Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Abs. Empfängnis.
und verschwand gleichsam innerhalb eines einzigen Ta-
ges an der Luft (k).

Die käseartige Substanz, welche in der Fallopi-
schen
Trompete erwähnt wird (l), gehört vielleicht zum
Schleime, woraus die Häute der Frucht werden.

Dieses gilt auch von dem Wölkchen, als einem
Grundrisse der Frucht (m), wobei vornehme Zeugen zu-
gegen waren.

Die kristallhelle Flüßigkeit in den Fächern einer vor
kurzem befruchteten Kazze (n).

Ein Gewebe von Gefässen, die noch nicht roth wa-
ren, in einem Schaafe (o).

Am zehnten Tage erwähnte man von einer glasför-
migen Substanz in einem Schweme (p), sie war in eine
Haut eingeschlossen, in deren Mitte die Frucht mit ästi-
gen Blutadern lag, und dieses scheint mir die frühzeitige
Nachricht von einer wirklichen Frucht zu seyn. An eben
dem Schweine sahe eben dieser berühmte Mann gallert-
artige kleine Massen mit blutigen Fasern durchzeichnet (q).

Jch schliesse aus diesen meinen vielfältigen Erfah-
rungen:

Erstlich, daß das neue Thierchen viel später, als
man bisher geglaubt, sichtbar, und zwar im Schaafe,
nicht vor dem neunzehnten Tage (r), werde, da doch
ein Schaaf fast bis in den fünften Monat trächtig geht.
Folglich geschieht es vor dieser Zeit wohl nicht im Men-
schen, welcher, ob er wohl einen grössern Körper hat,
dennoch eine Frucht zur Welt bringt, welche grösser,
als ein Lamm ist, und noch dazu allererst nach einem
Verlaufe von neun Monaten. Folglich kann man alle
die Anmerkungen von Menschenfrüchten, so man vor dem

zwan-
(k) [Spaltenumbruch] Act. Hafn. II. n. 4. BIAN-
CHI mostri p.
51. 52.
(m) HARVEI p. 56. Conf.
GRAAF. p.
165.
(n) HARTMANN. n. 22.
(o) [Spaltenumbruch] Idem n. 38.
(p) COITER. p. 124.
(q) HARTMANN n. 38.
(r) p. 58.
G 3

I. Abſ. Empfaͤngnis.
und verſchwand gleichſam innerhalb eines einzigen Ta-
ges an der Luft (k).

Die kaͤſeartige Subſtanz, welche in der Fallopi-
ſchen
Trompete erwaͤhnt wird (l), gehoͤrt vielleicht zum
Schleime, woraus die Haͤute der Frucht werden.

Dieſes gilt auch von dem Woͤlkchen, als einem
Grundriſſe der Frucht (m), wobei vornehme Zeugen zu-
gegen waren.

Die kriſtallhelle Fluͤßigkeit in den Faͤchern einer vor
kurzem befruchteten Kazze (n).

Ein Gewebe von Gefaͤſſen, die noch nicht roth wa-
ren, in einem Schaafe (o).

Am zehnten Tage erwaͤhnte man von einer glasfoͤr-
migen Subſtanz in einem Schweme (p), ſie war in eine
Haut eingeſchloſſen, in deren Mitte die Frucht mit aͤſti-
gen Blutadern lag, und dieſes ſcheint mir die fruͤhzeitige
Nachricht von einer wirklichen Frucht zu ſeyn. An eben
dem Schweine ſahe eben dieſer beruͤhmte Mann gallert-
artige kleine Maſſen mit blutigen Faſern durchzeichnet (q).

Jch ſchlieſſe aus dieſen meinen vielfaͤltigen Erfah-
rungen:

Erſtlich, daß das neue Thierchen viel ſpaͤter, als
man bisher geglaubt, ſichtbar, und zwar im Schaafe,
nicht vor dem neunzehnten Tage (r), werde, da doch
ein Schaaf faſt bis in den fuͤnften Monat traͤchtig geht.
Folglich geſchieht es vor dieſer Zeit wohl nicht im Men-
ſchen, welcher, ob er wohl einen groͤſſern Koͤrper hat,
dennoch eine Frucht zur Welt bringt, welche groͤſſer,
als ein Lamm iſt, und noch dazu allererſt nach einem
Verlaufe von neun Monaten. Folglich kann man alle
die Anmerkungen von Menſchenfruͤchten, ſo man vor dem

