). Es ſey der maͤnnliche Saamengeiſt
ſaurer,
(b)[Spaltenumbruch]
Denn es iſt von ganz and- rem Sinne, die Meinung HIPPO- CRATICI autoris der von der diae- ta ſchreidt.
(c) περι γονης n. 7. &c.
(d)DEGENER L. IV. c. I.
(l) Von den aus zweierley Saa- men erzeugten zweyerley Geſchlech- tern. HOFMAN phyſiol. reform. p. 341. H. VOGLI II. p. 10.
(m)LAUNAI p. 51. 62. nur daß er, die in den Saamenblaͤschen zu einem kleinen Thiere gebildete Geiſter, fuͤr den Saamen braucht. Dieſes Thier wird vom Manne [Spaltenumbruch]
als ein maͤnnlich, und vom Weibe, als ein weiblich Thier gezeugt, und liegt im Saamen verborgen und eingehuͤllet. LAUNAI p. 51. 65. 165. Hieher gehoͤrt auch der Autor Eſſ. on. fecundat. p. 18. 45 &c.
(n) Beim ARIST. de gener. anim L. IV. c. 1. L. II. c. 8. L. l. c. 18.
(o)ANAXAGORAS. ALC- MEON. PARMENIDES EMPE- DOCLES EPICURUS apud CEN- SORINUM c. 5.
(p)GARTESIUS form. fet. p. 21.
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II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
So lehrte ſelbſt Hippokrates, oder wenigſtens
doch (b) der Verfaſſer (c), des unter den Hippokra-
tiſchen Werken eingeſchobenen Buches, es entſtehe eine
weibliche Frucht von der Uebermacht des weiblichen Saa-
mens, und es werde eine maͤnnliche Frucht erzeugt, wenn
der maͤnnliche Saame die Oberhand bekaͤme. Dieſe
Meinung nahm Ariſtoteles mit einer geringen Veraͤn-
derung an (d), daß das Geſchlecht von der groͤſſern
Staͤrke dieſes Saamens abhange, die den Zeugungs-
theilen des einen oder andern von den Aeltern entgehe:
er findet unter den Neuern (l) zu dieſer Meinung ſeine
Vertheidiger und Anhaͤnger (m).
Noch vorher behauptete Empedokles (n) daß die
zerſtuͤkkte Theils einer Frucht in dem Saamen beider
Aeltern vorhanden waͤren, ſammeln ſich dieſe, ſagte er,
ſo werde das Ganze einer Frucht daraus. Viele der
Alten leiten den Saamen von Vater und Mutter her (o).
Jndeſſen laſſen beruͤhmte Maͤnner den zweifachen
Saamen auf allerlei Art und Weiſe ſich vermiſchen.
Sie wollen, daß zwiſchen beiderlei Saamen eine
Gaͤhrung entſtehe, daß ſich das Gemiſche davon erhizze,
und daß davon der Anfang zu dem neuen Baue eines
Thieres entſtehe (p). Es ſey der maͤnnliche Saamengeiſt
ſaurer,
(b)
Denn es iſt von ganz and-
rem Sinne, die Meinung HIPPO-
CRATICI autoris der von der diae-
ta ſchreidt.
(c) περι γονης n. 7. &c.
(d) DEGENER L. IV. c. I.
(l) Von den aus zweierley Saa-
men erzeugten zweyerley Geſchlech-
tern. HOFMAN phyſiol. reform.
p. 341. H. VOGLI II. p. 10.
(m) LAUNAI p. 51. 62. nur daß
er, die in den Saamenblaͤschen
zu einem kleinen Thiere gebildete
Geiſter, fuͤr den Saamen braucht.
Dieſes Thier wird vom Manne
als ein maͤnnlich, und vom Weibe,
als ein weiblich Thier gezeugt, und
liegt im Saamen verborgen und
eingehuͤllet. LAUNAI p. 51. 65.
165. Hieher gehoͤrt auch der Autor
Eſſ. on. fecundat. p. 18. 45 &c.
(n) Beim ARIST. de gener.
anim L. IV. c. 1. L. II. c. 8. L. l.
c. 18.
(o) ANAXAGORAS. ALC-
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(p) GARTESIUS form. fet.
p. 21.
H. Phiſiol. 8. B. J
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/181>, abgerufen am 05.12.2024.
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