Ein Ey von drei oder vier Wochen hatte schon seine äussere Fruchthaut (chorion) (b) und einen grossen Ku- chen (c).
Am fünf und zwanzigsten Tage erschien ein grosser mondförmiger Kuchen (d).
Ein Ey von einem Monate, so groß als ein Hüh- nerey, sahe von aussenher wollig aus (e), und hatte in- wendig drei Säkke, in deren einem die Frucht wie eine Ameise groß lag.
Levret sieht es als eine Regel an, daß sich alsdenn am Eye das wollige Wesen zeige, wenn das Ey so groß als ein Gänseey, und die Frucht wie eine Biene ist (f).
Den vierzigsten Tag ist die Frucht nicht grösser als eine Fliege, ihre Membran aber wollig. So war die Frucht so groß als eine Biene in einem Eye, von der Grösse eines Hühnereyes (g), und es liefen aus der Be- kleidung desselben zottige Wurzeln hervor.
Jch habe viele dergleichen Eyer, theils wie sie jezzo beschrieben wurden, theis reifere Eyer mit einem voll- kommnern Kuchen, selbst gesehen.
Jn einem Hunde, welcher dreizehn Tage, nachdem er aufgehört hatte läufisch zu seyn, geöfnet wurde, war die äussere zottige Fruchthaut an der Gebärmutter ange- wachsen. Eben dieses zeigte sich auch an einem Kanin- chen. Auch in der dritten Woche war die innere Frucht- haut eines Schaafes mit zartem Flokkenwerke besezzt.
Man muß es also der Seltenheit der Früchte zu- schreiben, wenn der grosse G. Harvey(h) schreibt, daß man bei den Menscheneyern anfänglich ganz und gar keinen Kuchen, und nur erst alsdenn zu finden anfängt,
wenn
(b)[Spaltenumbruch]DIEMERBROECK. p. 185.
(c)DODART. hist. ann. 1701. ob ich es gleich für älter halte.
(d)BIANCHI p. 58. f. 10. die- ses ist vielmehr übertrieben.
(e)RIOLAN. p. 384. 670. da [Spaltenumbruch]
doch die Frucht nicht grösser als eine Ameise war. So sagt BER- GAR. p. 476. DELIUS.
(f)LEVRET. p. 54.
(g)BERGER. p. 476.
(h)p. 236.
I. Abſ. Empfaͤngnis.
Ein Ey von drei oder vier Wochen hatte ſchon ſeine aͤuſſere Fruchthaut (chorion) (b) und einen groſſen Ku- chen (c).
Am fuͤnf und zwanzigſten Tage erſchien ein groſſer mondfoͤrmiger Kuchen (d).
Ein Ey von einem Monate, ſo groß als ein Huͤh- nerey, ſahe von auſſenher wollig aus (e), und hatte in- wendig drei Saͤkke, in deren einem die Frucht wie eine Ameiſe groß lag.
Levret ſieht es als eine Regel an, daß ſich alsdenn am Eye das wollige Weſen zeige, wenn das Ey ſo groß als ein Gaͤnſeey, und die Frucht wie eine Biene iſt (f).
Den vierzigſten Tag iſt die Frucht nicht groͤſſer als eine Fliege, ihre Membran aber wollig. So war die Frucht ſo groß als eine Biene in einem Eye, von der Groͤſſe eines Huͤhnereyes (g), und es liefen aus der Be- kleidung deſſelben zottige Wurzeln hervor.
Jch habe viele dergleichen Eyer, theils wie ſie jezzo beſchrieben wurden, theis reifere Eyer mit einem voll- kommnern Kuchen, ſelbſt geſehen.
Jn einem Hunde, welcher dreizehn Tage, nachdem er aufgehoͤrt hatte laͤufiſch zu ſeyn, geoͤfnet wurde, war die aͤuſſere zottige Fruchthaut an der Gebaͤrmutter ange- wachſen. Eben dieſes zeigte ſich auch an einem Kanin- chen. Auch in der dritten Woche war die innere Frucht- haut eines Schaafes mit zartem Flokkenwerke beſezzt.
Man muß es alſo der Seltenheit der Fruͤchte zu- ſchreiben, wenn der groſſe G. Harvey(h) ſchreibt, daß man bei den Menſcheneyern anfaͤnglich ganz und gar keinen Kuchen, und nur erſt alsdenn zu finden anfaͤngt,
wenn
(b)[Spaltenumbruch]DIEMERBROECK. p. 185.
(c)DODART. hiſt. ann. 1701. ob ich es gleich fuͤr aͤlter halte.
(d)BIANCHI p. 58. f. 10. die- ſes iſt vielmehr uͤbertrieben.
(e)RIOLAN. p. 384. 670. da [Spaltenumbruch]
doch die Frucht nicht groͤſſer als eine Ameiſe war. So ſagt BER- GAR. p. 476. DELIUS.
(f)LEVRET. p. 54.
(g)BERGER. p. 476.
(h)p. 236.
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I. Abſ. Empfaͤngnis.
Ein Ey von drei oder vier Wochen hatte ſchon ſeine
aͤuſſere Fruchthaut (chorion) (b) und einen groſſen Ku-
chen (c).
Am fuͤnf und zwanzigſten Tage erſchien ein groſſer
mondfoͤrmiger Kuchen (d).
Ein Ey von einem Monate, ſo groß als ein Huͤh-
nerey, ſahe von auſſenher wollig aus (e), und hatte in-
wendig drei Saͤkke, in deren einem die Frucht wie eine
Ameiſe groß lag.
Levret ſieht es als eine Regel an, daß ſich alsdenn
am Eye das wollige Weſen zeige, wenn das Ey ſo groß
als ein Gaͤnſeey, und die Frucht wie eine Biene iſt (f).
Den vierzigſten Tag iſt die Frucht nicht groͤſſer als
eine Fliege, ihre Membran aber wollig. So war die
Frucht ſo groß als eine Biene in einem Eye, von der
Groͤſſe eines Huͤhnereyes (g), und es liefen aus der Be-
kleidung deſſelben zottige Wurzeln hervor.
Jch habe viele dergleichen Eyer, theils wie ſie jezzo
beſchrieben wurden, theis reifere Eyer mit einem voll-
kommnern Kuchen, ſelbſt geſehen.
Jn einem Hunde, welcher dreizehn Tage, nachdem
er aufgehoͤrt hatte laͤufiſch zu ſeyn, geoͤfnet wurde, war
die aͤuſſere zottige Fruchthaut an der Gebaͤrmutter ange-
wachſen. Eben dieſes zeigte ſich auch an einem Kanin-
chen. Auch in der dritten Woche war die innere Frucht-
haut eines Schaafes mit zartem Flokkenwerke beſezzt.
Man muß es alſo der Seltenheit der Fruͤchte zu-
ſchreiben, wenn der groſſe G. Harvey (h) ſchreibt, daß
man bei den Menſcheneyern anfaͤnglich ganz und gar
keinen Kuchen, und nur erſt alsdenn zu finden anfaͤngt,
wenn
(b)
DIEMERBROECK. p. 185.
(c) DODART. hiſt. ann. 1701.
ob ich es gleich fuͤr aͤlter halte.
(d) BIANCHI p. 58. f. 10. die-
ſes iſt vielmehr uͤbertrieben.
(e) RIOLAN. p. 384. 670. da
doch die Frucht nicht groͤſſer als
eine Ameiſe war. So ſagt BER-
GAR. p. 476. DELIUS.
(f) LEVRET. p. 54.
(g) BERGER. p. 476.
(h) p. 236.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/159>, abgerufen am 29.11.2024.
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