zwan-
(k) [Spaltenumbruch] Act. Hafn. II. n. 4. BIAN-
CHI moſtri p.
51. 52.
(m) HARVEI p. 56. Conf.
GRAAF. p.
165.
(n) HARTMANN. n. 22.
(o) [Spaltenumbruch] Idem n. 38.
(p) COITER. p. 124.
(q) HARTMANN n. 38.
(r) p. 58.
G 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0153" n="101"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Ab&#x017F;. Empfa&#x0364;ngnis.</hi></fw><lb/>
und ver&#x017F;chwand gleich&#x017F;am innerhalb eines einzigen Ta-<lb/>
ges an der Luft <note place="foot" n="(k)"><cb/><hi rendition="#aq">Act. Hafn. II. n. 4. BIAN-<lb/>
CHI mo&#x017F;tri p.</hi> 51. 52.</note>.</p><lb/>
              <p>Die ka&#x0364;&#x017F;eartige Sub&#x017F;tanz, welche in der <hi rendition="#fr">Fallopi-<lb/>
&#x017F;chen</hi> Trompete erwa&#x0364;hnt wird (l), geho&#x0364;rt vielleicht zum<lb/>
Schleime, woraus die Ha&#x0364;ute der Frucht werden.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;es gilt auch von dem Wo&#x0364;lkchen, als einem<lb/>
Grundri&#x017F;&#x017F;e der Frucht <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">HARVEI</hi> p. 56. Conf.<lb/>
GRAAF. p.</hi> 165.</note>, wobei vornehme Zeugen zu-<lb/>
gegen waren.</p><lb/>
              <p>Die kri&#x017F;tallhelle Flu&#x0364;ßigkeit in den Fa&#x0364;chern einer vor<lb/>
kurzem befruchteten Kazze <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">HARTMANN. n.</hi> 22.</note>.</p><lb/>
              <p>Ein Gewebe von Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, die noch nicht roth wa-<lb/>
ren, in einem Schaafe <note place="foot" n="(o)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Idem</hi> n.</hi> 38.</note>.</p><lb/>
              <p>Am zehnten Tage erwa&#x0364;hnte man von einer glasfo&#x0364;r-<lb/>
migen Sub&#x017F;tanz in einem Schweme <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">COITER. p.</hi> 124.</note>, &#x017F;ie war in eine<lb/>
Haut einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, in deren Mitte die Frucht mit a&#x0364;&#x017F;ti-<lb/>
gen Blutadern lag, und die&#x017F;es &#x017F;cheint mir die fru&#x0364;hzeitige<lb/>
Nachricht von einer wirklichen Frucht zu &#x017F;eyn. An eben<lb/>
dem Schweine &#x017F;ahe eben die&#x017F;er beru&#x0364;hmte Mann gallert-<lb/>
artige kleine Ma&#x017F;&#x017F;en mit blutigen Fa&#x017F;ern durchzeichnet <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">HARTMANN n.</hi> 38.</note>.</p><lb/>
              <p>Jch &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;e aus die&#x017F;en meinen vielfa&#x0364;ltigen Erfah-<lb/>
rungen:</p><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Er&#x017F;tlich,</hi> daß das neue Thierchen viel &#x017F;pa&#x0364;ter, als<lb/>
man bisher geglaubt, &#x017F;ichtbar, und zwar im Schaafe,<lb/>
nicht vor dem neunzehnten Tage <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 58.</note>, werde, da doch<lb/>
ein Schaaf fa&#x017F;t bis in den fu&#x0364;nften Monat tra&#x0364;chtig geht.<lb/>
Folglich ge&#x017F;chieht es vor die&#x017F;er Zeit wohl nicht im Men-<lb/>
&#x017F;chen, welcher, ob er wohl einen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Ko&#x0364;rper hat,<lb/>
dennoch eine Frucht zur Welt bringt, welche gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
als ein Lamm i&#x017F;t, und noch dazu allerer&#x017F;t nach einem<lb/>
Verlaufe von neun Monaten. Folglich kann man alle<lb/>
die Anmerkungen von Men&#x017F;chenfru&#x0364;chten, &#x017F;o man vor dem<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 3</fw><fw place="bottom" type="catch">zwan-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0153] I. Abſ. Empfaͤngnis. und verſchwand gleichſam innerhalb eines einzigen Ta- ges an der Luft (k). Die kaͤſeartige Subſtanz, welche in der Fallopi- ſchen Trompete erwaͤhnt wird (l), gehoͤrt vielleicht zum Schleime, woraus die Haͤute der Frucht werden. Dieſes gilt auch von dem Woͤlkchen, als einem Grundriſſe der Frucht (m), wobei vornehme Zeugen zu- gegen waren. Die kriſtallhelle Fluͤßigkeit in den Faͤchern einer vor kurzem befruchteten Kazze (n). Ein Gewebe von Gefaͤſſen, die noch nicht roth wa- ren, in einem Schaafe (o). Am zehnten Tage erwaͤhnte man von einer glasfoͤr- migen Subſtanz in einem Schweme (p), ſie war in eine Haut eingeſchloſſen, in deren Mitte die Frucht mit aͤſti- gen Blutadern lag, und dieſes ſcheint mir die fruͤhzeitige Nachricht von einer wirklichen Frucht zu ſeyn. An eben dem Schweine ſahe eben dieſer beruͤhmte Mann gallert- artige kleine Maſſen mit blutigen Faſern durchzeichnet (q). Jch ſchlieſſe aus dieſen meinen vielfaͤltigen Erfah- rungen: Erſtlich, daß das neue Thierchen viel ſpaͤter, als man bisher geglaubt, ſichtbar, und zwar im Schaafe, nicht vor dem neunzehnten Tage (r), werde, da doch ein Schaaf faſt bis in den fuͤnften Monat traͤchtig geht. Folglich geſchieht es vor dieſer Zeit wohl nicht im Men- ſchen, welcher, ob er wohl einen groͤſſern Koͤrper hat, dennoch eine Frucht zur Welt bringt, welche groͤſſer, als ein Lamm iſt, und noch dazu allererſt nach einem Verlaufe von neun Monaten. Folglich kann man alle die Anmerkungen von Menſchenfruͤchten, ſo man vor dem zwan- (k) Act. Hafn. II. n. 4. BIAN- CHI moſtri p. 51. 52. (m) HARVEI p. 56. Conf. GRAAF. p. 165. (n) HARTMANN. n. 22. (o) Idem n. 38. (p) COITER. p. 124. (q) HARTMANN n. 38. (r) p. 58. G 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/153
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/153>, abgerufen am 17.05.2024.