Ruysch hatte man ein zuverläßiges Zeugniß: und ich pflegte diesen Mann bey Dingen zu hö- ren, die auf den einfachen Erfolg der Versuche gegründet sind, indem derselbe von keiner Hypo- these auf Jrrwege geleitet wurde: und der sich wie bekannt ist, die gröste Mühe gab, Menschen- körper auszuspritzen, und die kleinsten Theile der- selben aufzubehalten. Jch zog also die Ausdrük- ke des redenden Greises, den Worten des Pal- fyns vor und schrieb: auch ich, ich gestehe es, habe bis dahin mit dem Ruysch einerley Ge- danken gehabt (e). Und dieses sind die Worte, welche Albin anklagt.
Doch er beschwert sich über mich im Jahr 1764. Und nun sehe ich leicht ein, nachdem ich in der Zergliederung des menschlichen Körpers allmählig von einem Stükke zum andern fortge- gangen, daß die Haut der männlichen Ruthe um desto loser, weicher und cellulöser sey, je näher sie der Haut liegt, hingegen dichter, je näher sie mit dem schwammigen Körper zusammengränzt, und ich habe keine sichere Grenze finden können, wo sich das lose von dem dichten Gewebe trennt.
Jch
(e)Comm. in prael. Boerhaave T. 5. P. I. p. 394. 1744. ed.
Vorrede.
Ruyſch hatte man ein zuverlaͤßiges Zeugniß: und ich pflegte dieſen Mann bey Dingen zu hoͤ- ren, die auf den einfachen Erfolg der Verſuche gegruͤndet ſind, indem derſelbe von keiner Hypo- theſe auf Jrrwege geleitet wurde: und der ſich wie bekannt iſt, die groͤſte Muͤhe gab, Menſchen- koͤrper auszuſpritzen, und die kleinſten Theile der- ſelben aufzubehalten. Jch zog alſo die Ausdruͤk- ke des redenden Greiſes, den Worten des Pal- fyns vor und ſchrieb: auch ich, ich geſtehe es, habe bis dahin mit dem Ruyſch einerley Ge- danken gehabt (e). Und dieſes ſind die Worte, welche Albin anklagt.
Doch er beſchwert ſich uͤber mich im Jahr 1764. Und nun ſehe ich leicht ein, nachdem ich in der Zergliederung des menſchlichen Koͤrpers allmaͤhlig von einem Stuͤkke zum andern fortge- gangen, daß die Haut der maͤnnlichen Ruthe um deſto loſer, weicher und celluloͤſer ſey, je naͤher ſie der Haut liegt, hingegen dichter, je naͤher ſie mit dem ſchwammigen Koͤrper zuſammengraͤnzt, und ich habe keine ſichere Grenze finden koͤnnen, wo ſich das loſe von dem dichten Gewebe trennt.
Jch
(e)Comm. in prael. Boerhaave T. 5. P. I. p. 394. 1744. ed.
<TEI><text><front><divtype="preface"n="1"><p><pbfacs="#f0016"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#g">Vorrede.</hi></hi></fw><lb/><hirendition="#fr">Ruyſch</hi> hatte man ein zuverlaͤßiges Zeugniß:<lb/>
und ich pflegte dieſen Mann bey Dingen zu hoͤ-<lb/>
ren, die auf den einfachen Erfolg der Verſuche<lb/>
gegruͤndet ſind, indem derſelbe von keiner Hypo-<lb/>
theſe auf Jrrwege geleitet wurde: und der ſich<lb/>
wie bekannt iſt, die groͤſte Muͤhe gab, Menſchen-<lb/>
koͤrper auszuſpritzen, und die kleinſten Theile der-<lb/>ſelben aufzubehalten. Jch zog alſo die Ausdruͤk-<lb/>
ke des redenden Greiſes, den Worten des <hirendition="#fr">Pal-<lb/>
fyns</hi> vor und ſchrieb: auch ich, ich geſtehe es,<lb/>
habe bis dahin mit dem <hirendition="#fr">Ruyſch</hi> einerley Ge-<lb/>
danken gehabt <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">Comm. in prael. <hirendition="#k">Boerhaave</hi> T. 5. P. I. p. 394. 1744. ed.</hi></note>. Und dieſes ſind die Worte,<lb/>
welche <hirendition="#fr">Albin</hi> anklagt.</p><lb/><p>Doch er beſchwert ſich uͤber mich im Jahr<lb/>
1764. Und nun ſehe ich leicht ein, nachdem ich<lb/>
in der Zergliederung des menſchlichen Koͤrpers<lb/>
allmaͤhlig von einem Stuͤkke zum andern fortge-<lb/>
gangen, daß die Haut der maͤnnlichen Ruthe um<lb/>
deſto loſer, weicher und celluloͤſer ſey, je naͤher ſie<lb/>
der Haut liegt, hingegen dichter, je naͤher ſie mit<lb/>
dem ſchwammigen Koͤrper zuſammengraͤnzt, und<lb/>
ich habe keine ſichere Grenze finden koͤnnen, wo<lb/>ſich das loſe von dem dichten Gewebe trennt.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Jch</fw><lb/></div></front></text></TEI>
[0016]
Vorrede.
Ruyſch hatte man ein zuverlaͤßiges Zeugniß:
und ich pflegte dieſen Mann bey Dingen zu hoͤ-
ren, die auf den einfachen Erfolg der Verſuche
gegruͤndet ſind, indem derſelbe von keiner Hypo-
theſe auf Jrrwege geleitet wurde: und der ſich
wie bekannt iſt, die groͤſte Muͤhe gab, Menſchen-
koͤrper auszuſpritzen, und die kleinſten Theile der-
ſelben aufzubehalten. Jch zog alſo die Ausdruͤk-
ke des redenden Greiſes, den Worten des Pal-
fyns vor und ſchrieb: auch ich, ich geſtehe es,
habe bis dahin mit dem Ruyſch einerley Ge-
danken gehabt (e). Und dieſes ſind die Worte,
welche Albin anklagt.
Doch er beſchwert ſich uͤber mich im Jahr
1764. Und nun ſehe ich leicht ein, nachdem ich
in der Zergliederung des menſchlichen Koͤrpers
allmaͤhlig von einem Stuͤkke zum andern fortge-
gangen, daß die Haut der maͤnnlichen Ruthe um
deſto loſer, weicher und celluloͤſer ſey, je naͤher ſie
der Haut liegt, hingegen dichter, je naͤher ſie mit
dem ſchwammigen Koͤrper zuſammengraͤnzt, und
ich habe keine ſichere Grenze finden koͤnnen, wo
ſich das loſe von dem dichten Gewebe trennt.
Jch
(e) Comm. in prael. Boerhaave T. 5. P. I. p. 394. 1744. ed.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/16>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.